mehr
Selbständigkeit bis 586 v. Chr. Die Regierung Rehabeams (953-932) befestigte die Monarchie, suchte die Vereinigung der getrennten Stämme zu erzwingen, ward aber im Krieg mit Pharao Sesonthis (Sisak), der 949 Jerusalem [* 2] und den Tempel [* 3] plünderte, geschwächt. Rehabeams Sohn Abiam (932-929) vererbte nach ruhmloser Regierung den Thron [* 4] auf seinen Bruder Asa (929-873). Dieser besiegte arabische Stämme, mit Hilfe Ben Hadads, des Syrerkönigs, den König Bascha von Israel, sorgte für Befestigung des Landes und kriegsgemäße Ausrüstung des Heers und hob den verbotenen Höhendienst auf.
Asas Sohn Josaphat (873-848), ein gerechter, edler Fürst, befestigte den Frieden, sorgte für gute Rechtspflege und schlug den Einfall der Edomiter, Moabiter und Ammoniter siegreich zurück. Weniger Erfolg hatte er in seinen Kriegen gegen Syrien und mit seiner Schiffahrt nach Ophir, da die in Ezjon geber erbauten Schiffe [* 5] im Arabischen Meerbusen scheiterten. Um die Feindseligkeiten mit Israel beizulegen, vermählte er seinen Sohn Joram (848-844) mit Athalia, der Tochter Ahabs.
Nachdem deren Sohn Ahasja (843) von Jehu (s. oben) ermordet worden war, übernahm sie die Regierung und ließ, um die Davidsche Dynastie auszurotten, ihre Enkel, von denen nur Joas entkam, umbringen. In einer durch den Hohenpriester Jojada angestifteten Verschwörung wurde Athalia getötet und der siebenjährige Joas (837-797) unter Vormundschaft auf den Thron erhoben. Joas regierte zuerst nach mosaischen, später nach heidnischen Prinzipien. Den Abzug der Syrer mußte er mit Geld erkaufen und ward von Verschwornen ermordet.
Sein Sohn Amazia (797-792) verlor Jerusalem an Israel und wurde ebenfalls ermordet. Dessen umsichtiger Sohn Usia (792-740) wußte seine Rechte kräftig geltend zu machen und, vom Kriegsglück begünstigt, den Wohlstand des Landes und dessen Macht bedeutend zu heben. Unter Usias Nachfolgern Jotham (740-734) und Ahas (734-728) sank die Macht Judas wieder, das Land ward fremden Eroberern tributpflichtig und hatte neue Kämpfe mit Syrern und Israeliten sowie mit den Assyrern zu bestehen. Zu dieser Zeit eiferte der begeisterte Jesaias auch in Juda gegen den Götzendienst und die Sittenlosigkeit, wie es vor ihm Hosea in Israel gethan hatte.
Der fremde Kultus hörte erst unter Hiskias (728-697) auf. Hiskias versagte den Assyrern den Tribut, verband sich mit Ägypten, [* 6] mußte aber von Sanherib, der auf seinem Zug nach Ägypten (701) Jerusalem belagerte, Frieden erkaufen. Sein Sohn Manasse (697-642) begünstigte trotz des Widerstandes der Propheten den Dienst der Astarte, des Baal und Moloch, ward gefangen nach Babylon geführt und regierte, wieder entlassen, in besserm Sinn. Amons (642-640) Sohn Josias (640-609) beseitigte den Götzendienst.
Unter ihm wirkten die Propheten Jeremias, Zephanja, Habakuk, Nahum und die Prophetin Hulda. Auf Grund des vom Hohenpriester Chilkija aufgefundenen mosaischen Gesetzbuchs (Deuteronomium) ward der mosaische Bund erneuert. Josias fiel in der Schlacht bei Megiddo (609) gegen Necho von Ägypten. In der letzten Zeit seines Bestehens von Schwächlingen regiert (Joahas 609, Jojakim 609-597, Jojachin 597) und von den Nachbarvölkern öfters besiegt, wurde das Reich Juda unter dem letzten König, Zidikia (597-586), von Nebukadnezar der Herrschaft Babylons unterworfen.
