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häufiges Waschen und Baden, [* 2] im Haus, Garten [* 3] und Feld sowie an der Arbeit. Das Wohnhaus [* 4] ist niedrig, leicht aus Holz [* 5] aufgebaut, ein- bis zweistöckig, mit schwerem Stroh-, Schindel- oder Ziegeldach, ohne Keller und Schornstein. Die Fenster werden durch Schiebethüren ersetzt, deren Gitterwerk man mit Bastpapier überzieht. Da die Häuser sich meist eng aneinander schließen, ist die Feuersgefahr groß und gehören verheerende Brände in den größern Städten zu den häufigen Erscheinungen. Die Größe der Zimmer, ja der ganze Grundriß der Häuser richtet sich in J. nach den Tatami oder Binsenmatten von durchweg ca. 2 m Länge und 1 m Breite, [* 6] womit die gedielten Böden bedeckt werden. Wie die Kleidung, so ist auch die Wohnung des Japaners mehr für den Sommer als für den Winter berechnet. In letzterm erscheint sie unbehaglich, zugig und kalt, ohne zweckentsprechende Heizvorrichtungen, ohne Komfort.
Kulturverhältnisse. Gewerbliche Thätigkeit.
J. gehört gleich Korea dem chinesischen Kulturkreis an. Nachdem seine Bewohner, gemäß ihrer alten sagenhaften Geschichte, unter Führung von Jimmu Tennô im Gebiet des Gokinai das Reich Yamato gegründet und ihre Nachkommen dasselbe befestigt und erweitert hatten, erschienen diese als ein kriegsgeübtes Volk und Eroberer um das Jahr 200 n. Chr. in Korea, das von da ab jahrhundertelang unter teilweiser Abhängigkeit von J. blieb. Die eigenartige chinesische Kultur mit ihren beiden Hauptträgern, dem Buddhismus und der Philosophie des Kunfutse und Mengtse, gelangte von diesem Ereignis an und meist durch koreanische Vermittelung nach J., wo es nicht allzulange dauerte, bis sie sich befestigt und über das Land verbreitet hatte. Mit ihr kehrte auch die chinesische Schrift und Litteratur ein, chinesische Lebens- und Staatsanschauung. Die Staatsverfassung, das Zeremoniell des Hofs, die Rechtspflege, Ethik und Heilkunde, Künste, Gewerbe und Landwirtschaft, ja die ganze Lebensweise empfing oder änderte man nach chinesischem Vorbild.
Der Buddhismus wirkte vornehmlich auf die produzierende Masse des Volkes ein und schuf genügsame, fröhliche Arbeiter in Feld und Werkstatt. Die chinesische Philosophie dagegen erfaßte die vornehmern Klassen, nährte den Kastengeist und Ahnenkultus, welcher schon lange vor ihrem Eintreten bestand. Er wird oft als eine zweite Religion der Japaner mit dem Namen Schintôismus (»Weg der Götter«) oder Kamidienst bezeichnet, obgleich ihm eine Glaubens- und Sittenlehre fehlt und er nur nach der Art, wie er in Tempeln, Gebeten und Opfern sich äußert, einer Religion vergleichbar ist.
Dem ersten Glaubenseifer bei Ausbreitung des Buddhismus folgten, wie im Christentum, Spaltung und Befehdung in Sekten, Entartung und sittlicher Verfall der Priester. Hand [* 7] in Hand hiermit gingen die Schwächung der weltlichen Autorität und verheerende Bürgerkriege. In diese Periode fällt die Entdeckung des Landes durch Mendez Pinto und die Ausbreitung des Christentums durch portugiesische Jesuiten seit der Landung F. Xavers (1549; vgl. S. 165). Der Buddhismus, von seinem gefährlichen Gegner, dem Christentum, durch die drei ersten Tokugawa-Shôgune befreit, schlug unter dem Schutz des Shôgunats in Jedo neue Wurzeln.
