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thätig und dichtete nach dem Vorbild der Psalmen, der Sprüche und des Predigers Salomo »Ben Thillim«, »Ben Mischle« und »Ben Kohelet«. Während noch Samuel den Spuren althebräischer Dichter folgt, tritt Salomo ihn Gabirol, der tiefe Denker, als selbständiger Dichter auf (s. Gabirol),
und wie er auf dem Grunde des Neuplatonismus philosophiert, so hat nach arabischem Vorbild sein Zeitgenosse Bachja ibn Bakoda in arabischer Sprache eine Moralphilosophie: »Chobot ha-lebabot« (»Pflichten der Herzen«),
geschrieben. Der Dichter Joseph ben Chisdai und der Bibelkritiker Jizchaki gehören seiner Zeit an. Dichtung, Exegese und Philosophie drängten die talmudischen Studien nicht zurück, und diese nahmen einen Aufschwung durch fünf Gelehrte, Namens Isak, so durch den Astronomen Isak ben Baruch Albalia (1035-94), den poetischen, 1089 gestorbenen Isak ben Juda ibn Giat, Isak ben Reuben aus Barcelona, Isak ben Moses ibn Sakni, den spätern Gaon von Pumbedita, vorzüglich aber durch Isak ben Jakob Alfasi (aus Fes, gest. 1133), dessen unter dem Titel: »Halachot« bekanntes Talmudkompendium nach ihm »Alfasi« oder »Rif« genannt wird und in hohem Ansehen steht.
Der von 1065 bis 1136 lebende Polizeimeister Abraham bar Chija in Barcelona zeigte in einem großen Werk über Mathematik, Optik und Astronomie bedeutendes Wissen. Talmudische Gelehrsamkeit verbreiteten auch Juda ben Barsillai, der Rabbiner in Lucena, Joseph ibn Migasch, und Joseph ibn Zaddik (gest. 1049). Das Lied, das Gabirol angestimmt, verhallte nicht mit dem Tode des Meisters, der scharfsinnige Moses ibn Esra (gest. 1138), der in einem Buch über jüdische Dichter und jüdische Dichtkunst sich verewigte, schuf neue religiöse und weltliche Poesien, bis Juda ha Levi (s. d.) den Preis religiösen Gesanges erwarb. Der kühne Forscher und scharfsinnige Kritiker Ibn Esra (s. d.) übertrifft beide durch ein eminentes Wissen in Philosophie, Philologie, Exegese und Mathematik.
Auch der Geschichte und Geographie wenden spanische Gelehrte ihren Eifer zu, so: Abraham ben David (gest. 1180), bekannt durch sein arabisch geschriebenes philosophisches Werk »Emuna rama«, welcher in dem »Sefer (oder Seder) ha-Kabbala« die Kette der prophetischen Überlieferung bis auf seine Zeit nachwies;
Benjamin ben Jona aus Tudela (gestorben um 1175),
Verfasser eines Itinerariums (»Massaot«).
Ihren Höhepunkt erreicht die j. L. in Moses ben Maimon (gest. 1204, s. Maimonides). Der Kampf zwischen dem an der Halacha festhaltenden Glauben und der freiern philosophischen Richtung kam zuerst in der Provence, wo sich gegen das bedeutende Werk der jüdischen Religionsphilosophie des Maimonides, »Moreh hanebuchim« (»Führer der Verirrten«),
Widerspruch erhob, zum Ausbruch. Es entspann sich ein heftiger Gelehrtenstreit, der zu einem größern Kampf gegen die Philosophie überhaupt Veranlassung gab, und in welchen hinein später auch die Kabbala (s. d.) spielte. Unter dem Druck der Almohaden ging das geistige Leben in Südspanien zurück, während von Kastilien und Katalonien aus ein reger litterarischer Verkehr mit der Provence unterhalten wurde. In Narbonne hatte schon im 10. Jahrh. Machir aus Babylonien eine talmudische Akademie gegründet, an welcher um 1140 Abraham ben Isak, Verfasser des »Eschkol«, lehrte, während in Lunel Meschullam, Jonathan Hakohen (ca. 1200),
Serachja ben Isak Halevi (gest. 1185),
Verfasser des »Maor«, die Übersetzerfamilie Tibbon, Abraham ben Natan, Verfasser des Ritualwerkes »Manhig«, in Marseille Isak ben Abba Mari, der über talmudisches Recht schrieb (»Ittur«),
und in Narbonne die Familie Kimchi (s. d.),
welche sich vorwiegend der Grammatik, Lexikographie und Exegese zuwandte, wirkten.
David Kimchi nahm noch im hohen Alter für Maimonides, wie später Abraham ben Chisdai aus Barcelona, der Dichter von »Ben hamelech we hanasir« (»Prinz und Derwisch«),
gegen dessen Gegner, den Talmudisten und Masoreten Meir ben Todros Halevi Abulasia aus Toledo und den Arzt Juda ibn Alfakar, Salomo ben Abraham aus Montpellier, David ben Saul und Jona aus Gerona, eifrig Partei. Dieser ernsten Zeit fehlte es nicht an Gelehrten, welche in satirischer Dichtung der Mitwelt einen Spiegel vorhielten: Juda ibn Sabbatai dichtete einen »Wettstreit zwischen Weisheit und Reichtum«, Joseph ibn Sahara »Das Buch der Tändeleien« (»Sefer schaaschuim«),
Juda ben Salomo Charisi (Alcharisi) das witzsprudelnde »Tachkemoni«. In dem Kampf um die Philosophie nahm Moses ben Nachman (s. Nachmanides), der geistvolle Bibelerklärer und Talmudist, einen vermittelnden Standpunkt ein. Sein Schüler Salomo ben Abraham ben Aderet (geboren um 1235) in Barcelona erfreute sich hohen Ansehens als rabbinische Autorität. Die in seinem Buch über die Ritualgesetze (»Torat habajit«) ausgesprochenen Ansichten versuchte Ahron Halevi, vielleicht Verfasser von »Sefer hachinnuch«, in seinem »Bedek habajit« zu widerlegen.