Zidikias Versuche, die Selbständigkeit wiederzuerlangen, mißglückten; er wurde auf der Flucht ergriffen, geblendet und starb im Kerker zu Babylon. Jerusalem, seit 10. Tebet 588 belagert, und der Tempel wurden 9. Ab 586 zerstört, alle Schätze und das Volk in die »babylonische Gefangenschaft« (s. d.) geführt. Über das zurückgebliebene Volk setzte Nebukadnezar einen Statthalter, Gedalja, ein, unter dessen Leitung die Zustände sich hoben, bis Ismael ihn erschlug. Den Verfolgungen der Sieger suchte das Volk durch die Flucht nach Ägypten zu entgehen.
II. Jüdische Geschichte.
1) Vom babylonischen Exil bis zum vollständigen Verlust der politischen Selbständigkeit unter Titus. (586 vor bis 70 n. Chr.)
Die dem Volk, für welches jetzt der Name J. (s. oben) gebräuchlich wurde, von Kyros 536 erteilte Erlaubnis, nach Palästina [* 7] zurückzukehren, wurde nur von etwa 42,000 Exulanten benutzt. Diese kamen unter Anführung Serubabels und des Hohenpriesters Josua mit den ihnen von Kyros wieder eingehändigten Tempelgefäßen nach Jerusalem und begannen den Wiederaufbau des Tempels, den sie ab er erst unter Dareios Hystaspis, nachdem die von den Samaritern ausgehenden Verleumdungen entkräftet waren, vollendeten und 3. Adar 516 einweihten.
Esra brachte 458 eine neue Kolonie J. nach Palästina, war für Hebung [* 8] der verfallenen Zustände bemüht, löste die mit Heiden geschlossenen Ehen und erneuerte den Mosaismus. Mit ihm vereint wirkte seit 444 Nehemia, der Mundschenk Artaxerxes' I., für die Befestigung der Ordnung und geregelte politische Verhältnisse. Zu ihrer Zeit soll die große Synode (Männer der großen Versammlung), welche die heiligen Schriften sammelte, den Gottesdienst ausbildete, entstanden und von Nehemia eine Tempelbibliothek angelegt worden sein.
Der junge Staat ward als Satrapie Syriens zunächst von dem jedesmaligen Hohenpriester (Josua 536, Jojakim 499, Eljaschib 463, Jojada 419, Jochanan 383, Jaddua 350) regiert, und die gesunden politischen und religiösen Zustände des Volkes erhielten sich auch noch, als 332 das persische Reich, dessen israelitische Einwohner früher unter Xerxes I. (dem Ahasverus der Bibel) [* 9] glücklich einer gegen sie geplanten Verfolgung entgangen waren, durch Alexander von Makedonien erobert und Palästina diesem unterthan wurde, bis zu der 320 beginnenden ägyptischen Herrschaft (Anfang der Seleukidischen Zeitrechnung, hebräisch Minjan schtarot, Aera contractuum).
Ptolemäos I. Lagi, dem viele J. freiwillig und unfreiwillig nach Ägypten folgten, behandelte sie, wie auch sein Nachfolger Ptolemäos II. Philadelphos, wohlwollend. Letzterer soll für die vielen in Ägypten wohnenden J., denen bereits die Kenntnis der hebräischen Sprache [* 10] mangelte, eine griechische Bibelübersetzung (Septuaginta, s. d.), deren Entstehung sagenhaft ausgeschmückt ist, veranstaltet haben. Nach weniger günstigen Verhältnissen unter Ptolemäos Euergetes und Philopator erfuhren die J. während der syrischen Oberherrschaft unter Antiochos III. (224-187) und Seleukos IV. (187-175), dessen Vorhaben, den Tempelschatz zu berauben, mißlang, im allgemeinen eine milde Behandlung.
