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Etruskischen Apennin sind das charakteristische Gestein die sogen. Scherbenthone, welche der Kreide-, vielleicht auch der Eocänformation angehören und als Erzeugnisse kolossaler Schlammeruptionen aufgefaßt werden. Auch in den römischen und neapolitanischen Apenninen, obwohl sie wilder, zerrissener und höher sind, herrschen die charakteristischen Kalksteine des ganzen Systems bis zum Monte Pollino. Diesem Teil der Apenninen sind zahlreiche ausgefüllte und abgeflossene Seebecken eigentümlich, die sich ursprünglich zwischen seinen Wölbungen gesammelt hatten, jetzt aber fruchtbare Hochebenen bilden.
Ein Querschnitt durch das Gebirge, wie ihn neuerdings der Bau der Eisenbahn im Pescarathal aufwärts bis Aquila gegeben hat, zeigt uns zunächst von der Küste bis zur Hochebene von Sulmona aus lockern Tertiärschichten bestehende Küstenterrassen, von da eocäne und Kreidekalke; die Basis des Gran [* 2] Sasso-Stockes besteht aus dem untern Jura angehörigen roten Ammonitenkalken. Von besonderm Interesse sind aber die Subapenninen, namentlich wegen ihrer vulkanischen und damit zusammenhängenden sonstigen Erscheinungen.
Die sedimentären, namentlich tertiären, Gesteine [* 3] überwiegen auch hier, aber neben in Toscana noch häufig auftretenden ältern Eruptivgesteinen begleitet die Apenninen hier vom südlichen Toscana bis an den Golf von Neapel [* 4] eine Reihe von Vulkanen, deren nördlichster der Trachytkegel des Monte Amiata ist, von wo sich die Reihe über die Kraterseen und die Vulkane [* 5] der Gegend von Viterbo, über das in verschiedenen Epochen vulkanischer Thätigkeit entstandene Albanergebirge und die Rocca Monfina in Kampanien bis zu dem noch einzig thätigen Vesuv [* 6] fortsetzt.
Vielleicht kreuzt sich diese Reihe hier mit einer andern, durch die Pontinischen Inseln, Ischia [* 7] u. weiter auswärts den Lago d'Ansanto und den Vultur bezeichneten. Vulkanische Tuffe, von der Rocca Monfina, wohl auch von den Kratern der Phlegräischen Felder und dem Vesuv ausgeworfen, bilden überwiegend die Ebene von Kampanien, die römische Campagna und die Gegend von Viterbo. In welchen Beziehungen aber die Borsäure-Lagoni Toscanas im Quellgebiet der Cecina und Merse zu den vulkanischen Erscheinungen stehen, ist noch dunkel.
Der Kalabrische Apennin besteht ganz aus Granit, Gneis und kristallinischen Schiefern mit nur sehr geringen Resten von Apenninkalk, aber rings umlagert von jungtertiären Schichten, so daß die ältern Gesteine nur an wenigen Punkten an das Meer reichen. Dieselben kristallinischen Gesteine bilden auch die Nordostecke von Sizilien, [* 8] während im Nebradischen Gebirge, der Madonie und fast an der ganzen Nordküste wiederum Apenninkalk vorherrscht. Dagegen besteht das Innere und der Süden der Insel aus tertiären Kalksteinen, Mergeln, Thonen und vor allem Gipsen, den Trägern der so wichtigen Schwefellager. Im SO. sowie im Ätna [* 9] liegen vulkanische Gesteine vor. Sardinien [* 10] besteht überwiegend aus altkristallinischem Gestein wie die Schwesterinsel Corsica, [* 11] aber auch paläozoische Schiefer, Kreidekalke und vulkanisches Gestein nehmen bedeutenden Anteil am Aufbau der Insel. Wir gewinnen die Anschauung, daß I. wesentlich jüngerer Entstehung ist und erst in der Tertiärzeit seine eigentümliche Gestalt erlangt hat.
Gewässer.