Mehr oder minder beteiligten sich in dem Kampf zwischen Glauben und Philosophie: Jakob Anatoli aus der Provence (»Malmad hatalmidim«),
der Arzt und Philosoph Jakob ben Machir, Menachem ben Jakob Meiri oder Vidal Salomo (Kommentare zu Talmudtraktaten und zu den Sprüchen Salomos) in Perpignan, Levi ben Abraham aus Villefranche, Isak Albalag, Schemtob ben Joseph Falaquera, Abba Mari ben Moses ben Joseph Hajarchi, d. h. aus Lunel (»Minchat kenaot«),
Jedaja ben Abraham Bedarschi, d. h. aus Béziers, Verfasser des »Bechinat Olam«, Eftori Haparchi (»Kaftor wapherach«) und Ahron Kohen aus Lunel, dessen Ritualwerk »Orchot chajim« in seiner Überarbeitung als »Kol bo« weit verbreitet ist. Um 1300 stellte Isak Aboab in seinem »Menorot hamaor« Haggadas zum Zweck der Erbauung zusammen, schrieb ein Ritualwerk u. a. Wissenschaftlicher Streit zerstört nicht, sondern baut auf, und so rief die durch Maimonides' Schriften erregte Bewegung von neuem die Kräfte wach.
Der aus Deutschland eingewanderte wissensreiche Oberrabbiner von Toledo, Ascher ben Jechiel, Rosch genannt (1306-27 blühend), faßte ein Kompendium zum Talmud (»Ascheri«) ab, regte Isak Israeli (1300) an, Geometrie und Kalenderwesen zu bearbeiten, und sah den Samen seiner Lehre bei Söhnen und Enkeln reifen, beteiligte sich aber als Feind der Philosophie nicht am Kampf. Aschers Sohn Jakob kodifizierte in »Arba Turim« das gesamte Rechtsgebiet der Israeliten, ein Enkel, Meir Aldabi aus Toledo, stellte »Schebile Emuna«, eine Encyklopädie des Wissenswertesten aus Theologie, Astronomie und Medizin, zusammen. Freund und Verteidiger der Philosophie war Gerson ben Salomos (schrieb »Schaar haschamajim« über Naturgeschichte) Sohn Levi ben Gerson Gersonides, Ralbag genannt, was sein »Milchamot adonai« und seine Bibelkommentare bezeugen. Moses Narboni und Joseph Kaspi wollten im Sinn Levis wirken, gelangten aber zu keiner größern Bedeutung. Der Provençale Jerucham ben
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Meschullam (1334), Jomtob ben Abraham, bekannt als Ritba, aus Sevilla, Vidal di Tolosa, Schemtob ibn Gaon, Ascher ben Chajim, David Abudarham in Sevilla, Kommentator des Gebetrituals (um 1340), und ganz besonders Nissim ben Reuben (Ran) aus Gerona, Kommentator des Alfasi, einzelner Talmudtraktate u. a., Isak ben Scheschet (Rivasch), Schüler Nissims, Rabbiner Saragossas (gest. 1406 in Nordafrika), waren für talmudische Gelehrsamkeit durch Erklärungen und Gutachtensammlungen litterarisch thätig.
Die Wogen der philosophischen Strömung drangen in die Erklärung der Bibel und gaben der jüdischen Apologetik, welche religiöser Fanatismus entfesselte, kräftigen Nachdruck. Die Philosophie Ibn Esras und Maimonides' verwertet Samuel Zarza 1368 in Valencia in einem Pentateuchkommentar. Moses Kohen de Tordesilles stellte seine zum Teil schon bei der Religionsdisputation 1375 zu Avila vorgetragene Glaubensverteidigung in »Eser emuna« auf, und Schemtob ben Schaprut, den man zur Disputation mit dem Kardinal Pedro di Luna (Papst Benedikt X.) in Pamplona zwang, gab eine Apologie des Judentums (»Eben bochan«); Menachem ibn Serach verfaßte ein Kompendium der jüdischen Religionswissenschaft (»Zeda laderech«) und der Philosoph Chisdai Kreskas sein »Or Adonai« (»Gotteslicht«),
das auf Spinoza influierte, u. a. -
In Nordafrika, das viele spanische Flüchtlinge aufgenommen hatte, treffen wir Anfang des 15. Jahrh. die Familie Duran. Simon ben Zemach Duran (gest. 1444),
Oberrabbiner in Algier, schrieb eine Gutachtensammlung, das religionsphilosophische »Magen abot«, dichtete synagogale Hymnen und polemisierte gegen Christentum und Mohammedanismus. Salomo Duran (gest. 1467), Sohn des vorigen, seine Söhne Simon und Zemach und sein Enkel Salomo waren bedeutende Talmudgelehrte. Profiat Duran, Efodi genannt, polemisierte gegen Paulus Burgensis, David Bonet u. a. Stärker noch zeigten sich die Kräfte bei und nach der Disputation zu Tortosa (1413-14). Hier verteidigten das Judentum der Arzt und Dichter Vidal Benveniste ibn Labi, Matitja Jizhari, Todras ibn Jachja und der Verfasser der »Ikkarim« (»Grundwahrheiten«),
Joseph Albo. Im politischen Druck erlahmte die Geisteskraft, und die Mystik konnte wieder auf dürrem Boden gedeihen. Dessen sind Zeugen: Schemtob ben Schemtobs »Glaubenslehren« (»Emunot«),
Abraham ben Isak, Moses Botarel, Kommentator des Buches Jezira, u. a., die unbedeutenden Nachfolger ihrer Vorgänger, von denen wir nennen: Esra und Asriel, Lehrer des Nachmanides, Todros ben Joseph Halevi Abulafia (1290), Isak ibn Latif (1290), Joseph Gikatilia (1300), Mose de Leon (1300), der mutmaßlich der Verfasser des bedeutendsten kabbalistischen Buches, »Sohar«, ist, Isak aus Akka.
