Jutroschin,
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, [* 2] Kreis [* 3] Kroben, an der Orla, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht und (1885) 2021 meist kath. Einwohner.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, [* 2] Kreis [* 3] Kroben, an der Orla, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht und (1885) 2021 meist kath. Einwohner.
eine Quellnymphe der Latiner, Schwester des Turnus, welche von Jupiter geliebt und mit Unsterblichkeit und der Herrschaft über die Gewässer beschenkt ward.
Dem Janus [* 4] gebar sie den Quellgott Fontus.
Sie hatte einen Tempel [* 5] bei einer Quelle [* 6] auf dem Marsfeld, wo ihr jährlich (11. Jan.) das Fest der Juturnalien gefeiert wurde. Das Wasser dieser Quelle galt für das reinste und heilkräftigste.
(sc. remedia, lat.), Verstärkungsmittel, in der Rezeptierkunst gebräuchlich für gewisse verstärkende Arzneien, welche andern ähnlich wirkenden zugesetzt werden.
Tommaso Aloisio, ital. Kupferstecher, geb. 1809 zu Messina, [* 7] studierte in Rom [* 8] unter Marchetti und in Parma [* 9] unter Toschi, ging 1842 zu seiner weitern Ausbildung nach Paris [* 10] und London, [* 11] wurde 1846 von Messina an die Kupferstecherschule zu Neapel, [* 12] 1871 als Vizedirektor der Calcografia nach Rom berufen. Er erschoß sich in Rom. Er stach Porträte [* 13] nach Rubens, Rembrandt u. a., dann die Madonna mit dem kleinen Johannes und vier Heiligen nach Raffael, die früher im Schloß von Neapel war.
Stadt in Noricum, von Hadrian gegründet, 470 von den Herulern zerstört, im 6. Jahrh. von den Bayern [* 14] als Salispurgo wieder erbaut (s. Salzburg). [* 15]
(lat.), bei den Römern in vom Kaiser Nero aus Veranlassung seines Eintritts ins männliche Alter eingerichtetes szenisches Spiel, eine Art Dilettantentheater vor einem kleinen Publikum.
Nero selbst und neben ihm die vornehmsten Personen traten darin unmaskiert als Mimen, Solo- oder Chorsänger auf.
Unter den spätern Kaisern hießen J. die zu Jahresanfang im Palatium veranstalteten Spiele (Wagenrennen, Tierkämpfe etc.).
Decimus Junius, röm. Dichter, um 47 v. Chr. zu Aquinum im Volskischen geboren, war der Sohn oder Pflegling eines wohlhabenden Freigelassenen, erwarb sich aber die Ritterwürde und soll, weil er den Einfluß eines Schauspielers auf die Regierung gerügt hatte, unter dem Vorwand der Übernahme eines militärischen Kommandos in eine entlegene Provinz (Ägypten [* 16] oder Britannien?) verbannt worden sein, wahrscheinlich unter Trajan oder Hadrian. Er starb vermutlich um 130 im Exil.
Erhalten sind seine 16 Satiren, welche die Grammatiker in fünf Bücher eingeteilt haben. Der Einfluß seiner frühern rhetorischen Studien verrät sich in dem durchgängigen Pathos, den langgedehnten Auseinandersetzungen, der Häufung der Beispiele und der sich breit machenden Gelehrsamkeit. Das Motiv seiner satirischen Darstellung ist der innere Unwille über die allseitige Verderbtheit, namentlich in der Zeit Domitians; sein Stoff sind die sozialen Laster Roms, deren Scheußlichkeit er in ihrer ganzen Nacktheit mit den grellsten Farben schildert.
Man sieht es seinen Satiren an, daß sie erst in reiferm Alter verfaßt sind; denn nirgends ist etwas Jugendliches, nirgends Hoffnung und Vertrauen, allenthalben nur finstere Menschenverachtung bemerklich. Reiche Erfahrung und ehrenhafte Gesinnung sprechen aus seinen Gedichten, aber kein edler Geschmack. Neuere Ausgaben von Heinrich (Bonn [* 17] 1839, 2 Bde.), O. Jahn (2. Aufl. von Bücheler, Berl. 1886, kritische Hauptausgabe mit den Scholien; Text 1868), Hermann (Leipz. 1854), Ribbeck (das. 1859), Weidner (das. 1873). Übersetzungen von Donner (Tübing. 1821), Weber (Halle [* 18] 1838), Hausmann (mit lat. Text, Leipz. 1839), Häckermann (Greifsw. 1847), v. Siebold (mit lat. Text und Erläuterungen, Leipz. 1858), Berg (Stuttg. 1862), Hertzberg-Teuffel (das. 1864-1867) und Hilgers (in Iamben, das. 1876).
