Indischer Balsam - Indische Religion und Philosophie
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Celebes, die Ostreihe in den
Molukken. Die große Übereinstimmung des geologischen
Baues sowie der
Floren und
Faunen dieser
Inselgruppen nötigt zu der
Annahme, daß dieselben Bruchstücke einer später auseinander gerissenen Landmasse sind, welche
Asien
[* 2] und den Australkontinent in ähnlicher
Weise verband, wie
Zentralamerika
[* 3] die beiden Hälften der
Neuen Welt noch
jetzt verbindet. Die zusammenhängende
Gebirgskette der
Sundainseln hat im W. und S. den
Rand dieser Landbrücke gebildet, die
Molukken und
Philippinen sind Trümmer des Ostrandes.
Die die
Verbindung mit
Asien vermittelnde
Landenge wäre an der
Stelle von
Celebes zu suchen. Neben einer eigentümlichen
Fauna
finden sich in der westlichen Hälfte des Archipels die Tierformen
Indiens; im O. treten dagegen
Beuteltiere
[* 4] und
Kasuare auf, die sich sonst nur in
Australien
[* 5] finden.
AlleInseln des Archipels sind, mit Ausnahme kleiner Koralleneilande,
gebirgiger
Natur und haben, wie es scheint, überwiegend plutonische
Bildung. Durch die
Großen und
KleinenSundainseln, die
Molukken
und
Philippinen erstreckt sich eine
Reihe von
Vulkanen, die meist unmittelbar aus der
See oder der
Ebene emporsteigen,
oft auch paarweise beisammenstehen; im übrigen herrscht in der Gestaltung der
Inseln auch große Verschiedenheit. Wo vulkanische
Bildung vorwiegt, sind die
Inseln langgestreckt, wo diese zurücktritt, nach
Länge und
Breite
[* 6] gleichmäßiger ausgedehnt.
Die
Bevölkerung des
Indischen Archipels, deren Zahl auf über 25 Mill. angegeben wird, weist ebenfalls
auf den
oben erwähnten Zusammenhang mit
Indien und
Australien. Ursprünglich scheint er von einem dunkelfarbigen Volksstamm
bewohnt gewesen zu sein, von dem sich nur noch hier und da schwache Überreste erhalten haben. Neben diesen besteht eine
große Zahl von nahe verwandten Völkern eines hellfarbigen
Stammes, der schon in altenZeiten (hauptsächlich
wohl infolge von
Einwanderungen aus
Indien) eine nicht geringe
Stufe der
Bildung erreicht hatte. Zu ihnen gehören die verschiedenen
Volksstämme der
Malaien (s. d.), die sich seit dem 12. Jahrh.
von
Sumatra aus über dem Archipel verbreitet
und
Staaten gegründet haben, deren
Blüte
[* 18] später (im 16. Jahrh.) durch dieEroberungen
der
Europäer zusammensank. Zu diesen Bewohnern kommen noch etwa 2 Mill. eingewanderter
Chinesen, besonders in
Borneo, sowie
zahlreiche
Europäer.
Seit der schon im Anfang des 16. Jahrh. erfolgten Festsetzung der Portugiesen in den
Molukken waren diese im
Indischen Archipel
das herrschende
Volk, bis die Niederländer, welche im Anfang des 17. Jahrh. ihre
ersten
Kolonien auf
Java gründeten, ihnen den Vorrang abgewannen, den sie bis heute behauptet haben. Das Generalgouvernement
von
Niederländisch-Indien begreift jetzt bei weitem den größten Teil des Archipels; es umfaßt die
InselnJava und
Madura,
Sumatra,
Borneo mit Ausnahme eines kleinen Teils im W. und
NO.,
Celebes, Menado,
Amboina,
Ternate, den westlichen
Teil von
Timor,
Bali und
Lombok.
