Schwechat gegen die
Ungarn.
[* 2] Im Winterfeldzug von 1848 bis 1849 leitete er die
Bewegungen, welche zur Besetzung von
Raab,
[* 3]
Pest
und
Ofen führten. Im März 1849 zum
Feldzeugmeister ernannt und beauftragt, seine
Truppen mit der zusammengeschmolzenen Südarmee
zu vereinigen und die
Operationen im
Süden zu leiten, drängte er zwar die
Ungarn unter
Bem über die Römerschanze
und den
Franzenskanal zurück und besetzte die
Bacska, sah aber seinen
Angriff auf die überlegene ungarische
Armee bei
Hegyes mit
Verlust zurückgeschlagen und sich zum
Rückzug gezwungen.
Nach Beendigung des
Kampfes kehrte er nach
Agram
[* 4] zurück; wo er seitdem dieWürde des
Bans und
Zivil- und
Militärgouverneurs von
Kroatien und
Slawonien bekleidete. Im
Februar 1853 erhielt
er den Oberbefehl über das wegen der
Unruhen
in
Montenegro
[* 5] an der untern
Donau zusammengezogene
Heer und ward im April 1854 in den erblichen Grafenstand erhoben. In tiefe
Gemütsverstimmung verfallen, starb er in
Agram. Auch als Dichter hat er sich bekannt gemacht.
Seine »Gedichte«, darunter viele Soldatenlieder, erschienen
Wien
[* 6] 1851.
1)
Adolf, jüd. Gelehrter, geb. zu Drslowitz bei
Ungarisch-Brod in
Mähren,
[* 7] widmete sich auf der
PragerUniversität und seit 1842 in
Leipzig
[* 8] orientalischen, talmudischen und philosophischen
Studien und
ward 1845
Prediger bei der israelitischen
Gemeinde daselbst, ging 1856 als
Prediger nach
Wien, woselbst er auch als
Präsident
des
Beth ha
Midrasch, einer Lehranstalt für talmudische
Wissenschaft, wirkt. Er gehört der
Partei des gemäßigten Fortschritts
im
Judentum an und zählt zu den bedeutendsten israelitischen
Gelehrten und Kanzelrednern der Gegenwart.
Außer
Predigten veröffentlichte er: »Sefat Chachamim, oder
Erklärung der in den
Talmuden etc. vorkommenden persischen und
arabischen
Wörter« (Leipz. 1846, Nachtrag 1847);
eine
Einleitung zu Bachjas »Chobot-ha-Lebabot« (das.
1846);
als
Früchte seiner kabbalistischenStudien außer der Übersetzung von
Francks Werk über die
Kabbala (das. 1844): »Beiträge zur Geschichte der
Kabbala« (das. 1851-52, 2 Hefte),
»Moses ben
Schem-Tod de
Leon etc.« (das.
1851) und eine »Auswahl kabbalistischer
Mystik« (das. 1852).
Besondere
Verdienste erwarb sich J. um die Herausgabe älterer Midraschim in der Sammlung »Beth-ha-Midrasch«
(Leipz. u.
Wien 1853-78, Bd. 1-6).
2)
Hermann,
Bruder des vorigen, bekannt durch seine Beteiligung an der
Wiener Oktoberrevolution, geb. zu Drslowitz,
widmete sich ebenfalls theologischen
Studien, wandte sich aber bald in
Prag
[* 9] und seit 1842 in
Leipzig der
Philosophie zu. Hier 1847 wegen seiner Beteiligung an politischen und kirchlichen Parteikämpfen, dann auch aus
Berlin
[* 10] ausgewiesen,
wandte er sich beim
Ausbruch der
Märzrevolution nach
Wien, wo er eine
»Kritische Geschichte der
WienerRevolution«
(Wien 1848)
schrieb. Obwohl er nach dem
Ausbruch der Oktoberrevolution sich nicht direkt am
Widerstand gegen die
Truppen
beteiligt hatte, ward er dennoch vom
Kriegsgericht zum
Tode verurteilt und mit
Becher
[* 11] standrechtlich erschossen.
Von seinen
Schriften sind »Die religiösen Zustände der Gegenwart oder
Kritik der
Religion der
Liebe«
(Zerbst
[* 12] 1847),
dän. Dorf in
Jütland,
AmtVeile, mit einem Schullehrerseminar, war einst ein
Königshof und enthält noch jetzt
(bei der
Kirche) zwei berühmte Runensteine, einen von König
Gorm dem Alten (s. d.) über seine Gemahlin Thyra und einen von
Harald Blauzahn zu
Ehren jener beiden, seiner Eltern.
Gorm und Thyra haben an beiden Seiten der alten
Kirche
großartige Grabhügel, welche in diesem
Jahrhundert geöffnet und untersucht worden sind.
Industrie und Handel sind nicht bedeutend, doch besitzt J. eine große Fabrik optischer und mechanischer
Apparate, verbunden mit Glasfabrik, eine Pianofortefabrik, Fabrikation geräucherter Fleischwaren, eine Dampfziegelei,
Weinbau etc. Nennenswert ist auch der lebhafte Buchhandel. Die Stadt ist Sitz eines Oberlandesgerichts für die thüringischen
Staaten, mit Ausnahme von Schwarzburg-Sondershausen, und eines Amtsgerichts. Das Hauptinteresse liegt für J. in der Universität.
Dieselbe zählte im Wintersemester 1886/87: 81 Dozenten und 607 Studierende. Mit derselben sind verbunden:
die Bibliothek (200,000 Bände), eine Sternwarte
[* 34] mit meteorologischem Institut, eine Tierarzneischule, eine landwirtschaftliche
Lehranstalt, ein pharmazeutisches Institut, eine Lehranstalt für Chemie, ein mineralogisches Kabinett
nebst reicher Petrefaktensammlung,
ein zoologisches und physikalisches Museum, ein osteologisches, ein germanisches und archäologisches
Kabinett, eine Sammlung orientalischer Münzen,
[* 35] ein anatomisches Museum, ein botanischer Garten,
[* 36] eine ambulatorische Klinik, ein
Landkrankenhaus, ein Entbindungsinstitut, eine Landesirrenanstalt etc. Von andern Bildungsanstalten
sind zu nennen: ein Gymnasium, zwei Knabenerziehungsanstalten und mehrere wissenschaftliche Gesellschaften. In der Umgegend
sind der Hausberg (s. d.) mit dem Fuchsturm, die DörferZiegenhain und Lichtenhain (s. d.), die Lobdaburg,
das Forsthaus mit dem Kriegerdenkmal, der Landgrafenstein mit dem Windknollen (Napoleonsstein) und die Kunitzburg vielbesuchte
Punkte. - J. wird als Stadt erst im 13. Jahrh. genannt. Es gehörte damals den Herren v. Lobdaburg, Elsterberg und Arnshaugk.