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vielen Einwohnern, namentlich in Westjava, auf dem eignen Boden freiwillig gebaut wird. Zucker [* 2] zu bauen, ist jedem gestattet; auch der Bau des Thees und des Zimtes ist seit 1849 freigegeben. Die Kochenille wird auf Nopalpflanzen teils für Rechnung der Regierung, teils durch Unternehmer gezogen, und ähnlich verhält es sich mit dem Pfeffer und der Cinchona (succirubra und ledgeriana), deren Kultur 1854 eingeführt wurde. Der Viehstapel betrug 1885: 2,483,991 Büffel, 2,046,111 Rinder [* 3] und 517,629 Pferde. [* 4]
Küstenfischerei wird eifrig betrieben. Als Zeugnis javanischer Kunstfertigkeit sind die hübschen von den Frauen fabrizierten Battiks zu erwähnen, gemusterte Baumwollenstoffe, deren Dessins aus freier Hand [* 5] aufgetragen werden. Diese Fabrikation ist hauptsächlich in den Residentschaften Samarang und Badu sowie in den Fürstenländern (Dschokdschokarta und Surakarta) heimisch und konkurriert erfolgreich mit europäischen Imitationen. Im übrigen ist die Industrie, bei den geringen Bedürfnissen des Volkes, noch in der Kindheit.
[Verwaltung.]
Die Insel bildet jetzt mit Madura ein besonderes administratives Gebiet und zerfällt in 22 Residentschaften: Bagelen, Bandschumas, Bantam, Batavia, [* 6] Besuki, Dschokdschokarta, Japara, Kediri, Kedu, Krawang, Madiun, Madura, Pasuruan, Pekalongan, Preanger Regentschaften, Probolinggo, Rembang, Samarang, Surabaja, Surakarta, Tegal, Tscheribon.
Die bedeutendsten Städte sind die Hauptstadt Batavia mit (1886) 95,810 Einw., Samarang mit 69,894, Surakarta mit 125,778 und Surabaja mit 127,403 Einw. Das Heer, welches ausschließlich aus Freiwilligen besteht, zählte 1352 Offiziere und 29,030 Soldaten (13,578 Europäer, 15,341 Eingeborne, 111 Afrikaner). Außerdem gibt es Schutteryen und bewaffnete indische Korps, 9301 Mann stark (3870 Europäer und 5431 Eingeborne). Eine Zahl von 39 armierten Dampfern und Segelschiffen ist zur Ausübung des Polizeidienstes bestimmt.
Die Geschicklichkeit, mit welcher eine so geringe Zahl von Europäern ihre Gewalt über eine so zahlreiche ursprüngliche Bevölkerung [* 7] behauptet, derart, daß seit 1830 die Ruhe aus der Insel niemals gestört worden ist, hat mit Recht Bewunderung erregt. Das Prinzip dieser Politik besteht darin, die alten Verhältnisse, an welche die Bevölkerung gewöhnt ist, unverändert fortbestehen zu lassen und zugleich zum Vorteil der Beherrscher zu benutzen, die Vornehmsten des Volkes durch Erhebung zu Regenten an das Interesse der Beherrscher zu fesseln, endlich durch ein strenges Verbot aller Missionsbestrebungen die religiösen Vorurteile des Volkes zu schonen.
Begünstigt wird diese Politik durch die Sanftheit und Lenksamkeit des Volkes und seine tiefe Ergebenheit gegen seine Vorgesetzten, die ein Hauptcharakterzug desselben sind. Nach dem Herkommen bildet jedes Dorf (dessa) eine selbständige Gemeinde, deren innere Angelegenheiten ein gewählter Vorstand leitet. Das Gesamtbesitztum an Land, das einer solchen gehört, ist Gesamteigentum der Gemeinde und wird unter die einzelnen Glieder [* 8] derselben jährlich neu verteilt.
Jeder Grundbesitzer hat für seinen Anteil dem Oberherrn eine Grundsteuer zu entrichten und außerdem gewisse Frondienste zu leisten: eine Einrichtung, die allerdings vollständig nur im zentralen J. zu Recht besteht, während im westlichen und im östlichen J. sehr oft die ganze Flur der Gemeinde Privateigentum der einzelnen Bauern ist. In den beiden Fürstenländern (Surakarta u. Dschokdschokarta) werden Steuern und Frondienste den Fürsten oder denjenigen ihrer Verwandten entrichtet, denen einzelne Dessa als Besoldung von ihnen überwiesen sind.
[Erwerbszweige, Verkehr.]
