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beschränkte Viehzucht und [* 2] Eigenart der Bewirtschaftung sind die Ursachen, weshalb nur 12-15 Proz. des ganzen Areals unter Kultur stehen und davon nur je 11,5 Ar auf den Kopf der Bevölkerung [* 3] kommen gegenüber 47,2 Ar in Deutschland. [* 4] Drillkultur mit Reihen- oder Stufensaat wird bei allen Feldfrüchten angewandt, der Reis z. B. stets aus Saatbeeten, wenn einen Monat alt, in Stufen und Reihen, je 5-6 Pflänzchen zusammen, verpflanzt. Stalldünger kommt nur in Gebirgsgegenden mehr in Betracht; sonst spielen Fäkalstoffe in der Bodenverbesserung die Hauptrolle, daneben auch Fischreste (Fischguano), insbesondere von Heringsarten nach der Ölgewinnung, Gründünger, Ölkuchen und gebrannter Kalk.
Als Go-koku, d. h. die fünf vornehmsten Feldfrüchte, gelten in J. wie in China [* 5] von alters her Reis, Gerste, [* 6] Weizen, Hirsearten, Bohnen, mit einem Worte die Halm- und Hülsenfrüchte. Daneben baut man mancherlei Knollengewächse, insbesondere den Taro (Colocasia antiquorum) und die Batate (Batatas edulis), ferner die Eierpflanze (Solanum Melongena), einen großen, weißen Rettich, Zwiebelgewächse und Kukurbitaceen sowie eine Anzahl andrer Gemüse und Kondimente.
Auch Pilze [* 7] und Meeresalgen kommen als Nahrungsmittel [* 8] und Ausfuhrartikel nach China in Betracht. Unter den vielerlei eßbaren Früchten gibt es nur wenige, die uns zusagen. Die meisten europäischen Obstsorten degenerieren in Ostasien und verlieren ihren Wohlgeschmack. Die Birnen sind, wie De Candolle sagt, plus beau que bon. Das verbreitetste Obst, von eigentümlichem, gutem Geschmack und schönem Aussehen, sind die Kaki oder Dattelpflaumen (Diospyros Kaki).
Auch die Mandarinorangen aus den südlichen Landesteilen sind wirklich gute Früchte. Dagegen gedeihen die Trauben nicht gut, ebensowenig Feigen und Granatäpfel. Unter den Handelsgewächsen hat der Theestrauch die größte Bedeutung. Seine Kultur hat sich vornehmlich über die niedrigen Hügelabhänge zwischen dem 34. und 36. Parallelkreis östlich des 135. Meridians verbreitet, insbesondere in den Provinzen Yamato, Yamashiro, Kii, Ise, Omi, Mino, Echizen, Suruga.
Sie reicht sporadisch auf der Seite des Japanischen Meers nordwärts bis zum 40. Breitengrad, endet dagegen auf der Seite des Stillen Ozeans unter dem 36. Parallelkreis und findet sich außer auf Hondo auch auf Kiushiu. Hauptausfuhr über Jokohama und Kobe, fast nur grüner Thee nach Nordamerika. [* 9] Wildwachsend findet man die verwandte Kamelie auf der Seite des Japanischen Meers noch unter 39°, dagegen als Baum kultiviert auf der Ostseite von Hondo noch unter 40° nördl. Br. und zwar des Haaröls wegen, das man aus ihrem Samen [* 10] gewinnt.
Auf Kiushiu und Shikoku bildet die Kamelie einen Bestandteil der immergrünen Wälder. Tabak [* 11] wird an vielen Orten gebaut, in Europa [* 12] aber wenig geschätzt. Baumwolle [* 13] kommt ebenfalls als Sommergewächs viel vor, genügt aber nicht dem Bedarf. Hanfkultur ist von alten Zeiten her weit verbreitet, ebenso der Anbau des Färberknöterichs (Polygonum tinctorium), der den Indigo [* 14] zum Blaufärben der gewöhnlichen Kleidung des Landmanns liefert. Zu den wertvollsten Droguen gehören die Ginsengwurzel (Panax Ginseng) und der Laurineenkampfer.
