in ihren Beziehungen zu auswärtigen Verhältnissen; in diesem Sinn spricht und sprach man von dem Kabinett von St. James, dem Kabinett der
Tuilerien, dem Kabinett von Petersburg, dem Berliner Kabinett. Ein lediglich von dem Staatsoberhaupt ohne Rücksicht auf den Willen des Volkes,
namentlich aus dynastischen Gründen, begonnener Krieg wird Kabinettskrieg genannt. Geheimes Kabinett heißt in
manchen Staaten das höchste Landeskollegium oder das Kollegium der Geheimen Räte. Kabinett nennt man ferner ein Zimmer oder eine Abteilung
für ausgezeichnete, durch Kostbarkeit oder Seltenheit besonders wertvolle Gegenstände der Künste oder Wissenschaften, die,
als Kabinettstücke, nicht allgemeinen Sammlungen einverleibt werden, also im Gegensatz zu Galerien, Sälen
(Gemäldegalerie, Bibliotheksaal etc.); hieraus erklären sich Ausdrücke wie Kabinettwein, Kabinettauslese etc. Namentlich
heißt ein Zimmer, in welchem eine Münzsammlung aufbewahrt wird (Münzkabinett); dann ein Buch, in welchem eine Münzsammlung
verzeichnet und beschrieben ist. Schwarzes Kabinett, s. Cabinet noir.
die unmittelbare Einmischung des Regenten in einen bei den Gerichten anhängigen Rechtsstreit. In Deutschland
wurde derselben zuerst durch die Reichskammergerichtsordnung 1495 entgegengewirkt, und seitdem ist die Unabhängigkeit der
Gerichte und der Rechtsprechung stets anerkannt worden. Nach der deutschen Reichsverfassung vom (Art.
77) ist für den Fall der Kabinettsjustiz das Recht der Beschwerde an den Bundesrat gegeben, und das deutsche Gerichtsverfassungsgesetz (Art.
1) enthält die ausdrückliche Bestimmung: »Die richterliche Gewalt wird durch unabhängige, nur dem Gesetz unterworfene Gerichte
ausgeübt«.
angeblich pelasgische, in Wahrheit aber, wie der Name (»die Großen, Mächtigen«) besagt, ursprünglich semitische
Gottheiten, welche besonders auf den Inseln Samothrake, Lemnos, Imbros u. a. verehrt wurden. Auf Samothrake erscheinen sie in der
Zweizahl und wurden besonders als Beschützer der Schiffer gegen Sturmesgefahr verehrt, auch vielfach
mit den Dioskuren identifiziert. Im spätern Volksglauben nahm St. Elmo ihre Stelle ein (vgl. Elmsfeuer). In Lemnos erscheinen
sie in der Dreizahl, als Söhne des Hephästos und der Kabeiro, und wurden als Schmiede, aber auch als Götter des
Weins verehrt. Zwei der Brüder töten den dritten, was darauf hinweist, daß sie ursprünglich Götter des Naturlebens waren.
Ihre Verehrung nahm (besonders auf Samothrake) die Form eines Geheimkultus an. Auch mit den Telchinen, Daktylen, Kureten und Korybanten
wurden sie vielfach in Berührung gebracht.
Vgl. Welcker, Griechische Götterlehre (Bd. 3, S. 173 ff.).
Fluß im östlichen Afghanistan, entspringt am Ostabhang der Pagmankette bei dem Unaipaß, fließt in östlicher
Richtung, einen großen Bogen nach S. bildend, an der Stadt Kabul vorüber, wird durch zahlreiche Zuflüsse (Logar, Alischang,
Kunar, Lundai etc.) verstärkt, tritt nordöstlich vom Chaiberpaß auf britisches Gebiet und
mündet nach etwa 500 km langem Lauf oberhalb Attok in den Indus.
Der ungestüme und reißende Strom kann
nur mit Flößen befahren werden.
