2)
Eugenie, unter dem
Namen E.
Marlitt bekannte Romanschriftstellerin, geb. zu
Arnstadt
[* 14] in
Thüringen, Tochter eines
Kaufmanns, erregte durch ihr musikalisches
Talent und ihre schöneStimme die
Aufmerksamkeit der regierenden
Fürstin von
Schwarzburg-Sondershausen und wurde von derselben in ihrem 17. Jahr als Pflegetochter angenommen. Nachdem sie
eine Zeitlang die höhere Töchterschule zu
Sondershausen
[* 15] besucht, verlebte sie drei Jahre zur
Ausbildung ihres musikalischen
Talents in
Wien,
[* 16] betrat auch mit Erfolg die
Bühne, sah sich aber durch ein plötzlich auftretendes Gehörleiden
gezwungen, die theatralische Laufbahn
zu verlassen, und kam nun als Vorleserin in die Umgebung der Fürstin.
Hier am
Hofe wie auf den mannigfachen
Reisen, bei denen sie die Fürstin begleitete, hatte sie Gelegenheit, die
Welt zu studieren
und
Erfahrungen zu sammeln, aus denen sich die Mannigfaltigkeit ihrer Charakterzeichnungen erklären
läßt. 1863 aus ihrer
Stellung scheidend, wandte sie sich wieder nach
Arnstadt, wo sie noch zur Zeit lebt. Erst aus dieser
letztern Zeit stammen die Erzeugnisse ihrer Muße, jene spannenden
Romane und
Erzählungen, welche, zuerst in der »Gartenlaube«
veröffentlicht, ihren
Namen rasch in allen
Weltteilen bekannt und beliebt machten. Es sind: »Die zwölf
Apostel« (Leipz. 1865);
»Die
Frau mit den Karfunkelsteinen« (1885, 2 Bde.).
Alle
diese Werke sind ihrer
Tendenz nach gegen soziale
Vorurteile gerichtet und entbehren nicht der Vorzüge lebendiger
Erzählung
und Schilderung, wohl aber vielfach der innern
Wahrheit. Der tendenziöse
Grundton und die
Richtung der
Schriftstellerin auf
Spannung um jeden
Preis haben rasch eine gewisse
Manier erzeugt.
Seine
Schriften, welche zu den hervorragendsten kriminalistischen
Arbeiten der Neuzeit zählen, sind: »Das
Strafrecht in Norddeutschland
zur Zeit der
Rechtsbücher« (Leipz. 1858, Bd.
1);
»Die
Lehre
[* 24] vom fortgesetzten
Verbrechen und von der Verbrechenskonkurrenz« (Berl. 1860);
Ȇber die Nemede der altdithmarsischen
Rechtsquellen« (Königsb. 1860);