Teil in den »Archäologischen Aufsätzen« (Greifsw. 1845) und in den »Archäologischen Beiträgen« (Berl. 1847). Kritisch-philologische
Arbeiten sind seine Ausgaben des Persius (Leipz. 1843; 2. Aufl. von Bücheler, Berl. 1886),
der »Electra« des Sophokles (das. 1861, 3. Aufl. 1882),
das »Symposion« von Platon (das. 1864, 2. Aufl.
1875) und des Longinus (das. 1867). Von seinen Gelegenheitsschriften verdienen die Reden über Winckelmann (Greifsw. 1844) und
Gottfr. Hermann (Leipz. 1849; beide mit andern Reden etc. abgedruckt in »Biographische Aufsätze«, das. 1866, 2. Aufl. 1867)
sowie sein Aufsatz »Die Bedeutung und Stellung der Altertumsstudien in Deutschland« (Berl. 1859) und die
Schrift »Eduard Gerhard, eine Lebensskizze« (das. 1868) Erwähnung. Gesammeltes und Neues enthält sein Buch »Aus der Altertumswissenschaft«
(Bonn 1868). Wertvolle Beiträge zur deutschen Litteraturgeschichte bilden die Abhandlung »Über
Goethes Iphigenia« (Greifsw. 1843),
die Ausgabe von »Goethes Briefen an Leipziger Freunde« (Leipz. 1849, 2. Aufl.
1867),
denen sich die »Briefe der Frau Rat an ihre lieben Enkeleins« (das. 1855) und »Goethes Briefe an Chr. Gottl. v. Voigt« (das.
1868) anschlossen, sowie die Schrift »Ludwig Uhland« (Bonn 1863). Als Früchte seiner musikalischen Studien sind besonders die
Schrift »Über Mendelssohns Oratorium Paulus« (Kiel 1842),
der Klavierauszug der zweiten Bearbeitung von Beethovens
»Leonore«, mit den Abweichungen der ersten und kritischer Einleitung (Leipz. 1851),
die »Gesammelten Aufsätze über Musik« (das.
1866), namentlich aber die Biographie Mozarts (das. 1856-60, 4 Bde.; 2. verkürzte
Aufl., das. 1867, 2 Bde.),
ein Meisterwerk der historisch-philologischen Methode und für die Musikgeschichte epochemachend, zu nennen.
Aus Jahns Nachlaß gab sein Neffe Michaelis die »Griechischen Bilderchroniken« (Bonn 1873) heraus.
Vgl. A. Springer, Gedächtnisrede
auf O. J. (»Grenzboten« 1869, Nr. 45).
1) Friedrich Wilhelm, Gesanglehrer und Musikschriftsteller, geb. zu Berlin, trat schon in seinen Jünglingsjahren
auf einer Berliner Privatbühne auf, entsagte jedoch später der theatralischen Laufbahn, um sich dem
Gesangunterricht zu widmen. Von seinem Erfolg auf diesem Gebiet zeugt die Zahl seiner Schüler und Schülerinnen, deren er
mehr als 900 ausgebildet hat, darunter die Prinzessin Luise von Preußen. Auch als Dirigent bewährte er sich bei den zahlreichen
glänzenden Aufführungen des 1845 von ihm begründeten und bis 1870 geleiteten Chorgesangvereins. Inzwischen
war er auch auf fast allen Kompositionsgebieten schöpferisch thätig und fand namentlich mit seinen Vokalwerken allgemeinen
Beifall. Als Schriftsteller machte er sich verdient durch die Werke: »K. M. v. Weber in seinen Werken« (chronologisch-thematisches
Verzeichnis sämtlicher Kompositionen) und »K. M. v. Weber, eine Lebensskizze nach authentischen Quellen«
(Leipz. 1873).
2) Max, Militärschriftsteller und Kulturhistoriker, geb. zu Berlin, wurde auf der von seinem Großvater K. F v.
Klöden (s. d.) geleiteten Gewerbeschule daselbst ausgebildet, trat in das 28. Infanterieregiment
zu Aachen, wurde 1857 Offizier
und nahm 1864 den Abschied, um sich germanistischen Studien zu widmen. Der Krieg von 1866, während dessen
er mit einem Dezernat im Kriegsministerium betraut war, führte ihn in den Dienst zurück; er wurde 1867 in dem damals begründeten
»Nebenetat für wissenschaftliche Zwecke des Großen Generalstabs« angestellt und 1869 zum Hauptmann befördert.
Während des Feldzugs von 1870 fungierte er als Linienkommissar des Generalstabs zu Nancy; seit 1872 lehrt
er die Geschichte der Kriegskunst an der Kriegsakademie zu Berlin. 1878 zum Major befördert, erhielt er 1886 als Oberstleutnant
seinen Abschied. Litterarisch trat J. zuerst mit poetischen Arbeiten auf: »Reinhart«, ein Märchencyklus (Berl. 1859);
»Ein
Jahr der Jugend«, Gedichte (Dresd. 1861).
