Nunzius in
Frankreich in
Haft setzen und
Avignon in
Beschlag nehmen, und eine 1681 von
Ludwig XIV. berufene Versammlung des französischen
Klerus stellte die gegen die
Infallibilität des
Papstes gerichteten »IV
Propositiones Cleri Gallicani« auf. Um in seiner eignen
Stadt unabhängig von den fremden
Gesandten zu sein, hob I. die Quartierfreiheit (la franchise) derselben
auf und rief dadurch neuen Streit mit dem französischen
Hof
[* 2] hervor. Trotz der protestantenfeindlichen
HaltungLudwigs XIV.
war I. ein entschiedener Gegner der gewaltthätigen
Politik und der Weltherrschaftspläne desselben und ließ sogar den
Sturz
der katholischen
Stuarts in
England geschehen, um die
Bildung einer großenKoalition aller europäischen
Mächte gegen
Frankreich zu ermöglichen. Er starb
Vgl. Bonamici,De vita et rebus gestis Innocentii XI.
(Rom
[* 3] 1776;
deutsch von Le
[* 4]
Bret, Frankf. 1791);
(lat. Contractusinnominatus), im röm.
Recht ein »unbenannter«
Vertrag, welcher dadurch klagbar wurde, daß der eine Teil leistete und
so den andern zur Gegenleistung
verpflichtete.
die im
Pflanzenreich überaus verbreitete
Erscheinung, daß die vegetative Thätigkeit,
von ältern Teilen fortgesetzt, auf neue Ausgliederungen, z. B. von absterbendenSprossen auf junge, übergeht.
[* 1] (im
VolkeSpruck), Hauptstadt des österreich. Kronlandes
Tirol,
[* 10] liegt in prachtvoller Hochgebirgslandschaft
unweit der Mündung der
Sill in den
Inn zu beiden Seiten des letztern, zwischen 2300-2600 m hohen, meist steilen
Bergen
[* 11] (Solstein,
Brandjoch, Frauhütt,
HoherSattel im N., Patscher
Kofel, Waldraster
Spitze und Saile im
S.), in der größten
Breite
[* 12] des Unterinnthals, am nördlichen
Ausgang der von jeher für den
Handel zwischen
Deutschland
[* 13] und
Italien
[* 14] wichtigen Brennerstraße
(jetzt
Eisenbahn), 574
m ü. M. und besteht aus der eigentlichen Stadt
(Altstadt) und aus den Vorstädten
Neustadt,
[* 15] Innrain,
Mariahilf, St.
Nikolaus und Dreiheiligen mit der Kohlstadt, zu denen auch noch die angrenzenden Ortschaften
Wilten und Hötting gerechnet werden müssen.
Die Stadt,
Station der
Arlberg- und der Südbahn, ist freundlich gebaut und enthält vier öffentliche
Plätze, worunter der
Rennweg mit dem benachbarten Hofgarten der belebteste ist; die
Straßen sind meist breit und mit guten
Trottoirs, in der
Altstadt
mitArkaden
(Lauben) versehen. Die neuen Stadtteile, namentlich gegen den
Bahnhof hin, haben einen ganz
modernen
Anstrich. Unter den
Kirchen steht die Hofkirche zum heiligen
Kreuz
[* 16] (Franziskanerkirche) obenan, die unter
Ferdinand
I. durch
Nikolaus Thuring und
Marx della Bolla 1553-63 im Renaissancestil erbaut wurde.
Andre beachtenswerte
Kirchen sind: die Stadtpfarrkirche zu St.
Jakob (1721 vollendet) mit Marienbild vonL.Cranach und
Grabmal
des
DeutschmeistersErzherzogsMaximilian (gest. 1618), die Universitäts- oder Jesuitenkirche (1640), die Servitenkirche
(1614), die
Kirche des heil.
Johannes von
Nepomuk (1735) mit Fresken von Schöpf, die neue gotische
Kirche
in der Vorstadt St.
Nikolaus und die evangelische
Kirche. Unter den Profangebäuden zeichnen sich aus: die kaiserliche
Burg
(von
Maximilian I. aufgeführt, von
Maria Theresia 1766-70 umgebaut), dem Rennweg zugekehrt, mit weitem Hofraum und den sogen.
