mehr
so setzten sich dieselben doch im
Bewußtsein des
Volkes in der Form eines liberalisierenden Staatskatholizismus um so fester,
und auch in den meisten andern
Richtungen der
Gesetzgebung ward durch Josephs
Neffen, den
Kaiser Franz II., dasjenige durchgeführt,
was J. angebahnt hatte. Da Josephs
Bruder
Leopold
Großherzog von
Toscana war, so wurde die
Erziehung des
Neffen als vermutlichen Nachfolgers des
Kaisers von diesem selbst geleitet; für die Anhänglichkeit des
Kaisers Franz an seinen
zweiten
Vater gibt das schöne
Monument
Zeugnis, welches derselbe 1807 durch den Bildhauer
Zauner in
Wien
[* 2] setzen ließ, und welches
die
Inschrift trägt:
»Josepho II. qui saluti publicae vixit non diu sed totus«.
Vor allem aber lebt Joseph
der Einzige, der großherzige
Märtyrer des Staatsgedankens, wie man ihn nennen darf, in tausend
wahren und nachgebildeten Anekdoten gefeiert, im
Herzen des
Volkes
Deutsch-Österreichs als dessen Liebling. Von den beiden
Gemahlinnen
Josephs II. war die erste,
Isabella, Tochter des
Herzogs
Philipp von
Parma,
[* 3] schon 1763, die zweite,
Maria Josepha
, Tochter
Karl
Albrechts von
Bayern
[* 4]
(Kaiser
Karls VII.), schon 1767 gestorben.
Vgl. Groß-Hoffinger, Lebens- und Regierungsgeschichte Josephs II. (Stuttg. 1835-37);
Meynert, Kaiser J. II. (Wien 1862);
Wendrinski, Kaiser J. II. (das. 1880);
S. Brunner, Die theologische Dienerschaft am Hof [* 5] Josephs II. (das. 1868);
Derselbe, Correspondances intimes de l'empereur J. II avec Cobenzl et Kaunitz (Mainz [* 6] 1871);
Derselbe, J. II., Charakteristik seines Lebens, seiner Regierung und seiner Kirchenreform (Freiburg [* 7] 1885);
v.
Arneth,
Maria Theresia und J.
Ihre
Korrespondenz samt
Briefen Josephs
an seinen
Bruder
Leopold
(Wien 1867), »J. II. und
Leopold
II.« (das. 1872),
»J. II. und Katharina II. Ihr Briefwechsel« (das. 1869);
Wolf, Das Unterrichtswesen in Österreich [* 8] unter Kaiser J. II. (das. 1880);
Lustkandl, Die Joseph
inischen
Ideen und ihr Erfolg (das. 1881);
Nosinich und Wiener, Kaiser J. II. als Staatsmann und Feldherr (das. 1885).
[Köln.]
3) J.
Clemens,
Herzog zu
Bayern,
Kurfürst von
Köln,
[* 9] geb. Sohn des
Kurfürsten
Ferdinand
Maria von
Bayern, ward 1684
Koadjutor seines
Vetters
Albert
Siegmund,
Bischofs von
Freising,
[* 10] und 1684 dessen Nachfolger, 1685 zugleich
Bischof von
Regensburg.
[* 11] Vom
Papst
Innocenz XI. 1688 im Einverständnis mit
Kaiser
Leopold I. für das Erzbistum
Köln in
Vorschlag
gebracht, ward er vom
Kaiser trotz seiner
Jugend für mündig erklärt und nach Verdrängung des von
Frankreich begünstigten
Erzbischofs
Fürstenberg durch kaiser
liche
Truppen in
Besitz des
Stifts gesetzt. 1694 ward er auch
Bischof von
Lüttich.
[* 12] Er stellte
sich im spanischen
Erbfolgekrieg auf die Seite seines
Bruders, des
Kurfürsten
Max
Emanuel von
Bayern, verlor
infolge der
Schlacht bei
Höchstädt
[* 13] und der über ihn verhängten
Reichsacht 1706 sein Land und floh nach
Frankreich, wurde
aber durch den
Frieden zu
Baden
[* 14] (1714) restituiert und auch noch
Bischof von
Hildesheim.
[* 15] Er suchte den
Handel am
Rhein in Aufschwung
zu bringen; starb
Vgl. Ennen, Der spanische Erbfolgekrieg und der Kurfürst J. Clemens von Köln (Jena [* 16] 1851).
[Österreich.]
4) J.
Karl
Ludwig,
Erzherzog von
Österreich, geb. Sohn des Erzherzogs-Palatins Joseph
(geb.
gest. und der
Prinzessin
Maria
Dorothea von
Württemberg,
[* 17] ward bis 1848 in
Ungarn
[* 18] erzogen, trat
sodann in die kaiserliche
Armee, wurde 1859
Generalmajor,
stand 1860-64 in
Italien,
[* 19] befehligte 1866 eine
Brigade des 4.
