auf den Präsidentenstuhl der
Union. Anfangs verfuhr er streng gegen die unterworfenen
Demokraten des
Südens, bald
aber bekundete er durch verschiedene Amnestieerlasse für frühere
Rebellen eine veränderte
Politik. Gegen die wichtigsten
Beschlüsse des
Kongresses, wie namentlich gegen die Rekonstruktionsbill und das die volle politische
Berechtigung der schwarzen
Bevölkerung
[* 2] aussprechende
Gesetz, legte er sein
Veto ein, welches freilich durch die Zweidrittelmajorität des
Kongresses unwirksam
gemacht wurde.
Indes ließ sich J. dadurch nicht abhalten, durch immer neue
Vetos die
Politik der herrschenden republikanischen
Partei zu durchkreuzen.
Die
Konflikte zwischen ihm und dem
Kongreß wurden daher stets häufiger und erbitterter, so daß J. endlich als
Angeklagter vor die
Schranken des
Senats gestellt wurde. Doch fehlten schließlich 26. Mai an der zu seiner
Verurteilung erforderlichen
Zweidrittelmajorität drei
Stimmen.
Da er überdies der politischen
Korruption, um Anhänger zu gewinnen, schamlos Vorschub
leistete, so trat er, als sein
Präsidium endete, seiner
Popularität gänzlich verlustig sowie
mit
Spott und Schmähungen überschüttet, ins Privatleben zurück; erst im
Januar 1875 ward er wieder von
Tennessee als
Senator
nach
Washington
[* 3] geschickt. Er starb in
CarterCounty
(Tennessee) an den
Folgen eines
Schlagflusses.
SeinSystem, den
Süden
zu versöhnen und die republikanische
Partei zur Mäßigung zu zwingen, war nicht unrichtig; durch sein
meist ganz verkehrtes
Verfahren, das sich aus seinem rechthaberischen
Charakter erklärt, hat er aber jenes erst recht kompromittiert.
Vgl.
Savage, Life and state papers of Andrew J.
(New York 1865);
»Speeches of A. J.« (hrsg. von
Moore, Bost. 1865) und Schucht, Andrew J. und die
Kämpfe seiner Zeit (Leipz. 1879).
4)
EdwardKillingworth, engl. Aquarellmaler, geb. 1825 zu
Stratford le Bow in der
NäheLondons, bildete sich ohne
Lehrer zum
Maler aus und kopierte nur ältere
Bilder durch
Zeichnungen auf
Holz.
[* 4] Die
Aquarellmalerei begann er erst 1863,
brachte es aber hierin so rasch zu bedeutenden Leistungen, daß er 1866 Genosse der
Gesellschaft fürAquarellmalerei und 1876 wirkliches
Mitglied derselben wurde. Nachdem er bis 1871 in
London
[* 5] gelebt hatte, zog er sich auf sein
Landgut im nördlichen
Essex zurück.
Unter seinen Werken, die in der Auffassung der Gestalten an
Meissonier erinnern, sind zu nennen: die ängstliche
Mutter (1874),
die Blumisten, ein goldener Schwarm (Blumengarten), ein
Blick in den Briefbeutel und das Schlafengehen.
(spr. dschonnst'n), 1)
James, engl. Chemiker, geb. 1796 zu
Paisley,
Schüler von
Berzelius, war seit 1833
Professor
in
Durham, wo er 1855 starb. Er schrieb: »Lectures on agricultural chemistry and geology« (1842, 2 Bde.; 13. Aufl.
von
Cameron, 1883);
BeimAusbruch des
Bürgerkriegs war er Brigadegeneral und ging sogleich zu den Südstaaten über. Nachdem er bei
Bull-Run mitgefochten,
wurde er nach
Tennessee entsendet, um die dortigen
Freischaren zu organisieren.
Ehe er aber noch diese schwierige
Ausgabe vollendet hatte, ward er bei
Fort Donelson geschlagen und hinter den
Tennessee zurückgeworfen. Nachdem ihm
Beauregard
zu
Hilfe gekommen, erfolgte die
Schlacht von Shiloh, in welcher J. durch einen Granatsplitter getötet wurde.
