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nennen: Domenico Bolognese (»Cleopatra«, »Caino«, »Prometeo«),
Battaglia (»Luisa Strozzi«, »Girolamo Olgiato«),
Zamboni, Vittorio Salmini, Carlo d'Ormeville, Salvatore d'Agnillo, Stanislao Morelli (»Arduino d'Ivrea«),
Montanelli (»Camma«),
Chiossone (»La suonatrice d'arpa«),
Napoleone Giotti (»Brunhilda«, »Monaldesca«, »Balduino di Fiandra«),
Braccio Bracci (»Pier Luigi Farnese«, »Isabella Orsini«, »Struensee«),
Barattani, Gazzoletti (»Paolo«),
Salmini (gest. 1881; »Santo [* 2] e Patrizio«, »Madama Roland«) u. a. Wirklich großartige Erfolge errangen in den letzten Jahrzehnten auf dem Felde des ernsten Dramas besonders zwei Dichter: Pietro Cossa (gest. 1881) namentlich mit seinem »Nerone«, und Felice Cavallotti mit »Alcibiade«. Zwei Tendenzdramen in des Wortes verwegenster Bedeutung von dem Piemontesen Felice Govean (»Gesù Cristo« und »I Valdesi«) erregten ein gewisses Aufsehen; sie enthalten in der That Szenen von schlagender dramatischer Kraft, [* 3] aber ihr Gesamteindruck ist nicht der eines Kunstwerkes.
Der indischen Mythe entlehnte De Gubernatis Stoff für interessante dramatische Dichtungen, welchen jedoch die Bühne verschlossen blieb. Im allgemeinen neigt die italienische Tragödie zu einer gewissen Zerflossenheit; reichgegliederte Handlungen weiß sie nicht zu bemeistern; wo sie aber einen einfach wirksamen Entwurf in den knappen Formen Alfieris behandelt, gelangt sie nicht selten zu reiner und bedeutender Wirkung. Im Lustspiel machten nach dem Wiederaufleben des nationalen Geistes auf der italienischen Bühne zwei Richtungen sich bemerklich: die der harmlos-heitern Lebensdarstellung, welche auf komische Erfindung, natürlichen und witzigen Dialog das Hauptgewicht legt und vor allem unterhalten, belustigen will, und die der »tiefern Intentionen«, welche eine kunstmäßige »soziale Komödie« zu schaffen sich vorsetzte und überhaupt strengern künstlerischen Anforderungen zu entsprechen bemüht war. Die erstere Richtung ist am glänzendsten durch Gherardi del Testa, die letztere durch Paolo Ferrari vertreten. Gherardi (gest. 1881) schrieb eine Unzahl von Komödien, welche in ihrer Aufeinanderfolge selbst wieder einen Stufengang von der leichtern zur ernstern Gattung darstellen, und immer stand ihm der Erfolg zur Seite.
Paolo Ferrari lieferte einige Meisterstücke (»La satira del Parini« und »Le [* 4] sedici commedie del Goldoni«),
die seinen Ruhm begründeten; aber ihm gebricht die reiche, mit gleichmäßiger Kraft strömende Ader Gherardis. An diese beiden Reigenführer schlossen sich zahlreiche Kräfte an, welche die italienische Bühne mehr oder weniger dauernd bereicherten. Im Geist Gherardis schrieben zunächst L. Alberti, Leo di Castelnuovo, Riccardo Castelvecchio, Giovanni Giordano, Napoleone Panerai, Giuseppe Calonzuoli, Ludovico Muratori, Achille Torelli (»I mariti«). Als einer der begabtesten unter den Neuern erscheint Luigi Suner (von spanischer Abkunft).
Großen Beifall fanden Vittorio Bersezio mit »Le miserie del Signor Travetti« und Valentino Carrera mit »La Quaderna dei nanni«. Weiterhin mögen noch erwähnt sein: Ferdinando Martini, L. Forti, Parmenio Bettoli, Enrico Montecorboli, Giuseppe Costetti. Als Bahnbrecher im Sinn der »sozialen Komödie« wurde von vielen der früh verstorbene Teobaldo Eiconi (gest. 1863),
der Verfasser von »Le pecorelle smarrite«, begrüßt. De Renzis, Desiderato Chiaves (»Lo zio Paolo«),
Giuseppe Giacosa zeichneten sich im Proverbe aus; Francesco Coletti hatte nachhaltigen Erfolg mit komischen Bagatellen. Zu bedauern ist, daß die moderne italienische Bühne das Volksstück im Sinn Goldonis vernachlässigt; man geht dem Volkstümlichen aus dem Weg, verschmäht das Derbkomische, und im Bemühen, nicht bloß zu unterhalten, sondern auch zu belehren, verfällt die »soziale Komödie« oft in einen doktrinären Ton, welcher der komischen Muse nicht wohl ansteht.