Im Dunkel der Verfolgung, das 1492 in Spanien, 1497 in Portugal den Höhepunkt erreicht, erglänzt noch ein Stern erster litterarischer Größe, dessen Licht später voll in Italien (Neapel) strahlt: Don Isak Abravanel (s. d.). Der letzten Zeit gehören an in Spanien: die Talmudisten Isak Campanton, Isak de Leon, Samuel Valensi, Jeschua Halevi, die Religionsphilosophen Abraham Bibago, Isak Arama, Verfasser einer homilienartigen Pentateucherklärung: »Akedat Jizchak«;
in Portugal der Astronom Abraham Sakuto (»Juchasin«),
Abraham Saba (»Zeror hamor«),
Juda Chajat, Isak Karo u. a. In Palästina bearbeitete Assaf im 10. Jahrh. den Dioskorides;
Tanchum ben Joseph (um 1280) erklärte die Bibel.
Aus dem 13. Jahrh. kommen spärliche Nachrichten von einem Reisenden, namens Hillel. Reger ist das litterarische Streben in Italien. Schon um 930 wirkt Sabbatai Donnolo aus Oras. Er war Arzt, Botaniker und Astronom und kommentierte das »Sefer Jezira«. In Bari, Otranto und Lucca blüht das Talmudstudium. In letzterer Stadt zeichnet sich Meschullam ben Kalonymos als Talmudgelehrter und Hymnendichter aus, in Rom schreibt Natan ben Jechiel (1100) das Talmudlexikon »Aruch«, in Salerno verfaßt Salomo Parchon (1160) ein hebräisches Wörterbuch, der Arzt Farragut (1297) übersetzte arabische Werke für Karl von Anjou ins Lateinische, und Kalonymos ben Kalonymos (1300, s. d.) war für Robert von Anjou thätig.
Immanuel ben Salomo aus Rom, der Freund Dantes, dichtete 1320 die als »Mechabberot« bekannten geistreichen Makamen, deren letzter Abschnitt: »Paradies und Hölle«, nach dem Vorbild der »Divina Commedia« gearbeitet ist, und erklärte die Bibel in wenig selbständiger Weise. Die beiden Jesaja di Trani und Zidkia ben Abraham lehrten den Talmud, Menachem Rekanate bearbeitete den Sohar (s. Kabbala),
Jechiel ben Jekutiel verfaßte eine Ethik, Mose Rieti, der in seinem »Mikdasch meat« die »Divina Commedia« nachdichtete, führte den Stanzenbau in die hebräische Poesie ein, Abraham Farissol (geb. 1451) schrieb ein geographisches Buch, »Iggeret orchot olam«, und erklärte biblische Bücher, Juda ben Jechiel, genannt Leon, war für Rhetorik, Philosophie und Grammatik thätig, Isak Natan bearbeitete eine hebräische Konkordanz und Jakob Landau in Neapel Halachisches im »Agur«. An der Hochschule zu Padua lehrte der aus Mainz stammende Rabbiner Juda Minz, der Gegner des 1493 auf Kandia gestorbenen philosophierenden Schrifterklärers Elia del Medigo, Philosophie. Erwähnung verdienen noch: Jochanan Aleman und Samuel Archevolte. Seit 1475 wurden auch in Italien (Soncino, Casale Maggiore, Bologna, Brescia, Ferrara, Mantua, Neapel, Barco u. a. O.) hebräische Druckereien errichtet.
In Frankreich und Deutschland hält sich die j. L. vorwiegend in den Grenzen der Exegese, der Halacha und Haggada. Die Gelehrten sind Spezialisten des Talmudstudiums, das sie vertiefen; aber auch Exegese und Grammatik finden fleißigen, erfolgreichen Ausbau, und die im Dienste der Synagoge stehende Dichtung hat begeisterte, wenn auch nicht immer formgewandte Vertreter. Als erste bedeutende Autorität tritt uns Gersom ben Juda (gest. 1040), die »Leuchte des Exils« genannt, entgegen; er sorgt für Abschriften und Kommentare des Talmuds, dichtet wie sein Zeitgenosse Simon ben Isak Abun synagogale Hymnen und regelt durch »Tekanot« (»Anordnungen«),
z. B. das Verbot der Polygamie, die sozialen Verhältnisse der Juden. Gersoms Bruder Machir begann ein talmudisches Lexikon; Hymnendichter waren: Elia Hasaken aus Le Mans, Joseph ben Samuel tob Elem aus Limoges und Meir ben Isak. Fast die ganze Bibel und den Talmud erklärte R. Salomo ben Isak (gest. 1105 in Worms, s. Raschi). Aus der Zeit Salomo ben Isaks nennen wir: Elieser den Großen, die Bibelerklärer Simon und Joseph Kara, Menachem ben Chelbo, die Poetanim (s. Paitan) David ben Meschullam, Kalonymos ben Juda, Samuel ben Juda und Ephraim aus Bonn, die unter anderm die Greuel der Kreuzzüge schildern. Die fast zwei Jahrhunderte währende Fortführung und Weiterbildung des Talmudkommentars R. Salomos (Raschis) unternahm eine Anzahl von Gelehrten, die
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ihrer erklärenden Zusätze (Tossafot) wegen Tossafisten genannt werden. In erster Reihe derselben stehen Raschis Schwiegersöhne Juda ben Natan und Meir ben Samuel aus Ramerü und des letztern Söhne Samuel, der vorzügliche Bibelerklärer, und Jakob (gest. 1171), genannt Tam (s. Raschi), denen sich später anschließen: der Paitan Elieser ben Natan (Raben) aus Mainz (1140), Joseph Porat, Isak der Alte (Ri), Isak Halaban in Prag, Elieser aus Metz, Simson ben Abraham aus Sens (gest. 1230 in Akka), Elieser ben Joel Halevi (Rabia), in rheinischen Städten lebend, Moses ben Jakob aus Coucy (um 1236 in Spanien), Verfasser des »Sefer mizwot gadol« (S'mag), und Elieser aus Tuch.
