(spr. jering),Rudolf von, Rechtsgelehrter, geb. zu
Aurich,
[* 2] habilitierte sich 1843 in
Berlin
[* 3] als
Dozent
des römischen
Rechts, ging 1845 als ordentlicher
Professor nach Basel,
[* 4] 1846 nach
Rostock,
[* 5] 1849 nach
Kiel,
[* 6] 1852 nach
Gießen,
[* 7] 1868 nach
Wien,
[* 8] von wo er 1872 einem
Ruf an dieUniversitätGöttingen
[* 9] folgte.
Sein Hauptwerk, welches sich, wie alle
seine
Schriften, durch Originalität der Auffassung und Neuheit der
Ideen auszeichnet, ist: »Geist des römischen
Rechts auf
den verschiedenen
Stufen seiner
Entwickelung« (Leipz. 1852-65, 3
Tle. in 4 Abtlgn.; mit
Register, 1878; 4. Aufl. 1878 ff.; ital.
von Bellavile). Außerdem schrieb er noch: »Abhandlungen aus dem römischen
Recht« (Leipz. 1844);
(spr. chhichona),Bezirksstadt in der span.
ProvinzAlicante, am
Fuß eines turmgekrönten
Hügels, mit (1878) 6287 Einw.,
welche berühmte und namentlich in
Madrid
[* 12] zur Weihnachtszeit beliebte
Honigkuchen (tuvrones),
Leder und
Schuhwaren herstellen.
Über 20 Jahre besorgte er trotz seines hohen
Alters die
Geschäfte seiner hohen
Stellung mit der größten
Umsicht,
Klugheit und Thätigkeit, ohne von seiner strengen, klösterlichen Lebensweise abzuweichen, indem er nur seiner Überzeugung
und seinen
Grundsätzen folgte. Er führte sogar eine gründliche Klosterreform durch und erzog den spanischen
Klerus
zu strenger
Disziplin und ernstem Pflichteifer. Aber mit gleicher
Energie schritt er in seinem Bekehrungseifer gegen
die
Morisken in
Granada
[* 17] ein, deren
Widerstand gegen seine Bekehrungsversuche er mit blutiger Strenge unterdrückte.
Nach
FerdinandsTod (1516) ward er, da der Thronfolger
Karl noch minderjährig war,
Regent desReichs. Er
ordnete die
Finanzen und erwarb der
Krone die veräußerten
Domänen wieder, brachte die
Gesetze wieder zur Geltung und setzte
die spanische Kriegsmacht auf einen ansehnlichen
Fuß, ließ sich aber von seinem fanatischen Glaubenseifer auch zu Grausamkeiten
gegen die Neuchristen verleiten; er hat als
Großinquisitor 2500
Menschen zum
Scheiterhaufen verurteilen
lassen. Er starb von
Karl V. mit schnödem Undank aus dem
Staatsdienst entlassen.
(spr. -tscheck), 1)
Joseph, böhm. Litterarhistoriker, geb. zu
Hohenmauth, studierte in
Prag
[* 21] die
Rechte
und redigierte bereits 1848 die »Prazské Noviny«. Seit 1850 beim
Kultusministerium angestellt, verfaßte er eine
Reihe von
Schulbüchern in böhmischer
Sprache,
[* 22] organisierte 1856 den
Wiener Schulbücherverlag, ward 1859 Ministerialsekretär, 1869
Ministerialrat
und 1871 unter
Hohenwart Kultusminister. In dieser
Stellung war sein Hauptbestreben, die Gleichberechtigung der
Nationalitäten
beim höhern
Unterricht durchzuführen wodurch er sich die Mißgunst der deutschen
Parteien zuzog. 1875 wählte ihn die
Königlich
[* 23] böhmische
Gesellschaft der
Wissenschaften zu ihrem
Präsidenten; auch
ist erLandtags- und Reichsratsabgeordneter für
Böhmen.
[* 24] J. ist einer der fruchtbarsten der zeitgenössischen böhmischen Schriftsteller.
Von selbständigen Werken nennen wir: »über den
Versuch, das Ruthenische mit lateinischen Schriftzeichen zu schreiben« (1859);
Rechte und ward 1854 im österreichischen Unterrichtsministerium angestellt, in welchem er 1871 Abteilungsrat wurde.
Er schrieb seit 1854 eine Reihe von Erzählungen, die teils in Zeitschriften, teils gesammelt unter dem Titel: »Novely« (Wien
1853) erschienen, war an der Redaktion verschiedener Blätter beteiligt und lieferte eine Anzahl tüchtiger Arbeiten aus der
slawischen Rechtsgeschichte. Von seinen selbständig erschienenen Schriften sind zu nennen: »Über Eigentumsverletzungen und
deren Rechtsfolgen nach dem altböhmischen Recht« (Wien 1855);
Mit Joseph I. veröffentlichte er den noch unvollendeten »Codex juris bohemici« (Prag 1867-83, Bd. 1-5).
Neuerdings schrieb er: »Geographische Dichterbilder« (Wien 1881).
3) KonstantinJoseph, Sohn von J. 1), geb. zu Wien, studierte daselbst und in Prag, bereiste die südslawischen Länder,
über die er in Zeitschriften zahlreiche Artikel veröffentlichte, und habilitierte sich 1878 an der PragerUniversität für Geschichte. Er gab heraus: »Bibliographie de la littérature bulgare moderne 1806-70« (1872);
die wertvolle
»Geschichte der Bulgaren« (Prag 1876);