Kasimir von, poln. Geschichtsforscher, geb. zu Sokolniki,
Sohn eines angesehenen Rittergutsbesitzers im Posenschen, erhielt im elterlichen
Haus eine sorgfältige
Erziehung, studierte
in
Berlin
[* 8]
Jurisprudenz, ward 1862 Kreisrichter in
Posen
[* 9] und nahm 1882 seine Entlassung. Er veröffentlichte
die wichtigen Aktenstücke zur sächsischen Zeit unter dem
Titel: »Teka Gabryela J. Podoskiego«
(Pos. 1856-61, 6 Bde.),
dann
»Wielkopolska w czasie pierwszej wojny szwedzkiej« (»Geschichte
des Schwedenkriegs 1655-57«, das. 1864) und die »Geschichte
Augusts II.« (das. 1856-74, 2 Bde.).
Seine kleinern historischen
Schriften erschienen unter demTitel: »Opowiadania historyczne« (1860-86, 6 Bde.).
Außerdem schrieb er: »Próba emancypacyjna polityki Augustowéj« (»Ein
Emanzipationsversuch
Augusts«, Lemb. 1878);
»Oblezenie Poznania
przez Patkula r. 1704« (»Die Belagerung
Posens durch
Patkul«, das. 1879);
»Koniec Radziejowskiego« (»Das
Ende Radziejowskis«, das. 1879) und unter dem
Pseudonym Severin Przerowa: »Literatura poznanska«
(»Die Litteratur des Großherzogtums
Posen«,
Krak. 1880).
(tschech. Jaromer, spr. -mjersch), Stadt in der
böhm. Bezirkshauptmannschaft
Königinhof, in nächster
Nähe der
FestungJosephstadt (s. d.), an der Mündung der
Aupa in die
Elbe (mit
Kettenbrücke) und an der
Pardubitz-ReichenbergerBahn gelegen, hat 2 Vorstädte, ein Bezirksgericht, eine Dekaneikirche
mit
Grabmal des 1554 hier ermordeten litauischen
Fürsten Dimitri Sanguszko, eine Staats-Gewerbeschule, Flachsspinnerei, Bierbrauerei,
[* 10] Fabrikation von
Zucker
[* 11] und
Kaffeesurrogaten, bedeutende
Märkte und (1880) 6555 Einw. -
J. ward im 14. Jahrh. Leibgedingstadt und erhielt ansehnliche Privilegien.
1421 wurde es von
den
Hussiten erstürmt und 1645 von den
Schweden
[* 12] unter
Torstensson belagert. 4 km nördlich von J. liegt
der Wallfahrtsort Herzmanitz, Geburtsort
Albrechts vonWallenstein.
(Jaroslaw), Stadt im westlichen
Galizien, am
San und an der galizischen
Karl-Ludwigsbahn, von welcher die
Bahn
nach
Sokal ausläuft, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein Obergymnasium, ein
Dominikaner-,
Reformaten- und ein Nonnenkloster (mit Mädchenbildungsanstalt), Militärverpflegungsmagazin, Tuchweberei
(Hauptartikel: »Tales«, jüdische Betgewänder), Spodiumfabrikation,
Kuchen- und Lebzeltenbäckerei, lebhaften
Handel, besonders
mit
Getreide
[* 13] und
Holz,
[* 14] und mit Einschluß von 1786
Militärpersonen (1880) 12,422 Einw. (davon 4474
Juden).
(Jaroslawl), russ.
Gouvernement, grenzt nordöstlich an das
GouvernementWologda, nordwestlich an
Nishnij Nowgorod,
westlich an
Twer, südlich an
Wladimir, östlich an
Kostroma und umfaßt 35,612,6 qkm (646,8 QM.).
Das Land bildet eine Hochfläche mit vielen
Sümpfen und Sandheiden, von Landrücken durchzogen, die aus
Kalk,
Mergel und
Thon
bestehen. Der Hauptfluß ist die
Wolga, welche die Koroschilschna,
Mologa,
Scheksna und den Kotorost aufnimmt. An der Ostgrenze
fließt die
Kostroma, die den Sot und
Kast empfängt.
Unter etwa 34
Seen ist der größte der
Nero- oder Rostowsche
See, der durch den Kotorost in die
Wolga abfließt. Das
Klima
[* 15] ist
ein nördliches, was schon die hier häufig vorkommenden Polargewächse beweisen, während die
Eiche bereits nördlich von der
Wolga nicht mehr fortkommt, obgleich die mittlere Jahrestemperatur +3,1°
C. beträgt. Dabei sind
Fröste von -40° C. und
Hitze im Juli von +37° C. nichts Ungewöhnliches. Die Einwohnerzahl war 1882:
1,082,782,
ca. 30
Menschen auf 1 qkm. Die äußerst regsame
Bevölkerung
[* 16] Jaroslaws gehört einem hübschen
Schlag an, auch sind
die
Frauen wegen ihrer
Schönheit in ganz Rußland berühmt.
Vom
Areal kommen auf
Acker 27, auf
Weide
[* 20] und
Wiesen 29, auf
Wald 36, auf steriles Land 8 Proz. Der Viehstand beziffert sich auf
(1882) 283,000
StückRindvieh, 226,000
Schafe,
[* 21] 4000
Schweine;
[* 22] der Fischfang, besonders in der
Wolga, ist
bedeutend. Die industrielle
Produktion ist ansehnlich, sie geht in 939
Fabriken mit 15,965 Arbeitern vor sich und erreicht
einen Wert von 21½ Mill.
Rubel (1882). Die hauptsächlichsten Industriezweige sind: Baumwollspinnerei und
-Weberei (Produktionswert
5,6 Mill.
Rub.), Flachsspinnerei und Leinweberei (3,8 Mill.
Rub.), Spiritusbrennerei (2,5 Mill.
Rub.), Tabaksindustrie
(2,4 Mill.
Rub.), Herstellung von Mühlenfabrikaten (1,9 Mill.
Rub.), chemische
Industrie (1 Mill.
Rub.), Seilerei (0,6 Mill.
Rub.), Fabrikation von
Stärkemehl und
Sirup (0,5 Mill.
Rub.), Papierfabrikation,
[* 23]
Eisengießerei.
[* 24] Der
Handel wird durch die
Wolga
und durch deren
Verbindung mit der
Newa und
Dwina sowie durch zwei
Eisenbahnen begünstigt und ist ausgedehnt.
Die Ausfuhr besteht in
Leder,
Leinwand,
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