aber erst im vorigen Jahrhundert in Gebrauch und soll andeuten, daß sich reichlich I. einfinden, wenn man die verschiedenartigsten
organischen Substanzen mit Wasser übergießt (infundiert) und stehen läßt. Eine Zeitlang war es fast Modesache, mit solchen
Aufgüssen zu arbeiten, und zahlreiche Bücher wußten die abenteuerlichsten Geschichten über die wunderbaren, nur
mit dem Mikroskop zu beobachtenden Organismen zu erzählen. Durch O. Fr. Müller (»Animalcula infusoria«, 1786) wurde die Kenntnis
der I. wesentlich erweitert; aber erst mit Ehrenbergs umfassenden Untersuchungen (»Die I. als vollkommene Organismen«,
1838) beginnt für diesen Teil der Zoologie ein neuer Abschnitt.
Ehrenberg faßte, wie alle seine Vorgänger, das Gebiet in viel zu großer Ausdehnung und rechnete nicht
nur die niedrigsten Protozoen, wie Diatomeen, Volvocinen, Monaden, sondern auch die hoch entwickelten Rotiferen, die jetzt zu
den Würmern gestellt werden, zu den I. Indem er nun die Organisation der Rotiferen zur Basis seiner Deutungen wählte, wurde
er bei dem Streben, überall einen gleich komplizierten Bau nachzuweisen, zu zahlreichen Irrtümern verleitet.
So schrieb er den I. Magen und Darm, Nieren, Geschlechtsorgane und ein Gefäßsystem zu und wurde hierbei zu den seltsamsten Auslegungen
seiner Beobachtungen genötigt.
Erst Dujardin (»Histoire naturelle des infusoires«, 1841), welchem die Zoologie auch die richtige Auffassung der Rhizopoden
verdankt, sowie Siebold stellten die noch geltende Ansicht auf, der Körper der I. sei eine einfache, allerdings hoch organisierte
Zelle. Obwohl nun die Arbeiten von Stein (»Die Infusionstiere, auf ihre Entwickelungsgeschichte untersucht«, Leipz. 1854; »Der
Organismus der I.«, das. 1859-64, 2 Tle.),
von Balbiani, Claparède und Lachmann (»Études sur les infusoires
et les rhizopodes«, Genf
1858-61), Engelmann, Cohn u. a. noch viele Einzelheiten zu Tage gefördert haben, so ist doch namentlich
von Häckel (1873) gezeigt worden, daß sich diese alle auf Sonderungen im Organismus einer einzigen Zelle zurückführen lassen.
Dec., Gattung aus der Familie der Mimosaceen, von der zahlreiche Arten im tropischen Südamerika, besonders in Brasilien
und Guayana, vorkommen, große Sträucher oder Bäume von 15-20 m Höhe, mit gefiederten Blättern mit 2-5 oder 6 Paar breiten
Fiederblättchen und oft geflügeltem oder blattähnlichem Blattstiel, weißen oder gelblichen, in ährenförmigen
Trauben oder fast kugelförmigen Köpfen stehenden Blüten und platten oder rundlichen Früchten mit verdickten Rändern und
in ein meist weißliches Mus eingebetteten Samen.
I. vera Willd., ein westindischer Baum, welcher besonders auf Jamaica und Trinidad
häufig ist, hat über 15 cm lange, gekrümmte Früchte, deren süßes Mark purgierend wirkt und wie bei
uns die Manna benutzt wird. Das Holz ist als Cuba-Grenadille, Kokosholz im Handel.
I. spectabilis Willd., ein schöner, großer
Baum auf Panama, wird seiner oft über 60 cm langen Früchte halber auch in Neugranada kultiviert und liefert ein wohlschmeckendes
Fruchtmus.
I. Marthae Spr., auf den westindischen Inseln und im nördlichen Chile, besitzt sehr gerbsäurereiche
Früchte, welche als Algarobilla in den Handel kommen und zum Färben benutzt werden. Der Tanningehalt dieser jetzt auch im europäischen
Handel erscheinenden Früchte soll bis 70 Proz. betragen.
I. biglobosa
Willd. (Parkia africana R. Br., Dourabaum), im tropischen
Afrika, liefert mehlige, bitter, aber nicht unangenehm schmeckende Samen, welche als Kaffee vom Sudân ein
nicht unwichtiges Nahrungsmittel der Neger bilden. Man röstet und zerreibt sie, um das Pulver zu schokoladeartigen Kuchen zu
verarbeiten. Die unreifen, knoblauchartig riechenden Samen werden, wie die Blätter, roh und gekocht gegessen und sollen faulem
Wasser den unangenehmen Geschmack nehmen.
