der Journalismus keine Litteratur bilde, daß die skizzenhafte, fragmentarische Geistreichigkeit wohl die alten
Formen der
Kunst aufheben, aber keine neuen erzeugen könne, mit dem Anschluß
Gutzkows,
Laubes an die
Bühne und die Romandichtung war
die
Kraft
[* 2] der
Bewegung erschöpft, wenngleich Nachwirkungen ihrer
Irrtümer sich noch über die folgenden Jahrzehnte erstreckten.
Offiziell wurde der
Name des »jungen
Deutschland«
[* 3] in dem Beschluß des deutschen
Bundestags vom gebraucht, welcher
die
SchriftenHeines,
Börnes,
Gutzkows,
Laubes,
Wienbargs und Theod.
Mundts verbot.
Die
Proteste, welche einige der Genannten erließen, halfen für den
Augenblick wenig; da sich aber mit jedem
Tag klarer herausstellte,
daß das junge Deutschland allenfalls eine litterarische
Schule (und selbst das kaum) und unbedingt kein fester
Bund von Gesinnungsgenossen
sei, da die Lächerlichkeit, noch gar nicht erschienene
Schriften zu verbieten, zu augenfällig war, da durch
Annahme falscher
Namen das ganze Verbot leicht umgangen werden konnte, so ward dasselbe zwar nie zurückgenommen,
aber stillschweigend außer
Kraft gesetzt.
Gerade das politische Märtyrertum, mit dessen
Heiligenschein der
Bundestag die
Häupter der willkürlich zum jungen
Deutschland
zusammengekoppelten Schriftsteller umkleidete, weckte in jenen
Tagen der liberalen Bestrebungen die
Teilnahme für die verfemten
Talente und erschwerte auch in späterer Zeit die sachgemäße Beurteilung und unerläßlicheKritik der
Theorien und Leistungen des jungen
Deutschland.
Vgl.
Brandes, Das junge Deutschland (Leipz. 1887);
Ein Zentralkomitee, durch die Vereinigung der Nationalausschüsse oder der
Bevollmächtigten der drei
Ausschüsse zusammengesetzt,
bildete die gemeinsame Bundesbehörde.
Alle Mitglieder sollten durch dieselbe ein gemeinschaftliches
Symbol erhalten, und jeder
öffentliche
Erlaß sollte durch eine gemeinschaftliche
Devise kenntlich sein. Der so konstituierte neue
Bund richtete nun seine
Thätigkeit vorzüglich auf Errichtung von neuen
Verbindungen unter den
RepublikanernEuropas, von denen auch die französischen
sich dem
Bund anschlossen.
Das vom französischen Flüchtling
Granier unter dem
Titel: »Le
[* 8] Proscrit« (»Der
Geächtete«) herausgegebene
Journal war eine Zeitlang das
Organ des
JungenEuropa. Der
Bund wurde durch die 1836 stattfindenden
Wegweisungen aus der
Schweiz in seiner Wirksamkeit gelähmt, und das formelle
Band,
[* 9] welches die einzelnen nationalen
Gruppen
vereinigte, löste sich auf. Von diesen erlangte die italienische durch
Mazzini besondere Bedeutung, der
in Genf
[* 10] das
Journal »La
giovineItalia«
(»Das junge
Italien«) herausgab.
Dasselbe forderte gleich in seiner ersten Nummer die französischen, polnischen und deutschen
Verbindungen auf, gleich ihm
und seinen
Freunden gegen
Aristokratie,
Königtum,
Papsttum und Vergangenheit in den
Kampf zu treten und die
Aufgabe der
Männer von 1793 zu vollziehen. Die
Zeitung ward zwar durch allerlei
Künste in ganz
Italien verbreitet und viel
gelesen, indes die
Verschwörungen und Empörungsversuche mißlangen sämtlich und veranlaßten zahlreiche
Verhaftungen.
Die Ermordung des
SpionsLudwigLessing in der
Nähe von Zürich
[* 12] erregte große
Sensation und erweckte stärkere Befürchtungen
auf seiten der deutschen
Regierungen. Als nun gar eine Versammlung deutscher
Handwerker und Flüchtlinge im Steiehölzli, einem 10
Minuten
von Bern
[* 13] gelegenen Wäldchen, die deutschen
Farben aufpflanzte und die
Farben der deutschen Dynastien zerriß und mit
Füßen trat,
wozu noch Gerüchte von einem beabsichtigten bewaffneten
Einfall in
Deutschland kamen, erfolgten zahlreiche
Ausweisungen aus der
Schweiz.
Zwar zerfiel damit der
Verein, indes seine Bestrebungen wurden 1845 von
Lyon
[* 14] aus wieder aufgenommen und machten sich in der
Gründung weiterer republikanischer
Vereine in der
Schweiz und in der
Organisation von
Aufständen in
Baden
[* 15] geltend. Das Bestreben,
eine neue Vereinsorganisation auf dem Arbeiterkongreß in
Murten (1850) zum Beschluß zu erheben, führte
zu einer Untersuchung von selten der schweizerischen Behörden und zur
Ausweisung vieler
Arbeiter und mehrerer Flüchtlinge.
Deutsche
Bildung, deutsche
Kultur, selbst die deutsche Dynastie aus dem Zarenthron gelten dem
Jungen Rußland
als unberechtigte Eindringlinge; sein
Ideal ist
Frankreich und seine radikalen
Schwärmer, sein
Ziel ein roher, wüster
Kommunismus.
BlasierterNihilismus charakterisiert seine Anhänger, welche vorzugsweise aus unreifen
Jünglingen und emanzipierten
Frauen
bestehen. Ebenso
gab es in der Türkei
[* 17] eine Reformpartei, die Jungtürken oder die
Junge Türkei, welche
vornehmlich aus den im
Abendland erzogenen
Türken bestand.