(des
AsowschenMeers) seßhaft: später mit den übrigen sarmatischen
Stämmen die Uferländer des
Pontus überschwemmte, und
von dem ein Teil bis
Ungarn
[* 2] vordrang, wo er sich in der Tiefebene zwischen der
Theiß,
Donau und
Gran
[* 3] niederließ und mit den
benachbarten
Quaden und
Markomannen in ein enges
Bündnis trat. Mit diesen vereint, griffen sie 170
n. Chr.
das
römische Reich an, wurden aber 172 von
Marcus Aurelius geschlagen und traten in
Roms Bundesgenossenschaft, dem sie 8000
Reiter
stellten. Nochmals schlug sie
Carus 283. Dann wurden sie dem Gotenreich
Hermanrichs unterworfen. Nach
AttilasTod gerieten sie
mit den
Goten in einen
Kampf, in welchem sie untergingen. Vgl.
Jazygien.
ehemals selbständiger
Distrikt in
Ungarn, südlich vom
HeveserKomitat, umfaßte eine
Acker- und Weideebene
von 1100 qkm (20 QM.) mit etwa 60,000 Einw., meist Katholiken.
Hauptort war
Jász-Berény. 1876 wurde es dem neugebildeten
KomitatJász-Nagy-Kun-Szolnok einverleibt. Die
Jazygen (lat. Jassones)
stammen teils von den
Petschenegen, teils von den
Szeklern,
Kumanen,
Bulgaren, selbst von
Tataren ab, waren
teils unfrei, teils freie Adlige und scheinen meist als Pfeilschützen (ungar. Jászok) im
Krieg verwendet worden zu sein.
Sie genossen daher besondere Vorrechte und lebten gleich den
Kumanen in besondern
Bezirken, an deren
Spitze je ein Oberkapitän
stand.
(spr. dscheffrs'n),JohnCordy, engl. Schriftsteller, geb. zu
Framlingham in
Suffolk, studierte zu
Oxford
[* 7] und ward 1859
Advokat in
London,
[* 8] wo er seitdem lebt. Als Schriftsteller trat er zuerst 1854 mit
dem
Roman »Crewe-Rise« auf, der Beifall fand und eine lange
Reihe andrer, darunter »Miriam
Copley« (1859),
»LottieDarling« (1874) etc., zur
Folge hatte. In allen seinen
Romanen entwickelt J. die
Eigenschaft eines Erzählers, der mit
gutem
Stil tüchtige
Charakteristik und
Kunst der Schilderung verbindet. Außerdem veröffentlichte er einige mehr wissenschaftliche
Werke, wie: »Novels and novelists from
Elizabeth to
Victoria«,
[* 9] eine Geschichte des englischen
Romans (1858, 2 Bde.);
»A joung squire of XVII. century« (1878, 2 Bde.)
u. a. Auch als Biograph hat sich J. bekannt gemacht durch »The
life of R.
Stephenson« (1864),
neuerdings durch das aufsehenerregende Werk »The real
LordByron, new views
of the poet's life« (1883),
dem »The real
Shelley« (1885, 2 Bde.) folgte. J. ist seit
Jahren bei
der Regierungskommission für
geschichtliche
Urkunden angestellt, und die englischen
Blaubücher geben vielfach
Zeugnis seiner archivalischen Thätigkeit.
d'Arc (spr. schann dark, auch
Johanna d'Arc), die
Jungfrau von Orléans, die Befreierin ihres Vaterlandes aus
der
Gewalt derEngländer, wurde in
Domremy, einem Dörfchen in der
Champagne, an der
Grenze von
Lothringen, geboren.
Ihre Eltern waren fleißige, ehrbare Ackersleute, sie selbst ein frommes, fleißiges Mädchen. Ein gewisser
Ernst und schwärmerische
Religiosität erfüllten sie von frühster
Jugend. An den
Spielen ihrer Gefährtinnen nahm sie selten
Anteil, und seit ihrem 13. Jahr glaubte sie bei
Beten und
Fasten himmlische
Stimmen zu vernehmen, die sie
indes nur zum Gutsein und zur
Frömmigkeit ermahnten.
BurgundischeHorden brachten auch ihrem Dörfchen den Kriegslärm nahe, der damals ganz
Frankreich erfüllte; sie mußte mit
ihrer
Familie auf einige
Wochen flüchten. Seitdem wandte ihre feurige
Einbildungskraft sich diesen
Dingen zu; ihre himmlischen
Stimmen forderten sie auf, mit
GottesHilfe zur Errettung
Frankreichs auszuziehen; 1428 erschien ihr als
das nächste
Ziel die Errettung des wichtigen, von den Engländern schwer bedrängten
Orléans.
