Kreishauptstadtinder ital. Provinz Campobasso, am Fuß des Matesegebirges, unfern der Quelle des Volturno, hat
(1881) 7678 Einw., Fabrikation von Leinwand, Pergament und Töpferwaren, Mineralquellen und ist Sitz eines Unterpräfekten,
eines Bischofs und eines Tribunals.
Von der alten samnitischen Stadt Äsernia, die im Bundesgenossenkrieg zerstört wurde, stehen
noch alte kyklopische Ringmauern und ein gegen 2 km langer Aquädukt.
Erdbeben haben die Stadt mehrmals
fast ganz zerstört (847, 1349, 1805).
I. ist Geburtsort des Papstes Cölestin V.
(russ.), ehedem in Rußland einer, der aus dem Geschlechts-, Gemeinde- oder Standesverband seines Vaters ausgeschieden
und somit auf eigne Faust gestellt war.
Fabrikstadt im russ. Gouvernement Wjatka, am Ish, einem Nebenfluß der Kama, mit 4 Kirchen,
einer Synagoge, einer Moschee, einer großen Eisen- und Maschinenhütte sowie einer Gewehr- und Waffenfabrik (1807 gegründet)
und (1879) 21,500 Einw. I. wurde 1760 von Schuwalow angelegt.
Fluß im nordöstlichen Rußland, durchfließt in nordwestlicher Richtung das Land der Ishemzen aus dem Stamm der
Syrjänen und mündet nach 400 km langem Lauf links in die Petschora. An ihm liegt das Dorf I. mit 1600 Einw., das Zentrum aller
Syrjänenstämme, ihres Handels und ihrer Industrie.
Ausfuhrartikel sind: Renntierfelle (Sämischleder),
Fische, Butter, Wild und Felle, welche sie von den Samojeden und Ostjaken gegen Korn einhandeln.
1) I., der Heilige, von Pelusium (Pelnsiota), geboren um 370 zu Alexandria, war Archimandrit in einem Kloster
bei Pelusium in Unterägypten. Sein Todesjahr ist unsicher. Wir besitzen von ihm noch 2012 Briefe, welche
für die Geschichte seiner Zeit von Wichtigkeit sind.
Vgl. Niemeyer, De Isidori Pelusiotae vita, scriptis et doctrina (Halle
1825);
Glück, Isldori Pelusiotae summa doctrinae moralis (Würzb. 1848).
2) Bischof von Hispalis (Sevilla) seit 594, daher I. Hispalensis, gebürtig aus Cartagena, teilt mit Boethius und Cassiodorus das
Verdienst, zur Zeit des gänzlichen Verfalles der Litteratur und Wissenschaft die Kenntnis der alten Klassiker einigermaßen
bewahrt und auf die Nachwelt verpflanzt zu haben, in welcher Hinsicht vornehmlich sein Werk »Originum
s. etymologiarum libri XX« (hrsg. von Vulcanius, Basel
1577; ferner
in der Sammlung der lateinischen Grammatiker von Gothofredus, Genf
1622, und von Otto im »Corpus grammaticorum«
von Lindemann, Leipz. 1833) von Bedeutung ist, eine Art von Encyklopädie, welche eine Menge der wichtigsten Notizen über das
Altertum, zunächst das römische, enthält.
Minder wichtig ist eine kleinere, aus ältern Grammatiken geschöpfte Schrift: »De differentiis s. proprietate verborum libri
III«, und noch unbedeutender die »Liber glossarum« betitelte. Als theologischer Schriftsteller trat er
auf in seinem liturgischen Werk »De officiis ecclesiasticis libri II« und
den »Sententiarum s.
de summo bono libri III«, als Geschichtschreiber in seinem »Chronicon usque
ad annum V. Heraclii«, worin eine kurze Geschichte der Goten, Vandalen und Sueven (hrsg. von Rösler, Tübing.