Auch in hydrographischer Hinsicht zeigt Oberitalien [* 12] einen wesentlichen Unterschied gegen die eigentliche Halbinsel und die Inseln. Nur im kontinentalen I. und zwar in den Alpen [* 13] mit ihren Schnee- und Gletschermassen, ihren Seen und ihren auch im Sommer noch reichlichen Regen findet sich die zur Speisung von Flüssen hinreichende Wassermenge. Auf der eigentlichen Halbinsel drängen sich die Regen um die Winterszeit zusammen, und die Schneemassen, welche die Apenninen von 1500 m an, selbst noch die Sila und die Madonie Siziliens sechs Monate lang bedecken, vermögen die Flüsse [* 14] im heißen Sommer kaum mehr zu nähren.
Nur in den italienischen Niederlanden finden wir daher das ganze Jahr wasserreiche Flüsse, sonst ist der Wasserstand derselben im Sommer ein sehr niedriger, je weiter nach S., um so mehr; ja, die meisten Flüsse führen im S. nur im Winter und oft auch nur nach heftigen Regen Wasser, sie sind Torrenten oder Fiumaren. Auf der Halbinsel selbst sind die zum Tyrrhenischen Meer gehenden Flüsse die wasserreichern, aber nur der Tiber und in geringerm Maß der Arno und Garigliano sind schiffbar.
Noch unbedeutender sind der Volturno, der Sele, Ombrone, Serchio und Magra. Selbst die größten der ins Adriatische und Ionische Meer mündenden Flüsse, der Crati und Bradano in den Golf von Tarent, der Ofanto, Pescara, Metauro, sind nur Küstenflüsse. Das Gleiche gilt vom Simeto, Platani und Salso Siziliens. Dagegen ist der Po trotz seiner geringen Lauflänge einer der verhältnismäßig wasserreichsten Flüsse Europas und in hohem Grad schiffbar, welche Eigenschaft nur durch die Flachheit seiner zahlreichen Mündungsarme (s. Po) beeinträchtigt wird.
Auch die Etsch, obwohl weit reißender, ist im Unterlauf schiffbar, ebenso Ticino, Adda, Mincio, Oglio und einige andre Alpenzuflüsse des Po, während die von den Apenninen kommenden, außer dem Tanaro, sowie die Alpenflüsse des Venezianischen, Brenta, Piave, Tagliamento, die Natur der süditalienischen Torrenten haben. Es beruht dies wesentlich darauf, daß ihnen so herrliche Sammelbecken wie Langensee, Comer-, Iseo- und Gardasee fehlen. Die Seen der Halbinsel sind entweder flache Wasserbedeckungen von Mulden im Gebirge, wie der Trasimenische, oder Kraterseen, wie der von Bracciano, oder aber Strandlagunen, wie die von Salpi oder Comacchio.
Klima.
Zu den großen Vorzügen Italiens [* 15] gehört auch sein herrliches, außerordentlich mildes Klima, [* 16] das es dem Wall der Alpen, dem überall wirksamen Einfluß des Meers und der günstigen südlichen Exposition ganzer Landschaften verdankt. Doch ist auch hier ein bedeutender Unterschied zwischen dem kontinentalen und dem peninsularen I. bemerkbar; jenes hat auffallend kontinentales, dieses überwiegend maritimes Klima. Es lassen sich drei Regionen unterscheiden: das Pogebiet, Mittelitalien und Süditalien, [* 17] zu welchem die ligurische Küste zu rechnen ist. Im Pogebiet wechseln kalte Winter mit heißen Sommern;
trotz einer mittlern Jahrestemperatur von 13° C. kommen Temperaturen von -17° C. vor, und der Winter ist, wenn auch kürzer, so doch meist kälter als im Rheinthal zwischen Koblenz [* 18] und Bonn. [* 19] Nur ein schmaler Saum unmittelbar am Fuß der Alpen und an den lombardischen Seen macht eine Ausnahme.
