(Israeliten), die
Bekenner der mosaischen
Religion, die Nachkommen des vom
VolkIsrael fast allein übriggebliebenen
StammesJuda. Ihr ursprünglicher, meist nach außen geltender
Name war
Hebräer oder
Ebräer (hebr. Ibrim), »die Jenseitigen«,
weil ihr Stammvater
Abraham von jenseit des
Euphrat in
Palästina
[* 4] eingewandert war. Die mehr einheimische,
auf die Bestimmung des
Volkes hinweisende Benennung nach dem dritten Stammvater,
Jakob
(Israel, »Gottesstreiter«),
Israeliten,
entstand schon zu Anfang ihrer geschichtlichen
Entwickelung, und mit J. (hebr. J'hudim) bezeichnete man nach dem babylonischen
Exil die gesamte israelitische
Nation, weil die meisten ZurückkehrendenBürger des ehemaligen
KönigreichsJuda waren. Die Ereignisse
vor der Gefangenschaft in
Babylon bilden demnach streng genommen die Geschichte des hebräischen
oder israelitischen
Volkes, während nach derselben die jüdische Geschichte beginnt.
nachdem er sich zeitweilig in
Ägypten
[* 5] aufgehalten hatte, nach
Palästina, um fern von seinem götzendienerischen Vaterland
den
Glauben an Einen Gott zu verbreiten (Einführung der
Beschneidung, s. d.). Das Nomadenleben
Abrahams führten sein Sohn
Isaak und sein Enkel
Jakob fort und erhielten in ihrer
Familie die monotheistischen
Grundsätze.
Jakobs Sohn
Joseph, von seinen
Brüdern als Sklave nach
Ägypten verkauft, schwang sich hier durch seine
Klugheit und seinen
Charakter zum
Minister empor und veranlaßte während einer
Hungersnot seine
Familie (70
Personen), ihre palästinischen
Wohnsitze mit ägyptischen
zu vertauschen. Er wies ihr die weidenreicheProvinzGosen (östlich vom
Nil und zwischen diesem und dem
RotenMeer, im S. bis zum heliopolitanischen
Nomos und nördlich bis Pelusium sich erstreckend) an. Hier entwickelte sich die
Familie, abgesondert von den durch schroffes
Kastenwesen unzugänglichen Ägyptern, eigne
Sitten,
Sprachen und
Gebräuche wahrend,
während eines mehrhundertjährigen Aufenthalts zu einem mächtigen
Volk, welches, anfangs glücklich
lebend, später durch das Mißtrauen der Pharaonen geknechtet ward.
Aus dieser Knechtschaft befreite es der begeisterte, in allem
Wissen der Ägypter durch Vermittelung seiner Beschützerin,
einer ägyptischen
Prinzessin, erzogene
Moses, unterstützt von seinem beredten
BruderAaron. Am 15. Nissan hatte
Moses die unzivilisierte
Volksmasse (600,000 waffenfähige
Männer) aus der Knechtschaft geführt, nach biblischen
Berichten das
Rote Meer durchschritten,
in der
Wüste das bittere
Wasser von
Mara trinkbar gemacht,
Wachteln und
Manna zur
Speise angewiesen,
den
Angriff der Nachbarstämme, mit
Josua vereint, zurückgeschlagen und nach der
Offenbarung der zehn Bundesworte auf dem
Sinai
die
Gottes- undSittenlehre dem
Volk verkündet.
Ausbrüche der Unzufriedenheit,
Anbetung eines goldenen
Kalbes, die Entmutigung desVolkes nach dem wahrheitswidrigen
Bericht der von
Moses nach
Kanaan ausgesandten
Kundschafter veranlaßten den
Führer, die
Hebräer 40 Jahre in der
Wüste zu halten,
um ein kriegstüchtiges, zuchtgewohntes
Volk heranzubilden.
Moses schuf für sie eine theokratische, strenge
Verfassung und
brachte sie bis an die
Grenzen
[* 6] des verheißenen
Landes, das zu erobern seinem
Jünger und Nachfolger
Josua
aufbehalten blieb.
Unter
Josuas Leitung überschritten die
Hebräer den
Jordan, bemächtigten sich in einem siebenjährigen
Krieg der festen
Städte
des
Landes, rotteten, wie ihnen das
Gesetz vorschrieb, den größten Teil der alten heidnischen Einwohner (die Gibeoniten fanden
durch
ListSchonung) aus und teilten, nachdem bereits 2½
Stämme ihren erwünschten
Besitz im Ostjordanland
empfangen hatten, das Land durchs
Los unter die übrigen 9½
Stämme; die
Leviten erhielten 48
Städte, einschließlich der durch
das mosaische
Gesetz bestimmten Asylstädte (s.
Asyl).