Die weiße Maulbeere wird der Seidenzucht wegen als stammloser Busch, Stumpf und Baum gezogen, letzteres besonders im Gebirge. Buschförmig zieht man auch die Papiermaulbeere (Broussonetia papyrifera), erntet nach dem Blattfall ihre Sommertriebe und bereitet aus ihrem Baste das meiste und beste Papier. Die japanische Seidenzucht ist auf die Insel Hondo, vornehmlich den mittlern und breitesten Teil zwischen dem 35. und 37. Parallelkreis, beschränkt. Sie reiht sich zum Teil der Theekultur an und wird am intensivsten in den Provinzen Kodzuke (Joshiu), zumal um die Städte Mayebashi und Takasaki, ferner in Shinano und Koshiu, sodann in der Landschaft Oshiu nordwärts von Tokio, [* 15] besonders in dem Gebiet des Abukumagawa und der Stadt Fukushima, betrieben.
Die Ausfuhr geht fast ausschließlich über Jokohama. Zwei Sumacharten liefern im Mesokarp ihrer Früchte den japanischen Pflanzentalg, der mancherlei Verwendung findet. Rhus succedanea wird zu dem Zweck in den südlichen Landesteilen kultiviert, Rhus vernicifera, der Lackbaum, vornehmlich im mittlern und nördlichen Hondo. Viel wichtiger ist letzterer des aus seinem Saft gewonnenen Lackes wegen. Seine größte Verbreitung hat er zwischen 37° und 39° nördl. Br., wo mancher Ort von Lackbäumen umgeben ist wie bei uns von Obstbäumen.
Paulownia imperialis (Kiri), ein bekannter Zierbaum im wärmern Europa und auch am Rhein, wird in J. nur seines sehr leichten Holzes wegen gezogen, das man zu Kästchen mancherlei Art sowie zu Holzschuhen viel verwendet. Das beliebteste Tischlerholz, das Keyaki, liefert eine Ulmacee, die Zelkowa acuminata. Zu Bauzwecken spielen Nadelhölzer [* 16] die erste Rolle, insbesondere Cryptomeria japonica, Chamaecyparis obtusa und Chamaecyparis plslfera, Pinus massoniana und Pinus densiflora, Abies firma und verschiedene andre. Das Holz der [* 17] Kupuliferen, zumal der eßbaren Kastanie, liefert in seiner Kohle das gewöhnliche Heizmaterial. Die japanischen Hölzer sind bei aller Schönheit und Mannigfaltigkeit doch leicht, wie solche andrer Gebiete mit langem Vegetationsstillstand, und zeigen meist deutliche Jahresringe. Schwerer und feinporiger erscheinen die immergrünen Arten wärmerer Landesteile, obenan Buchsbaum, Kamelie und lorbeerblätterige Eichen.
Bevölkerung.
Am wies J. 37,017,302 einheimische Bewohner auf. Seitdem ist die Zahl derselben abermals ansehnlich gestiegen, denn nach der Zählung vom ergab sich eine Gesamtbevölkerung von 38,151,217 Seelen (davon 19,300,261 männliche und 18,850,956 weibliche Bewohner). Nach den Ständen verteilen sich dieselben:
Heimin oder Volk | 36199515 |
Shi-zoku, die ehemaligen Samurai | 1948283 |
Ka-zoku oder Adlige | 3419 |
Hierzu kommen 1) die Mitglieder des Kaiserhauses, nämlich: Ko-zoku, Prinzen und Prinzessinnen (33), und endlich Shin-nô, die engere kaiserliche Familie, bestehend aus dem Mikado oder Tennô, der Kaiserin, der Kaiserin-Mutter und dem siebenjährigen kaiserlichen Prinzen und Thronfolger, und 2) gegen 6000 Fremde in den Vertragshäfen, vornehmlich in Jokohama, Tokio, Kobe und Nagasaki, worunter nahezu 4000 Chinesen, dann folgen der Zahl nach Engländer, Nordamerikaner, Deutsche [* 18] und Franzosen.
