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Heuschrecken [* 2] motivierte Bußpredigt (1, 1-2, 17) und eine Verheißungsrede (2, 18-4, 20).
Heuschrecken [* 2] motivierte Bußpredigt (1, 1-2, 17) und eine Verheißungsrede (2, 18-4, 20).
Manuel, jüd. Gelehrter, geb. zu Birnbaum (Posen), [* 4] studierte in Berlin [* 5] neben jüdischer Theologie klassische Philologie, kam 1854 als Lehrer an das neuerrichtete Rabbinerseminar zu Breslau [* 6] und wurde 1863 zum Rabbiner der dortigen Gemeinde gewählt. Er veröffentlichte: »Die Religionsphilosophie des Maimonides« (Bresl. 1859);
»Levi ben Gerson als Religionsphilosoph« (das. 1862);
»Verhältnis Alberts d. Gr. zu Maimonides« (das. 1863);
»Don Chasdai Creskas' religionsphilosophische Lehren« [* 7] (das. 1866);
»Spinozas theologisch-politischer Traktat« (das. 1870);
»Zur Genesis der Lehre [* 8] Spinozas« (das. 1871).
Diese Schriften wurden mit verschiedenen Abhandlungen gesammelt als »Beiträge zur Geschichte der Philosophie« (Bresl. 1876, 2 Bde.) herausgegeben. Von spätern Schriften sind zu nennen: »Notizen zum Buch Daniel. Etwas über die Bücher Sifra und Sifre« (Bresl. 1873);
»Religiös-philosophische Zeitfragen« (das. 1876);
»Gutachten über den Talmud« (1877);
»Blicke in die Religionsgeschichte« (das. 1880-83, 2 Bde.).
(spr. johst), 1) Jan, niederländ. Maler, der Schöpfer des mit 20 Darstellungen aus der heiligen Geschichte versehenen Hauptaltars in der Nikolaikirche zu Kalkar, welcher, zwischen 1505 und 1508 ausgeführt, ein wichtiges Denkmal der niederrheinischen Malerei ist. J., über dessen Persönlichkeit nichts weiter bekannt geworden ist, stand unter dem Einfluß Memlings und der italienischen Renaissance.
2) Wilhelm, Reisender, geb. zu Köln, [* 9] studierte in Bonn, [* 10] Heidelberg [* 11] und Berlin Naturwissenschaften und Sprachen, bereiste 1874 den Orient und die nordafrikanischen Küstenländer, 1876 bis 1879 ganz Amerika [* 12] vom nördlichen Kanada bis zum Süden Argentiniens, wobei er manche Teile wiederholt durchkreuzte und eine sehr reichhaltige ethnographische, anthropologische und zoologische Sammlung machte. Anfang 1879 begab er sich nach Ceylon, [* 13] durchreiste von dort aus Indien bis zum Himalaja, begleitete die britische Armee im afghanischen Kriege, ging dann nach Birma und Siam, beschäftigte sich auf Borneo, Ceram und Celebes mit dem Studium der dortigen wilden Völkerschaften, kämpfte in Atschin mit den Holländern gegen die Aufständischen, durchreiste Kambodscha und die Philippinen und lebte längere Zeit unter den wilden Stämmen Formosas. Von Peking [* 14] unternahm er dann einen Ausflug in die Mongolei, ging darauf nach Japan, [* 15] hielt sich auf Jeso unter den Aino auf und kehrte 1881 von Wladiwostok durch die Mandschurei, Mongolei u. Sibirien nach Deutschland [* 16] zurück, wo er als Früchte dieser Reisen veröffentlichte: »Aus Japan nach Deutschland durch Sibirien« (Köln 1882, 2. Aufl. 1887) und »Das Holontalo, ein Beitrag zur Kenntnis der Sprachen von Celebes« (Berl. 1884). Im J. 1883 umschiffte er von Madeira [* 17] aus ganz Afrika, [* 18] wobei er namentlich Südafrika [* 19] eingehender studierte, und legte seine Beobachtungen in dem Werk »Um Afrika« (Köln 1885) nieder. Gegenwärtig lebt J. in Berlin. Seine bedeutenden Sammlungen übergab er deutschen Museen.