Hauptstadt von Afghanistan, am Fluß Kabul, 1950 m ü. M. gelegen, am Westende einer weiten Ebene, welche hier durch
zwei aufeinander stoßende Höhenzüge abgeschlossen wird, hat etwa 60,000 Einw., worunter an
12,000 Türken und Perser, welche Nadir Schah hierher führte, besteht aus der Citadelle, dem Bala Hissar, einer
Stadt für sich mit dem Palast des Schahs, Regierungsgebäuden, großen Gärten, einem Bazar, der alten Stadt, die durch Mauern
mit Thoren in verschiedene Quartiere geteilt ist und in ihren engen Gassen kein einziges bemerkenswertes Gebäude
zählt, und weiten Vorstädten. Die an sich starken Werke der Festung werden durch benachbarte Höhen beherrscht, die Wälle
der Stadt sind längst gefallen. Die gewerbliche Thätigkeit der Stadt ist unbedeutend, doch hat sich in als Kreuzungspunkt
wichtiger Handelsstraßen von jeher ein lebhafter Verkehr entwickelt, dem zwei ziemlich parallel laufende,
fast eine halbe Stunde lange Bazare dienen. - Kabul ist eine sehr alte Stadt und schon durch den Zug
Alexanders d. Gr. bekannt geworden;
Baber, der hier begraben liegt, machte es zu seiner Hauptstadt, doch hat die Stadt diesen Rang erst seit dem Ende des letzten
Jahrhunderts endgültig behauptet. In den Kämpfen mit England hat Kabul wiederholt eine hervorragende Rolle
gespielt. Vgl. Afghanistan (Geschichte).
ein Volk berberischer Abstammung in Algerien, das zum größern Teil die Provinz Algier,
zum kleinern die Provinz Konstantine bewohnt und in 1400 Ortschaften 450-500,000 Köpfe zählt. Sie haben
in wiederholten heftigen Kämpfen lange ihre Unabhängigkeit gegenüber den Franzosen behauptet, bis es diesen 1857 gelang,
sie ganz zu unterwerfen (s. Algerien). Die Kabylen sind sämtlich Mohammedaner. Sie treiben nicht bloß Ackerbau und Viehzucht, sondern
zeichnen sich auch im Weben von Stoffen und in der Verfertigung von Waffen aus und bearbeiten die Eisen-
und Bleibergwerke des Atlas.
Man findet Wassermühlen, Teppichwirkereien und Töpfereien bei ihnen; besonders national aber ist die Ölbereitung. Auch wandern
jährlich Tausende in die Städte, selbst nach Tunis, hinein, um als Lastträger und Arbeiter, namentlich in den Häfen,
eine kleine Summe zu erwerben, mit der sie in die Heimat zurückkehren. Ihre zu dem hamitischen Stamm gehörige Sprache wurde
von Hanoteau grammatisch bearbeitet (Algier 1858), der auch »Poésies populaires de la Kabylie du Jurjura« (mit Übersetzung,
mehr
1867) herausgab. Unter den verschiedenen Stämmen der Kabylen existiert eine Art von traditionellem Bündnis (Solf), welches in
Fällen großer gemeinschaftlicher Gefahr ins Leben tritt. Ihre Verfassung ist rein demokratisch. Jeder Stamm (Artsch) teilt sich
in so viel Bezirke (Charuba), wie er Thäler oder Berge besetzt hält; der Amine ist der Anführer im Krieg,
der Richter im Frieden. Die wahre und permanente Macht ruht in der Sawia oder kirchlichen Gemeinde, die von Marabuts gebildet
wird.
Die Gesetzgebung geht von der Dschemma oder allgemeinen Versammlung des Ortes aus, in der jeder zu erscheinen berechtigt ist,
der sich im Besitz einer Flinte befindet. Die Steuern, welche die Sawia erhebt, dienen dazu, die Armen zu
ernähren, Mittel der Gastfreundschaft für Reisende zu gewähren und den den Marabuts übergebenen Kindern Unterhalt zu verschaffen.
In jeder Sawia befinden sich eine Moschee oder Kubba (Kapelle), die sich über dem Grab eines heiligen Marabut erhebt, ein wissenschaftlichen
Studien gewidmetes Lokal und Wohnungen für Schüler und Gelehrte, Bettler und Reisende. Das von den Kabylen bewohnte
Land (Kabylien) zerfällt in Großkabylien, das in Dreiecksgestalt zwischen den Küstenplätzen Dellis und Dschidschelli und
dem Setif im S. sich ausdehnt, und in Kleinkabylien, das östlich an das vorige grenzt und von Dschidschelli bis
Philippeville reicht.
Vgl. Hanoteau und Letourneur, La Kabylie et les coutumes kabyles (Algier 1873, 3 Bde.);