87tägiger Belagerung im September durch die Generale Outram und Havelock entsetzt, vereinigte er sich im November mit der Hauptmacht
unter General Colin Campbell, machte die Schlacht bei Khanpur 28. Nov. mit und blieb sodann als Kommandant dieser Stadt zurück,
während jener die Operationen wider Lakhnau von neuem aufnahm. Im Februar 1858 brachte I. den Insurgenten
des Gwaliorkontingents bei Kalpi eine entscheidende Niederlage bei. Noch in demselben Jahr erhielt er den Bathorden und wurde
bald darauf zum Oberbefehlshaber der englischen Truppen auf den Ionischen Inseln und zum Generalmajor ernannt, starb aber schon in
Homburg.
[* ] unmittelbare Stadt und Festung ersten Ranges im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, liegt links an der Donau
und an den Linien München-Hof, Neuoffingen-I. und Regensburg-Hochzoll der Bayrischen Staatsbahn, 365 m ü. M. Die Hauptgebäude
sind das alte und sogen. neue Schloß, letzteres am Ausfluß der einen Teil der Stadt durchfließenden
Schutter in die Donau (beide Schlösser ehemals Residenzen der Herzöge von Bayern-I., jetzt zu militärischen Zwecken verwendet);
die große gotische Frauenkirche (1425 gegründet), worin zwei bayrische Herzöge, Stephan und Ludwig der Höckerige, ruhen
und noch mehrere interessante Grabmäler (Eck etc.) sich befinden; ferner das 1555 gestiftete ehemalige
Jesuitenkollegium (wovon nur noch der östliche Flügel vorhanden ist), die neue evang. Kirche, das Kriegsspital, das neue
Zeughaus, das neue Zivilkrankenhaus, das Theater, das neue Waisenhaus, das Bürgerspital und das Gebäude der ehemaligen Universität.
Letztere wurde 1472 von Herzog Ludwig dem Reichen gestiftet, war bald ein Hauptsitz jesuitischer Theologie und
zählte gegen Ende des 16. Jahrh. 4000 Studenten. 1800 wurde sie nach Landshut und 1826 nach München verlegt. Reuchlin, Aventin,
Celtes, Locher, Rhegius und andre namhafte Männer gehörten zu ihren Lehrern (vgl. Prantl, Geschichte der Ludwig Maximilians-Universität
etc., Münch. 1872). Unter den Festungswerken treten besonders die starken Brückenköpfe, die aus Quadern
aufgeführten Montalembertschen Türme am rechten Ufer der Donau und das Reduit Tilly hervor. Die Zahl der Einwohner beläuft
sich (1885) mit Garnison (Festungsgouvernement, Kommando der 4. Infanteriebrigade, 2 Füsilierbataillone Nr. 10, 1 Inf.-Reg.
Nr. 13, 1 Bat. Fußartillerie, 1 Bat. Pioniere und eine Eisenbahnkompanie) auf 16,390 Seelen, meist Katholiken.
Die Industrie beschränkt sich auf Bierbrauerei, Geschützgießerei und Pulverfabrikation. I. hat ein Amtsgericht, eine Real-
u. eine Lateinschule. - I. existierte schon um 806 n. Chr. Besonders entwickelte es sich im 13. Jahrh. und war bereits Stadt,
als es 1255 bei der Landesteilung an Oberbayern kam.
Von 1392 bis 1445 war es die Residenz der Herzöge von Bayern-I., fiel dann an Bayern-Landshut, dessen Herzog
Ludwig der Reiche 1472 daselbst eine Universität eröffnete, die schon 1459 durch eine Bulle des Papstes Pius II. errichtet war. 1503 an
Bayern-München gekommen, erhielt die Stadt seit 1539 Festungswerke, die schon 1546 gegen den Schmalkaldischen Bund
und später im Dreißigjährigen Krieg öfters mit Glück erprobt wurden. So belagerte 1632 Gustav Adolf I. vergeblich, während
Tilly drinnen an seiner Fußwunde
lag und starb. Die Österreicher besetzten die Festung zweimal (1703 und 1742), und Moreau,
welcher drei Monate davor gelegen, ließ sie 1800 schleifen. Seit 1827 sind die Festungswerke durch König
Ludwig I. wiederhergestellt, und I. ist dadurch in eine Festung ersten Ranges umgewandelt worden, die gegenwärtig noch bedeutend
verstärkt wird.
Vgl. Gerstner, Geschichte der Stadt I. (Münch. 1853);
Kleemann, Geschichte der Festung I. bis zum Jahr 1815 (das.
1883).