Oase, s. Dschofra. ^[= Oase in der tripolitan. Sahara, bestehend aus den vier Ortschaften Sokna, Kessir, Hon ...]
eine den Anhängern Siwas (s. d.) zugehörige indische Büßersekte, benannt von der Ausübung des Jôga, d. h. des Bestrebens, durch Unterdrückung aller sinnlichen Regungen und Versenkung des Geistes in die Selbstbeschauung die Vereinigung mit Gott und dadurch die Herrschaft über die Naturgesetze zu erringen. Vorschriften zur Erreichung dieses Ziels finden sich schon in dem Jôga çâstra des Patandschali aus dem 2. Jahrh. v. Chr.: anhaltendes Zurückhalten des Atems, besondere Stellungen, 84 verschiedene Richtungen der Augen auf die Nasenspitze etc. Dadurch soll der Mensch die acht übernatürlichen Fähigkeiten bekommen:
1) sich leichter zu machen als alle andern Gegenstände, 2) sich schwerer zu machen als die schwersten Gegenstände, 3) sich beliebig zu verkleinern, 4) sich beliebig zu vergrößern, 5) überall hingelangen zu können, 6) jede Gestalt anzunehmen, 7) alle Naturgesetze zu beherrschen, 8) alles von sich abhängig zu machen. Die Zahl der J. ist jetzt nicht sehr groß. Sie führen ein Bündel Pfauenfedern mit sich und behaupten, durch die Besprengung damit Kranke zu heilen, neugeborne Kinder vor bösen Geistern zu schützen, den bösen Blick zu bannen etc. Sie treten als Wahrsager, Traumdeuter und Charlatane auf, spielen auf kleinen Violinen oder Lauten und singen Lieder in den Volkssprachen, ziehen mit einem abgerichteten Stier, Affen [* 20] oder Ziegenbock im Land umher. Sie verehren den Siwa unter dem Namen Bhairawa und haben ihr größtes Heiligtum in Benares.
(provençal., altfranz. Jogléor), s. Jongleur. ^[= (franz., spr. schong-lör, mittellat. joculator, provençal. joglar, joglador, altfranz. jogléor ...]
(Abkürzung von Johannes, franz. Jean, engl. John, span. Juan, portug. João, ital. Giovanni, holländ. Jan), Name von 23 Päpsten:
1) J. I., der Heilige, gebürtig aus Toscana, bestieg 523 den römischen Stuhl, ward 525 vom ostgotischen König Theoderich nach Konstantinopel [* 21] gesandt, um den Kaiser Justinus I. zur Milderung seiner Edikte gegen die Arianer zu vermögen, aber nach der Rückkehr von dieser erfolglosen Sendung von jenem zu Ravenna ins Gefängnis geworfen, wo er 18. Mai 526 starb. Tag: 27. Mai. - 2) J. II., früher Mercurius, ein Römer, [* 22] bestieg 532 den römischen Stuhl, beteiligte sich an den Streitigkeiten der Theopaschiten (Monophysiten) im streng orthodoxen Sinn; starb 535. - 3) J. III., ein Römer, ward 560 Papst, konnte aber die Weihe nicht eher erhalten, als bis Kaiser Justinian durch den Exarchen seine Wahl hatte bestätigen lassen, that viel für Verschönerung der Kirchen; starb 573. - 4) J. IV., aus Salona gebürtig, bestieg den päpstlichen Stuhl 640, ließ die Monotheleten auf einem Konzil zu Rom [* 23] verdammen und lehnte die Annahme der von Sergius auf Befehl des Kaisers Heraklios verfaßten Unionsformel (Ekthesis) ab; starb 642. - 5) J. V., aus Antiochia in Syrien, Legat auf dem sechsten ökumenischen Konzil, ward 685 zum Papst gewählt, starb schon 686. - 6) J. VI., ein Grieche, ward 701 Papst, bewog durch Androhung göttlicher Strafen den Herzog Gisulf von Benevent zur Rückgabe der dem Exarchat entrissenen Städte; starb 705. - 7) J. VII., ein Grieche, Nachfolger des vorigen 705, starb 707. - 8) J. (VIII., Johanna Papissa), s. Johanna 4). - 9) J. VIII., ein Römer, ward 872 Papst, folgte dem Vorbild Nikolaus' I. in dem Bestreben, die päpstliche Macht zu erhöhen und über die weltlichen Herrscher zu erheben. Er krönte Karl den Kahlen ungeachtet des von Ludwig dem Deutschen dagegen erhobenen Widerspruchs 876 zum Kaiser, offenbar mit dem Anspruch, kraft apostolischer Vollmacht die Kaiserkrone vergeben zu können; auf den Synoden zu Ravenna (877) und zu Troyes (878) verlangte er die Unabhängigkeit der Bischöfe von der weltlichen Macht. Er zerfiel mit Karls des Kahlen Sohn und Nachfolger Karlmann, der ihn 878 in Rom gefangen nehmen ließ. Wieder frei, belegte er dessen Anhänger mit dem ¶