Auf dem Gebiet der Lyrik gab Italien [* 5] der Weltlitteratur in dieser Epoche zwei Dichter ersten Ranges: Giacomo Leopardi (1798-1837) und Giuseppe Giusti (1809-50), jener ausgezeichnet in der elegischen, dieser in der satirischen Gattung, beide von originellstem Gehalt und unübertrefflicher Formkunst. Neben ihnen sind aus der ersten Hälfte des Jahrhunderts noch zu nennen: der schon erwähnte Alessandro Manzoni (»Inni sacri«, »Il cinque Maggio«),
die politischen Dichter Giovanni Berchet (gest. 1851) und Gabriele Rossetti (gest. 1853) sowie eine Reihe von epischen und lyrischen Dichtern, wie Tommaso Grossi (»I Lombardi alla prima crociata«),
Giovanni Torti, Agostino Cagnoli, Marchetti, Antonio Zoncada, A. M. Ricci (»L'Italiade« und »San Benedetto«),
Jacopo Cabianca (»Torquato Tasso«),
Giuseppe Borghi, Carlo Guaita. Weiterhin erwarben als Lyriker sich Anerkennung: Antonio Guadagnoli (in der heitern Gattung), Luigi Carrer (gest. 1850), Francesco Dall' Ongaro (gest. 1873), Giulio Carcano (gest. 1884), der Improvisator Regaldi, Giuseppe Niccolini, Vittorelli, Giuseppe Revere, Andrea Maffei (gest. 1885, auch als Übersetzer Schillers bekannt), Arnaldo Fusinato, Alessandro Poerio, Ippolito Nievo, Emilio Frullani (gest. 1879), Luigi Mercantini, Cesare Betteloni, Fabio Nannarelli, Ferdinando Bosio.
Ein originelles, höchst anmutendes lyrisches Talent war der früh verblichene Emilio Praga (gest. 1875; »Tavolazza«, »Trasparenze«). Den bedeutendsten Ruf aber als lyrische und lyrisch-epische Dichter genießen Giovanni Prati und Aleardo Aleardi (gest. 1878),
ein Meister des Kolorits, zu denen sich aus neuester Zeit der feurige Giosuè Carducci, Verfasser des »Inno a Satana« und der »Odi barbare«, als dritter gesellt. Letzterer ist der Führer und Meister der in jüngster Zeit in Italien aufgekommenen Dichterschule, welche den entschiedensten Realismus oder (wie die Italiener selbst sagen) Verismus, d. h. die nackte, auch unschöne Wirklichkeit auf dem Gebiet des äußern Lebens sowohl als auf dem der Empfindung, zum Ausdruck zu bringen sucht, und zu deren namhaftesten Anhängern Lorenzo Stecchetti (Olindo Guerrini), Vittorio Imbriani, obschon in mancher Hinsicht den schärfsten Gegensatz zu den »Veristen« bildend, Arturo Graf (»Medusa«),
G. d'Annunzio u. a. gehören. Andre bemerkenswerte Lyriker der jüngsten Zeit sind: der maßvolle, elegante Giacomo Zanella, Bernardino Zendrini (der Übersetzer Heines, gest. 1879),
der philosophische Mario Rapisardi (»La Palingenesi«),
Giuseppe Chiarini, der deutschfreundliche, edel begabte Alessandro Arnaboldi, Marc Antonio Canini u. a. Auch an hervorragenden Dichterinnen fehlte und fehlt es nicht. Wir nennen: Laura Mancini, Rosa Taddei, die Improvisatorin Giannina Milli, Francesca Lutti, Erminia Fuà-Fusinato, Giuseppina Guaggi-Nobile, Giuseppina Turrisi-Colonna. - Von den epischen und didaktischen Dichtungen, welche dieser Zeitraum aufweist, erhebt sich keine über das Mittelmäßige. Wir nennen davon nur: »La coltivazione degli olivi« und »La Gerusalemme ¶
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distrutta« von Cesare Arici, »La Colombiade« von Bernardo Bellini, »La coltivazione de' cedri« von Giuseppe Niccolini, »La Russiade« (Napoleons I. Feldzug in Rußland behandelnd) von Cavaliere Orti, »Camillo o Veja conquistata« von dem Historiker Carlo Botta u. a.