Korps
bei
Schweinschädel und
Königgrätz,
[* 20] wo er verwundet ward, erhielt das
Kommando des 4.
Korps und wurde
Feldmarschallleutnant
und 1867 Oberkommandeur der neuerrichteten ungarischen
Landwehr
(Honved). 1874 ward er
General der
Kavallerie.
Auch
ist er Mitglied der ungarischen
Akademie. Seit 1864
ist er mit der
Prinzessin Klothilde von
Sachsen-Koburg vermählt.
[Liechtenstein.]
5) Fürsten von Liechtenstein, s. Liechtenstein.
[Neapel.]
6) König von Neapel und Spanien, [* 21] s. Bonaparte 1).
[Portugal.]
7) J. I. Emanuel, König von Portugal, Sohn Johanns V., geb. 1715, folgte diesem 1750 auf dem Thron [* 22] und berief sofort Pombal in das Ministerium, dem er bald die Leitung der Staatsgeschäfte gänzlich überließ, da er arbeitsscheu und wenig befähigt war. Er gab sich ganz seinen Liebhabereien: Theater, [* 23] Jagd und Galanterie, hin. Nach dem Attentat auf J. bei dem der König verwundet wurde, gab er sogar seine Zustimmung zur Vertreibung der Jesuiten. Apoplektische Anfälle nötigten ihn 1776, seine Gemahlin Maria Anna zur Regentin zu ernennen. Er starb
[Sachsen-Altenburg.]
8) Herzog von Sachsen-Altenburg, geb. Sohn des damaligen Herzogs Friedrich von Hildburghausen, [* 24] folgte seinem Vater in der Regierung des Herzogtums Altenburg [* 25] Wiewohl seine Regierung durch umsichtig fortschreitende, alle Extreme vermeidende Reformen bezeichnet war, nahm doch bei seiner Begünstigung einer ultrakirchlichen Richtung und der allzu kostspieligen Haushaltung des Hofs die Bewegung von 1848 gerade in Altenburg einen sehr extremen Charakter an, infolgedessen J. zu gunsten seines Bruders Georg von der Regierung zurücktrat. Er lebte seitdem abwechselnd in Altenburg und auf seinem Jagdschloß Hummelshain und starb J. war vermählt mit Prinzessin Amalie von Württemberg (gest. welche ihm sechs Töchter gebar, von denen die Prinzessin Marie Witwe des frühern Königs Georg V. von Hannover, [* 26] Elisabeth mit dem Großherzog Peter von Oldenburg [* 27] und Alexandra mit dem Großfürsten Konstantin von Rußland vermählt ist.
[Sachsen-Hildburghausen.]
9) J. Friedrich Wilhelm, Prinz von Sachsen-Hildburghausen, Sohn des Herzogs Ernst II., geb. trat 1719 in österreichische Militärdienste und machte unter Seckendorf die Feldzüge in Italien mit. Um schneller zu avancieren, trat er 1727 zur katholischen Religion über, wurde 1732 Oberst im Regiment Pálffy und nahm an den Kämpfen in Italien und 1734 am Rhein teil. Hierauf ging er als Generalfeldzeugmeister zur Armee nach Ungarn, wo er indes im Kriege gegen die Türken, welchen er anriet, großes Mißgeschick hatte, denn er selbst verunglückte mit seiner Unternehmung vor Banjaluka in Bosnien; [* 28] auch bei Kornia, Kroczku und an der Temes ging es fehl, und der Krieg schloß mit dem schmachvollen Frieden von Belgrad. [* 29] Indes der Hof, dessen Gunst er sich auch 1738 durch die Heirat mit der Nichte und Erbin des Prinzen Eugen erworben hatte, verzieh ihm seine Fehler. In dem österreichischen Successionskrieg wurde ihm die obere Leitung des Heerwesens innerhalb des Kaiserreichs übertragen, und er lebte meist zu Wien und zu Schloßhof. 1757 stellte man die Reichsarmee, die mit Soubise zusammen agieren sollte, unter seine Befehle. Er war indes ¶
mehr
der allerdings schwierigen Aufgabe nicht gewachsen. Seit der Schlacht bei Roßbach [* 31] kommandierte er nicht wieder, sondern lebte in Wien der Pflege der Musik. Die Übertragung der Administrations- und Debitkommission des Fürstentums Hildburghausen rief ihn 1769 dahin. 1779 übernahm er die Vormundschaft über seinen Urgroßneffen Friedrich und führte diese auch nach dessen Volljährigkeit bis zu seinem erfolgten Tod fort. Seine Ehe, die er bald wieder löste, da man ihn über das Vermögen seiner Gemahlin getäuscht hatte, war kinderlos geblieben.