[* 10]
Ihre Eltern wollten nichts von
ihrem Vorhaben wissen; allein ihr Oheim, den sie von ihrer himmlischen Sendung zu überzeugen wußte, führte sie zu
dem königlichen
Hauptmann in dem benachbarten Städtchen
Vaucouleurs, der ihr Verlangen, an den königlichen
Hof
[* 11] geleitet zu
werden, lange Zeit als thöricht zurückwies, endlich aber gestattete, nachdem sie Ritterkleidung angelegt, daß zwei Edelleute,
die an ihre göttliche Sendung glaubten, sie an den
Hof zu
Chinon geleiteten.
Freilich fiel es ihr schwer, die Höflinge und zumal den leichtfertigen
Karl VII. selbst von der
Wahrheit
ihrer Sendung zu überzeugen.
Indes da die mehrfach zu ihrer
Prüfung ernannten theologischen
Kommissionen ihr das beste
Zeugnis
ausstellten, da sie mit größter Sicherheit, Kühnheit und zugleich Einfachheit auftrat, da endlich die verzweifelteLage
des
Reichs jede Aussicht auf Rettung willkommen heißen ließ: so vertraute ihr endlich
Karl ein kleines
Heer an, mit welchem
sie in der That in
Orléans eindrang.
Wichtiger noch als Lebensmittel und
Mannschaften, die
sie den Belagerten zuführte, war die moralische Stärkung, die sie ihnen
brachte; man hielt sie unzweifelhaft für eine Abgesandte der
Gottheit. Nur durch den unvergleichlichen
Mut und das entschiedene Feldherrntalent der
Jungfrau sowie die
Begeisterung, welche
sie den Kriegern einzuflößen wußte, glückten
mehrere
Ausfälle gegen die Werke der
Engländer, so daß diese 8. Mai die Belagerung von
Orléans gänzlich aufheben und noch
mehrere andre
Plätze an der
Loire räumen mußten.
Jargeau eroberte J. mit
Hilfe des
Herzogs von
Alençon
im
Sturm, wobei der englische Befehlshaber, der
Graf von
Suffolk, selbst gefangen ward. Am 18. Juni schlug
sie denLordTalbot mit
einem starken englischen
Korps bei
Patay. Der ganze Mittellauf der
Loire wurde den Engländern abgenommen.
Schon zu
Chinon hatte sie es als ihre zweite Hauptaufgabe bezeichnet, die
KrönungKarls VII. in
Reims
[* 12] zu bewirken. Dahin brach
sie nun mit dem König auf;
¶
mehr
auf dem Weg öffneten alle Festungen, besonders Troyes, ihre Thore, und 16. Juli zogen Karl VII. und seine Retterin in Reims ein,
wo der König am nächsten Tag durch den Erzbischof feierlich gesalbt und gekrönt wurde. J. wohnte, mit ihrem Banner in der
Hand,
[* 14] der Feier bei. Ihr Vater, Oheim und ältester Bruder waren gleichfalls herbeigeeilt. Als einzige Belohnung
erbat sie sich die Befreiung der Bewohner Domremys von allen Steuern. Außerdem wurden sie und ihre Familie in den Adelstand
erhoben.
Das war der Höhepunkt ihres Lebens und Wirkens. Ihr weiteres Ziel war nun, Frankreich gänzlich zu befreien. Aber sie war
fortan auf die Hilfe und den Beirat der Heerführer angewiesen, die, und vor allen der König, sich neidisch auf ihren Ruhm
und unfähig zeigten. Nach der Krönung zogen Karl und J. nach dem Norden,
[* 15] wo Compiègne und Beauvais sich ohne Kampf ergaben.
Aber Paris,
[* 16] das entschieden auf seiten der Engländer stand, griff man vergebens an; die Jungfrau, von den
mißgünstigen Kriegsführern nicht genügend unterstützt, wurde 8. Sept. am Schenkel schwer verwundet und mußte den Sturm aufgeben.
Dieser erste Mißerfolg, der sie mit den trübsten Ahnungen erfüllte, wurde für ihr Ansehen verhängnisvoll. Man zog sich
gegen ihren Willen zurück bis hinter die Loire, und für den Winter wurde das Heer aufgelöst. Die Engländer
rüsteten frühzeitig 1430, um die durch die Jungfrau erlittenen Verluste wieder einzubringen, während Karl VII. abermals
in seine gewöhnliche Trägheit und Ausschweifung versunken war. J. verließ den unwürdigen Schwelger und schützte mit einer
kleinen Schar die Städte des südlichen Teils der Ile de France vor den englischen Angriffen. Da hörte
sie, daß Burgunder und EngländerCompiègne bedrängten.