Zum Volk (Heimin) gehören die Hiyakushô oder Bauern, Shokuin oder Handwerker und Akindo oder Kaufleute. Auch wird jetzt die früher verachtete Klasse der Eta (Abdecker, Gerber, Lederarbeiter, Totengräber) zu demselben gerechnet. Die Klasse der Shizoku (ehrbare Familien) oder Samurai, ehemals die Beamten und erblichen Krieger der Feudalherren, zu deren Stolz und Vorrechten das Schwertertragen und Bauchaufschlitzen (Seppuku oder Harakiri) gehörte, hat sich seit der Restauration im J. 1868 den Berufsarten des ¶
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Volkes vielfach zugewandt; doch rekrutiert sich auch jetzt noch das Kriegs- und Beamtenheer vornehmlich aus ihr. Der Adel, Ka-zoku (»Blume der Familien«),
bestand in der Feudalzeit aus dem Hofadel (Kuge) mit 155 Familien und dem Feudaladel (Buke oder Daimiô) mit 255 Familien (im J. 1862). Die Beseitigung des Shôgunats und Feudalwesens veränderte seine Stellung in hohem Grad und machte eine Reorganisation desselben notwendig. Diese erfolgte in den letzten Jahren in der Weise, daß man fünf Rangstufen schuf und in die drei letzten derselben auch diejenigen Personen nebst Familien einreihte, welche, obgleich früher nur Samurai, sich um den Mikado und das Land seit 1868 besonders verdient gemacht haben. Hierher gehört z. B. der jetzige Premierminister und Minister des kaiserlichen Hauses, Graf Ito, sowie Graf Saigo, der Marineminister, ein Bruder des im geschichtlichen Abschnitt (S. 167) erwähnten Urhebers des Aufstandes von Satsuma.
Die siniko-japanischen Namen dieser fünf Adelsklassen und ihre europäischen Äquivalente sind:
1) Ko-shaku oder Ko, Fürst, 11 Familien;
2) Ko-shaku oder Ko, Marquis, 24 Familien, wobei Ko im Chinesischen ein andres Zeichen hat;
3) Haku-shaku oder Haku, Graf, 76 Familien;
4) Shi-shaku oder Shi, Vicomte, 324 Familien;
5) Dan-shaku oder Dan, Baron, 74 Familien; zusammen 509 Familien. Den Fürstentitel erhielten: a) die Go-seke oder fünf vornehmsten Kugefamilien (Kujô, Konoye, Takotsukasa, Nijô, Ichijô), aus denen der Mikado nach altem Gesetz und Brauch seine Frau nimmt (die jetzige Kaiserin ist eine Ichijô); b) die Familien Sanjô und Iwakura, zweier Kuge, welche am Hof [* 20] des Mikado zur Zeit der Restauration eine hervorragende Rolle spielten und später als erste Beamte des Landes bis in die Neuzeit wirkten; c) Tokugawa, der letzte Shôgun; d) Shimadzu, der letzte Daimiô von Satsuma, und Shimadzu (Saburo), dessen Onkel, sowie Mori, die Daimiôfamilie von Nagato.
Abgesehen von den Aino (s. d.) auf Jeso und den südlichen Kurilen, sind die heutigen Bewohner Japans ein einheitliches Volk nach Sprache, [* 21] Kleidung, Sitte und Lebensweise und zwar von der Tsugarustraße bis gegen Formosa hin, hervorgegangen aus einer frühzeitigen asiatischen Einwanderung über Korea nach südlichen und südwestlichen Landesteilen und ihrer Vermischung mit Eingebornen, welche den Aino zugerechnet werden. Ob auch malaiische Elemente von S. her und polynesische hinzukamen, bleibt unerwiesen (s. Tafel »Asiatische Völker«, [* 22] Fig. 13, 14). Nach ihren körperlichen Eigenschaften gehören die Japaner der mongolischen Völkerfamilie an, sind von mittlerm, gedrungenem Wuchs, die Männer im Durchschnitt 158 cm, die Frauen des Volkes 145 cm, die der vornehmen Klasse 147,4 cm groß.
Ihre Hautfarbe ist hellgelb mit großen Abstufungen, so daß sie sich einerseits derjenigen der Europäer nähert, anderseits der tiefgelben oder hellbraunen der Chinesen und Malaien. Das Haar [* 23] ist schwarz und schlicht; sein Wuchs ist auf dem Kopf dicht und kräftig, dagegen schwach und dünn an andern Körperteilen. Doch gibt es einzelne Japaner mit schönem Vollbart. Auf die Pflege des Kopfhaars hat der Japaner, im Gegensatz zum Aino, immer viel Sorgfalt verwendet. In der Neuzeit breitet sich die westeuropäische Haartracht immer mehr aus. Im Vergleich zum Europäer und Gesamtwuchs erscheint der Kopf des Japaners groß, zum brachykephalen Typus geneigt. Augen und Nase [* 24] zeigen ganz den mongolischen Charakter. Jene sind geschlitzt und mit ihren Längsachsen zur Nase geneigt. Diese ist in der Regel breit und flach, doch findet man auch hier Annäherungen an den kaukasischen Typus.