kaiserlichen Prunkgemächern (darunter der Riesensaal mit Gemälden von Maulbertsch und die Hofkapelle,
von
Maria Theresia an der
Stelle erbaut, wo ihr Gemahl
Franz I. 1765 verschied); das »Goldendachlgebäude« (ehemalige Fürstenresidenz)
mit einem schönen gotischen
Erker, dessen
Dach
[* 20] mit kupfernen, stark vergoldeten
Platten gedeckt ist; die alte Ottoburg, das
Rathaus, das
Mauthaus, die
Universität, das
Theater,
[* 21] das
Museum, das Landhaus mit einer zierlichen
Kapelle,
das Postgebäude, der Landeshauptschießstand, das
Schloß Büchsenhausen u. a. In der Mitte der
Maria Theresien-Straße befindet
sich die Annensäule, ein Votivdenkmal der tirolischen
Landstände für die Räumung des
Landes
von den bayrischen Truppen 1703; am südlichen Ende dieser Straße die Triumphpforte (1765 zum Andenken an die Feier der Ankunft
Maria Theresias und Franz' I. und der Vermählung ihres SohnsLeopold errichtet); vor dem Theater die eherne Reiterstatue des
ErzherzogsLeopold V. (gest. 1632), in den Anlagen am Innufer das Standbild Walthers von der Vogelweide und
auf dem Margaretenplatz der große marmorne Rudolfsbrunnen mit der StatueRudolfs IV. Sehenswert ist ferner der neue Friedhof
im W. der Stadt.
Über den Inn führen drei große Brücken,
[* 24] eine eiserne, eine Kettenbrücke und eine steinerne für die Eisenbahn, außerdem
ein eiserner Steg. I. zählt (1880) 20,537 Einw. (darunter 1384 Mann
Militär), mit Einschluß von Wilten u. Hötting 28,790. Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Maschinen, Glocken,
Instrumenten, Schlosserwaren, Zementwaren und Kaffeesurrogaten, auf Baumwollspinnerei und -Weberei, Tuchfabrikation, Seidenweberei,
Zwirn- und Bandfabrikation, Erzeugung von Leibwäsche und Strohhüten, Bierbrauerei
[* 25] u. a.
Hervorragend ist die tirolische Glasmalereianstalt in Wilten.
Der Transithandel ist sehr bedeutend. Während der Sommermonate hat I. auch sehr lebhaften Fremdenverkehr. I. ist Sitz der
Statthalterei, des Oberlandesgerichts, eines Landesgerichts, der Finanzlandesdirektion, eines Hauptzollamtes, der Postdirektion,
der Forst- und Domänendirektion, einer Handels- undGewerbekammer, des 14. Korpskommandos sowie des TirolerLandtags etc. Als
Unterrichtsanstalten sind hervorzuheben: die Leopold Franzens-Universität (vom KaiserLeopold I. 1677 gegründet, 1792 wiederhergestellt, 1810 von
Bayern
[* 26] aufgehoben, 1826 restauriert, aber lange nur aus einer juristischen und philosophischen Fakultät und einer chirurgischen
Lehranstalt bestehend, 1858 durch eine theologische, von Jesuiten besorgte Fakultät vermehrt, endlich 1869 durch die medizinische
vervollständigt) mit 75 Lehrenden und 720 Studierenden, einer Bibliothek von mehr als 60,000 Bänden,
einem anatomischen Museum, physikalischem und Naturalienkabinett, einem chemischen Laboratorium,
[* 27] einem wegen seiner Alpenflora
bekannten botanischen Garten
[* 28] etc.; ein Obergymnasium, eine Oberrealschule, Bildungsanstalten für Lehrer und Lehrerinnen, eine
Staatsgewerbeschule und eine Handelsschule.
Die Wichtigkeit der Lage von I., am nördlichen Ausgang der Brennerstraße, erkannten bereits die Römer,
[* 30] welche an der Stelle des heutigen DorfsWilten, südlich bei I., Veldidena, ihre Hauptniederlassung in Rätien, gründeten. Nachdem
dieselbe in der Völkerwanderung zerstört worden, erhob sich später nach dem Einbruch der Bojoaren aus den Trümmern das 1128 gestiftete,
noch heute prangende Prämonstratenserstift Wilten oder Wiltau und auf dem Schloßberg von Ambras (Omeras),
wo vordem ein Römerkastell gestanden, die Burg der bojoarischen Gaugrafen vom Innthal, als welche uns die Grafen von Andechs
im 12. Jahrh. entgegentreten.
Zunächst gehörte I., zum erstenmal 1028 urkundlich genannt, zum Grundeigentum des KlostersWilten, die
Neugründung des Marktes I. am rechten Innufer begann unter den Andechs-Meranern, seit 1180. Unter dem Schutz dieses mächtigen
Geschlechts bildete sich an der Fähre über den Inn auf dem engen Raum zwischen dem Höttinger Berg und dem linken Ufer eine Ansiedelung
als Sammelplatz für Kaufleute. Aus der Innüberfahrt wurde eine Innbrücke, woraus Name und Wappen des
Ortes entstand. Letzterer war bereits zur Regierungszeit KaiserFriedrichsI. so sehr angewachsen, daß er auf dem breiten rechten
Ufer sich auszudehnen begann. Von nun an entwickelte und vergrößerte sich I. bedeutend; 1239 wurde es von dem letzten
Andechs-MeranerHerzogOtto, Pfalzgrafen von Burgund, als befestigter Ort zur Stadt erhoben. Schon sehr früh
befand sich daselbst eine landesfürstliche Burg, die bereits zeitweise von
[* 23]
^[Abb.: Karte der Umgebung von Innsbruck.]
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