Mit geringer Begleitung warf sie sich in die Feste, wagte einen Ausfall, wurde aber gefangen genommen VierMonate
brachte J. in vergleichsweise milder Gefangenschaft in dem Schloß Beaurevoir des Herrn v. Ligny zu, dem
sie zuerst in die Hände gefallen war. Von seiten des französischen Königs wurde kein Versuch gemacht, sie, sei es durch Lösegeld,
sei es durch Gewalt, zu befreien! Um so thätiger waren ihre Feinde. Die große Masse der Engländer hielt sie für eine Hexe;
die englischen Großen waren zwar von solch abergläubischer Ansicht frei, wollten sie aber den schmählichen
Tod des verurteilten Verbrechers sterben lassen, um so alle Welt von der Nichtigkeit ihres vorgeblichen himmlischen Auftrags
zu überzeugen.
Die Engländer zwangen also den Herrn von Ligny, J. für 10,000 Livres ihnen auszuliefern. Vergebens suchte J.
sich ihrem traurigen Schicksal durch einen Sprung von den Felsenmauern ihres Kerkers zu entziehen; blutig, bewußtlos fand
man sie unten liegen, aber ohne ernstlichere Beschädigung. Auf vielen Umwegen nach Rouen
[* 17] gebracht (Dezember 1430), ward sie
hier der Zauberei und Ketzerei angeklagt und mit der Leitung des Prozesses der Bischof von Beauvais, Peter
Cauchon, beauftragt, ein gewissenloser, ehrgeiziger Mann, welcher durch die EngländerErzbischof von Rouen zu werden hoffte.
Mitte Februar 1431 begann der offizielle Prozeß. Die Anklageschrift stellte die abscheulichsten Verleumdungen wider sie auf;
eine Schülerin und Anbeterin des Teufels und aller bösen Geister,
lasse sie sich doch als eine HeiligeGottes verehren. J. antwortete mit
bewunderungswürdiger Geistesgegenwart und klarem Verstand;
indessen die Engländer und Cauchon hatten ihr Verderben beschlossen.
Nach unsäglichen körperlichen und
Gemütsleiden mußte sie ihr Urteil hören: lebendig verbrannt zu werden, wenn sie ihre Sünden nicht abschwöre.
Die schreckliche Aussicht aus den Scheiterhaufen, der Anblick des Henkers, der auf sie wartete, erschütterten endlich diese
heldenmütige Seele; sie unterzeichnete mit einem Kreuz
[* 18] eine kurze allgemeine Abschwörungsformel. Nun wurde sie
begnadigt, d. h. zu ewigem Gefängnis bei Brot
[* 19] und Wasser. Man befahl ihr, der Abschwörung gemäß Frauenkleider anzulegen
und zu behalten.
Sie versprach es. Aber um sich vor den rohen Zudringlichkeiten ihrer Wächter zu retten, griff sie wieder zu der Männertracht.
Sie wollte überhaupt die entsetzlichen Qualen des Gefängnisses nicht mehr ertragen und nahm in Gegenwart
der Richter ihre Abschwörung, als von der Furcht erpreßt, zurück. Dahin hatte man sie bringen wollen: sie war nun eine rückfällige
Ketzerin, die nichts mehr retten konnte. Am wurde sie auf dem Markt in Rouen zum Scheiterhaufen geführt, den sie
mit Mut und festem Gottvertrauen bestieg.
Sie war erst 19 Jahre alt. Erst 1450 ließ Karl VII. ihren Prozeß einer Revision unterziehen, die nach sechsjährigen genauen
Untersuchungen und Verhören mit der Erklärung ihrer Unschuld endigte; ihr Andenken wurde durch feierliche Prozession und Errichtung
eines Denkmals auf der Stätte ihrer Hinrichtung geehrt. In diesem Jahrhundert wurden ihr in Domremy und
Orléans mehrfache Standbilder errichtet. IhreHeiligsprechung, in neuester Zeit hauptsächlich von dem BischofDupanloup (s. d.)
von Orléans betrieben, wurde in Rom
[* 20] abgelehnt.
Ihr Leben und ihre Thaten haben mehreren Dichtern, namentlich Chapelain, Southey, Lebrun, de Charmettes, Dumenil, Soumet u. a.,
Stoff zu poetischer Bearbeitung geliefert; die berüchtigtste ist Voltaires freches Machwerk »La pucelle
d'Orléans«, die edelste SchillersTrauerspiel »Die Jungfrau vonOrléans«. Die sehr weitläufige ältere Litteratur über J.
ist nicht mehr zu gebrauchen seit Jules Quicherats »Procès de condamnation et réhabilitation de J. d'A.« (Par. 1841-49, 5 Bde.;
vollständige Quellen- und Aktensammlung).
Von neuern Bearbeitungen vgl. Desjardins, Vie de J.d'A. (3. Aufl., Par. 1885);