Dann erschienen: »Geschichte des 2. rheinischen Infanterieregiments
Nr. 28« (Köln 1865);
»Krieg und Frieden« (Berl. 1868);
»Volkstum und Heerwesen« (das. 1870);
»Deutsche Feldzüge gegen Frankreich«
(Leipz. 1871);
»Roß und Reiter in Leben und Sprache, Glauben und Geschichte der Deutschen« (das. 1872, 2 Bde.);
»Das französische Heer von der großen Revolution bis zur Gegenwart« (das. 1873);
»Oberst Emil v. Sydow«
(Berl. 1873);
»Die Kriegskunst als Kunst« (Leipz. 1874);
»Die Schlacht von Königgrätz« (das. 1876);
»Handbuch der Geschichte
des Kriegswesens« (das. 1878-80, mit Atlas);
»Cäsars Kommentarien und ihre litterarische und kriegswissenschaftliche Folgewirkung«
(Berl. 1883);
»Heeresverfassungen und Völkerleben« (2. Aufl.,
das. 1885).
Auch gab er die »Jugenderinnerungen K. F. v. Klödens« heraus (Leipz. 1874).
schlechtweg s. v. w. Sonnenjahr, d. h. die Zeit eines Umlaufs der Erde um die Sonne. Je nach der Wahl des Anfangs-
und Endpunktes in der Erdbahn unterscheidet man verschiedene Jahre.
1) Das siderische J. oder Sternjahr ist die wahre Umlaufszeit, nach deren Ablauf die Erde wieder nach demselben
festen Punkt ihrer Bahn (der Ekliptik) zurückkehrt, die Sonne also für uns wieder bei demselben Fixstern erscheint. Es beträgt
365,25636 Tage = 365 Tagen 6 Stund. 9 Min. 10 Sek.
2) Das tropische J. ist die Zeit, nach deren Ablauf die Erde wieder zum Frühlingspunkt zurückkehrt. Letzterer
ist aber kein fester Punkt der Erdbahn, sondern infolge der Anziehung, welche der Mond und die Planeten auf die Erde ausüben,
geht er jährlich um durchschnittlich 50,240 Bogensekunden rückwärts. Das tropische J. ist daher kürzer als das siderische,
seine mittlere Dauer betrug im Jahr 1800: 365,2422 Tage = 365 Tagen 5 Stund. 48 Min. 46 Sek. Da aber das Zurückweichen
des Frühlingspunktes (die Präzession) mit der Zeit veränderlich ist, so ist auch die Länge des tropischen Jahrs nicht konstant,
sie nimmt vielmehr in 1000 Jahren um etwa 6 Sekunden ab. Der Name tropisches J. rührt daher, daß man
zu seiner Bestimmung früher die Zeit ermittelte, innerhalb deren die Sonne in ihrer scheinbaren Bahn wieder zu demselben Wendekreis
(tropicus) zurückkehrte.
3) Das anomalistische J. ist die Zeit zwischen einer Sonnennähe (einem Perihel) und der nächstfolgenden. Weil die
große Achse der Erdbahn sich jährlich um etwa 11,8 Bogensekunden im Sinn der Bewegung der Erde dreht, so
ist das anomalistische J. größer als das siderische, nämlich = 365 Tagen 6 Stund. 14 Min. 22 Sek. Da aber die Bewegung des
Perihels nicht gleichförmig ist, so ist auch das anomalistische J. veränderlich. Nach Ablauf eines solchen Jahrs
ist die Anomalie (s. d.) wieder dieselbe. Mit dem Namen Platonisches oder großes J.
mehr
bezeichnet man bisweilen die Umlaufszeit des Frühlingspunktes in der Ekliptik, ungefähr 26,000 Jahre. Mondjahr ist die Zeit
von zwölf synodischen Monaten, dasselbe ist um beiläufig 11 Tage kürzer als das Sonnenjahr (s. Kalender). Das bürgerliche
J. unterscheidet sich von dem Sonnenjahr dadurch, daß es eine ganze Zahl von Tagen hat; das von Julius Cäsar
eingeführte bürgerliche J. wird das Julianische J. genannt.
und Tag, mittelalterlicher Rechtsbegriff, dadurch entstanden, daß man der Jahresfrist noch
eine nach der lokalen Praxis bald größere, bald kleinere Anzahl von Tagen beifügte. In Sachsen wurde dem Jahr die sogen.
sächsische Frist hinzugefügt, welche 6 Wochen und 3 Tage betrug, indem sie aus der Verdreifachung der ursprünglichen Gerichtsfrist
von 14 Tagen erwachsen war. J. ist also in den Ländern sächsischen Rechts eine Frist von 1 Jahr, 6 Wochen
und 3 Tagen.