(Ingaevones oder Inguaeones), der dritte Hauptstamm der alten Germanen, dessen Namen Tacitus auf Ingo oder
Inguo, einen Sohn des Mannus, zurückführt. Er begreift die Küstenvölker an der Nordsee, von der Rheinmündung
bis zur Jütischen Halbinsel hinauf. Zu ihnen gehörten die Friesen, Chauken, Angrivarier (Engern), Amsivarier, Brukterer, Angeln,
Teutonen etc.
Königin von Frankreich, Tochter des Königs Waldemar I. von Dänemark, eine schöne, tugendhafte Prinzessin,
vermählte sich 1193 in Amiens mit König Philipp II. August, der aber unmittelbar nach der Brautnacht eine
unüberwindliche Abneigung gegen sie faßte und sie nicht als Gattin anerkennen wollte; wegen angeblicher Verwandtschaft wurde
die Ehe von dem Erzbischof von Reims getrennt und I. in das Kloster Beaurepaire verbannt, während Philipp sich 1196 mit Agnes
von Meran (s. Agnes 2) vermählte.
Der Papst erklärte indes die Scheidung für ungültig, und als Philipp sich mit den Hohenstaufen verbündete,
forderte Innocenz III. den König auf, I. wieder aufzunehmen, und ließ auf dessen Weigerung 1199 über Frankreich das Interdikt
aussprechen. Nach längerm Sträuben mußte sich Philipp 1201 fügen und sich von Agnes trennen; aber erst 1213 wurde
I. nach 17jähriger Gefangenschaft in Etampes wieder am Hof aufgenommen. Sie blieb kinderlos und starb 1236 in Corbeil.
(spr. indschenjeri), Angiolo, ital. Dichter und
Litterator, geboren um 1550 zu Venedig aus einer angesehenen Bürgerfamilie, stand nacheinander im Dienste der Herzöge von
Guastalla, von Urbino, von Savoyen, wurde zuletzt Sekretär des Kardinals Cinzio Aldobrandini in Rom und starb
um 1613. I. ist besonders bekannt durch seine Verehrung für Tasso, dem er in Turin, als derselbe 1578 als Flüchtling dahin
kam, ein Asyl verschaffte, und dessen Epos er zum Druck beförderte (Casalmaggiore 1581). Von seinen Werken sind eine italienische
Bearbeitung von Ovids »Remedia amoris« in Ottave Rime (Avignon 1576),
»La danza di Venere«, Hirtendrama (Vicenza 1589),
die
Abhandlung »Del buon segretario« (Rom 1594) und der »Discorso della poesia rappresentativa e del modo di rappresentare le favole
sceniche« (Ferrara 1598) hervorzuheben.
Stadt im württemberg.
Jagstkreis, Oberamt Künzelsau, am Kocher, hat ein Schloß, Weinbau,
(1885) 1432 evang. Einwohner und ist Hauptort einer fürstlich
Hohenloheschen Standesherrschaft, die seit 1806 unter württembergischer Hoheit steht.
(Ober- und Nieder-I.), zwei Marktflecken in der hess. Provinz Rheinhessen, Kreis Bingen, nahe bei einander, unfern
des Rheins und an der Linie Mainz-Bingen der Hessischen Ludwigsbahn. Ober-I., an der Selz, mit Mauern umgeben,
ehemals Reichsstadt, hat ein Amtsgericht, eine romanische evang. Kirche mit vielen Denkmälern, eine kath. Kirche,
mehr
Synagoge, eine Papierfabrik, vorzüglichen Weinbau (Rotwein), Reste einer alten Burg und (1885) 3162 meist evang. Einwohner.
- Nieder-I., das Ruinen eines alten Palastes, ebenfalls Weinbau sowie Papierstoff-, Zement-, Schwärze- und Chemikalienfabrikation
und (1885) 2756 meist evang. Einwohner hat, ist der Sage nach Geburtsort Kaiser Karls d. Gr., der hier 768-774 eine
durch seltene Pracht ausgezeichnete Pfalz erbaute. Das Gebäude war mit 100 Marmorsäulen, Skulpturen und Mosaikzieraten aus
Italien, meist Geschenken des Papstes Hadrian I., geschmückt und wiederholt der Schauplatz glänzender und wichtiger Reichsversammlungen.
Friedrich I. ließ den Palast wiederherstellen; Karl IV. bewohnte ihn zuletzt und verpfändete ihn dann an Kurpfalz. Im
Krieg des Pfalzgrafen Friedrich des Siegreichen gegen den Erzbischof Adolf von Mainz (1462) ward das Gebäude von den Mainzern in
Brand gesteckt. Die Stätte des ehemaligen Palastes heißt bei den Einwohnern noch heute der »Saal«. Von den Säulen sind einzelne
nach Paris gekommen; eine derselben befindet sich im Museum zu Wiesbaden, eine andre am Brunnen auf dem Schillerplatz
zu Mainz.
Vgl. Hilß, Der Reichspalast zu I. (Mainz 1868);
Loersch, Der Ingelheimer Oberhof (Bonn 1885).