Nach der Restauration der Mikadoherrschaft versuchte die Regierung auf seine Kosten den Schintôismus neu zu beleben, fand aber allmählich, daß dessen hohle Zeremonien das religiöse Bedürfnis des Volkes nimmer dauernd befriedigen können. So folgte denn in dem Maß, in welchem man das christliche Abendland mehr kennen und die Wirkungen des Christentums schätzen lernte, auch in Bezug auf dieses eine allmähliche Annäherung. Sie äußerte sich 1876 durch Zurücknahme aller frühern Erlasse und Verwarnungen gegen dasselbe und durch die Annahme des Sonntags als offiziellen Feiertags statt des frühern 1., 6. (ichi, roku), 11., 16., 21., 26., 31. Tags des Monats, vor allem aber in der Religionsfreiheit, welche in letzter Zeit verkündigt wurde.
Die große Menge des Volkes und mehr noch der Gebildeten ist in religiösen Dingen völlig indifferent; aber die Einsichtsvollern erkennen bereits, daß ohne das Christentum die erstrebte Kultur des nötigen Haltes und edelsten Triebes entbehrt. Sind auf religiösem Gebiet die Veränderungen mehr negativer, zerstörender Art gewesen, so hat die Regierung dagegen auf dem des Unterrichts seit 15 Jahren einen rühmlichen Eifer entwickelt und trotz vielen Experimentierens sehr erfreuliche Resultate erzielt.
Von 5,952,000 schulpflichtigen Kindern im Alter von 6-14 Jahren erhielten 1883 nicht weniger als 3,037,270, also 51 Proz., den vorschriftsmäßigen Unterricht. Es gab 30,156 Elementar-, 173 Mittel-, 80 Normal-, 80 Gewerbe-, 7 höhere Töchter- und 1278 gemischte Schulen, eine Turnanstalt, ein Konservatorium für Musik, ein Polytechnikum und eine Universität (das Dai-gaku). Letztere zählte 178 Lehrer und 1650 Studenten, von denen die Mehrzahl Medizin studierte. Die medizinische Schule steht von Anfang an unter deutscher Leitung; alle Vorlesungen in ihr erfolgen in deutscher Sprache. [* 8] Sie genießt mit Recht hohe Achtung und hat nicht wenig dazu beigetragen, die große Annäherung der Japaner an Deutschland [* 9] auf vielen Gebieten zu fördern. Die Ausgaben für öffentlichen Unterricht beliefen sich 1883 auf 10,800,000 Jen (43,200,000 Mk.).
Von ganz besonderm Interesse ist das japanische Kunstgewerbe, dessen Produkte während der letzten zwei Jahrzehnte im christlichen Abendland eine außerordentliche Verbreitung gefunden und auf unsre Geschmacksrichtung, namentlich in der Dekoration, einen tiefgreifenden Einfluß geübt haben. Auf den großen Weltausstellungen bewunderte man Kunstsinn und Kunstfertigkeit der Japaner, das naturtreue Leben, die wirkungsvolle Kraft [* 10] und staunenswerte Farbenharmonie ihrer Verzierungen und erkannte vielfach ihren Erzeugnissen die ersten Preise zu, namentlich in der Lackmalerei, Keramik, [* 11] Email- und Bronzeindustrie; dem Waffenschmieden, der Holz-, Elfenbein-, Bein- und Steinschneiderei sowie in der Weberei [* 12] und Färberei.
China [* 13] ist die ursprüngliche Heimat dieser Industriezweige wie früheres Vorbild und Lehrmeister in jederlei japanischer Kultur. Aber während der langen Friedens- und Abschlußperiode ihres Landes (von 1600 bis 1854) haben die Japaner jene kunstgewerblichen Industriezweige selbständig weiterentwickelt und in den meisten ihre ehemaligen Lehrer weit überflügelt. Hauptförderer waren der buddhistische Kultus und die Daimiôs oder Feudalherren. In der Dekoration herrscht ein gesunder Realismus vor.
Der Japaner ist ein großer Natur- und insbesondere ein Blumenfreund. Was er in Wald und Feld, im Gärtchen und Hain bewundert und scharf erfaßt hat, gibt er mit Pinsel und sicherer Hand wieder. Stilisierte Ornamente [* 14] liegen ihm ferner; doch wendet er zur Flächendekoration nicht bloß geradlinige Motive, wie das buddhistische Henkelkreuz, sondern auch Arabesken an. Seine Neigung zum Humoristischen und Grotesken sowie die häufige Abweichung von jeder symmetrischen ¶
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Anordnung überraschen. Polygonale und cylindrische Formen hat er dem Chinesen entlehnt, aber weiter ausgebildet, während er von den alten griechischen die edelsten, wie Amphoren und Weinkannen, nicht nachahmte, wenn sie auch durch Geschenke der Portugiesen und Holländer ins Land kamen. Die Lackindustrie hat ihren Hauptsitz in den großen Städten von Hondo und in Nagasaki, wo namentlich viel Perlmuttereinlagen und Schildpattarbeiten verfertigt werden. In der Bronzeindustrie wetteifern Kioto, Tokio [* 16] und Kanazawa miteinander.
