7) Die Luftschifferabteilung, deren Offiziere und Mannschaften von andern Truppenteilen abkommandiert waren, wird etatmäßig. Sie steht zum Eisenbahnregiment in gewissem Dienstverhältnis, mit dessen Offizieren die ihrigen ein einheitliches Offizierkorps bilden.
8) Beim Train 14 Kompanien, von diesen werden 12 in Preußen [* 2] und je 1 in Sachsen [* 3] und Württemberg [* 4] aufgestellt. Es bestehen nunmehr sämtliche preußische Trainbataillone aus 3 Kompanien. Die künftigen Etatstärken sind folgende:
Preußen | Sachsen | Württemb. | Bayern | Summa | Zuwachs | |
---|---|---|---|---|---|---|
Infanterie | 242540 | 21188 | 13597 | 35110 | 312435 | 33298 Mann |
Jäger | 7840 | 1637 | 2328 | 11805 | 749 Mann | |
Landwehr-Bezirkskommandos | 3761 | 253 | 291 | 572 | 4877 | 98 Mann |
Kavallerie | 50673 | 4183 | 2712 | 7022 | 64590 | |
Feldartillerie | 29677 | 2338 | 1942 | 4102 | 38059 | 3242 Mann |
Fußartillerie | 13282 | 1234 | 462 | 2298 | 17276 | 927 Mann |
Pioniere und Eisenbahntruppen | 9524 | 629 | 600 | 1582 | 12335 | 1488 Mann |
Train | 4516 | 316 | 296 | 984 | 6112 | 1293 Mann |
Besondere Formationen | 639 | 11 | 48 | 157 | 855 | 40 Mann |
Nicht regimentierte Offiziere etc. | 52 | 3 | 3 | 7 | 65 | |
Überhaupt: | 362504 | 31792 | 19951 | 54162 | 468409 | 41135 Mann |
Die bisherige Etatstärke betrug | 330629 | 27606 | 18815 | 50224 | 427274 | |
Mithin Zuwachs: | 31875 | 4186 | 1136 | 3938 | 41135 |
1) Die Photographie gibt mit guten Apparaten allerdings ein treues Bild, dasselbe entspricht aber sehr häufig nicht dem Eindruck, den uns das Original macht, weil bei unserm Sehen [* 6] das Gehirn [* 7] eine große Rolle spielt, während wir in der Photographie das Bild erhalten, wie es die Linsenwirkung allein liefert. Wenn eine uns gegenüberstehende Person den Kopf nach vorn senkt, so erscheint auch dem Auge [* 8] die Stirn sehr hoch; bei Änderung der Kopfhaltung gewinnen wir aber alsbald wieder einen andern Eindruck, und somit lassen wir uns nicht täuschen.
Die Photographie dagegen fixiert eine momentane Haltung für immer, und so können Sie dasselbe Gesicht [* 9] bald mit übergroßer Stirn, bald mit zu großem Untergesicht erhalten. Der Photograph kann wählen, was ihm am besten gefällt, er kann auch den Blick hoch oder niedrig richten, und er kann vor allem das Gesicht in sehr verschiedener Weise beleuchten. Auf solche Weise kann man einem Gesicht einen sehr viel vorteilhaftern Ausdruck geben, als es gewöhnlich besitzt, und dann kommt noch die feine Arbeit des Retoucheurs hinzu, der durch die subtilsten Mittel das Auge feuriger oder sanfter, milder, die Form der Nase [* 10] edler machen kann etc. Der Photograph ist also sehr wohl im stande zu schmeicheln, wenn auch nicht in dem Maß wie der Maler.
Fabrikbesitzer Z. in Chemnitz. [* 11] Zahlennachweise über die in Deutschland [* 12] bestehenden Hilfskassen u. dgl. fehlten bisher gänzlich. Der Bundesrat hat nun durch Beschluß vom Nachweisungen zur Statistik der auf dem Reichsgesetz vom beruhenden Krankenversicherung der Arbeiter angeordnet, welche zuerst für das Kalenderjahr 1885 aufgestellt sind und jährlich fortgesetzt werden sollen. Zwei »vorläufige Mitteilungen« darüber sind (im November- und Dezemberheft der »Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs« 1886) bereits veröffentlicht, von denen die erste über die Zahl der Vereine und der Mitglieder, die andre über die finanziellen Ergebnisse berichtet. Wir bringen das Wesentlichste daraus im Artikel Krankenkassen.