Die Art, wie die Niederländer die Insel für sich nutzbar machen, besteht darin, daß die Regierung auf dem ihr gehörenden Land Pflanzungen, namentlich von Kaffee-, Nopal- und Cinchonabäumen, anlegen läßt, deren Bearbeitung den Eingebornen obliegt. Auch dürfen diese Kaffee, Zuckerrohr, Thee, Indigo, [* 9] Pfeffer, Tabak [* 10] etc. auf ihren Ländereien bauen, sind aber gehalten, alle Produkte gegen bestimmte, natürlich sehr niedrige Preise in die Regierungsmagazine zu liefern.
Die Bereitung des Zuckers geschieht durch Unternehmer, Europäer und Chinesen, denen gewisse Dörfer zugewiesen sind, deren Bewohner für sie das Zuckerrohr bauen und die Arbeit in den Fabriken übernehmen müssen; der Ertrag wird der Regierung zu bestimmten Preisen von den Unternehmern geliefert, die auch die Grundsteuer für die ihnen zugewiesenen Arbeiter zu erlegen haben. Außerdem sind das Sammeln der eßbaren Schwalbennester, die Bereitung des Seesalzes, die Ausbeutung der für den Schiffbau so wichtigen Dschatiwälder (Teakholz, Tectona grandis) und der Verkauf des Opiums Monopol der Regierung.
Den Absatz der auf diese Art gesammelten Produkte übernimmt für Rechnung der Regierung die zu diesem Zweck gegründete Niederländische [* 11] Handelsgesellschaft (Nederlandsch Handelsmaatschappij), welche sie in Europa [* 12] in großen Auktionen verkauft. Gleichwohl hat sich der sehr bedeutende Reinertrag, den J. der niederländischen Regierung in frühern Jahren gewährte, seit geraumer Zeit in ein jährlich wiederkehrendes Defizit verwandelt (s. Niederländisch-Indien).
Der Handel hat sich im Lauf dieses Jahrhunderts außerordentlich gehoben; während die Gesamtausfuhr von Niederländisch-Indien 1825 nur ca. 19 Mill., die Einfuhr 14½ Mill. Gulden betrug, belief sich 1864 die Ausfuhr von J. allein auf 107,831,495 Guld., die Einfuhr auf 39,740,900 Guld. und 1884 auf 149,838,000 Ausfuhr, 122,146,000 Guld. Einfuhr. Als Hauptausfuhrartikel figurieren: Kaffee (1884 für 19,7 Mill. Guld.), Zucker (71,8 Mill.), Tabak (7,2 Mill.), Indigo (3,8 Mill.), Thee (1,8 Mill.). In den Häfen Javas und Maduras liefen 1884 ein: 902 Schiffe [* 13] mit 2,3 Mill. Ton. Gehalt (darunter 521 Dampfer mit 1,5 Mill. T.), während 774 Schiffe mit 2 Mill. T. (darunter 399 Dampfer mit 1,2 Mill. T.) ausliefen.
Die Handelsflotte zählte 1215 Schiffe mit 155,647 T. Den Verkehr zur See vermitteln mit Europa die drei niederländischen Linien: Stoomvaart-Maatschappij, die Gesellschaft Nederland und der Rotterdamsche Lloyd, ferner die Messageries maritimes und die Società Rubattino u. Co. Die Peninsular and Oriental St. N. Co. befördert die Post nach Singapur, [* 14] von wo Küstendampfer dieselbe abholen. Den Verkehr der Küstenplätze untereinander sowie mit Hongkong und Melbourne [* 15] unterhält die Nederlandsch-Indische Stoomvaart-Maatschappij.
Die Verkehrswege im Innern Javas sind in gutem Zustand, die bedeutendern Plätze durch breite Hauptstraßen verbunden, auf denen der Verkehr durch Gouvernementspferde vermittelt wird, welche zur Verfügung der Regierungsbeamten und Offiziere stehen, jedoch auch an Private gegen Zahlung eines bestimmten Betrags vermietet werden. Den Warenverkehr besorgen Büffelkarren, im Gebirge auch Saumpferde. Die Eisenbahnen der Insel sind teils durch die Nederlandsch-Indische Spoorwegmaatschappij, teils durch die Regierung erbaut: von der erstern die Linien von Samarang nach Fort Willem I und nach ¶
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Dschokdschokarta (203 km) und Batavia-Buitenzorg (58 km), von der Regierung die Linien von Surabaja über Sidoardscho und Bangil nach Pasuruan, von Bangil nach Malang, von Sidoardscho über Kertosono nach Paron und von Kertosono nach Tulung Agung (336 km), Buitenzorg-Tschiaudschur (95 km) und eine 10 km lange Linie für den Dienstverkehr von Batavia bis Tandschong Priok, dem neuen Hafen von Batavia. Im Bau waren Anfang 1884 die Linien Paron-Surakarta, Tulung Agung-Blitar, Tschiandschur-Bandung-Tschitschalenga und Pasuruan-Probolingo (40 km). Die Telegraphenlinien haben eine Länge von 5774 km (7814 km Drähte) mit 66 Büreaus, ein Kabel verbindet J. mit Sumatra, ein andres mit Port Darwin (Nordaustralien); 1886 wurden 329,816 Depeschen und in 109 Postämtern 10 Mill. Briefe und andre Postsachen befördert.