(spr. änghr'), Jean Auguste Dominique, franz. Maler, geb. zu Montauban, kam 1796 in
das Atelier Davids, wo er schon 1801 den römischen Preis errang. Er konnte jedoch erst 1806 nach Rom gehen, wo er bis 1820 blieb.
Nachdem er sich noch vier Jahre in Florenz aufgehalten, kehrte er nach Paris zurück, wo er 1826 Mitglied
des Instituts wurde. Ohne von der Davidschen Richtung, deren energievollster Vertreter er war, abzuweichen, hatte er in Italien
seine Studien vornehmlich auf Raffael und die antiken Wand- und Vasenmalereien gerichtet, die seinen Stil beeinflußten und
ihn namentlich in seiner Abneigung gegen die Farbe bestärkten. Im J. 1834 zu H. Vernets Nachfolger im
Direktorium der französischen Akademie zu Rom ernannt, hielt er sich hier abermals bis 1841 auf und lebte seitdem in Paris,
wo er starb.
Seine vorzüglichsten Bilder sind: Bonaparte als Erster Konsul (1804);
Napoleon auf dem Thron (1806, im Invalidenhotel zu Paris);
Ödipus und die Sphinx (Louvre, Hauptwerk);
Vergil, dem Augustus und der Octavia die Äneide vorlesend;
Pietro
Aretino und Karls V. Abgesandter, mit dem Gegenstück: Pietro Aretino und Tintoretto;
Don Pedro von Toledo, den Degen Heinrichs IV.
küssend;
eine Odaliske (1814);
Philipp V. und der Marschall von Berwick;
Heinrich IV. und seine Kinder, mit
dem Gegenstück: der Tod Leonardo da Vincis;
Angelika und Rüdiger (1819, im Louvre);
Christus, dem Petrus die Himmelsschlüssel
übergebend;
Gelübde Ludwigs XIII. (Kathedrale zu Montauban);
Homers Apotheose (Plafondgemälde im Louvre);
die Marter des heil.
Symphorian (1834, Kathedrale zu Autun);
die Madonna mit der Hostie;
Stratonike (Hauptwerk);
Cherubini, von der Muse
gekrönt;
die Geburt der Venus;
Jesus unter den Schriftgelehrten (1853, Museum zu Montauban);
die Quelle, eine nackte weibliche
[* ]
Figur, begonnen 1814, vollendet erst 1856 (im Louvre, epochemachend für die Darstellung des Nackten in der französischen Malerei).
Hierzu kommen noch 25 lebensgroße Heiligenfiguren, kolorierte Kartons für die Glasmalereien der heil. Ferdinandskapelle
zu Paris und der Gruftkapelle in Dreux, gegen 20 Bildnisse und eine große Bleistiftzeichnung, die Apotheose Homers (1865 nach
seinem Bild, aber vielfach verändert, vollendet). I.' Werke blieben lange wenig beachtet. Während die frühern sich ganz
in der pseudo-klassizistischen Richtung Davids halten, sind seine beiden spätern
mehr
Hauptwerke, das Gelübde Ludwigs XIII. und die Apotheose Homers, ganz nach Raffael gemalt. In seiner letzten Zeit wandte sich
I. wieder der antiken Richtung zu, und namentlich erscheint seine Stratonike als Nachahmung antiker Genremalerei, wobei die
Figuren an die etruskischen Vasenbilder erinnern und alles Beiwerk mit minutiöser Genauigkeit ausgeführt ist.
Der Zeichnung und Modellierung legte I. mehr Bedeutung bei als der Farbe (daher der scharfe Gegensatz, welcher bei Lebzeiten
der beiden Schulhäupter zwischen den Ingristes oder »Dessinateurs« und den »Coloristes«, den Schülern und Bewunderern Delacroix',
herrschte); dadurch erhalten seine Bilder etwas Trocknes; auch die Erfindung ist seine Stärke nicht.
Anderseits verdienen jedoch seine sorgfältigen Studien, die Reinheit und Richtigkeit seiner Linien und
Umrisse die größte Anerkennung, und I. wie einzelne seiner Schüler haben in dieser ernsten, strengen Richtung Hervorragendes
geleistet. Nach ihm haben Richomme, Calamatta und Henriquel-Dupont treffliche Kupferstiche geliefert. Seine Werke sind von
Reveil in Umrissen herausgegeben worden (Par. 1851). Seinen künstlerischen Nachlaß an Studien etc. vermachte
I. seiner Vaterstadt Montauban, welche ein eignes Ingres-Museum gegründet hat.
Vgl. Blanc, I., sa vie et ses ouvrages (Par.
1870);
Delaborde, I., sa vie, ses travaux, etc. (das. 1870);
Schmarsow, I. (in Dohmes »Kunst und Künstler«, Leipz. 1884).