Vgl.
W. Johnston, Life of general A.
S. J.
(New York 1879).
3)
AlexanderKeith, ausgezeichneter engl.
Kartograph, geb. zu Kirkhill bei
Edinburg,
[* 9] besuchte, für das medizinische
Fach bestimmt, die dortige
Hochschule, wendete sich aber bald den geographischen
Studien zu, erlernte die
Kupferstecherkunst
und die modernen Hauptsprachen und bereiste fast alle
LänderEuropas sowie
Ägypten
[* 10] undPalästina.
[* 11] Nach
seiner Rückkehr begann er seine kartographischen
Unternehmungen mit der Herausgabe seines
»National atlas« (1843), welcher
mehrere
Auflagen erlebte und ihm die Ernennung zum königlichen Geographen für
Schottland einbrachte. Er starb zu
Ben Rhyding in
Schottland. J. hat sich in der wissenschaftlichen
Welt besonders durch die Anwendung der
physikalischen
Wissenschaft auf die
Geographie bekannt gemacht.
Seine Forschungen hauptsächlich auf
Humboldt und
Ritter gründend, gab er 1848 einen »Physical atlas of natural phenomena«
heraus, von dem 1850 ein
Auszug und 1856 eine erweiterte
Ausgabe erschien. Es folgten sein vielverbreitetes »Dictionary of
geography« (1855, mehrfach aufgelegt);
»Atlas
[* 12] of the historical geography of Europe« und
»Chart of the
geographical distribution of health and disease« (1852);
der vorzügliche
»Royal atlas of modern geography« (1855),
sein zweites
Hauptwerk;
»Atlas of the
United States of
North America« (1857) und eine
Reihe von Schulatlanten und Wandkarten, die zum Teil
zahlreiche
Auflagen erlebten.
gestellt und kämpfte geschickt und hartnäckig gegen Sherman, mußte aber, nachdem Lee die Waffen
[* 15] gestreckt hatte und ein Vertrag
mit Sherman vom PräsidentenJohnson nicht genehmigt worden war, 27. April bei Durham'sStation mit 27,000 Mann kapitulieren. Er lebt
seitdem zu Savannah in Georgia. J. schrieb: »Narrative of military operations
conducted by him during the war between the states« (New York 1874).
5) Keith, engl. Kartograph und Reisender, Sohn von J. 3), geb. zu Edinburg, genoß den Unterricht seines Vaters, hielt
sich auch längere Zeit behufs seiner Ausbildung in Deutschland
[* 16] (Leipzig)
[* 17] auf, veröffentlichte dann mehrere kleinere Abhandlungen
und Karten über physikalische Geographie und unternahm 1874-75 eine längere Forschungsreise nach Paraguay.
[* 18] Dann wandte er
sich hauptsächlich Afrika
[* 19] zu, das er in einem für Stanfords »Compendium of geography and travel« 1878 verfaßten
Band
[* 20] (3. Aufl. von Ravenstein, 1884) behandelte, und konstruierte eine 1879 erschienene treffliche »General map of Africa«. 1878 wurde
ihm von der LondonerGeographischenGesellschaft die Leitung einer Expedition übertragen, welche einen Weg nach dem Nordende
des Nyassasees eröffnen, später etwa noch das unbekannte Land zwischen dem Nyassa- und Tanganjikasee erforschen sollte.
Nachdem er von Sansibar
[* 21] aus zuvörderst das Bergland Usambara besucht und dort Erkundigungen über die
von ihm zu betretende Route eingezogen, trat er den Marsch von Dar es Salam
[* 22] an, erlag aber schon 28. Juni Berobero, nur
etwa 200 km landeinwärts, der Dysenterie. Thomson, der zweite im Kommando, übernahm darauf die Leitung und führte die Expedition
sowohl zum Nyassa als auch weiter nördlich durch das Land Uhehe nach dem Südende des Tanganjikasees.
J. hat eine »Physical, historical, political and descriptive geography«
hinterlassen (3. Aufl. 1885). Seine Biographie befindet sich in Thomsons Reisewerk (1881).