Exegetische Arbeiten liefern neben Samuel ben Meir: Tobia ben Elieser, Joseph Bechor Schorr, Chiskia ben Manoach (1260),
Isak Halevi u. a.;
populärer Ethik und zum Teil auch der Kabbala huldigen Juda der Fromme (um 1200), der die Reisenotizen Petachjas zusammenstellt, und dessen Schüler im »Sefer chasidim« treffliche Sittenlehren ihres Meisters mitteilen;
Eleasar ben Juda (Rokeach) aus Worms, Moses ben Chisdai aus Tachau, der Fabeldichter Berachja ha-Nakdan in Burgund;
der Polemik dienen Natan Offizial und der Verfasser des »alten Nizzachon« aus dem 13. Jahrh. Durch die Verfolgung der Juden und ihres Schrifttums (1242 verbrannte man 24 Wagen voll Talmudexemplare in Paris) ward die litterarische Thätigkeit in Frankreich nicht ganz unterdrückt.
Isak aus Corbeil (gest. 1280), Perez ben Elia (gest. 1300), Simson aus Chinon (1300) und Isak de Latas (um 1390) in der Provence sind Gelehrte von geringerer Bedeutung. Fruchtreicher als in Frankreich entfaltete sich trotz allen Druckes die j. L. in Deutschland. An der großen Rabbinerversammlung in Mainz (1223) nahmen ausgezeichnete Gelehrte teil, die aber alle an Gelehrsamkeit und Ansehen Meir von Rothenburg überragte. Neben ihm sind noch zu nennen: Abigdor Hakohen in Wien, Chajim Paltiel in Erfurt, seine Schüler Ascher ben Jechiel (s. S. 297), Mordechai ben Hillel, dessen Talmudkompendium als »Mordechai« bekannt ist, Meir Hakohen und Simson ben Zadok.
Gutachtensammlungen, Zusammenstellungen von Ritualien, Erbauungsbücher sind die letzten schwachen Ausläufer dieses Zeitraums. Aus der Reihe der zahlreichen rabbinischen Autoritäten nennen wir nur Liepmann aus Mülhausen, Verfasser des »Nizzachon«. Ein großer Teil der mittelalterlichen jüdischen Litteratur liegt noch ungedruckt in den Bibliotheken zu Rom, Florenz, Parma, Turin, Paris, London, Cambridge, Oxford, Leiden, Wien, Berlin, München, Hamburg u. a. O.
Fünfter Abschnitt (16. bis 18. Jahrhundert).
Der fünfte Zeitraum, das 16., 17. und 18. Jahrh. umfassend, gibt ein trübes Bild des Verfalls geistiger Thätigkeit; man zehrt von den litterarischen Schätzen der Vergangenheit, die man mit Hilfe der Buchdruckerkunst zu erhalten und zu verbreiten eifrig bestrebt ist. Der Trieb zum Studium ward unterstützt durch die Kunst Gutenbergs; aber zu schwach, die Erbschaft Spaniens anzutreten, flüchtete er sich in die Regionen des Talmuds und der Kabbala. Im türkischen Reich, wo früh schon in Konstantinopel, Salonichi u. Adrianopel hebräische Druckereien entstehen, wirken am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrh. Moses Kapsali (1480), der Mathematiker und Exeget Mordechai Komtino, Elia Misrachi (1520), Samuel Serillo, der Kabbalist Meir ibn Gabbai, der Verfasser einer Predigtsammlung, Moses.
Almosnino, Isak Akrisch, Israel Nagara, Juda ibn Verga, dem die Anlage des die Verfolgungen der Juden schildernden Werkes »Schebet Jehuda« zugeschrieben wird, des letztern Sohn Salomo, der Fortsetzer, und Enkel Joseph, der Vollender erwähnter Leidensgeschichte. Die bedeutendsten talmudischen Autoritäten des 16. Jahrh. sind: Joseph Karo in Palästina, Jakob ibn Chabib (Zusammensteller des »En Jacob«),
Salomo und Joseph Taitazak, Meir Arama in Salonichi, Benjamin ben Matitja in Arta, Bezalel (Verfasser von »Schitta mekubbezet«) und Jakob Castro in Ägypten;
des 17. Jahrh. Joseph ibn Esra in Salonichi, Joseph und David Pardo, später in Amsterdam, Abraham di Boton, David ibn Schoschan, Mordechai Kalai, David Conforte (gest. 1680 in Ägypten), Salomo Algafi und Chajim Benveniste in Smyrna und Samuel Lamirdo in Aleppo. - In Jerusalem wirkte seit 1488 der geschätzte Mischna-Erklärer Obadja Bertinoro;
in Zafet waren thätig: Jakob Berab, der Erklärer des jerusalemischen Talmud Salomo Serillo, Moses ben Josef Trani, die Kabbalisten Salomo Alkabez, Dichter des Sabbatliedes »Lecho dodi«, Moses Alscheich, der weitschweifige, homilienartige Bibelkommentare verfaßte, Moses Cordovero, ferner Moses Galante, der Italiener Menachem di Lonsano, der frühere Frankfurter Rabbiner Jesaias Halevi Hurwitz (gest. 1626), Verfasser des »Sch'loh«, einer eigenartigen Encyklopädie des jüdischen religiösen Wissens.