1803) enthalten ist. Er starb 636; sein Tag ist der 4. April. Über die ihm fälschlich beigelegten Dekretalen s. Dekretalen und
Pseudo-Isidorus. I.' Werke wurden am besten herausgegeben von Arevalo (Rom 1790-1803, 7. Bde.)
und Migne (Par. 1850); Ergänzungen in »Isidori Hispalensis
liber quaestionum«, gesammelt von Heine (Leipz. 1848).
Vgl. H. Hertzberg, Die Historien des Isidorus von
Sevilla (Götting. 1874).
(spr. isinji), Stadt im franz. Departement Calvados, Arrondissement Baveux, an der Aure unfern von deren Mündung
in die Vire, 10 km vom Meer, an einer Zweiglinie der Westbahn gelegen, hat ein schönes Rathaus, (1881) 2160 Einw., Brettsägen,
Ausfuhr von Butter, Käse und Eiern, Einfuhr von Getreide und Mehl, einen sichern Hafen und ein Handelsgericht.
ursprünglich ägypt. Göttin, deren Begriff und Kult durch asiatischen und griechischen Einfluß im Lauf der Zeit
mannigfachen Modifikationen unterlagen. In der urägyptischen Anschauung galten I. und Osiris (s. d.) als die Repräsentanten
des Nillandes und des dasselbe befruchtenden Stroms, und die Erinnerung an diese urägyptische Bedeutung
zieht sich durch alle Wandlungen, welche diese Gottheiten im Lauf der Zeit erfahren haben. Osiris, der Nilgott, veranlaßt den
Gebrauch des Pflugs, und I. erfindet die Behandlung des Weizens und der Gerste.
Die Erde, nämlich diese als Nilland gedacht, dem alle Bildungen des Lebens entsprungen sind, ist der Leib
der I. Mit Osiris ehelich verbunden, ist letztere das vom Nil befruchtete Land. Typhon, das Symbol des Feuerkults, stört durch
sein Dazwischentreten den stillen Frieden des harmlosen Götterpaars. Osiris wird von ihm überlistet und getötet, von I.
betrauert und gesucht (d. h. das Nilland dürstet nach dem Segen des Wassers). In ihrem Sohn Horos (s. d.)
ersteht dem Vater ein Rächer.
Infolge des von Syrien und Assyrien her eindringenden Sonnenkults mit seinen sinnlichen Symbolen gestaltete sich Osiris zum strahlenden
Sonnengott, I. zur gehörnten Mondgöttin um. Als solche erhielt I. die ganze umfassende Bedeutung, welche
die Alte Welt diesem Gestirn beilegte. Sie ist der Dämon, der die Zu- und Abnahme des Flusses, die Anschwellung der Kanäle leitet;
ihre Thränen schwellen den Strom und befruchten das Land. Sie ist, wie Demeter, Spenderin der Nahrung, erfindet den Gebrauch
von Weizen, Gerste und Lein; sie ist ferner, wie Demeter, Göttin der Unterwelt, beherrscht mit Osiris das Leben
auch noch nach dem Tod und hat die Schlüssel des Schattenreichs in ihren Händen.
Weil sie aber auch den Kranken Heilmittel im Traum angibt, so finden in ihren Tempeln Inkubationen statt, besonders von Blinden.
Auch ist sie Geburtshelferin, wie alle Mondgöttinnen. Sie tritt ferner, wie Demeter, unter die Gottheiten
der sittlichen Weltordnung ein: sie wird Gesetzgeberin, Stifterin der Ehe und Erhalterin der Staaten etc.;
kurz, sie wird allmählich
ein Wesen von der umfassendsten Bedeutung.