Korrespondenzblatt Wilm in Prag. [* 13] Der Allgemeine deutsche Sprachverein besteht gegenwärtig aus 65 Zweigvereinen und zählt erheblich über 5000 Mitglieder. Der Verein hat sich, wie bekannt, die Aufgabe gestellt, dahin zu wirken, daß die deutsche Sprache möglichst von unnötigen fremden Bestandteilen gesäubert werde, daß der wahre Geist und das echte Wesen derselben gepflegt, und daß auf diesem Weg das nationale Bewußtsein im deutschen Volk gekräftigt werde. Die von ihm herausgegebene Zeitschrift, durch welche der Verein diese Aufgabe zunächst zu erfüllen sucht, ist ausschließlich für die Mitglieder bestimmt. Man kann ohne weiteres einem der schon bestehenden Zweigvereine beitreten oder sich auch als unmittelbares Mitglied des Gesamtvereins unter Einzahlung von mindestens 3 Mk. an den ersten Vorsitzenden, Museumsdirektor Professor Dr. Riegel in Braunschweig, [* 14] einschreiben lassen.
Ernst Pauer in Dresden. [* 15] Gesprungene Glocken zu reparieren, gilt im allgemeinen für unthunlich. In Schweden [* 16] wurde indes 1805 ein Verfahren entdeckt, durch welches gesprungene Glocken den frühern Klang und die frühere Stärke [* 17] wiedererhalten. Dies Verfahren, ein Familiengeheimnis, wird jetzt nach Zeugnissen, die uns vorgelegt worden sind, mit gutem Erfolg von dem Enkel des Erfinders, O. Ohlsson in Lübeck, [* 18] ausgeübt. Für den dritten Teil der Kosten, die das Umgießen erfordern würde, stellt er die Glocke wieder her und leistet Garantie für Klang und Dauerhaftigkeit. Im allgemeinen verfährt Ohlsson in folgender Weise: Der Riß wird mit dem Meißel [* 19] auf ca. 1,5 cm erweitert, dann macht man in der Nähe desselben Vertiefungen, legt eine Anzahl Klammern [* 20] quer über den Riß und befestigt dieselben in geeigneter Weise.
Nachdem an dem entsprechenden Teil der Glocke ein Mantel von Thon und Blech angebracht worden, und nachdem auch die unmittelbar an dem Riß liegenden Teile der Glocke durch starkes Kohlenfeuer erhitzt worden sind, wird die Fuge mit einer Legierung, deren Zusammensetzung Geheimnis ist, ausgegossen. Bei Gelegenheit dieser Reparatur wird in der Regel auch der Klöppel versetzt, weil das Metall, gegen welches er jahrelang geschlagen hat, spröde geworden ist und leicht springt.
Abonnent in Magdeburg. [* 21] In Belgien, [* 22] wo vorwiegend die Kreditgenossenschaften größere Ausdehnung [* 23] genommen haben (Ende 1885 zählte man 15 Volksbanken mit etwa 10,000 Mitgliedern und 2,01 Mill. Frank eignem Kapital; die Vorschüsse betrugen 1885: 31,1 Mill., die Rücklagen 0,281 Mill.), fehlen bisher eigentliche Erwerbsgenossenschaften. Dagegen ist die Zahl der Konsumvereine stark im Zunehmen; zuverlässige Angaben fehlen. Die Beamten des Ministeriums für Verkehrswesen haben 1886 einen Konsumverein gegründet. Auch die sozialistische Bewegung ist der Gründung von Konsumvereinen förderlich. Die Genter Arbeiterschaft besitzt in der Samenwerkende Maatschappij Vooruit mit einer bedeutenden Bäckerei, Schanklokal, ¶
Zeitungsdruckerei, Kleiderladen, mehreren Apotheken etc. die mustergültige Einrichtung, nach welcher in der letzten Zeit in Belgien manche Konsumvereine, meist Bäckereien, unter den Arbeitern gegründet wurden. Vor der Arbeiterbewegung kamen nur wenige Neugründungen von Genossenschaften zu stande, die bestehenden fristeten ein kümmerliches Dasein.