Der Kabbala schuf Isak Luria (gest. 1572) zahlreiche Anhänger und ebnete dadurch den spätern Betrügereien Sabbatai Z'wis (s. d.) indirekt die Wege. In Palästina treffen wir im 17. Jahrh. Hiskia de Silva aus Livorno (Verfasser des »Prichadasch«),
Jakob Chagis aus Italien (gest. 1674) und im 18. Jahrh. den verdienstvollen Litterarhistoriker David Asulai (gest. 1807), Verfasser zweier bibliographischer Werke. Isak Abravanel wirkte von 1493 an in Neapel mit gleichstrebenden Söhnen (s. Abravanel). Elia Levita (s. d.), Grammatiker und Lexikograph, vermittelte den Christen hebräische Sprachkunde, Abraham de Balmes (gest. 1550) verfaßte eine hebräische Grammatik und übersetzte arabisch geschriebene philosophische Werke, der Arzt Obadja Sforno (gest. 1550), Lehrer Reuchlins, erklärte die Bibel, und David Vital schrieb über Religionsgesetze.
Die hebräische Typographie fand zahlreiche Pflegstätten. In Venedig, wo seit 1516 Daniel Bomberg aus Antwerpen mit enormen Kosten die rabbinischen Bibeln und den Talmud druckte, in Cremona, Fano, Ferrara, Genua, Livorno, Padua, Rimini, Riva di Trento, Rom, Sabionetta, Verona waren gut geleitete Druckereien. Bald aber zertrat der Fanatismus diese Blüte, zündete wie für die Juden, so auch für deren Litteratur den Scheiterhaufen an (von 1553 an in Rom, Venedig, Ancona, Bologna, in Kandia und 1559 in Cremona) und unterdrückte die freie Meinungsäußerung durch die Zensur.
Trotzdem zeigte Italien auch ferner emsige ernste Litteraten. Der aus Frankreich stammende Joseph Hakohen (1496-1575), Verfasser einer »Geschichte der fränkischen und ottomanischen Herrscher«, schilderte in seinem »Emek habacha« die Leiden des jüdischen Volkes; Samuel Usque in Ferrara (1551) schrieb »Consolacao as tribulacoens de Israel«; Asarja de Rossi (1511-1578) lieferte im »Meor enajim« Beiträge zur Philosophie, Exegese, Chronologie und Archäologie. Weniger bedeutend waren die Brüder Provençale, der Prediger Moscato, Gedalja ibn Jachja, der Autor des »Schalschelet Hakkabala«, der Lexikograph David de Pomis, Abraham Portaleone (geb. 1542 zu Mantua), Doktor der Philosophie und der Medizin, welcher ein Werk über jüdische Altertümer hinterließ. Um 1660 hatte Italien zwei jüdische
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Dichterinnen, Debora Ascarelli und Sara Copia Sullam. Schriftsteller des 17. und 18. Jahrh. sind: Juda Arja Modena (1571-1648, hebräisch-italienisches Lexikon, Mnemotechnik, Schriften gegen Talmud und Kabbala u. a.), Simcha Luzzato (»Discorso circa il stato degli Ebrei«),
Joseph Salomo del Medigo aus Kandia (geb. 1591),
welcher Mathematik und Kabbala bearbeitete, der Massoret Salomo Norzi (»Minchat Schai«),
Immanuel Aboab in Venedig (um 1625; »Nomologia« über die Tradition), Samuel Aboab (1610-94), dessen Sohn Jakob, welcher archäologische und naturwissenschaftliche Studien trieb, der Dichter Moses Chajim Luzzato (gest. 1747 in Palästina),
Menachem Asarja di Fano (gest. 1620), Moses Sakut, der Prediger Asarja Figo, Malachi Kohen, Isak Lamperonti, Arzt und Rabbiner in Ferrara (1679-1756), dessen »Pachad Jizchak« ein vortreffliches talmudisches Realwörterbuch ist. - Repräsentanten des in Polen wieder zur Blüte gebrachten Talmudstudiums schätzen wir in Salomo Lurja (Maharschal, gest. 1573),
Moses Isserles (Rem),
Samuel Edels (Meharscha, gest. 1631), Joel Jafa (Sirks, gest. 1639), David Halevi (»Ture Sahab«),
Sabbatai Kohen, in dem aus Polen stammenden Rabbiner zu Frankfurt a. M., Jakob Josua (gest. 1726, »Pne joschia«),
Moses Ribkes (»Beerhagola«),
Abraham Gumbinner (gest. 1642, »Magen Abraham«),
Jechiel Heilprin (gestorben um 1730, »Seder hadorot«, eine Art Gelehrtenlexikon) und in Elia Wilna (1720-97). In Holland, das seit Ende des 16. Jahrh. den eingewanderten Juden volle Freiheit gewährte, fand die j. L. bald in blühenden Gemeinden, besonders in Amsterdam, wo seit 1618 als Oberrabbiner der Prediger Saul Levi Morteira wirkte, emsige Pflege und Förderung durch ausgezeichnete Druckereien. Ärzte, Dichter, Prediger, Philosophen, Grammatiker, Mathematiker wetteifern miteinander.