Mit der in Vorderasien sich immer mehr einbürgernden griechischen Kultur erwuchs den J. und dem Judentum ein starker Feind. und unter Antiochos IV. Epiphanes (175-163), der in Palästina den griechischen Gottheiten Altäre errichtete, die Bildsäule des Jupiter im Tempel zu Jerusalem aufstellen ließ, die Feier der Festtage und die Beobachtung der Beschneidung bei Todesstrafe untersagte, brach ein wütender Kampf zwischen Judentum und Hellenismus aus. Die J., ¶
mehr
von den begeisterten Makkabäern (Hasmonäern), besonders von Judas Makkabäus (s. Judas 1), geführt, siegten vollständig und konnten 25. Kislev 164 den verunreinigten Tempel wieder einweihen (Entstehung des Lichterfestes Chanukka, s. Feste). In dem nun von neuem entbrannten Krieg mit den Syrern war Judas Makkab, ohne das mit den Römern beabsichtigte Bündnis geschlossen zu haben, 160 gefallen, und seine Brüder Jonathan und Jochanan setzten, zuerst mit wenig Erfolg, das Befreiungswerk fort.
Zehn Jahre lang behauptete Jonathan die Hohepriesterwürde mit Glück, ward aber 142 von Tryphon, dem Vormund des jungen syrischen Regenten Antiochos Theos, zu Ptolemais ermordet. Sein entschlossener, tapferer Bruder Simon (142-135) schlug Tryphon, zwang ihn zum Rückzug und zog 141 im Triumphzug in Jerusalem ein, woselbst er als freier Fürst die Angelegenheiten des Landes regelte, es befestigte, das Heer neu organisierte, Handel und Ackerbau förderte und die Anerkennung des neuen jüdischen Staats seitens der Römer [* 12] erlangte. - Ein ruhigeres Leben als ihre Brüder im Mutterland führten die J. in Ägypten. Sie beteiligten sich, hauptsächlich in Alexandria, am Handel und Verkehr, pflegten die griechische Wissenschaft und zeichneten sich nicht selten als Soldaten aus. Zahlreiche J. siedelten sich auch in der Nähe des von Omir bei Heliopolis nach dem Muster des jerusalemischen errichteten, bis 73 n. Chr. bestehenden Tempels an.
In der zweiten Periode dieses Geschichtsabschnitts werden die J. von eignen Herrschern, den Hasmonäern (135-37), den Herodäern (37-70 n. Chr.), regiert. Der erste Hasmonäische Herrscher, Johannes Hyrkanos (135-106), eroberte, als die Streitigkeiten mit Syrien beigelegt waren, die jüdischen Gebiete an der Ostseite des Jordans, den Hafen zu Joppe, zerstörte Sichem, den samaritischen Tempel, unterwarf die Idumäer und später Samaria. Beleidigungen von der pharisäischen Partei veranlaßten zum Verdruß des Volkes seinen Anschluß an die Sadduzäer. (S. Pharisäer und Sadduzäer.) Nach zweijähriger grausamer Regierung des Judas Aristobulos (106-105) bestieg Alexander Jannai (105-79), ein schwelgerischer Tyrann, den Thron; er führte durch seine Despotie einen sechsjährigen Bürgerkrieg herbei, den nur seine Grausamkeit auch wieder zu beendigen vermochte. Er hinterließ seiner Witwe Salome Alexandra (79-70), einer umsichtigen Frau, die sich auf ihres Mannes Rat den Pharisäern wieder anschloß, die Regierung.
Die Übertragung des Hohenpriesteramts auf ihren ältesten, kraftlosen Sohn Hyrkanos erweckte den Haß des jüngern, thatkräftigen Aristobulos, der, unterstützt von den beleidigten Sadduzäern, nach der Mutter Tode dem Bruder den Krieg erklärte. Die Niederlage Hyrkanos' bei Jericho hob Aristobulos auf den Thron, welchen er wohl gegen den Idumäer Antipater, nicht aber gegen den zum Schiedsrichter in dem Bruderzwist angerufenen Pompejus behaupten konnte. Pompejus eroberte 63 Jerusalem, setzte Hyrkanos zum Hohenpriester und abhängigen Fürsten (Ethnarchen) ein, ließ die Mauern der Stadt niederreißen und beschränkte das Land der J. auf das Gebiet, das vor den Makkabäischen Befreiungskriegen dazu gehört hatte.
Die Unruhen im Land nahmen zu, die Fluchtversuche Aristobulos' und seines Sohns Alexander und die damit beabsichtigten Volksaufstände wurden vereitelt. Die Römer suchten den Einfluß der Hauptstadt auf das Land dadurch zu brechen, daß sie fünf mit eigner Gerichtsbarkeit betraute Distrikte (Jerusalem, Jericho, Sepphoris, Amathus und Gadara) einrichteten, mußten aber nichtsdestoweniger stets gegen die Aufständischen kämpfen. So hatte Gabinius 56, nach seiner Rückkehr aus Ägypten, am Berg Tabor einen Aufstand gedämpft.