Dem entsprechend ist die Vegetation in der Lombardei durchaus mitteleuropäisch, nur solche Pflanzen des Südens können hier angebaut werden, welchen, wie dem Reis, die Sommerwärme gerade lange genug anhält; nur an den Seen kehren zahlreiche Formen der Mediterranflora und auch der Ölbaum wieder. In Mittelitalien ist die tyrrhenische Abdachung vor der adriatischen bevorzugt durch höhere Wintertemperatur, was sich namentlich darin ausprägt, daß am ganzen Küstensaum Dattelpalmen bis auf kurze ¶
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Unterbrechung, in Toscana auch Agrumen bei einigem Schutz fortkommen. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 14,5° C., aber noch in Rom [* 21] sind -5,9° C. beobachtet worden, und Schnee [* 22] ist jeden Winter ein- bis zweimal zu erwarten, wenn er auch nicht liegen bleibt. Auch hier überwiegt noch der mitteleuropäische Charakter der Flora, nur in der Küstenzone sind immergrüne mediterrane Bäume und Sträucher häufig, und dem Ölbaum sind bedeutende Flächen gewidmet.
Erst in Süditalien und der durch die Apenninen gebildeten klimatischen Oase von Ligurien herrscht volle Mediterranflora, und der Nordländer findet das I., welches er schon am Fuß der Alpen suchte. Erst hier, vom Monte Gargano und Terracina an, werden Agrumen im großen gebaut und sind Dattelpalmen häufig; erst von hier an sind die mitteleuropäischen Holzgewächse auf die Höhen der Berge zurückgedrängt und finden sich in Fülle die Opuntien und Agaven und die Vertreter der Mediterranflora, die immergrünen Eichen, die Karuben, Pistacia lentiscus, der Erdbeerbaum, die Phyllyreen, Lorbeer, Myrte, Oleander und jene große Zahl südlicher aromatischer Halbsträucher und Zwiebelgewächse, finden sich die winterlich grünen, mit buntem Blütenschmuck überdeckten Matten des Südens, welche an die Stelle der Wiesen des Nordens treten.
Die mittlere Jahrestemperatur dieses Gebiets beträgt 17° C., steigt aber in Sizilien bis auf 18,5° C.; der Winter ist sehr mild, 10-11° C., so daß keine Unterbrechung in der Vegetation eintritt und nur die Berge längere Zeit von Schnee bedeckt sind. Hier erhebt sich die immergrüne Zone, die in Mittelitalien 500 m nicht erreicht, bis auf 800 m, erst dann beginnt meist mit Edelkastanien der Gürtel [* 23] der laubabwerfenden Bäume; die Region von 1000-2000 m ist der Buche und der Kiefer eigen, aber nur auf den höchsten Höhen der Abruzzen u. Corsicas findet sich alpine Vegetation.
Eine Schattenseite Italiens ist die weite Verbreitung der Malaria (s. d.), die hervorgerufen wird durch stagnierende Süßwasser und große Hitze; sie herrscht daher nur vom Juli bis September, macht aber ganze Landschaften, wie die Maremmen von Toscana und die römische Campagna, unbewohnbar. Nur sechs Provinzen sind überhaupt frei von Malaria. In der kühlern Jahreszeit, die hier zugleich die Regenzeit ist, indem sich diese von N. nach S. immer mehr von drei Jahreszeiten, [* 24] Herbst, Winter, Frühling, auf den Winter konzentriert, wo also die Gewässer fließen, schwindet die Malaria (vgl. Graf Torelli, Carta della malaria dell' Italia, Flor. 1882). Auch der heiße, trockne Sciroccowind, der von der Sahara her weht, ist lästig und zuweilen der Vegetation schädlich.
Areal und Bevölkerung.
Das Königreich I. umfaßt nach Strelbitskys Berechnung einen Flächenraum von 288,540 qkm (5240,4 QM.) mit (1881) 28,459,628 Einw., deren Zahl sich in den 20 Jahren 1861-81 um 3,442,827 und jährlich durchschnittlich um 0,86 Proz. vermehrt hat. Offiziell wird der Flächeninhalt auf 296,323 qkm (5381,5 QM.) angegeben, während eine neuere planimetrische Messung nur 286,588 qkm (5204,7 QM.) ergab. Die Bevölkerung [* 25] wurde Ende 1885 auf 29,7 Mill. Seelen berechnet. Als einzige auswärtige Besitzung gehört ein Landstrich an der Westküste des Roten Meers zu I. Er reicht von der Assabbai im S. bis Massaua [* 26] (s. d.) im N. Das Gebiet an der Assabbai zählte 1881 auf 632 qkm (11,5 QM.) 1300 Einw. I. zerfällt in 16 Landschaften (compartimenti), welche in 69 Provinzen eingeteilt sind; vgl. nachfolgende Übersicht:
Übersicht der Provinzen Italiens.