Aus ihrer Mitte ragt der für Glauben und Glaubensgenossen überaus thätige Menasse ben Israel (s. d.) hervor. Spinozas und Uriel Acostas Verdienste würdigt die Geschichte der Philosophie, die der jüdischen Litteratur aber muß verzeichnen: Benjamin Mussafja (gest. 1675), Jakob Juda Leon Templo, den Lexikographen David Cohen de Lara, den Bibelerklärer und Übersetzer Jakob Abendana (1679-95), den Hebraisten Isak Abendana, die Dichter David Abenatar Melo, Isak Usiel, Jona Abravanel, Emanuel Gomez, Enrique Enriquez, Daniel Juda und dessen Frau, die Dichterin Isabella Covrea, Thomas de Pinedo, den Reisenden Pedro Teixeira, Jakob Sasportas, Zebi Aschkenasi (gest. 1718 in Polen). Die Talmudautoritäten Isak Abendana di Brilo und David Israel Athias (Mitte des 18. Jahrh.) sind die letzten Vertreter dieses Zeitraums.
In Böhmen und zwar in Prag wirkten die Talmudisten Jakob Pollack (gest. 1530), Mordechai Jafe (gest. 1612), Löwe ben Bezalel, der hohe Rabbi Löb genannt (gest. 1609), und vorzüglich der Verfasser einer Chronik: »Zemach David«, und eines geographisch-astronomischen Werkes, David Gans (geb. 1541 zu Lippstadt, gest. 1613 in Prag), ferner als Prager Rabbiner der bereits erwähnte Jesaias Hurwitz, Salomo Ephraim Lentschütz (um 1620), Lipman Heller (1627-30), Abraham Broda, David Oppenheimer aus Worms (gest. 1736), Ezechiel Landau (1713-1793). Das Rabbinat leiteten in Wien Jomtob Lipman Heller (1579-1654), Verfasser eines vorzüglichen Kommentars zur Mischna: »Tosfot Jomtob«, Gerson Aschkenasi Ulif (gest. 1694 in Metz).
Aus Deutschland sind noch merkenswert: Jair Chajim Bacharach (von 1628 bis 1701) in Worms, Raphael Levi in Hannover, der Grammatiker Salomo Hanau (gest. 1776) in Hannover, die Rabbiner der Drei-Gemeinden Altona-Wandsbeck-Hamburg, Ezechiel Katzenellenbogen (1710-48), Jonathan Eybeschütz, den Jakob Emden in Altona, einst Rabbiner in Emden, des Sabbataismus (s. Sabbatai Z'wi) beschuldigte und ihn zu jahrelangem litterarischen Streit zwang, Raphael Kohen (gest. 1803), Großvater Gabriel Riessers, u. a.; die Rabbiner zu Frankfurt a. M.: Jesaia (s. oben), Sabbatai, Jesaia II. Hurwitz, Samuel Chajim Jesaia, Naftali Kohen (s. oben), Abraham Broda, Jakob Kohen, Jakob Berlin, Rabbiner in Fürth, Joseph Steinhardt, Rabbiner in Fürth, David Fränkel, Rabbiner in Dessau und Berlin (1708-62), der Lehrer M. Mendelssohns und Erklärer des jerusalemischen Talmuds (»Korban eda«). Hebräische Druckereien bestanden in Frankfurt a. M., Hanau, Offenbach, Rödelheim, Homburg v. d. H., Wilmersdorf, Sulzbach, Dessau, Jeßnitz, später in Berlin, in Dyhernfurt u. a. O. - Im Dienste der hebräischen Sprachwissenschaft wie der Polemik fand vom 16. bis Mitte des 18. Jahrh. die j. L. an christlichen Gelehrten eifrige Forscher, wie schon früher einzelne Christen das Schrifttum der Juden mit Vorliebe gepflegt hatten, z. B. Reuchlin (1455-1522), so an Sebastian Münster (1489-1522), Mercier in Paris (gest. 1570), Drusius in Cambridge (gest. 1616), an dem Spanier Montanus (gest. 1589), dem Übersetzer der Reisen Benjamins de Tudela, an dem Erzbischof Genebrard (gest. 1597), an Prof. Christmann (gest. 1613), vor allen aber an den beiden Buxtorf (s. d.), an Pococke (1604-91), Surenhusius (gest. 1698), dem Übersetzer der Mischna, Trigland (gest. 1705), der sich vorwiegend karäischen Studien widmete, Schudt (gest. 1722), Verfasser der »Jüdischen Merkwürdigkeiten«, an Wagenseil (1633-1708),
Selden, an dem talentvollen Bibliographen Joh. Christ. Wolf (1683-1739),
Verfasser der »Bibliotheca hebraea« (1715-33, 4 Bde.), Jo. B. de Rossi in Parma, dem wir bedeutende Arbeiten verdanken, Vitringa (gest. 1739), Carpzov (gest. 1767) u. a.
Sechster Abschnitt (bis zur Gegenwart).
Mit dem sich allmählich vollziehenden Eintritt der Juden in das politische und geistige Leben der europäischen Völker beginnt der sechste Zeitraum der jüdischen Litteratur, der bis zur Gegenwart reicht. Die geistige Bewegung ging von Deutschland aus und fand hier ihre Hauptvertreter. Moses Mendelssohn (s. d.) hat durch seine Übersetzung biblischer Schriften, vor allem durch seine klassische Übertragung der fünf Bücher Mosis, den Juden die Kenntnis der deutschen Sprache, deutsche Bildung und Litteratur vermittelt und zum Anbau und zur Pflege der Poesie, der Sprachen und der Sprachkunde, Kritik, Pädagogik, jüdischen Geschichte und Litteratur, zur Übersetzung der hebräischen Schriften in die modernen Sprachen den ersten Anstoß gegeben.