In der Prosa tritt uns hier zum erstenmal der Roman und zwar vorzüglich der historische entgegen. Während französische und englische Schriftsteller den Roman in immer neuen Formen pflegten, genügte den Italienern die poetische Form des bei ihnen so reich vertretenen romantischen Epos, und der Mangel einer ausgebildeten Geselligkeit ließ sie das Bedürfnis einer andern Gattung nicht empfinden. Die von den »Ultime lettere di Jacopo Ortis« angeschlagene Saite klang zwar in den zahlreichen Romanen Bertolottis nach, aber ohne bedeutenden Beifall zu finden. Erst als der Ruhm Walter Scotts und die Bewunderung seiner Werke nach Italien drang, kam auch hier der historische Roman als eine den Italienern bis dahin unbekannte Gattung der Poesie in Aufnahme. Besonders war es Manzoni (gest. 1873), welcher durch seine »Promessi sposi« zuerst die Bahn brach, auf welcher er unzählige Nachfolger gefunden hat. In Manzonis Fußstapfen traten der Pisaner Giovanni Rosini (gest. 1855) mit seiner »Monaca di Monza« sowie später in seiner »Luisa Strozzi«, Massimo d'Azeglio (gest. 1866) in »Ettore Fieramosca« und im »Niccolò de' Lapi«, Tommaso Grossi (gest. 1853) im »Marco Visconti«, Cesare Cantù in der »Margherita Pusterla«. Andre Romanschriftsteller jener Zeit sind: Bazzoni, Varese, Falconetti, Lanzetti, Defendente Sacchi, Marocco, Zorzi, Luigi Vigna, Santa Rosa, Giacinto Battaglia, Ranieri. Eine Art von »Kraftgenie« entwickelte Francesco Domenico Guerrazzi (gest. 1873) in den Romanen: »La bataglia di Benevento«, »L'assedio di Firenze« u. a.;
einen entschiedenen Tendenzroman schrieb der Jesuit Bresciani im »Ebreo di Verona«. [* 7]
Interessant ist der Charakterroman »Fede e bellezza« von Niccolò Tommaseo (gest. 1874). Dem gemütlichen Kreis [* 8] des Familienlebens wendete sich zuerst Giulio Carcano zu in seinen Erzählungen (»Angiola Maria«, »Racconti«); später folgten in dieser Richtung Vittorio Bersezio, Gherardi del Testa, Ferdinando Bosio und der zu großer Popularität gelangte Cesare Donati (»Perungomitolo«). Dem historischen Roman wendeten sich wieder zu: Giorgio Cimino, Giacomo Oddo, Rusconi, Tigri, Pietro Fanfani (gest. 1879; »Cecco d'Ascoll«). Zu den geschätztesten Erzeugnissen auf dem Gebiet des Romans gehören auch die »Memorie d'un ottagenario« von Ippolito Nievo und die »Cento anni« von Rovani; mit Erzählungen für die Jugend gelangte Pietro Thouar zu bedeutendem Ruf. Von sonstigen Erzählern mögen noch genannt sein: Cleto Arrighi, Torquato Giordana, Pompeo Gherardo Molmenti (»Maria«),
De Amicis als Verfasser der »Bozzetti della vita militare«;
ferner Ant. Giulio Barrili, Antonio Ghislanzoni, Giovanni Verga (»Il marito di Elena«),
Salvatore Farina (»Il mio figlio«, »Caporal Silvestro«),
Enrico Castelnuovo, Luigi Capuana (»Giacinta«),
die Romandichterin Grazia Pierantoni-Mancini (»Dalla finestra«) u. a.
