Norddeutschen
Bund hatte der
Orden
[* 2] in
Frankreich und
Österreich
[* 3] zum
Kriege geschürt. Dann suchte er in steigendem
Maß bei den
Wahlen, in der
Volksvertretung und im kirchlichen und bürgerlichen Gemeinwesen seine antinationalen und staatsfeindlichen
Zwecke zu fördern, was um so gefahrdrohender erschien, als seit der Unterwerfung der deutschen
Bischöfe unter
die vatikanischen
Dekrete auch die übrige katholische
Geistlichkeit, selbst wo
sie den J. durchaus nicht günstig gestimmt
war, sich den
Zielen des
Ordens dienstbar hatte machen lassen. Unter diesen Verhältnissen schien ihre
AusweisungPflicht der
Selbsterhaltung, sie erfolgte durch das
Reichsgesetz vom Bezüglich der Machtmittel, über welche
die J. in diesem Zeitpunkt verfügten, teilt der »Catalogus provinciae austriaco-hungaricae«
(1872, S. 1) mit, daß der
Orden Jesu Anfang 1871 in 22
Provinzen: der englischen, aragonischen, österreichisch-ungarischen,
belgischen, kastilischen, galizischen, deutschen, irländischen,
Lyoner, mexikanischen, neapolitanischen, niederländischen,
römischen, sizilischen und venezianischen, dann der von
Champagne,
Francia,
Maryland,
Missouri,
New York, Turin
[* 4] und
Toulouse
[* 5] benannten, oder in den fünf Assistenzen:
Italien,
[* 6]
Deutschland,
[* 7]
Frankreich,
Spanien
[* 8] und
England, zusammen 8809 Mitglieder
zählte.
Die größte Zahl der J. kommt auf die
ProvinzenKastilien (909) und
Deutschland (852). Im J. 1841
gab es überhaupt nur 3563 J.,
ihre Zahl hat sich also seither verdreifacht. Neuerdings hat
Leo XIII. das Werk
Pius' VII. gekrönt, indem er 1886 dem
Orden
auch alle seine
vor derAuflösung besessenen Vorrechte zurückgab.
japan.
Porzellan aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrh., welches auf Veranlassung der jesuitischenMissionäre mit Madonnen,
Heiligenbildern, christlichen
Emblemen etc. dekoriert wurde.
Nach der Vertreibung der
Jesuiten wurde
das J. überall zerstört, so daß es gegenwärtig zu einer keramischen Seltenheit geworden ist.
der ausgeartete Barockstil, den die
Jesuiten seit dem 17. Jahrh. auf
Grund der Bestrebungen von
Borromini
und
Pozzo in ihren Kirchenbauten befolgten, und der sich durch
Emanzipation der Form von derKonstruktion,
durch regellose Überladung in der
Dekoration, durch Effekthascherei in der
Komposition des Ganzen charakterisiert, wodurch
eine die
Sinne berauschende
Wirkung zur Erreichung der Ordenszwecke beabsichtigt war.
Unter diesem
Namen finden sich mehrere
Verbindungen von
Nonnen. Die erste, die im Anschluß an den Jesuitenorden
einen weiblichen
Verein gründen wollte, war eine
Frau in
Barcelona,
[* 16]
Isabella von Rossella, die während
des Aufenthalts
Loyolas in
Barcelona dessen Wohlthäterin geworden war und mit zwei andern
Frauen in
Rom von
Paul III. trotz
Loyolas
Widerstreben eine
Bulle erwirkte, welche
sie der geistlichen Leitung desselben übergab. 1549 erwirkte jedoch
Loyola für
seinen
Orden das
Privilegium, nie mit der Leitung von
Nonnen beauftragt zu werden. Als sich dann im 17. Jahrh. ohne päpstliche
Genehmigung in
Deutschland und
Italien ein Jesuitinnenverein unter einer eignen Generalin gebildet, wurde er 1631 von
Urban VIII.
aufgelöst. Auch der
Orden der Klostertöchter Unsrer
LiebenFrau, die sich an die
Regel der
Jesuiten angeschlossen
und 1607 die päpstliche Bestätigung erhielten, führte den
Namen der J., verlor denselben aber durch seine Zuteilung zum
Benediktinerorden.
Christus, der
Stifter der christlichen
Religion. Der Doppelname beruht auf einer erstmalig bei
Paulus begegnenden
Kombination des Personennamens (Jeschua, später verkürzte Form für Jehoschua,
Josua, »Gott hilft«) mit
dem Amtsnamen
Christus. Die
Kombination selbst aber beruht auf dem
Urteil, welches das älteste
Bekenntnis der christlichen
Gemeinde
darstellt: »Jesus ist der
Christus«, d. h. in dieser bestimmten Persönlichkeit haben sich die messianischen
Weissagungen und
Hoffnungen erfüllt.