Vgl. Völker, J., ein Lebens- und Charakterbild (Elberf. 1851);
Munding, Über die Satiren des J. in religiöser und sittlicher Beziehung (Rottweil [* 19] 1865);
Ribbeck, Der echte und unechte J. (Berl. 1865);
Widal, J. et ses satires (Par. 1869);
Dötsch, J., ein Sittenrichter seiner Zeit (Leipz. 1874).
Gajus Vettius Aquilius, wahrscheinlich der erste Dichter, der den Versuch machte, einen christlich-historischen Stoff in der Form und der Sprache [* 20] der römischen Epiker zu behandeln, span. Presbyter, verfaßte um 330 n. Chr. eine poetische Bearbeitung der Evangeliengeschichte in 4 Bänden (»Historia evangelica«, hrsg. von Arevalus, Rom 1792; in Mignes »Patrologie«, Bd. 19). Zweifelhaft ist, ob ihm eine ähnliche Bearbeitung der Bücher Mosis und Josua gehört.
Vgl. Gebser, De Juvenci vita et scriptis (Jena [* 21] 1827);
Ebert, Geschichte der Litteratur des Mittelalters, Bd. 1 (Leipz. 1874).
(auch Juventa), bei den Römern die Göttin der männlichen Jugend, welche, sobald sie das Knabengewand mit der männlichen Toga [* 22] vertauscht hatte, sich in ihr Heiligtum auf dem Kapital begab.
Sie entspricht der griechischen Hebe.
Dargestellt findet sie sich als Jungfrau mit einer Opferschale, Weihrauch auf einen Dreifuß streuend.
s. Bertholletia. ^[= Humb. et Bonpl., Gattung aus der Familie der Myrtaceen, mit der einzigen Art B. excelsa Humb. ...]
geschliffener Edelstein;
auch ein aus Edelsteinen, Perlen und Edelmetall zusammengesetzter Schmuck;
dann überhaupt s. v. w. Kleinod, Kostbarkeit ersten Ranges.
Das eigentlich niederländische Wort (franz. joyau, ital. giojello, mittellat. jocale = gaudiale) stammt vom lat. gaudium (franz. joie, »Freude«) ab.
das beim Verkauf der Edelsteine [* 23] übliche Gewicht, das Karat (s. d.).
(Brillantkäfer, Entimus imperialis L.), ein Rüsselkäfer [* 24] Brasiliens, 3-3,5 cm lang, mit fast dreieckigen Flügeldecken, stark hervorragenden, hakenförmigen Schulterecken, glänzend schwarz, unterseits dicht goldgrün beschuppt, an den Beinen lang weißbehaart, auf dem Thorax mit goldgrüner Mittelfurche, seitlich auf grünem Grund schwarzwarzig und auf den Flügeldecken mit dichten Reihen goldgrüner Gruben, wird in Gold [* 25] gefaßt und wie Edelsteine benutzt.
englisches, in der königlichen Fabrik zu Worcester gefertigtes Porzellan, welches in Nachahmung von Goldschmiedearbeiten mit türkisblauen Emailperlen besetzt und mit mattem oder glänzendem Gold und farbigem Email dekoriert ist.
Die Vasen, [* 26] Tassen, Service etc. aus J. sind sehr kostbar.
ein selbständiger Zweig der Goldschmiedekunst, [* 27] datiert von der Erfindung des Schleifens der Edelsteine, vornehmlich des Diamanten, mit Diamantstaub durch Ludwig van Berquen um 1456, welche Erfindung zunächst die Folge hatte, daß man das »Feuer«, das wechselnde Farbenspiel, des Diamanten viel höher schätzte als die konstante Farbe der Steine. Zwar hatte man, soweit unsre Kenntnis des Altertums reicht, schon in ältester Zeit Edelsteine gefaßt, um sie als Schmuck des Menschen verwenden zu können. Aber mancherlei Erwähnungen in der ¶
Bibel [* 29] u. a. O. zeigen, daß man im Altertum zwischen natürlichen Steinen und Glasfluß nicht streng unterschied. Bis in das Mittelalter fand man einen Hauptreiz in der Zusammenstellung verschiedenfarbiger Steine. Wie auf dem Brustgeschmeide des Hohenpriesters der Juden zwölf verschiedene Steine die zwölf Stämme andeuteten, schreibt der Mönch Theophilus vor, Edelsteine verschiedener Farbe miteinander abwechseln zu lassen, z. B. an Kronreifen, Gewandsäumen etc. Den Griechen und griechisch gebildeten Römern war der Edel- und Halbedelstein das vorzüglichste Material für den Gemmen- und Kameenschnitt, und wenn auch die Färbung oder die Seltenheit den Wert eines Ringsteins erhöhte, so wurde dieser doch vor allem in der Arbeit des Künstlers gesucht.