Was die wissenschaftliche Litteratur in diesem Zeitraum betrifft, so hat sich zunächst auch ein ernsterer und gründlicherer Sinn für die Geschichte offenbart, wovon namentlich das »Archivio storico italiano« das beste Zeugnis ablegt. Sehr gründlich sind die Forschungen Giuseppe Micalis (gest. 1844); seine frühern Untersuchungen über den ältesten Zustand Italiens [* 9] erschienen zuerst unter dem Titel: »L'Italia avanti il dominio de' Romani«, dann sehr erweitert und mit Bezugnahme auf die Arbeiten deutscher Gelehrten unter dem Titel: »Storia degli antichi popoli d'Italia«. Ebenfalls gründlich und ausgezeichnet sind die Arbeiten von Garzetti: »Della condizione d'Italia sotto il governo degli imperatori romani« und »La Germania [* 10] e suoi popoli«. An diese Werke schließt sich Atto Vanuccis »Storia dell' Italia antica«. Die umfassendste historische Arbeit ist Cesare Cantùs »Storia universale«, welche 37 Bände umfaßt und größtenteils auf deutschen Forschungen und Vorarbeiten beruht. Unter den sonstigen Geschichtschreibern sind hervorzuheben: Carlo Botta (gest. 1837),
Verfasser einer »Storia della guerra dell' independenza degli Stati Uniti d'America« und einer »Storia d'Italia dal 1789-1814«;
Vincenzo Cuoco (gest. 1823),
der in einem nachlässig geschriebenen, aber sonst vortrefflichen »Saggio storico sulla rivoluzione di Napoli« meist selbsterlebte Thatsachen erzählt;
Pagano, mit seiner »Storia del regno di Napoli«, und Pietro Colletta, mit der »Storia dei reame di Napoli dal 1734-1825«. Von vorzüglichem Wert sind auch die »Considerazioni sulla storia di Sicilia dal 1532-1789« von Pietro Lanza, die Schriften: »La guerra del Vespro Siciliano« und »Storia dei musulmani di Sicilia« von Michele Amari.
Als Werke gelehrten Fleißes verdienen Auszeichnung: »Storia delle relazioni vicendevoli dell' Europa [* 11] e dell' Asia« des Grafen Baldelli-Boni, die »Annali d'Italia dal 1750« (eine Fortsetzung Muratoris) von A. Coppi, vor allem aber die »Famiglie celebri d'Italia« vom Grafen Pompeo Litta und die »Tavole cronologiche e sincrone della storia fiorentina« des Deutschen Alfred Reumont. Von größern allgemeinen Werken sind zu nennen: Luigi Bossis »Storia antica e moderna d'Italia« und »Storia della Spagna«, Lorenzo Pignottis (gest. 1812) »Storia della Toscana fino al Principato« und Pietro Custodis Fortsetzung der »Storia di Milano« von Pietro Verri (s. oben). Das umfassendste neuere Werk über Italien ist die »Storia generale d'Italia«, von den ältesten (vorrömischen) Zeiten bis auf die neueste Zeit, von Giov. Campiglio. Interessante Beiträge zur ältern Geschichte Italiens liefern die von Molini aus der Pariser Bibliothek herausgegebenen »Documenti di storia d'Italia«.
Auch eine Menge Spezialgeschichten, darunter recht treffliche, sind weiterhin noch erschienen, so Vareses »Storia della repubblica di Genova fin' all' anno 1814«, Celesias »Storie genovesi« und »Storia dell' università di Genova«, Luigi Cibrarios »Storia della monarchia di Savoia« und »Origine e progresso delle istituzioni della monarchia di Savoia«, Caruttis »Storia della diplomazia della corte di Savoia«. Die Geschichte Piemonts behandelten Ricotti (»Storia del Piemonte«) und N. Bianchi (»Storia della monarchia Piemontese«).
Carutti gab eine »Storia del regno di Vittorio Amadeo II.« und eine »Storia del regno di Carlo Emmanuele III.«; Giuseppe Massari schrieb »La vita e il regno di Vittorio Emmanuele II. di Savoia«, Romanin eine ausführliche »Storia di Venezia«, welcher sich Molmentis »Storia di Venezia nella vita privata« anschließt. Über Sizilien [* 12] schrieben nach Giuseppe Alessi (»Storia critica di Sicilia«) Isidoro La Lumia (»Studj di storia siciliana«),
Mortillaro (»Leggende siciliane«), ¶