Aber auch von der verderblichen Seite zeigt sie sich; sie bewirkt namentlich Blindheit,
Schwellen des Körpers und andre leibliche Leiden. Dann ist sie auch die Göttin der Rache, die ägyptische Nemesis, die besonders
den Meineid straft. Nachdem Alexandria Sitz des Welthandels geworden, beherrscht
mehr
I. auch das Meer; sie erfindet das Segel, wird besonders an Handelsplätzen verehrt, und die durch sie vom Schiffbruch Geretteten
stiften ihr Votivtafeln (daher ihr Name Pelagia, Pharia). Auch ist sie Beraterin in Liebesintrigen, die sie in ihren Tempeln
begünstigt, so daß dieselben oft berüchtigte Häuser der Wollust werden. Endlich wird sie zur Fortuna,
aber nicht zur blinden, sondern zur sehenden, die das verwickelte Netz der Geschicke mit weiser Umsicht entwirrt und die verderblichen
Einflüsse der Gestirne abwehrt.
Ihre Hauptverehrungsstätte war Memphis; in Sais hatte sie ein verschleiertes Bild mit der Inschrift: »Ich bin das All, das gewesen,
das ist und das sein wird; kein Sterblicher hat meinen Schleier gelüftet«.
Zeugnisse der Alten, Namenbildungen
mit I., zahllose Inschriften beweisen, daß sie auch allenthalben, wo hellenisches Wesen Eingang fand, verehrt wurde. In Rom
kam der Isisdienst zu Sullas Zeiten auf. Zwar wurde derselbe wegen des dadurch gegebenen Anstoßes durch einen Senatsbeschluß
vom Kapitol wieder verbannt, später auch der Privatkult der I. und des Serapis verboten, sogar der Tempel derselben niedergerissen;
aber eben diese öfters wiederholten gewaltsamen Reaktionen beweisen, welchen Anklang der Isiskult in Rom gefunden.
Gleichwohl kam erst mit den Kaisern aus dem Flavischen Haus eine günstigere Zeit für den ägyptischen
Kult. Domitian gründete ein Iseum und Serapeum, und seitdem wetteiferten die Kaiser in Begünstigung und Verherrlichung des
Isisdienstes, den erst das aufkommende Christentum, wenn auch nur langsam, verdrängte. Der Kult der Göttin bestand in Lustrationen,
Festzügen, geheimen, oft zu sinnlicher Lust mißbrauchten Weihen. Griechen wie Römer pflegten im Frühling, sobald
das Meer wieder schiffbar geworden war, einen feierlichen Umzug zu halten und der Göttin ein Schiff darzubringen (Navigium
Isidis, 5. März). Tacitus berichtet, daß auch die Sueven der I. geopfert hätten, wobei natürlich nur eine germanische Gottheit
anzunehmen ist, deren Name uns verloren gegangen (Grimm
denkt an Berchta oder Holda).
Das Dienstpersonal der Göttin zerfiel in mehrere Grade und Klassen: einfache Eingeweihte, niedere Ministranten und Pastophoren
oder eigentliche Priester. Die Lebensweise derselben war vielen Geboten der Enthaltsamkeit unterworfen; sie durften kein Schweine-
und Schaffleisch, keine Bohnen und Zwiebeln essen, auch keine Fische, mußten oft baden, hatten die Tonsur und trugen
leinene Kleidung. Auf ägyptischen Denkmälern trägt I., die oft mit dem jungen Horos auf dem Schoß dargestellt wird
(Fig.
1), eine Geierhaube, Kuhhörner und dazwischen die Mondscheibe. Da ihr heiliges Tier die Kuh ist, tritt sie auch kuhhäuptig
auf. Die alexandrinisch-römische Kunst hat sie wesentlich umgeformt, ihr die steif gefaltete Tunika und
ein mit Fransen besetztes, auf der Brust geknotetes Obergewand gegeben, dazu das Sistrum (s. d.) und auf dem Haupte die Mondscheibe.
Neben ihr steht gewöhnlich der Knabe Horos (Harpokrates) mit dem Zeigefinger auf dem Mund und dem Füllhorn in der Linken. So
z. B. in der Münchener Gruppe
(Fig. 2). S. auch Tafel »Bildhauerkunst IV«, Fig. 15.
^[Abb.: Fig. 1. Isis mit Horos (Berliner Museum).]
^[Abb.: Fig. 2. Isis und Horos (Harpokrates). München.]