Auch die übrige Metallindustrie wird in Kioto ganz besonders gepflegt. Sogen. Zellenschmelz (émail cloisonné) auf Kupfer, [* 17] Porzellan und Steingut macht man in Kioto, Nagoya und Tokio. Arita in der Provinz Hizen, nordöstlich von Nagasaki, und Satsuma im S. der Insel Kiushiu, ferner Kioto, Seto in Owari und Kanazawa in Kaga sind durch die prächtigen Erzeugnisse an Porzellan, bez. Steingut bekannt, während der westliche Teil von Kioto immer Hauptsitz der feinern Seidenweberei war und unter anderm Brokatstoffe von unvergleichlicher Schönheit liefert.
Eine Übersicht über die im einzelnen noch nicht genügend erforschte Geschichte der japanischen Malerei gibt die von Professor Gierke gegründete Sammlung japanischer Malereien im Berliner [* 18] Museum. Die Malerei kam im 6. Jahrh. von China nach J. und nahm dort bald einen nationalen, auf selbständiger Naturbeobachtung begründeten Charakter an.
Vgl. L. Gonse, L'art japonais (Par. 1883);
Audsley, The ornamental arts of J. (Lond. 1885);
Anderson, The pictorial arts of J. (das. 1886).
Handel und Verkehr.
Nach der Entdeckung des Landes durch Mendez Pinto im J. 1542 bildeten während des mehr als 80jährigen portugiesischen Verkehrs mit demselben Gold, [* 19] Silber und Kupfer die wichtigsten und gewinnreichsten Ausfuhrartikel, denen gegenüber andre, wie Lackwaren und Schwerter, [* 20] nur wenig ins Gewicht fielen. Die Einfuhr bestand vornehmlich in chinesischer Seide [* 21] von Macao, Wollenstoffen, Gewürzen und Medikamenten (darunter Baroskampfer und Ginseng), Zucker, [* 22] Schildpatt, Elfenbein und verschiedenen andern Artikeln.
Der Mitbewerb Spaniens (über Manila) vom Jahr 1580 an, Hollands und Englands seit 1609 schmälerte wohl den Gewinn, änderte aber sonst wenig an diesem Verkehr. Da kam die Ausrottung des Christentums, Vertreibung der katholischen Spanier und Portugiesen, Abschließung des Landes und Verkehrsbeschränkung auf Chinesen und Holländer zu Nagasaki, Maßregeln, welche im J. 1640 ihren Abschluß fanden und von da ab 214 Jahre lang in Kraft blieben. Die eiserne Hand der Tokugawa und ihr eigentümliches Regierungssystem begünstigten auch den Inlandverkehr in keiner Weise, so daß außer den großen Landstraßen, welche die acht Landschaften durchzogen, aber den Wagenverkehr gänzlich ausschlossen, nur Pfade vorhanden waren.
Die Gebirgsübergänge an der Grenze benachbarter Daimioherrschaften konnten in vielen Fällen noch nicht einmal von Lasttieren benutzt werden, obwohl es nicht schwer war, gangbare Wege anzulegen. Unter solchen Umständen war von einer Belebung des Handels keine Rede, hatte man doch gegen den Handelsstand selbst die größten Vorurteile und stellte ihn dem Bauer und Handwerker nach. Die Holländer erwarben und erhielten sich ihr Handelsmonopol unter den unwürdigsten und demütigendsten Bedingungen, zu denen vor allen die Verleugnung des Christentums gehörte.
