Instanzen sogar durch die deutsche
Bundesakte den einzelnen deutschen
Staaten garantiert war, ist man neuerdings mit
Recht auf
Vereinfachung und
Beschleunigung des
Verfahrens, namentlich auch in Ansehung des sogen. Instanzenzugs, bedacht (s.
Berufung und
Revision). Übrigens wird der
Ausdruck »Instanzen« auch von andern Behörden gebraucht, welche zu
einander imVerhältnis der Über- und Unterordnung stehen, nicht bloß von den Gerichtsbehörden, so
im militärischen Schriftenverkehr Waffeninstanz, d. h. die Reihenfolge der Behörden einer
Waffe, Verwaltungsinstanz etc.
Entbindung von der I. (absolutio
ab instantia) nannte man im ältern
Strafprozeß die
Einstellung
der Untersuchung, ohne daß es zu einer
Freisprechung oder
Verurteilung des Angeklagten kam (s.
»Ab instantia«
absolvieren). I. wird endlich auch die Eingabe eines
Rechtsanwalts genannt, durch welche um
Beschleunigung einer Prozeßsache
gebeten wird. In der
Rhetorik und
Logik bezeichnet I. ein
Beispiel oder einen
Fall, den man zur Widerlegung eines falschen
Schlusses
(einer falschen
Induktion),
[* 2] einer zu weiten oder zu engen
Erklärung etc. anführt (s.
Induktion).
die therapeutische Anwendung einer
Flüssigkeit, wobei dieselbe tropfenweise auf irgend eine
Stelle des
Organismus gebracht
wird.
Man wendet das Eintröpfeln vorzüglich bei
Krankheiten der
Augen und des
Gehörorgans, sonst aber bei
Wunden und
Geschwüren
an und hat zu diesem Behuf eigne Vorrichtungen (sogen. Tropfenzähler u.
dgl.) erfunden, worunter das Fläschchen von Albr.
v.
Gräfe das einfachste und bequemste ist.
(lat. instinctus, »Antrieb«;
Naturtrieb), der den
Tieren eingeborne, von eigentlichen Verstandesthätigkeiten unabhängige
Trieb, gewisse
Handlungen auszuführen,
die uns als zweckmäßig, voraussichtig, ja wohl gar als prophetisch erscheinen, weil
sie derErhaltung der Art,
oft über den
Tod des
Individuums hinaus, förderlich sind, wozu indessen die aus dem augenblicklichen Zustand des
Organismus
entspringenden und unmittelbar wirkenden
Triebe des
Hungers,
Durstes, der
Fortpflanzung etc. für gewöhnlich nicht gerechnet
werden.
Die Instinkte vieler
Tiere und am meisten diejenigen der niedern, wie sie sich in der Erwerbung ihres
Lebensunterhalts, im
Bau ihrer
Wohnungen, in der Sorge für die
Brut und im Aufsuchen ferner Nistplätze und Überwinterungsorte
sowie in der Kenntnis ihrer Feinde und
Freunde, in bestimmten Schutzgewohnheiten etc. äußern, erschienen ehemals so durchaus
unbegreiflich, daß man, an jeder
Erklärung verzweifelnd, die
Tiere mit
Cartesius als
Maschinen betrachtete,
in denen als
Triebwerk
»GottesVernunft« walte, sofern das unabänderliche Gefüge der
Handlungen ihnen ein für allemal eingeboren
sei.
Allein so schwer es ist, von dem Seelenleben der
Tiere einen der Wirklichkeit entsprechenden
Begriff zu gewinnen, so tritt
es doch bei einer genauern Betrachtung bald klar hervor, daß die Instinkte nicht unfehlbar sind, meist
nur unter regelmäßigen Verhältnissen zum
Ziel führen, ja nur in einer bestimmten Reihenfolge geübt werden können, daß
sie anderseits leicht irre führen und den betreffenden Individuen zum
Schaden gereichen, z. B. wenn
Motten und andre
Insekten
[* 6] ins
Feuer fliegen, Aasfliegen durch nach verdorbenem
Fleisch duftende
Blumen angezogen werden oder Wandertiere
massenhaft in ihr Verderben stürzen, und daß die Instinkte schließlich keineswegs unabänderlich sind, vielmehr sowohl
durch äußere Umstände als durch eigne Überlegung des betreffenden
Tiers abgeändert werden können.
Ebenso gibt es krankhafte Instinkte, die auf einer fehlerhaften
Entwickelung des geistigen
Organs beruhen, auch wohl künstlich
hervorgerufen werden können, wie z. B. der I. des Erdtümmlers, einer
Taubenrasse, die sich bis zur Erschöpfung am
Boden wälzt und seit
Jahrhunderten durch sorgsame
Zucht erhalten wurde, während
man dieselbe krankhafte
Neigung durch einen
Stich in die Gehirnbasis erzeugen kann. Die durch
Darwin herbeigeführte Naturauffassung
hat zu einem vertieften Verständnis der Instinkte geführt. Man kann sie nach derselben als triebartig
wirkende Leistungen des sogen. »Gedächtnisses der
Materie« (s.