Die
Idee vom
Messias (s. d.) selbst aber ist das ausschließliche
Eigentum und
Erbe des jüdischen
Volkes gewesen. Während die
Mythologie andrer
Völker die sozialen und politischen
Ideale in
Gestalt eines goldenen
Zeitalters an den Anfang der Geschichte verlegt, überträgt der seiner menschheitlichen
Mission sich
bewußte monotheistische Gottesglaube
Israels dieselben in die letzte Zukunft, von der Vergangenheit, insonderheit der Davidschen,
nur das phantasiemäßige
Kolorit entlehnend.
Ein neuer
David, welcher die vom alten Gotteshelden ins Werk gesetzte Herrschaft des auserwählten
Volkes über die
Völker
der
Erde vollenden und den
Dienst des Einen
Gottes zur Weltreligion erheben sollte, wurde in demselben
Maß mit glühender Sehnsucht
erhofft und erbeten, wie die äußern Verhältnisse des jüdischen
Staats immer ärmlicher und kläglicher,
der
Abstand zwischen dem, was die Vergangenheit versprochen, und dem, was die Gegenwart gehalten hatte, immer weiter und
trostloser wurde. Seit den
Tagen des
Exils hatte das jüdische
Volk nacheinander persische,
¶
mehr
ägyptisch-ptolemäische und syrisch-seleukidische Knechtschaft gekostet, und den glorreichen Jahren der Makkabäischen Erhebung
und hasmonäisch-nationalen Herrschaft war rasch das Zwangsregiment der idumäischen Herodes-Dynastie gefolgt, welche selbst
wieder von der Gnade der Römer
[* 18] lebte. Seit dem Jahr 7 unsrer Zeitrechnung war das eigentliche Judäa sogar dem römischen Universalstaat
direkt einverleibt worden, während die übrigen Teile Palästinas vorläufig noch den SöhnenHerodes'
d. Gr. (s. d.) unterworfen blieben. Aber in
demselben Augenblick, als die Einführung des römischen Zensus dem Volk zum erstenmal seine nunmehr unabwendbar gewordene Abhängigkeit
von der erdrückenden heidnischen Weltmacht fühlbar machte, brach auch die Empörung des religiösen und nationalen Bewußtseins
der Juden in lichten Flammen aus. In jene Tage des Galiläers Judas (s. d. 4) verlegt die spätere Sage der
Christengemeinde die Geburt des Stifters (Luk. 2, 1. ff.), während mit ungleich mehr Wahrscheinlichkeit eine frühere Erzählung
die letzten Jahre der Regierung des Herodes, etwa das J. 6 vor unsrer Zeitrechnung, dafür ansetzt
(Matth.
2, 1. ff.;
Luk. 1, 5). Beide Formen der Geburtsgeschichte, wie sie jetzt in den beiden ersten Kapiteln der nach Matthäus und
nach Lukas genannten Evangelien vorliegen, schließen sich gegenseitig in allen Stücken aus, mit Ausnahme zweier Punkte, auf
denen das dogmatische Interesse, welches beiden gemeinsam zu Grunde liegt, durchschlägt.
Während nämlich Jesus aus dem galiläischen Städtchen Nazareth oder Nazara stammte
(Matth 13, 54-57;. 21, 11), daher er
auch im Leben wie im Tod immer »Jesus von Nazareth« heißt, wie er als bloßer Einwanderer nicht hätte heißen können, mußte
er wegen des Micha 5, 1 (vgl.
Matth. 2, 5). angegebenen Kennzeichens der Messianität
aus Bethlehem in Judäa sein. Um nun aber zu zeigen, daß er hier geboren sei, läßt die Geburtssage bei Matthäus seine Familie,
die von alters her in der Davidsstadt Bethlehem wohnte, sich vor den Herodäern zuerst nach Ägypten,
[* 19] dann nach Galiläa flüchten,
während die spätere Form bei Lukas zwar von der richtigen Voraussetzung ausgeht, die Eltern Jesu hätten
in Nazareth gewohnt, dieselben aber vermöge eines äußerst künstlichen Apparats, wobei auch der oben angeführte Zensus eine
Rolle spielt, vorübergehend und gerade so lange nach Bethlehem versetzt, als nötig war, um das Jesuskind dort geboren werden
zu lassen.
Der zweite Punkt der Übereinstimmung betrifft die sogen. vaterlose Erzeugung, die jungfräuliche Geburt Jesu. Während die
beiden Geschlechtsregister (Matth. 1, 1-17;.
Luk. 3, 23-38). ursprünglich
auf der Voraussetzung der Vaterschaft des Joseph beruhen, während Matthäus unbefangen von Jesu Vater, Mutter, Brüdern, Schwestern
(12, 46; 13, 55. 56), Lukas von seinen Eltern redet (2, 27. 33. 41. 43. 48), während Markus überhaupt
von einer Geburtsgeschichte schweigt, Jesu Mutter und Brüder aber als auf die besondere Rolle, die er später aufnimmt, auch
nicht im geringsten vorbereitet darstellt (3, 21. 31), wird
Matth. 1, 18-25. die vaterlose
Erzeugung in legendarischer Form eingeführt und findet sich
Luk. 1, 35. eine
förmliche Theorie derselben.