Die berühmten Kleinodien des Altertums, wie der Ring des Polykrates, waren Intaglien, und Plinius sagt noch ausdrücklich, die Edelsteine seien dazu da, mit Zeichen (Schriftzügen, Sinnbildern etc.) versehen zu werden; allein er rügt auch bereits, daß seine Zeit anfange, auf die Steine selbst einen ungebührlichen Wert zu legen. Die Kleinodien und die Kostümbilder aus dem Mittelalter zeigen in den Kronen, [* 30] Agraffen, an Rüstungen, [* 31] Büchereinbänden etc. die Edelsteine nur geglättet und wesentlich in ihrer natürlichen Gestalt, ferner in Verbindung mit Email, Filigran etc. Den ersten Diamantschmuck in Frankreich soll Agnes Sorel (gest. 1450) besessen haben.
Von jener Zeit an erlangte das Fassen, Aufbringen, Tingieren der Edelsteine (s. Edelsteine) eine höhere Bedeutung. Cellini gibt zu alledem umständliche Anweisungen. Zu seiner Zeit war es bereits allgemein gebräuchlich und erlaubt, den Edelsteinen (zu welchen er nur Rubin - Feuer, Diamant [* 32] - Wasser, Saphir - Luft, Smaragd [* 33] - Erde und bedingungsweise Topas [* 34] - Sonnenlicht rechnet) Folie zu geben. Dagegen war die Anwendung einer Tinktur auf der Unterseite des Steins nur bei den Diamanten gestattet, bei den übrigen Steinen galt es ebenso als Fälschung wie das namentlich in Mailand [* 35] betriebene Dublieren. In Deutschland [* 36] erreichte die J. in der Zusammenstellung von farbigen Steinen, Perlen und Email ihren Höhepunkt im 16. Jahrh. Durch das Vorwiegen des Diamanten und zumal seit Einführung des Brillantschliffs im 17. Jahrh. wurde eine Umwälzung im Geschmack bewerkstelligt, welche für die J. verhängnisvoll werden sollte.
Das unruhige Gefunkel des facettierten Steins ordnet sich in kein künstlerisches Ensemble ein, zerstört in der Zusammenstellung mit andern Steinen deren Wirkung, und so ging allmählich auch der Sinn für künstlerischen Schmuck überhaupt verloren. Kleine Steine verschiedener Färbung und Perlen wurden im vorigen Jahrhundert noch zur Umrahmung von Medaillons u. dgl. verwendet (Rokokoschmuck); vorwiegend aber suchte man ein Gleichgewicht [* 37] gegen den Diamanten in der Zusammenstellung großer Edelsteine von durchaus gleicher Farbe zu Einem Schmuck oder in der Häufung vieler kleiner gleicher Steine auf Einem Stück in der Art, daß das Ganze ungefähr einem einzigen, zu unzähligen Facetten geschliffenen Stein glich.
Eine heilsame Reaktion gegen den farblosen Schmuck begann erst mit der allgemeinen Reform des Kunstgewerbes seit dem Beginn der 70er Jahre des 19. Jahrh., wobei man auf die farbigen Renaissancemuster des 16. Jahrh. zurückgriff. Eine reiche Sammlung von solchen Mustern enthält das Werk von F. Luthmer: »Der Goldschmuck der Renaissance« (Berl. 1881). Als Kuriosität ist zu erwähnen, daß in der ersten französischen Revolution Bijoux de la révolution, gefaßte Stücke Stein von der Bastille, als Schmuck getragen wurden.
Vgl. auch Boue, Traité d'orfèvrerie, bijouterie et joaillerie (Par. 1832, 2 Bde.);
v. Kulmer, Handbuch für Gold- und Silberarbeiter und Juweliere (2. Aufl., Weimar [* 38] 1887), sowie die Artikel Bijouterien und Goldschmiedekunst und die Abbildungen auf Tafel »Schmucksachen«. [* 39]