Dafür zogen sie daraus großen Gewinn, namentlich solange Edelmetall neben Kupfer und Kampfer die wichtigsten Exportartikel waren. Mit dem Jahr 1672 traten aber hierin sowie in der Preisbestimmung der eingeführten Artikel weitere Beschränkungen ein, wodurch sich das Goldene Vlies nach Kämpfer in ein gemeines Fell verwandelte. Nichtsdestoweniger wurde das Privilegium durch Unterwürfigkeit gegenüber allen Zumutungen arroganter japanischer Beamten sowie durch Intrigen gegen alle Versuche andrer Nationen, mit J. Verkehr anzuknüpfen, eifersüchtig gewahrt, bis endlich 1854 Kommodore Perry mit seinem Geschwader in den japanischen Gewässern erschien, das Land dem fremden Verkehr erschloß und für dasselbe eine neue Epoche anbahnte.
Seitdem hat dasselbe wie auf fast allen Gebieten, so auch in seinem Handel und Verkehr einen staunenswerten Wandel durchgemacht. Im Binnenverkehr, wo Fuhrwerke fehlten, mußten der Tragkorb und die Sänfte einem neuen Vehikel, der Jinrikisha, einem Karren [* 23] mit stuhlartigem Sitz für 1-2 Personen und einer Schere, [* 24] in welcher der Arbeiter das Zugtier vertritt, mehr und mehr weichen. Insbesondere hat diese Jinrikisha (d. h. eines Mannes Kraftwagen) in den Städten ganz die Rolle unsrer Droschken übernommen. Im J. 1872 wurde die erste Eisenbahnstrecke von Tokio nach Jokohama dem Verkehr übergeben.
Seitdem hat man fünf weitere Linien mit zusammen 91 Ri (357 km) Länge eröffnet und eine ganze Anzahl in Angriff genommen. Telegraphenleitungen verbinden alle größern Städte; eine submarine Telegraphenleitung führt seit von Nagasaki nach Schanghai [* 25] und stellt J. dadurch in den schnellsten Verkehr mit Europa [* 26] und Amerika. [* 27] Der Postdienst mit dem In- und Ausland ist wohlgeregelt und zuverlässig. Alle größern Hafenplätze stehen miteinander in regelmäßigem Dampfschiffsverkehr. Zahlreiche Leuchttürme warnen die Schiffe [* 28] vor gefährlichen Felsvorsprüngen und deuten denselben weit besser die Wege an, als dies an manchem europäischen Gestade der Fall ist.
Der Außenhandel Japans ist in fortwährender, wenn auch nicht stetiger Steigerung begriffen; derselbe hat sich während der letzten zehn Jahre nahezu verdoppelt. Unter den Ausfuhrartikeln stehen, wie in China, Seide und Thee obenan; Rohseide, Abfallseide, seidene Gewebe [* 29] und Seidenraupeneier bilden seit 25 Jahren etwa 46 Proz. des gesamten Exports, der sich während der fünfjährigen Periode 1881-85 auf durchschnittlich 34½ Mill. Jen (138 Mill. Mk.) belief. Es kamen ferner (in Prozenten) auf:
Thee | 19 |
Kupfer | 3.3 |
Steinkohlen | 4.3 |
Kampfer | 2 |
Reis | 3.4 |
Algen | 2.4 |
Seetiere | 4.4 |
Kunstgew. Erzeugnisse | 4.4 |
Die hervorragendsten Abnehmer waren: die Vereinigten Staaten [* 30] von Nordamerika [* 31] (Seide und Thee), China (Meeresprodukte, Pilze, [* 32] Kampfer, Medikamente, Kupfer, Steinkohlen, Thon- und Lackwaren), Frankreich (Seide, Kunstgegenstände), England (Seide, Tabak, [* 33] Sumachtalg, Kupfer, Antimon, kunstgewerbliche Erzeugnisse, Reis), Indien (Kupfer), Deutschland (Reis, Fischöl, kunstgewerbliche Artikel), Australien [* 34] (Reis). Der Durchschnittswert der Einfuhr betrug in demselben Zeitraum (1881-85) 29½ Mill. Jen (118 Mill. Mk.). Sie bestand vornehmlich in Baumwolle [* 35] und Baumwollgarnen, Schirting, halbwollenen und wollenen Geweben, Eisen [* 36] und andern Metallen, Maschinen und Waffen, [* 37] Zucker, Petroleum, Droguen und Farben. Der Hauptanteil, mit 44 Proz., fiel auf England. Es lieferte mit ¶