Ohne Zweifel hätte der jüdische Gottesbegriff derartigen mythologisierenden Gedankengängen erfolgreichern Widerstand entgegengesetzt,
wenn nicht gleichzeitig das Christentum schon in heidnischen Kreisen weitgehende Eroberungen gemacht und entsprechende Vorstellungsformen
adoptiert hätte. Innerhalb des Judentums nämlich hieß zunächst Israel als auserwähltes Volk der Sohn
Gottes (2. Mos. 4, 23;.
Jer. 31, 9). Wie nun aber der Messias persönlich dasjenige ist, was das ganze Volk sein sollte, so heißt
auch er, mit Bezug auf
Psalm 2, 7,. »Sohn Gottes«, und in diesem messianischen Sinn ist die Bezeichnung immer gefaßt, wo sie
bei Matthäus und Markus Jesu dargeboten, von ihm acceptiert oder gar selbst in Gebrauch genommen wird.
Die griechisch-römische Welt dagegen wußte von Gottessöhnen in handgreiflicherem Sinn; sie fand solche nicht bloß in den
Heroen des Mythus, sondern sogar in geschichtlichen Persönlichkeiten, wie Pythagoras, Platon, Alexander, Augustus. Das Christentum
hat solchen Vorstellungen mindestens die grobsinnlichen Elemente abgestreift, daher die Gotteskraft des
HeiligenGeistes (s. d.) als Vermittelung der Zeugung aufgefaßt.
Dieselbe dogmatisch-mythische Bearbeitung und Darstellung des Lebens Jesu, welche solchergestalt in den beiden Geburtsgeschichten
des Matthäus und Lukas noch mit Händen zu greifen ist, beeinflußt übrigens bis zu einem gewissen Grad auch diejenigen Teile
der Lebensgeschichte Jesu, deren irdische Wirklichkeit noch durch die Hülle einer von alttestamentlichen
Erinnerungen und messianischer Dogmatik bedingten, halb poetischen Darstellungsform deutlichst zu erkennen ist.
Zugestandenermaßen stehen der geschichtlichen Wirklichkeit am nächsten die Evangelien des Markus und des Matthäus, namentlich
in allen denjenigen Berichten, bezüglich welcher Übereinstimmung unter ihnen herrscht, so daß sich
die neuern kritischen Darstellungen des Lebens Jesu in der Regel nur durch ein Übergewicht der Bevorzugung, die dem einen oder
dem andern der beiden genannten Evangelisten zu teil wird, zu unterscheiden pflegen. Noch größere Übereinstimmung herrscht
in einer von theologischem Vorurteil und dogmatisch-apologetischer Tendenz emanzipierten Wissenschaft hinsichtlich des dritten
und des vierten, d. h. der spätern Evangelien.
Dasjenige des Lukas hält sich zwar noch im allgemeinen an den synoptischen Stoff, behandelt ihn aber im einzelnen schon vom
Standpunkt einer höhern, insonderheit der Paulinischen, Christuslehre, während das vierte, nach Johannes genannte Werk gleich
mit der Spekulation über das übersinnliche, göttliche Wesen Jesu beginnt, von vornherein weniger Geschichte
als Theologie in Aussicht stellt und den ganzen Rahmen der ältern Form der Berichterstattung auf allen Punkten durchbricht
(s. Evangelium). So ist es z. B. erst Folge dieser Johanneischen Umgestaltung und Erneuerung, welche die ältern Elemente der
Sage erlitten haben, wenn die Zeitdauer der öffentlichen Wirksamkeit Jesu auf etwas mehr oder weniger
als drei Jahre geschätzt wird. So lange hätte er sich, zumal als erklärter Messias, der Hochflut der hierarchisch-pharisäischen
Opposition und der rücksichtslosen Praxis der römischen Polizei gegenüber schwerlich halten können.
Dem ältern synoptischen Bericht zufolge hat Jesus die messianische Fahne erst am Tag seines Einzugs in
Jerusalem
[* 20] offen und vor allem Volk entfaltet, um sie etwa eine Woche über aufrecht zu halten, während seine öffentliche Wirksamkeit
denselben Quellen zufolge etwa von einer Osterzeit zur andern reichte; sein erstes Auftreten fällt wahrscheinlich in den
Anfang des Jahrs 34 unsrer Zeitrechnung, sein Tod in den April 35; die neuern Forschungen weisen allerdings
ein Schwanken innerhalb des Zeitraums von 34-36 auf. Maßgebend bleibt die schon in der Mitte des 2. Jahrh.
nachweisbare und dann hartnäckig, trotz der glänzenden Autorität des vierten Evangeliums, Jahrhunderte¶