Was aber Juden, die seit jener Zeit am öffentlichen Leben wie an der geistigen Bewegung der Menschheit teilgenommen haben, in der Philosophie, in der Naturwissenschaft, besonders in der Medizin und Mathematik, in der schönen Litteratur, in der Tonkunst geleistet haben und noch leisten, gehört nicht mehr der jüdischen, sondern der allgemeinen Litteratur an. In der jüdischen Litteratur aber waren Werke aus allen Gebieten des Wissens und eine anhaltende Polemik, meist in hebräischer, deutscher und französischer Sprache, die Resultate der bürgerlichen und geistigen Fortschritte der europäischen
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Juden, während im russischen Polen zugleich eine neue Mystik sich ausbreitete. Viele ältere jüdische Werke wurden in Italien und den slawischen Ländern, in welchen man sich der neuhebräischen Sprache als eines Schlüssels zur Schatzkammer der europäischen Wissenschaft, der Dichtkunst und Belletristik bediente (s. Hebräische Sprache), herausgegeben. Den Gesetzlehrern Ezechiel Landau, Maleachi Cohn und Jesaja Berlin, welchen später gleichgelehrte Talmudisten, wie Jakob Lissa, Akiba Eger, Moses Sofer, Isak Bernays, folgen, reihen sich die Zeitgenossen Mendelssohns, die teilweise seine Schüler waren, an: die Erklärer (Biuristen) der Mendelssohnschen Bibelübersetzung: Salomo Dubno (1738-1815), Herz Homberg (1749-1841), Hartwig Wessely (1725-1805), der in poetischen und popularphilosophischen Arbeiten die hebräische Sprache meisterhaft verwandte;
dann David Friedländer, Isak Euchel (1756-1804), Aaron Wolfsohn (1756-1835), B. Lindau (1757-1849), L. Bendavid (gest. 1822), Isak Satanow (1732 bis 1805) und Salomo Maimon (s. d.);
ferner aus dem 19. Jahrh. Bensew, Pappenheim, Jeiteles, Schalom Cohen, Joel Löwe, Simon Bondi, Johlsohn, Löwisohn, Heidenheim (s. d.), Fürstenthal u. a. Eine wissenschaftliche Erkenntnis der jüdischen Litteratur und Geschichte begründeten L. Zunz (s. d.) und S. J. ^[Salomo Jehuda] Rapoport (s. d.), neben denen wir den scharfsinnigen Kritiker N. Krochmal nennen müssen.
Die neuern jüdischen Gelehrten sind, sobald ihrer Thätigkeit ein größerer Einfluß zu danken ist, meistens in besondern Artikeln gewürdigt worden, und es möge hier ein Verzeichnis derselben genügen: S. D. Luzzato in Padua (1800-1865), I. S. ^[Isaak Samuel] Reggio (1784-1855), Michael Sachs (1808-64), der Bibliograph Benjakob (gest. 1865), Abraham Geiger (1810-1873), A. Jellinek (geb. 1821), M. Steinschneider (geb. 1816), Zedner (1804-71), R. Kirchheim, S. Kämpf, J. H. ^[Joshua Heschel] Schorr, F. Lebrecht;
besondere Thätigkeit entfalteten für jüdische Geschichte: Jost, L. Herzfeld, Selig und David Cassel, M. Wiener, H. Grätz, Kayserling, Wolf, M. H. Friedländer;
für Archäologie: Krochmal, Z. Frankel, M. A. Levy, Lob (gest. 1875);
für Religionsphilosophie und deren Geschichte: S. Munk, Adolphe Franck, Freudenthal, D. Kaufmann, Sam. Hirsch, Bernays, M. Joel, Güdemann;
für Bibelübersetzung und -Erklärung sowie für Geschichte der Exegese: (unter Redaktion Zunz') Arnheim, Sachs, Fürst;
Johlson, G. Salomon, S. Herxheimer, L. Philippson, Cohen, J. ^[Julius] Fürst, S. R. Hirsch, Benamozegh, Rosin, J. S. ^[Josef Samuel] Bloch, L. J. ^[Leon Joseph] Mandelstamm, M. Friedländer (die Apokryphen übersetzten Gutmann, D. Cassel), Frankel, Perles, Rahmer (Vulgata), Kohn (samaritanische Übersetzung), A. Brüll (samaritanische Übersetzung), Kohut (über die persische Übersetzung);
für Bibliographie: Steinschneider, Zedner, Benjakob, Neubauer, Roest, Schiller-Szinessy;
für jüdische Litteraturgeschichte im allgemeinen: Bacher, A. Berliner, Carmoly, D. Cassel, Derenbourg, Dukes, D. Hoffmann, Leop. Löw, M. C. Mortara, Jakob Reifmann;
für Homiletik, als Prediger: Salomon, Kley, Mannheimer, Philippson, Sachs, Holdheim, A. A. Wolff, Leop. Stein, Jellinek, David Einhorn, Adolf Schwarz u. a., für Massora: Baer, Frensdorff;
für Kenntnis des Midrasch und Talmuds: Jakob Brüll, M. Friedmann, I. H. ^[Isaac Hirsch] Weis, Kohut, Levy, M. Lattes, S. B. Bamberger, Bergel, M. Bloch, Duschak, Fassel, J. ^[Jacob] Hamburger, H. Hirschfeld, R. N. und I. M. ^[Israel-Michel] Rabbinowicz, M. Schwab u. a.;
für Numismatik: M. A. Levy, Zuckermann, Merzbacher;
für Kalenderwesen: Levysohn, Schwarz, Zuckermann;
für Pädagogik: Jakob Auerbach, Büdinger, Herxheimer;
für synagogale Musik und Gesang: Sulzer, Lewandowsky, Naumbourg, Weintraub, Deutsch, Friedmann u. a.;
für Herausgabe älterer Werke der jüdischen Litteratur: Bril, Buber, Goldberg, Halberstamm u. a.;
für künstlerische Bearbeitung des jüdischen Lebens die Novellisten Berth. Auerbach, L. A. Frankl, L. Kompert, A. Bernstein, S. Kohn u. als Maler der geniale Darsteller des altjüdischen Familienlebens, M. Oppenheim (gest. 1882), u. a.