Korrespondenzblatt E. in Halle. [* 25] Zur weitern Aufklärung über die in den Artikeln "Appenzell" [* 26] und "Glarus" erwähnte Landsgemeinde diene Ihnen folgendes. Man nennt so die aus den mittelalterlichen Gaugerichten hervorgegangene, in den altschweizerischen Berg- und Hirtenkantonen Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus und Appenzell noch bestehende Institution, daß sich alljährlich, gewöhnlich am Maisonntag, die sämtlichen stimmfähigen Landesangehörigen, »die getreuen lieben Landsleute«, auf dem Landsgemeindeplatz versammeln, um die Landesangelegenheiten zu entscheiden und für das laufende Jahr die Landesbehörden zu bestellen.
Die Versammlung beginnt mit dem feierlichen Aufzug, [* 27] unter Vortragung des Banners; auf dem »Stuhl«, einem erhöhten Sitz, nehmen Landammann und Rat Platz; die Menge sammelt sich dicht gedrängt um diese Bühne. Die Geschäfte, welche der Landsgemeinde vorliegen, bestehen gewöhnlich in der Abnahme der Landesrechnung, in der Beratung und Abstimmung über Gesetzesvorlagen und Initiativvorschläge sowie in den alljährlich wiederkehrenden Wahlen. Die Abstimmung geschieht durch Aufheben der rechten Hand; [* 28] dieses »Handmehr« entscheidet. Ist das Ergebnis zweifelhaft, so wird die Abstimmung wiederholt, und es entscheidet, nötigen Falls unter Beizug weiterer »Landsleute«, die Landesbehörde, auf welche Seite das Mehr gefallen sei.
Schiller hat in der Rütliszene seines »Wilhelm Tell« ein getreues und ansprechendes Abbild einer Landsgemeinde in verkleinertem Maßstab [* 29] gezeichnet. Die wirkliche Landsgemeinde gewährt ein imponierendes Schauspiel. Da steht, um die Landesväter versammelt, die festlich gekleidete Gemeine des Hirtenlandes und übt in gehobener Stimmung, aber in Ruhe und Würde die Rechte eines souveränen Volkes; der Landammann spricht vom »Stuhl« herab, im Ton des echten Volksredners, oft mit packender Gewalt, zu der versammelten Menge, und aus dieser selbst lassen sich die Ansichten des schlichten Landmanns in längerer oder kürzerer Äußerung vernehmen.
Nur in aufgeregten Zeiten gehen die Wogen der Volksstimmung höher; selten jedoch kommt es zu förmlicher Störung. Das Hirtenvolk hängt mit zäher Liebe an der althergebrachten Institution; nur Schwyz ist nach dem Sonderbundskrieg von 1847 zum Repräsentativsystem der größern Kantone übergegangen, hat jedoch seither, wie diese selbst, dem alten Geiste durch Einführung des Referendums (d. h. Abstimmung in den einzelnen Gemeinden) sich wieder genähert.
Gutsbesitzer Hermann E. auf Gr.-S. Nach dem im »Archiv für Anthropologie« erstatteten Gesamtbericht des Professors Dr. Virchow über die von der Deutschen anthropologischen Gesellschaft veranlaßten Erhebungen über die Farbe der Haut, [* 30] der Haare [* 31] und der Augen der Schulkinder in Deutschland lassen sich die Ergebnisse dieser Statistik dahin zusammenfassen: daß in einem großen Gebiet von Zentraleuropa zwei Varietäten des europäischen Menschen überall nebeneinander wohnen und die ethnischen Einheiten, die Völker, vom rassenanatomischen Standpunkt aus betrachtet, ein kompliziertes Gemisch mindestens zweier Varietäten und ihrer Mischlinge sind.