Bald bedrohten den
Staat innere
Unruhen, Gesetzlosigkeit und äußere Feinde. Begeisterte Persönlichkeiten aus der Mitte des
Volkes übernahmen nun in schweren
Zeiten die
Führung, ohne diese auch stets für Friedenszeiten zu beanspruchen
(Richter Othniel, Ehud, Schamgar, die Richterin
Deborah,
Gideon, Jiftach, der starke
Simson u. a.). Der vorletzte
Richter,
Eli,
vereinigte in seiner
Hand
[* 7] das
Richter- und Priesteramt, war aber nicht mächtig genug, die Ansprüche der
Philister siegreich
zurückzuweisen; erst seinem
SchülerSamuel gelang es, diesen mächtigen Feind auf längere Zeit zu besiegen, die Einigkeit
und Macht des
Volkes zu befestigen und durch Errichtung von Prophetenschulen die theokratischen
Grundsätze zu klären. Trotzdem
sah er sich gezwungen, auf
Wunsch des
Volkes die
Monarchie einzuführen.
Mit dem Wohlstand wuchs aber der Luxus, mit diesem die drückende Steuerlast des Volkes. Das mosaische Gesetz fand keinen kräftigen
Boden mehr, heidnische Frauen entfremdeten den König dem Volk, und allmählich bereitete sich die Auflösung
vor, die nach SalomosTod naturgemäß eintreten mußte. Diese Auflösung mußte kommen trotz der gesunden Verhältnisse des
Volkes, dessen politische und soziale Zustände im folgenden skizziert sind. Unbedingte persönliche Freiheit, die Würdigung
des Verdienstes ohne Standesunterschied, Unverletzlichkeit der Bürger, Verantwortlichkeit eines jeden Unterthanen
vor dem Gesetz, der Genuß der Freiheit allen, auch den Fremden, gewährt, ein bis in die kleinsten Verhältnisse geregeltes
Staatswesen sind sittliche Merkmale der Blütezeit des israelitischen Volkes.
Das ReichIsrael bis zur assyrischen Gefangenschaft.
Israel gelangte nie zu innerer Festigkeit.
[* 17] Bedrängt von Feinden, vermochten die schwachen, oft verbrecherischen Regenten nicht,
es zu schützen; ja, sie störten den Frieden im Innern durch Bilderdienst und Begünstigung des Baalskultus. Stete Parteikämpfe,
unkluge politische Verbindungen rüttelten an dem Bestand des Landes und untergruben den Wohlstand. Begeisterte
Propheten konnten trotz größern Anhanges dem Sittenverderben nicht steuern, und nach ca. 250 Jahren unterlag Israel den Angriffen
der Assyrer.
Jerobeam I. (953-927), der schon vor dem TodSalomos die erregten Stämme zu einem Aufstand anreizte und beim Regierungsantritt
Rehabeams, welcher die verlangten Reformen schnöde zurückwies, die Trennung ausführen konnte, ein kraftvoller
Regent aus dem StammEphraim, führte Götzendienst ein, verwarf viele mosaische Einrichtungen und lebte im steten Kampf mit Juda.
Sein Sohn Nadab (927-925) ward von dem HeerführerBaesa ermordet, der nun den Thron
[* 18] bestieg und ihn seinem Sohn Elah
(901-899) hinterließ.
Diesen erschlug im zweiten Regierungsjahr der FeldherrSimri. 899 ward Omri (Erbauer Samarias) vom Heer zum König erhoben. Dessen
Sohn und Nachfolger Ahab (875-853), Gemahl der phönikischen PrinzessinIsebel, führte den Baals- und Astartekultus ein und
rief dadurch einen harten Kampf mit dem Prophetentum (Elias und Elisa) hervor. Er besiegte die Syrer, fiel
aber im Kampf gegen Damaskus. Ihm folgte sein Sohn Ahasja (853-851), diesem sein jüngerer Bruder, Joram (851-843). Jehu (843-815),
von Elisa zum König gesalbt, erschlug Joram, rottete dessen ganze Familie aus und ließ die Baalspriester hinrichten.
Unter seinen Nachfolgern Joahas (815-798) und Joas (798-790) sank die Macht des Reichs, welche Jerobeam II.
(790-749) wieder zu kurzer Blüte entfaltete. Die nach JerobeamsTod eintretende zehnjährige Anarchie, die Zunahme der Sittenlosigkeit
unter seinen Nachfolgern Secharja, Schallum, Menachem, die unter Pekah (736-734) erfolgte Niederlage gegen Tiglath Pilesar von
Assyrien (734), die Fortführung eines großen Teils des Volkes in die Gefangenschaft bereiteten die Auflösung
des Reichs vor, die 719 unter Hosea (728-719), dem letzten König, durch den König Salmanassar von Assyrien, nachdem alle Festungen
und nach dreijähriger harter Belagerung durch Sargon die Hauptstadt Samaria genommen waren, erfolgte (prophetische Thätigkeit
Jesaias'). So siedelte sich das Volk, das später vollständig in andern Nationen aufging, in medischen
und persischen Landschaften an, und Assarhaddon sandte neue Kolonisten aus Babel, Kuta u. a. O. in das Land, aus deren Vereinigung
mit den Israeliten die Samaritaner (Kutäer) entstanden sein sollen.
Das ReichJuda bis zur babylonischen Gefangenschaft (586).
Das ReichJuda, bevorzugt durch den BesitzJerusalems, des Nationaltempels und einer gesetzlichen Priesterschaft,
nach außen durch natürliche Festigkeit geschützt, pflegte mehr das reine Israelitentum, ward von der Davidschen Dynastie
beherrscht (mit wenigen Ausnahmen vererbte sich das Reich vom Vater auf den Sohn) und behauptete seine
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