Geschichte.
Java bestand bald aus einem, bald aus mehreren Reichen und wurde von seinen Fürsten despotisch regiert. Bis zum 14. Jahrh. waren die mächtigsten Reiche die von Padschadsiran und Madschapahit (Madschaput). Letzteres ward zwar 1304 vom Sultan von Ternate erobert, kam jedoch 1359 wieder in den Besitz eines eingebornen Monarchen, der in der Folge längere Zeit als Kaiser die ganze Insel J. beherrschte. 1405 bemächtigten sich die Mohammedaner Javas, führten daselbst den Islam ein und gründeten die Reiche Bantam und Mataram.
Infolge einer Teilung und andrer Umstände entstanden noch vier neue Sultanate, nämlich Dschakatra, Kaliniamot, Kedu und Madura, während später vier dergleichen wieder eingingen, so daß bei Ankunft der Europäer auf J. nur noch die Reiche Bantam, Dschakatra, Tscheribon und Mataram, das mächtigste von allen, bestanden. 1579 hatten die Portugiesen Handelsverbindungen mit den Eingebornen angeknüpft; aber schon 1594 erschienen die Holländer in J., verdrängten jene und siedelten sich auf der Insel an. Sie bemächtigten sich 1610 Dschakatras, erbauten seit 1619 Batavia, wußten die einheimischen Fürsten durch Zwiespalt zu schwächen und zu unterwerfen und verjagten auch die Engländer, die ebenfalls Kolonisationsversuche auf J. gemacht hatten. 1682 nötigten sie den Sultan Hadschi von Bantam, ihnen seine Hauptstadt einzuräumen, und Bantam ward so 1742 ein Lehen der Holländisch-Ostindischen Kompanie.
Vom Kaiser von Mataram bald darauf gegen die Makassaren und Maduresen zu Hilfe gerufen, zwangen sie zugleich diesen, in ein Lehnsverhältnis zu ihnen zu treten, und teilten endlich in der Mitte des vorigen Jahrhunderts das Reich willkürlich in zwei Hälften, deren westliche sie dem rechtmäßigen Erben gaben, welcher nun den Titel Susuhunan führte, während sie über die andre einen Seitenverwandten des Kaisers mit dem Titel Sultan setzten. Die Macht der Fürsten war hierdurch gebrochen; sie wurden in der strengsten Abhängigkeit erhalten und mußten nicht nur an ihren Höfen holländische Residenten aufnehmen, sondern auch dulden; daß die Holländer bei ihrer Residenz ein Fort besetzt hielten. 1811 kam die Insel wieder in den Besitz der Engländer.
Durch den Pariser Frieden erhielten die Holländer 1815 J. zurück und behaupteten es trotz vielfacher und blutiger Aufstände der Eingebornen bis heute. Eine der gefährlichsten Insurrektionen war die 1825 von Dhipo-Negoro angezettelte; dieselbe ward zwar nach langen blutigen Kämpfen 1830 unterdrückt, hatte jedoch eine bedeutende, lange nachwirkende finanzielle Zerrüttung der Kolonie zur Folge. 1849 mußte gegen den Sultan von Bali ein förmlicher Kriegszug unternommen werden.
Vgl. Junghuhn, J., seine Gestalt, Pflanzendecke und innere Bauart (Leipz. 1852-1854, 3 Bde.);
Money, J., or how to manage a colony (Lond. 1861, 2 Bde.);
d'Almeida, Life in J. (das. 1864, 2 Bde.);
Deventer, Bijdragen tot de kennisvan het landelljk stelsel op J. (Zalt-Bommel 1865, 3 Tle.);
J. ^[Johannes] Müller, Beschreibung der Insel J. (2. Aufl., Berl. 1866);
Meister, Bilder aus J. (Zürich [* 17] 1874);
Hofdijk, Inlhartje van J. (Amsterd. 1882);
Veth, J., geographisch, ethnologisch, historisch (Haarl. 1873-82, 3 Bde.);
Raffles, The history of J. (2. Aufl., Lond. 1830);
van Deventer, Geschiedenis der Nederlanders op J. (Haarl. 1886 ff.).