Gedächtnis) betrachten, deren einzelne
Stufen ebenso erworben und vererbt werden wie die
Stufen der körperlichen
Entwickelung vom
Keim an. Was sich der
Gattung und Art im
Lauf der Jahrtausende als zuträglich bewährt hat, wird
ungeachtet einzelner Nachteile, wenn sie nur den Bestand der Art nicht in
Frage stellen, durch natürliche
Auslese und
¶
mehr
Erbschaft festgehalten und unter Umständen weiter ausgebildet. Der im einzelnen Individuum zur Erscheinung kommende I. ist
deshalb keine individuelle Fähigkeit, sondern ein eingebornes Besitztum der Gattung und Art. Gleichwohl kann kein Zweifel
daran sein, daß sich den Instinktshandlungen sowohl Bewußtseinselemente überhaupt als auch besondere Fähigkeiten des
Einzelindividuums beimischen. Unter veränderten Bedingungen sehen wir Tiere ihre Lebensweise ändern,
abweichende Nester bauen, und eine Entwickelung der Instinkte ist überhaupt nur durch solche Leistungen einzelner, die in
ihren Nachkommen wieder erscheinen, denkbar.
Aber genau wie beim Menschen auch, können neuerworbene, aber oft geübte Thätigkeiten, nachher ohne Bewußtsein wiederholt,
dem Automatismus des Körpers einverleibt, d. h. instinktmäßig, werden, somit des bewußten
Willensantriebs überhoben sein. Hinfort werden sie erblich und können durch äußere oder innere Reize wie andre Reflexthätigkeiten
im Körper erweckt und ausgelöst werden. Wir sehen derartig eingelernte oder künstlich anerzogene Instinkte z. B.
bei Jagdhunden deutlich, wenigstens in der Anlage, vererbt werden, so daß sie bei deren Nachkommen leichter
als bei wilden Individuen entwickelt und zur Vervollkommnung gebracht werden können, wie anderseits solche Zuchtinstinkte
durch Kreuzung mit wilden Rassen wieder verschwinden.
Die Instinkte niederer Tiere sind meist einfacher als die der höhern derselben Reihe. Bei den niedern Wirbeltieren spielt z. B.
ein chemischer Sinn, der sich in der vorwiegenden Entwickelung der sogen. Riechlappen des Gehirns ausprägt,
als Erregungsmittel der Instinkte eine viel größere Rolle als der Gesichts- und Gehörssinn. Unter den Förderungsmitteln
der Instinkte scheint geselliges Leben und die damit in Verbindung stehende Brutpflege zur Entwickelung der Instinkte am meisten
beizutragen, weil hierbei der Nachahmungstrieb (s. d.) geweckt wird und die Anleitung
beginnt.
Dadurch erheben sich Gesellschaftstiere, wie staatenbildende Termiten,
[* 8] Ameisen, Bienen, in den Instinktleistungen über ihre
Klasse und zeitigen selbst Instinkte für Ackerbau, Viehzucht,
[* 9] Miliz, Gesundheitspolizei etc. Bei allen solchen regelmäßigen
Einrichtungen und dazu gehörigen Handlungen niederer Tiere, bis zu dem Aufsuchen gleichmäßig gefärbter schützender Ruheplätze,
den Schutz- und Trutzbündnissen mit andern Tieren etc., darf man annehmen, daß sie, wenn überhaupt mit Bewußtsein, so doch
jedenfalls ohne Bewußtsein ihres Nutzens erfolgen.
Mit dem Hinzutreten immer weiterer Bewußtseinselemente in die Handlungen wird das Wirkungsreich des Instinkts bei höhern
Tieren immer weiter eingeschränkt, bis wir es im erwachsenen Menschen auf einen geringen Rest zurückgeführt
sehen, der durch die Vernunft und Willenskraft völlig in Schranken gehalten wird. Um das Verständnis besonders schwieriger
Fälle, wie z. B. der Instinkte geschlechtsloser Insekten, die nicht direkt vererbt werden können, und abnormer Instinkte,
wie derjenigen der Kuckucksvögel, hat sich namentlich DarwinVerdienste erworben.
Vgl. Reimarus, Allgemeine
Betrachtungen über die Triebe der Tiere (Hamb. 1798);
Flourens, De l'instinct et de l'intelligence des animaux (4. Aufl., Par.
1861);
Wundt, Vorlesungen über die Menschen- und Tierseele (Leipz. 1863);
Derselbe, Grundzüge der physiologischen Psychologie
(2. Aufl., das. 1880);
Darwin, Entstehung der Arten (deutsch, 7. Aufl., Stuttg. 1883);