Seine
Eisenbahnpolitik zeichnete sich durch eine große Prinziplosigkeit aus: er gestattete zuerst die Anwendung des
Systems
der
Generalentreprise, welches
Strousberg (s. d.) nach
Deutschland
[* 6] importiert, und welches in der Form, wie es betrieben wurde,
große Unzuträglichkeiten hatte;
eine widerspruchsvolle
Praxis verwischte den Unterschied zwischen dem
gesetzlich
Erlaubten und dem Unzulässigen bis zur Unerkennbarkeit.
Der durch
Laskers Enthüllungen heraufbeschworne
Sturm richtete
sich daher vorzugsweise gegen I., welcher den heftigsten
Angriffen nur die von niemand bezweifelte
Versicherung seiner persönlichen
Redlichkeit gegenüberstellen konnte. Er trat zurück, blieb seitdem dem öffentlichen
Leben fern
und starb auf seinem
GutKunersdorf
[* 7] bei
Wriezen.
Da er sich der
Opposition anschloß, sollte er nach der
Auflösung der Ständekammer an das
Hofgericht zu
Meersburg versetzt werden, nahm aber seine Entlassung. Von
Schwetzingen 1831 zum Abgeordneten gewählt, übernahm er in der
Kammer die
Führung der liberalen
Opposition und trat sogleich mit einem
Antrag auf die Wiederherstellung der 1825 verstümmelten
Verfassung hervor. Auch wurde er Vorsitzender der Budgetkommission, Mitglied des landständischen
Ausschusses und der
Kommission
zur
Prüfung der Staatsschuldentilgung.
Stets schlagfertig und redegewandt, übte er einen bedeutenden Einfluß auf den
Gang
[* 12] der badischen Kammerverhandlungen aus,
indem er namentlich in den das
Budget betreffenden
Arbeiten große Spezialkenntnis bewies sowie in und
außer der
Kammer die
Elemente der
Opposition zusammenzuhalten und zu disziplinieren verstand.
BeimVolk war er sehr angesehen
und beliebt, und wurde ihm eine ihm zu
Ehren geprägte
Denkmünze überreicht und bei dieser Gelegenheit eine großartige
Ovation dargebracht. Im Mai 1845 mit seinem
FreundHecker auf einer
Reise nach
Stettin
[* 13] begriffen, erhielten
beide in
Berlin die polizeiliche Weisung, sofort
Berlin und die preußischen
Staaten zu verlassen.
Als Mitglied des
Vorparlaments (1848) und der konstituierenden
Nationalversammlung
gehörte I. zur äußersten
Linken, trat
aber wenig hervor und hielt nur einmal eine längere
Rede, um die des badischenAufstandes wegen Verurteilten
zur
Amnestie zu empfehlen. Bei der Reichsverweserwahl erhielt er die 32
Stimmen seiner Parteigenossen. Er folgte 1849 dem
Rumpfparlament
nach
Stuttgart,
[* 14] nahm aber an der badischen
Erhebung keinen thätigen
Anteil. Gleichwohl hochverräterischer
Unternehmungen beschuldigt,
entging er nur durch schleunige
Flucht der
Verhaftung und lebte eine Zeitlang als Flüchtling im Elsaß
und in der
Schweiz.
[* 15] Erst 1850, nachdem seine Unschuld nachgewiesen worden, durfte er zurückkehren. Er starb, seit 1854 geistesschwach, auf
seinem
Gut zu Hallgarten.
Antonio, ital. Schriftsteller, geb. 1851 zu Ravigno ^[richtig:
Rovigno] in
Istrien,
[* 17] studierte zu
Wien
[* 18]
Philologie und Litteraturgeschichte und wurde 1875
Professor am
Gymnasium zu
Capo d'Istria.
Auf einer wissenschaftlichen
Reise durch
Europa,
[* 19] die er Ende 1876 antrat, entdeckte er 1879 auf der Nationalbibliothek
zu
Paris
[* 20] eine wichtige neapolitanische
Handschrift aus dem 14. Jahrh., den berühmten
Roman des Fioravante. Von seinen Veröffentlichungen
sind zu nennen: »Canti popolari istriani raccolti a
Rovigno«
(Turin
[* 21] 1877);
(auch Ibiza, spr. iwiza, das Ebusus der Alten), die größte
Insel der
Pityusen, im
Mittelmeer, liegt
ca. 90 km
von der spanischen
Küste entfernt und zählt auf 592 qkm (10,7 QM.) 22,766
Einw. Sie hat zahlreiche
Buchten und ist gebirgig (Campvey 396 m). Der Hauptreichtum der
Insel besteht
in ihren
Salinen. Auch
Mandeln,
Wein,
Feigen, Johannisbrot,
Baumwolle,
[* 22]
Holz
[* 23] und Bleierz werden ausgeführt. Die Häfen der
Insel
sind wegen der herrschenden
Winde
[* 24] schwer zugänglich. Das
Klima
[* 25] ist mild und gesund. Die gleichnamige Hauptstadt liegt an der
Bai von I., besteht aus der alten Oberstadt mit engen, steilen
Straßen und der regelmäßigen Unterstadt
La Marina am
Hafen, hat eine
Citadelle und starke
Mauern, eine
Kathedrale, (1878) 7393 Einw. und ist Bischofsitz. I. steht mit
Palma und
Valencia
[* 26] in
Dampfer- und Kabelverbindung.
Kreishauptstadt in der ital.
ProvinzTurin, am
Ausgang desThals von
Aosta, an der
Dora Baltea,
über welche zwei
Brücken
[* 27] nach der Vorstadt Borghetto führen, durch die
Eisenbahn nach
Chivasso mit
Turin verbunden, ein hübscher,
amphitheatralisch an einem
Hügel gelegener, ehemals befestigter
Ort mit einer alten
Citadelle (jetzt Gefängnis) und Ringmauern,
hat eine
Kathedrale, welche an der
Stelle eines Apollotempels steht, Reste eines
Aquädukts und andrer Römerbauten,
mehrere
Paläste, ein
Lyceum, ein
Gymnasium, eine technische
Schule, Priesterseminar, mehrere Wohlthätigkeitsanstalten und (1881) 5883 Einw.,
welche Seidenfabrikation,
Färberei, Wagenbau,
Handel mit geschätztem
Wein,
Reis,
Hanf, Vieh und
Käse treiben. I. ist Sitz eines
Unterpräfekten, eines
Bischofs, eines
Zivil- und Korrektionstribunals. - Es ist das alte Eporedia,
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