Das
Christentum hat auf dem
Indischen Archipel keine tiefen
Wurzeln geschlagen. Die protestantischen
Missionen
finden bei der holländischen
Verwaltung keine Unterstützung; scharf und zäh tritt ihnen außerdem der
Islam entgegen. Dagegen
ist es auf den
Philippinen den katholischen
Missionären gelungen, den größten Teil der
Bevölkerung zu bekehren. Näheres
siehe unter den die einzelnen Gebiete behandelnden
Artikeln.
ineinander. Eine große Umwandlung der religiösen Anschauungen ging bei den Indern im Lauf der lange dauernden Unterwerfung
der ganzen Halbinsel vor sich; von der entscheidendsten Bedeutung hierfür war die Entstehung des Kastenwesens und damit einer
völlig organisierten Hierarchie. Während in der wedischen Zeit der Hausvater zugleich Priester für sich und
seine Familie war, gehörte jetzt ein eignes Studium dazu, um die durch Mischung und Verschmelzung von Familien und Stämmen
entstandene große Menge von Gebeten, Sagen, Liedern und Zeremonien zu beherrschen. So entstand der allmächtige Priesterstand
der Brahmanen (s. d.) und eine ausgebildete theologische Doktrin, deren Hauptmomente Brahma (s. d.) und Atma (die
Weltseele), die Lehre
[* 23] von der Emanation oder Entfaltung des Brahma zur Welt, das Dogma der Weltübel und der Seelenwanderung, ferner
ein bis ins kleinste ausgebildetes System von Reinigungen, Bußen, Opfern und als seine Vollendung die Askese sind.
Die indische Philosophie ist hervorgegangen aus der Askese. Schon im hohen Altertum finden
wir in Indien eine Philosophie, die ihre Ziele höher gestellt hat als die griechische und weit eher an die des 18. und 19. Jahrh.
erinnert, allerdings aber an dem indischen Nationalfehler der Maßlosigkeit krankt. Erwachsen auf dem Boden der indischen
Religion, hat sie sich nie von der Anerkennung der heiligen Schriften losgesagt, trotzdem aber einen großen
Einfluß auf die Entwickelung der Religion gewonnen.
Man zählt sechs philosophische Systeme, die sich aber auf drei reduzieren lassen:
Wedânta, Sânkhja, Njâja. Das Wedânta
(»Ziel des Weda«) schließt sich an die Upanischads an und ist am bündigsten dargestellt in dem Brahma-Sûtra
oder Uttara-Mîmânsa; ihm gehörte der große Philosoph Sankarâtschârja im 7. oder 8. Jahrh. n. Chr. an. Die Pûrwa-Mîmânsa-Philosophie
ist nur ein Zweig des Wedânta. Dem monistischen System des Wedânta steht das dualistische Sânkhja-System gegenüber, das
in zwei Formen erscheint: dem deistischen Jôga-System des Pâtandschali und dem atheistischen Sânkhja-System
des Kapila.
Die wahrhafte Erkenntnis besteht darin, den falschen Schein der Mannigfaltigkeit und Körperlichkeit als solchen zu durchschauen
und, das Brahma als das eine, ungeteilte Selbst erkennend, sich als eins mit ihm zu erfassen. »Ich bin
tat (das)«, ist das Resultat des Denkens; der Weise vereinigt sich mit dem Brahma, ist keiner Seelenwanderung unterworfen und
kehrt beim Tod unmittelbar in das Brahma zurück. Während das Wedânta-System in dieser Weise die Konsequenz des Akosmismus zog,
denkt sich die Sânkhja die Entstehung der Welt dualistisch; auf der einen Seite ist eine unendliche Vielheit
von individuellen Seelen (Puruscha), auf der andern 24 Prinzipien, zusammengefaßt unter dem NamenNatur (Prâkriti).
Die Natur ist unerschaffen und ewig, schöpferisch und nicht erkennend, die Seele ebenfalls unerschaffen und ewig, aber erkennend
und nicht schöpferisch. Die erste Hülle der Seele ist der Urleib (Linga-çarîra), der dieselbe auf allen
ihren Wanderungen durch die verschiedenen Geburten begleitet; er ist aus 19 von den erwähnten Prinzipien gebildet. Daneben
erhält sie einen bei jeder neuen Geburt von Vater und Mutter erzeugten materiellen Leib, gebildet aus den fünf groben Elementen.
Nur der Urleib der Seele, nicht diese selbst, macht alle Veränderungen durch; die Erkenntnis (dhjâna)
macht die Seele von der Natur los. Wenn die Seele weiß, daß sie nicht die Natur ist, so hört für den, der zu solcher Erkenntnis
gekommen ist, die Thätigkeit des Urleibes und damit die Notwendigkeit einer neuen Geburt auf.
Vgl. Colebrooke,
Essays on the religion and philosophy of the Hindoos (neue Ausg., Lond.
1858);
Mullens, Religious aspects of Hindu philosophy (das. 1860);