[Zeitschriften, Vereine etc.]
Viel Beachtenswertes erschien in den jüdischen Zeitschriften. Der hebräischen Zeitschrift »Meassef« (1783-1811, mit Unterbrechungen) aus der Mendelssohnschen Zeit, der 1823 unter Redaktion Zunz' herausgegebenen »Zeitschrift des Vereins für Kultur und Wissenschaft der Juden« (nur ein Jahrgang) folgten später: »Sulamith« von Fränkel (1804 ff.),
»Jedidja«, »Zionswächter«, »Der Jude« von Gabriel Riesser in deutscher, die »Bikkure haittim« (1820-31),
»Kerem chemed« (1833-43, 1854-56),
»Kochbe jizchak«, »Ozarnechmad«, Kobacks »Jeschurun«, »Hamagid« (seit 1856),
»Ha-ibri« (seit 1864),
»Ha-zefira« (seit 1872),
»Ha-mebasser«, »Ha-karmel«, »Ha-meliz«, »Ha-Lebanon«, »Chabazelet«, »He-chaluz« von Schorr u. v. a. (vgl. Lippe, Bibliographisches Lexikon, S. 662) in hebräischer Sprache. Josts »Israelitische Annalen« (Frankf. 1840-42),
Fürsts »Orient« (Leipz. 1840-52),
Philippsons »Zeitung des Judentums« (das., seit 1837),
Löws »Ben chananja« (Szegedin),
Szántos »Neuzeit« (Wien),
Lehmanns »Israelit« (Mainz),
Rahmers »Israelitische Wochenschrift« (Magdeb., seit 1870),
»Die jüdische Presse« (Berl.) widmen auch dem Litterarischen ihre Aufmerksamkeit. Der jüdischen Wissenschaft ausschließlich dienen ferner: Geigers »Wissenschaftliche Zeitschrift« (1835-43) und »Jüdische Zeitschrift« (Bresl. 1862-72),
Steinschneiders »Hebräische Bibliographie« (Berl. 1858 ff.),
Frankels »Zeitschrift für die religiösen Interessen etc.« (das. 1844-46) und dessen jetzt von Grätz herausgegebene »Monatsschrift« (Bresl. 1851 ff.) sowie das »Jüdische Litteraturblatt« von Rahmer (Beilage zum »Wochenblatt«),
»Das Magazin für jüdische Geschichte und Litteratur« von Berliner (Berl. 1874 ff.),
die »Jahrbücher für die Geschichte und Litteratur des Judentums« von Nehem. Brüll (Frankf. a. M. 1874 ff.),
die »Populärwissenschaftlichen Monatsblätter zur Belehrung über das Judentum« von Ad. Brüll (das. 1881 ff.) und die hebräische Monatsschrift »Bet talmud« für rabbinische Litteratur und Geschichte von Weis und Friedmann (Wien 1881 ff.). Jüdische Zeitschriften erscheinen außerdem in jüdisch-deutscher, französischer, englischer, italienischer, holländischer, russischer, polnischer und spanischer Sprache.
Zur Förderung jüdischer Wissenschaft u. Litteratur wirkten und wirken jetzt noch verschiedene Vereine: der Verein Mekize nirdamim für Herausgabe alter Litteraturwerke, der von L. Philippson gegründete, von Rahmer fortgeführte, jetzt eingegangene Litteraturverein, der Verein Afike Jehuda in Prag, die Society of hebrew literature in London und die Société des études juives in Paris. Pflanzstätten eröffneten sich der jüdischen Litteratur in den Seminaren zur Ausbildung von Rabbinern (s. Rabbiner). Auch in nichtjüdischen Kreisen ist in neuester Zeit die j. L. mehr gewürdigt worden, was die Errichtung von Lehrstühlen für dieselbe an einzelnen Universitäten und die Publikationen christlicher Gelehrten (wie von Delitzsch, Renan, Wünsche, Siegfried, Schleiden,
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Nöldeke, P. Lagarde, Fleischer u. a.) beweisen. Die bedeutenden Sammlungen hebräischer Bücher, welche der Rabbiner David Oppenheim (s. oben) in Prag und der Hamburger Kaufmann H. Michael (gest. 1846) zusammengebracht hatten, befinden sich jetzt zu Oxford. Der Katalog der Oxforder Druckwerke ist von Steinschneider, derjenige der dortigen Handschriften von Neubauer herausgegeben. Auch Paris, Parma, Rom, London, Cambridge, Leiden, München, Berlin, Hamburg u. a. O. besitzen reiche Schätze rabbinischer Bücher, die bereits wissenschaftlich katalogisiert sind. Die erste vollständige Übersicht über die Geschichte der jüdischen Litteratur gibt Steinschneider in Ersch und Grubers Encyklopädie, Bd. 27 (Leipz. 1850), die auch ins Englische (»History of Jewish literature«, Lond. 1858) übersetzt wurde.
Vgl. außer den Schriften von Zunz (s. d.) und Grätz (s. d.) besonders: D. Cassel, Geschichte der jüdischen Litteratur (Berl. 1872-73, die biblische Litteratur enthaltend);
Derselbe, Lehrbuch der jüdischen Geschichte und Litteratur (Leipz. 1879);
Karpeles, Geschichte der jüdischen Litteratur (Berl. 1886).