Provinzen und Landschaften | QKilometer | QMeilen | Einwohner |
---|---|---|---|
Alessandria | 4937 | 89.7 | 729710 |
Cuneo | 7491 | 136.0 | 635400 |
Novara | 6614 | 120.1 | 675926 |
Turin | 10452 | 189.8 | 1029214 |
Piemont: | 29494 | 535.6 | 3070250 |
Genua | 4194 | 76.2 | 760122 |
Porto Maurizio | 1213 | 22.0 | 132251 |
Ligurien: | 5407 | 98.2 | 892373 |
Bergamo | 2828 | 51.3 | 390775 |
Brescia | 4779 | 86.8 | 471568 |
Como | 2796 | 50.8 | 515050 |
Cremona | 1778 | 32.3 | 302138 |
Mailand | 3143 | 57.1 | 1114991 |
Mantua | 2359 | 42.8 | 295728 |
Pavia | 3399 | 61.8 | 469831 |
Sondrio | 3123 | 56.7 | 120534 |
Lombardei: | 24205 | 439.6 | 3680615 |
Belluno | 3347 | 60.8 | 174140 |
Padua | 2063 | 37.5 | 397762 |
Rovigo | 1665 | 30.2 | 217700 |
Treviso | 2467 | 44.8 | 375704 |
Udine | 6619 | 120.2 | 501745 |
Venedig | 1898 | 34.4 | 356708 |
Verona | 3181 | 57.8 | 394065 |
Vicenza | 2785 | 50.6 | 396349 |
Venetien: | 24025 | 436.3 | 2814173 |
Bologna | 3593 | 65.3 | 457474 |
Ferrara | 2627 | 47.7 | 230807 |
Forli | 1989 | 36.1 | 251110 |
Modena | 2573 | 46.7 | 279254 |
Parma | 3310 | 60.1 | 267306 |
Piacenza | 2355 | 42.8 | 226717 |
Ravenna | 2134 | 38.8 | 225764 |
Reggio | 2169 | 39.4 | 244959 |
Emilia: | 20750 | 376.9 | 2183391 |
Perugia (Umbrien) | 9474 | 172.1 | 572060 |
Ancona | 2041 | 37.4 | 267338 |
Ascoli Piceno | 1995 | 36.1 | 209185 |
Macerata | 2777 | 50.4 | 239713 |
Pesaro-Urbino | 3023 | 54.8 | 223043 |
Marken: | 9836 | 178.7 | 939279 |
Arezzo | 3297 | 59.9 | 238744 |
Florenz | 5799 | 105.3 | 790776 |
Grosseto | 4586 | 83.3 | 114295 |
Livorno | 343 | 6.2 | 121612 |
Lucca | 1410 | 25.6 | 284484 |
Massa-Carrara | 1678 | 30.5 | 169469 |
Pisa | 3123 | 56.7 | 283563 |
Siena | 3826 | 69.5 | 205926 |
Toscana: | 24062 | 437.0 | 2208869 |
Rom | 12170 | 221.0 | 903472 |
Aquila | 6625 | 120.3 | 353027 |
Campobasso | 4416 | 80.2 | 365434 |
Chieti | 3092 | 56.2 | 343948 |
Teramo | 2875 | 52.2 | 254806 |
Abruzzen und Molise: | 17008 | 308.9 | 1317215 |
Avellino | 3034 | 55.1 | 392619 |
Benevent | 2168 | 39.4 | 238425 |
Caserta | 5412 | 98.3 | 714131 |
Neapel | 871 | 15.8 | 1001245 |
Salerno | 5071 | 92.1 | 550157 |
Kampanien: | 16556 | 300.7 | 2896577 |
Bari | 5926 | 107.6 | 679499 |
Foggia | 6693 | 121.6 | 356267 |
Lecce | 7891 | 143.3 | 553298 |
Apulien: | 20510 | 372.5 | 1589064 |
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