Kommunalbank
(Umsatz 1882: 11,8 Mill.
Rub.) dient, konzentriert sich auf den vier
Jahrmärkten. Auf dem Pferdemarkt, welcher
während der Osterfasten vier
Wochen dauert, werden bis 3000
Pferde
[* 2] verkauft; besonders gesucht sind die vom
SchwarzenMeer stammenden
und kaukasische
Rassen. J. besitzt eine Kavalleriejunkerschule, eine Landesrealschule, ein geistliches
Seminar und eine
höhere Töchterschule. Es wurde 1754 als Grenzfestung angelegt, jetzt sind nur noch Reste der Festungswerke vorhanden. Der
Kreis
[* 3] ist sehr fruchtbar;
Tabak,
[* 4]
Wasser- und andre
Melonen gedeihen bei dem heißen
Sommer gut. Die Schafzucht ist weit verbreitet,
jedoch in den letzten
Jahren zurückgegangen. 1881 zählte man 247,421
Merinos und 243,897 gewöhnliche
Schafe.
[* 5]
Das Gebiet wird im N. vom
Kur durchzogen und im W. vom
Kaukasus (Basardiuz 4575 m) begrenzt, in seinem großen südlichen Teil
von gleichfalls hohen
Gebirgen durchzogen, welche in dem 4740 m hohen Kjambil kulminieren. Die Abhänge sind vorzügliche
Alpenweiden, die Flußthäler gut angebaut, doch finden sich einige
Steppen
(Karaja im
NW., Schirimkum im SO.). Hauptbeschäftigung
der Armenier,
Deutschen u.
Russen ist
Ackerbau
(Getreide,
[* 6]
Baumwolle,
[* 7]
Tabak, Leinsaat), Weinbau (3,750,000
hl jährlich) und
Seidenzucht,
der
TatarenViehzucht.
[* 8] Von
Industrien sind nennenswert die Kupferhütten
(Siemens in Kedabäk) und Seidenspinnerei und
-Weberei.
- Die Hauptstadt J. oder
Gandscha, am Gandschatschai, Nebenfluß des
Kur, liegt 442 m ü. M., hat (1876) 18,505 Einw.
und einen
Umfang von 20 km und gleicht einem großen
Garten.
[* 9]
Der große
Bazar wird von riesigen
Platanen eingefaßt, das bemerkenswerteste Gebäude ist die schöne, von
SchahAbbas erbaute
Moschee. In Stadt wie Umgegend treffliche Obstzucht. Die Stadt ist äußerst ungesund, es herrscht
hier eine besondere Art
Aussatz, der ein Jahr dauert, daher die Bewohner im
Sommer nach den
Bergen
[* 10] im S. ziehen. J. war früher
Residenz eines eignen muselmanischen
Chans, fiel aber in die
Gewalt derRussen. Im persisch-russischen
Krieg hielten die Einwohner zu den Persern, die aber unter ihrem
KronprinzenAbbas Mirza von
Paskewitsch unter den
Mauern der Stadt vollständig geschlagen wurden. Unter der russischen Herrschaft ist J. ein lebhafter Handelsort geworden.
2)
Joseph,
Freiherr von, österreich.
Feldzeugmeister und
Ban vonKroatien, ältester Sohn des vorigen, geb. zu
Peterwardein,
erhielt seine
Bildung in der Theresianischen
Ritterakademie zu
Wien
[* 16] und trat 1819 als Unterleutnant in das 3. Dragonerregiment
daselbst ein. Bis zum Jahr 1842 avancierte er zum Obersten des 1. Banalregiments. Durch die Ereignisse von 1848 erlangte
er eine hohe politische Bedeutung, da er frühzeitig die Anhänglichkeit der Grenzer zu erwerben verstanden hatte.
Als die
Raizen
(Serben) gegen die
Ungarn losbrachen, klagte das magyarische
Ministerium den
Ban als den
Urheber
dieser Feindseligkeiten an, und ein kaiserliches Handbillet gebot diesem, sich zu seiner
Rechtfertigung nach
Innsbruck
[* 18] an den
kaiserlichen
Hof
[* 19] zu begeben; zugleich wurde die auf 5. Juni nach
Agram berufene Landeskongregation untersagt, auf welcher die
feierliche Einsetzung Jellachichs als
Ban vorgenommen werden sollte. Dessenungeachtet trat die Landeskongregation
zusammen, und J. ließ sich durch den
Erzbischof von Karlowitz installieren. Er forderte die versammelten Abgeordneten zur
Verteidigung ihrer
Nationalität und zur
Treue gegen den
Kaiser auf und reiste dann in
Begleitung einer kroatischen
Deputation
nach
Innsbruck ab, wo seine Absetzung dekretiert, doch noch nicht publiziert worden war.
Die
Folge davon war, daß das Absetzungsdekret zwar vorläufig und zum
Schein aufrecht erhalten wurde, J. aber thatsächlich
die
Würde des
Bans behielt. In die
Heimat zurückgekehrt, machte J., da wiederholte Vermittelungsversuche in
Wien gelegentlich
der
Konferenzen zwischen ihm und dem
MinisterBatthyány ohne Erfolg blieben, außerordentliche Kriegsrüstungen,
denen er zwei
Manifeste vorausschickte. Im
September 1848 ward er in alle seine
Würden förmlich wieder eingesetzt, überschritt 11. Sept. mit
40,000 Mann Grenztruppen die ungarisch-kroatische
Grenze, wandte sich, von den nun ebenfalls aufgebotenen ungarischen Streitkräften
gedrängt, nach
Abschluß eines dreitägigen
Waffenstillstandes gegen
Wien und vereinigte sich hier mit
den übrigen zur Unterwerfung der Hauptstadt zusammengezogenen
Truppen. Sodann wirkte er mit zur
Einnahme von
Wien und focht
in der
Schlacht bei
¶
mehr
Schwechat gegen die Ungarn. Im Winterfeldzug von 1848 bis 1849 leitete er die Bewegungen, welche zur Besetzung von Raab,
[* 21] Pest
und Ofen führten. Im März 1849 zum Feldzeugmeister ernannt und beauftragt, seine Truppen mit der zusammengeschmolzenen Südarmee
zu vereinigen und die Operationen im Süden zu leiten, drängte er zwar die Ungarn unter Bem über die Römerschanze
und den Franzenskanal zurück und besetzte die Bacska, sah aber seinen Angriff auf die überlegene ungarische Armee bei Hegyes mit
Verlust zurückgeschlagen und sich zum Rückzug gezwungen.
Nach Beendigung des Kampfes kehrte er nach Agram zurück; wo er seitdem die Würde des Bans und Zivil- und
Militärgouverneurs von Kroatien und Slawonien bekleidete. Im Februar 1853 erhielt er den Oberbefehl über das wegen der Unruhen
in Montenegro
[* 22] an der untern Donau zusammengezogene Heer und ward im April 1854 in den erblichen Grafenstand erhoben. In tiefe
Gemütsverstimmung verfallen, starb er in Agram. Auch als Dichter hat er sich bekannt gemacht.
Seine »Gedichte«, darunter viele Soldatenlieder, erschienen Wien 1851.