Die Statistik umfaßt 6,758,827 Schulkinder. Darunter waren jüdische 75,377 = 1,1 Proz. Von der Gesamtzahl gehörten dem blonden Typus 2,149,027 = 31,80 Proz., dem brünetten Typus 949,822 = 14,05 Proz., den Mischformen 3,659,978 = 54,15 Proz. an. Mehr als die Hälfte aller Schulkinder fiel also den Mischlingen zu. Der Rest von 46 Proz. verteilt sich in der Weise, daß etwa ⅔ dem rein blonden und ⅓ dem brünetten Typus angehörten. Von besonderm Interesse ist, daß die territoriale Verbreitung dieser beiden Haupttypen ziemlich genau den geographischen Grenzen [* 32] von Nord-, Mittel- und Süddeutschland entspricht.
Von dem rein blonden Typus entfallen auf Norddeutschland 43,3-33,6, auf Mitteldeutschland 32,5-25,3 und auf Süddeutschland 24,5-18,4 Proz. Aus der Statistik geht ferner hervor, daß die Blonden nicht nach Osten abnehmen, sondern nach Süden und Westen, Die Provinz Posen [* 33] zeigt fast dieselbe Zahl (36,2 Proz.) wie die Provinz Sachsen. Schlesien [* 34] steht in dem gleichen Rang mit der Rheinprovinz, [* 35] und Hessen-Nassau [* 36] nimmt erst die neunte Stelle ein. Diejenigen Länder, welche mehr als 35 Proz. Blonde zählen, bilden ein zusammenhängendes Gebiet, welches den ganzen Norden [* 37] Deutschlands [* 38] umfaßt.
Bremen, [* 39] Oldenburg, [* 40] Westfalen, [* 41] Waldeck, [* 42] Hannover, [* 43] Braunschweig, Schleswig-Holstein, [* 44] Provinz Sachsen, Lübeck; beide Mecklenburg, [* 45] Brandenburg, [* 46] Pommern, [* 47] Preußen, ja sogar Posen differieren untereinander nur um 8 Proz. In dem eigentlichen Mitteldeutschland, Rheinprovinz, Hessen, [* 48] Nassau, beide Lippe, [* 49] Schwarzburg-Rudolstadt, Reuß [* 50] jüngere Linie, Königreich Sachsen, Anhalt, [* 51] Koburg-Gotha, zeigen die Blonden schon geringere Prozentsätze (25 Proz.), und in Süddeutschland haben Württemberg 24,5, Baden [* 52] 24,3, Bayern [* 53] 20,4, Elsaß-Lothringen [* 54] 18,4 Proz. Blonde. Es ergibt sich hieraus, daß der größere Teil der Länder und Provinzen aus der südlichen Zone von Mitteldeutschland genau genommen mehr der süddeutschen als der norddeutschen Art entspricht.
Die Mainlinie hat also eine nicht abzuleugnende anthropologische Bedeutung, nur daß sie in Thüringen eine gewisse Strecke über das Nordufer des Flusses hinaufreicht; während in Württemberg, Baden und Elsaß das Verhältnis ein sehr homogenes ist, zeigt Bayern hingegen große Gegensätze. Niederbayern weist den geringsten Bestand, 14,7 Proz., an Blonden auf, dann folgen Oberbayern mit 16,9, die Oberpfalz mit 18,2, Schwaben mit 19,8 und Mittelfranken mit 22,2 Proz. Von dem brünetten Typus entfallen auf Norddeutschland 6,9-11,2, auf Mitteldeutschland 11,1-14,7 und auf Süddeutschland 15,4-25,2 Proz. Die Frequenz der Brünetten in den einzelnen Ländern und Provinzen steht somit im allgemeinen in einem umgekehrten Verhältnis zu der der Blonden. Von den gezählten 949,822 brünetten Schulkindern entfallen auf das Königreich Preußen 480,678, auf das übrige Deutschland 469,144.
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(Holzfreies Papier.) ¶