Bann und krönte Ludwig den Stammler zum König von Frankreich; dann aber ward er genötigt, trotz seiner französischen Sympathien Karl den Dicken 881 zum Kaiser zu krönen. Den von Hadrian II. mit dem Bann belegten Patriarchen Photius von Konstantinopel erkannte er an in der Hoffnung, von dem griechischen Kaiser Basilius Hilfe gegen die Sarazenen und die Jurisdiktion über die Bulgarei wiederzuerhalten, und beschickte in dieser Absicht auch das zweite Konzil zu Konstantinopel (879). Da er sich aber in seiner Hoffnung getäuscht sah, widerrief er des Photius Anerkennung. Von den Rom bedrängenden Sarazenen erkaufte er die Ruhe durch Tribut. Er starb 15. Dez. 882, auf Anstiften eines Verwandten vergiftet und, als das Gift zu langsam wirkte, von Verschwornen erschlagen. -
10) J. IX., geboren zu Tivoli, Benediktiner, ward 898 Papst, krönte Lambert von Spoleto als römischen Kaiser und stellte das Ansehen des Papstes Formosus wieder her; starb 900. -
11) J. X., früher Bischof von Bologna und Erzbischof von Ravenna, gelangte durch die patrizische Partei, an deren Spitze die berüchtigte Theodora stand, 914 auf den päpstlichen Stuhl. Er krönte 915 Berengar, König von Italien, [* 25] zum Kaiser und zog in eigner Person gegen die Sarazenen zu Felde. Mit ihm beginnt die Zeit, in der drei Frauen über Rom und das Papsttum geboten (die sogen. Pornokratie oder das »Hurenregiment«). Auf Befehl der Marozia ward J. 928 gefangen und im Gefängnis ermordet. -
12) J. XI., Sohn der Marozia und des Papstes Sergius III., ward durch erstere 931, 25 Jahre alt, auf den päpstlichen Stuhl erhoben, aber von seinem Bruder Alberich, dem Herrscher von Rom, ins Gefängnis geworfen, worin er 936 starb. -
13) J. XII., vorher Octavianus, Sohn Alberichs, Enkel der Marozia und Neffe Johanns XI., bemächtigte sich 955, erst 18 Jahre alt, der Tiara. [* 26] Er war der erste Papst, welcher bei seiner Erhebung den Taufnamen wechselte. Gegen den König Berengar II. von Italien rief er Otto I. aus Deutschland zur Hilfe herbei und krönte letztern 962 zum Kaiser. Doch ließ Otto ihn 963 sowohl seiner Ausschweifungen als seines verräterischen Verhaltens wegen absetzen, nichtsdestoweniger kehrte J. nach Rom zurück. Bei einem Ehebruch ertappt, wurde er 14. Mai 964 erschlagen, nach andern starb er infolge eines Schlaganfalls. -
14) J. XIII., ein Römer, vorher Bischof von Narni, 965 nach Benedikt V. durch den Kaiser Otto I. auf den päpstlichen Stuhl erhoben, war den Großen Roms verhaßt, die ihn bald verjagten. 967 unter des Kaisers Schutz nach Rom zurückgekehrt, starb er 972. -
15) J. XIV., vorher Peter, Bischof von Pavia und Ottos II. Erzkanzler, wurde durch Otto 983 Papst, durch einen Aufruhr gestürzt und starb, in der Engelsburg eingekerkert, den Hungertod oder an Gift 20. Aug. 984. -
16) J. XV. (XVI.), ein Römer, wurde 985 zum Papst erwählt, rief gegen Crescentius, vor dem er nach Toscana fliehen mußte, Otto III. zu Hilfe; starb 996. Er vollzog 993 die erste päpstliche Kanonisation an dem Bischof Ulrich von Augsburg. [* 27] Vor oder nach ihm wurde später fälschlich ein Papst J., ein Sohn Roberts, eingeschaltet und dadurch die Zählung der Päpste Namens J. bis J. XXI., der nur diese unrichtige Zahl führt, in Unordnung gebracht. -