Unter Crassus, welcher den Tempel beraubt hatte, entstand eine neue Empörung, deren erst Cassius bei Tarichäa Herr wurde. Cäsar belehnte Hyrkanos mit der Hohenpriesterwürde, setzte Antipatros zum Landeshauptmann ein und behandelte die J. mild und wohlwollend. Sie durften auf Grund besonderer Privilegien nach ihren Gesetzen leben und waren vom Kriegsdienst befreit. Der römischen Abhängigkeit wenig achtend, übergab Antipatros seinem ältern Sohn, Phasael, die Verwaltung des jerusalemischen Distrikts, dem jüngern, Herodes, Galiläa.
Herodes erwarb sich durch Aufrechterhaltung der Ruhe die Gunst der Römer, verletzte aber durch eigenmächtig gefällte Todesurteile und Geringschätzung der synedralen Verordnungen die Würde des hohen Gerichtshofs in Jerusalem. Durch die Härte, mit welcher er die dem Land von Cassius auferlegte Kontribution einzog, erregte er den Haß des Volkes und mehrte dadurch indirekt die Zahl der römerfeindlichen Partei. Als M. Antonius, der Herodes' und Phasaels Autorität mit grausamer Strenge wahrte, Palästina, dem er nach der Schlacht bei Philippi einen Besuch abstattete, wieder verlassen hatte, brachen die Parther (40) in das Land ein, nahmen die Letztgenannten gefangen und setzten Antigonos, den Sohn des Aristobulos, zum Fürsten ein, während Herodes sich in die Festung [* 13] Masada flüchtete.
Vergeblich sah er sich anfänglich nach Bundesgenossen um. Nach dreijährigem erbitterten Krieg, in welchem er in den Römern stets bereitwillige Beschützer fand, zog er über Trümmer und Leichen (Antigonos und viele Gelehrte wurden hingerichtet) in Jerusalem ein. So endete die Hasmonäische Herrschaft, welcher nun die der Herodäer folgte. Den durch Gewaltthätigkeiten erworbenen Thron wußte Herodes I., der Große, König von Judäa (37-4), nur mit unmenschlicher Grausamkeit zu behaupten. Um die Gunst Roms buhlend, seine teuersten Familienglieder, Frau, Söhne u. a., nach und nach hinmordend, hat er trotz der Errichtung von Prachtbauten (Palast, Theater, [* 14] Monumente auf den Gräbern Davids und Salomos), des Ausbaues des Hafens zu Cäsarea und der glänzenden Restaurierung des Tempels, trotz seiner unermüdeten Hilfe bei Unglücksfällen die Gunst des Volkes sich nicht erworben, wenngleich er sich rühmen durfte, den Einfluß, welchen er bei Augustus und Agrippa hatte, für alle J. verwertet zu haben.
Die letzten Tage seines Lebens zeichnete er mit Mord aus, hinterließ Mordbefehle gegen gefangene Pharisäer und starb 4 v. Chr. Der nach seinem Tod entstandene Aufruhr und Bürgerkrieg wurde mit großen Opfern bezwungen, Archelaos nur als Ethnarch auf Grund des Herodischen Testaments bestätigt, aber schon nach drei Jahren wieder abgesetzt. Das Land ward als römische Provinz proklamiert und von Philippus, dem Erbauer Cäsareas, 37 Jahre lang mit großer Umsicht regiert. Nun traten an die Stelle der jüdischen Fürsten die den Prokonsuln Syriens untergeordneten römischen Landpfleger (Prokuratoren) Valerius Gratus, Pontius Pilatus, unter welchem Jesus gekreuzigt wurde, u. a. Sie entschieden über Leben und Tod, setzten Priester und Beamte ein, überließen aber die Leitung des bürgerlichen Lebens dem Synedrion. Viele Steuern, als Tempel-, Vermögens-, Haus- und Produktensteuer, riefen den Unwillen des Volkes ¶