Vgl. E. Balz, Die körperlichen Eigenschaften der Japaner (in den »Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft Ostasiens«, Heft 28 u. 32).
Bedeutender als im Körper weicht der Japaner in seinen geistigen Eigenschaften von den übrigen ostasiatischen Völkern ab und zeigt uns eine ganze Reihe sympathischer Züge. Man rühmt mit Recht den Reinlichkeitssinn und natürlichen Anstand, das höfliche, freundliche und humane Benehmen, das heitere, glückliche Familienleben, die Ehrerbietung und Zuvorkommenheit der Kinder gegen ihre Eltern, der Untergebenen gegen ihre Vorgesetzten, den Rechtssinn, die Achtung vor der geistigen Überlegenheit, die Freude an den Schönheiten der Natur, das hohe Bildungsbestreben und die Vaterlandsliebe des japanischen Volkes. Dagegen verbindet der Japaner mit unverkennbarem Talent und Streben gar häufig nicht die nötige Ausdauer, begnügt sich oft mit der Schale, statt zum Kern vorzudringen, und wird hierdurch leicht oberflächlich. In den vielen Jahrhunderten seiner Kultur bewies das japanische Volk mehr Nachahmungstalent als schöpferische Kraft. [* 25]
Die japanische Schrift- und Umgangssprache ist aus einem einheimischen Idiom, dem Yamato, und dem Chinesischen hervorgegangen, mit 72 Silbenzeichen für jenes und den bekannten Wortsymbolen für dieses. Das Yamato hat weder Guttural- noch Nasallaute; seine Silben enden alle in Vokale, und es hat sich auch die japanische Aussprache des Chinesischen bis auf das finale n ihm völlig angepaßt. Die japanische Sprache ist agglutinierend, hat gewisse Flexionsendungen, ist aber im Wortschatz und in grammatischen Formen arm. Wie der Chinese statt r stets l ausspricht, so fällt umgekehrt dem Japaner der L-Laut schwer (weiteres s. Japanische Sprache und Litteratur).
Der Japaner lebt mäßig und frugal. Seine Nahrungsmittel sind vornehmlich in Wasser gekochter Reis, Hirsearten, besonders im Gebirge, verschiedene Hülsenfrüchte, Knollengewächse, Gurkenarten und Pilze, ferner Fische, [* 26] Krusten- und Weichtiere. Brot, [* 27] Milch, Butter und Käse waren unbekannt, Fleischspeisen wenig in Gebrauch. Zur Würze des Mahls dienen vornehmlich gesalzene Rettiche (Daikon), Früchte der Eierpflanze (Nasu), Gurken u. a., als Genußmittel grüner Thee ohne Zuthat, Sake oder Reisbier und Tabak, den beide Geschlechter gern rauchen.
Die Kleidung der Landbevölkerung wird immer noch vorwiegend aus selbstverfertigter grober Hanfleinwand gemacht und mit einheimischem Indigo gefärbt. Sie besteht oft nur aus einem Kittel und weiten Hosen. [* 28] Bei den Wohlhabendern spielen hellfarbige, schön gemusterte Baumwoll- und Seidenstoffe die Hauptrolle. Ein schlafrockähnliches Oberkleid, der Kimono, wird von Männern und Frauen getragen und ist nur im Schnitt und dem Gürtel, [* 29] welcher dasselbe am Leibe befestigt, bei beiden Geschlechtern verschieden.
Die Füße sind entweder nackt oder mit Socken bedeckt, bei denen nach Art der Fausthandschuhe die große Zehe von den übrigen getrennt wird, um den Riemen zur Befestigung der Stroh- oder Holzsandalen dazwischen durchzuführen. Die Kopfbedeckung ist sehr verschieden, doch begnügt sich der Arbeiter gewöhnlich mit einem Tuch um die Stirn. Die vornehmere städtische Bevölkerung ahmt mehr und mehr die europäische Tracht nach. Zu den hervorragendsten Eigenschaften der Japaner gehört ihre Reinlichkeitsliebe. Sie zeigt sich an der Person durch ¶