17) J. XVI. (XVII.), vorher Philagathus, aus Rossano in Kalabrien gebürtig, wurde nach Gregors V. Vertreibung durch Crescentius (997) auf den päpstlichen Stuhl erhoben, aber 998 vom Kaiser Otto III. gestürzt, auf der Engelsburg gefangen gesetzt und geblendet. -
18) J. XVII. (XVIII), mit dem Beinamen Sicco, vornehmer Römer aus der Mark Ancona, [* 28] ward im Juni 1003 zum Papst gewählt, starb jedoch schon nach sechs Monaten. -
19) J. XVIII. (XIX.), vorher Phasanus, ein Römer, 1003 gewählt, starb 1009. -
20) J. XIX. (XX.), Bruder seines Vorgängers Benedikt VIII., gelangte als Laie und »Senator aller Römer« 1024 durch Bestechung auf den päpstlichen Stuhl (an einem und demselben Tag ward er Präfekt und Papst), behauptete sich auf demselben bis zu seinem Tod 1033. Trotz seiner Abneigung hatte er 1027 Konrad II. zum Kaiser gekrönt; ein Beschützer Clunys und seiner Bestrebungen, hatte er mehrfach sich den Forderungen der weltlichen Mächte zu fügen. -
21) J. XXI., früher Arzt mit dem Namen Peter Julian, aus Lissabon [* 29] gebürtig, wurde 1275 Kardinal und Bischof von Tusculum, bestieg 1276 den päpstlichen Stuhl und kam zu Viterbo durch den Einsturz einer Decke [* 30] ums Leben. Er zeichnete sich durch Gelehrsamkeit, namentlich in der Arzneikunde, aus. -
22) J. XXII., früher Jakob d'Euse (Duèse), geb. 1244 zu Cahors als Sohn eines Handwerkers, ward Kanzler Roberts von Neapel, [* 31] dann Bischof van Fréjus, 1310 Erzbischof von Avignon, Kardinal und Bischof von Porto und 1316 Papst. Er residierte zu Avignon und gab die beiden letzten Teile des Corpus juris canonici, die Extravaganten (s. d.) und die Clementinen (s. Corpus juris), heraus. Seine Einmischung in weltliche Angelegenheiten zu gunsten Frankreichs, namentlich seine Agitationen gegen Kaiser Ludwig den Bayern, [* 32] wider den er 1324 Bann und Interdikt in Anwendung brachte, weil er sein Thronrecht nicht dem Richterspruch des Papstes unterwerfen wollte, rief die Opposition der berühmtesten Rechtslehrer, wie des Marsilius von Padua [* 33] u. a., hervor, die er 1327 in einer besondern Bulle mit dem Bann belegte; auch eine Anzahl von Minoriten bekämpfte ihn, ja ein Gegenpapst wurde 1328 von Ludwig gegen ihn aufgestellt, Nikolaus V.; doch ward letzterer von J. gefangen genommen und 1330 gezwungen, seine Würde niederzulegen. J. ward noch vor seinem Tod von den Mönchen der Ketzerei beschuldigt. Viel schwerer aber lastet die Schuld beispielloser Gelderpressungen und die Ausbeutung geistlicher Dinge zu finanziellen Zwecken auf ihm. Er starb
Vgl. Müller, Der Kampf Ludwig des Bayern mit der römischen Kurie (Tübing. 1879-80, 2 Bde.);
Preger, Die Politik des Papstes J. XXII. (Münch. 1885). -
23) J. XXIII., früher Balthasar Cossa, zu Neapel geboren, soll in seiner Jugend Seeräuber gewesen sein, ward dann Schreiber in Rom, Kämmerer des Papstes Bonifacius IX., Protonotar, 1402 Kardinal und nach Alexanders V. Tod in Bologna zum Papst erwählt. Seinem Versprechen, seine Ansprüche auf die päpstliche Krone aufzugeben, sobald seine Gegenpäpste Gregor XII. und Benedikt XIII. ein Gleiches thäten, kam er zwar auf dem Konzil zu Konstanz [* 34] nach, entfloh aber den Schritt bereuend, 21. März nach Schaffhausen, [* 35] von wo aus er seine Verzichtleistung widerrief, und ward hierauf nicht weniger als 80 gemeiner Verbrechen, wie Mord, Räuberei, Unzucht und Blutschande, beschuldigt und 29. Mai vom Konzil förmlich abgesetzt. Zu Freiburg [* 36] verhaftet, wurde er zuerst auf das Schloß Gottlieben bei Konstanz, dann nach Mannheim [* 37] und hierauf nach Heidelberg in Gewahrsam gebracht, bis er sich 1419 durch ein Lösegeld von 30,000 Goldgulden befreite. Vom Papst Martin V. begnadigt, ward er wieder Kardinalbischof von Tusculum und Dekan des Kardinalkollegiums und starb in Florenz. [* 38] ¶