mehr
Muskelteile der
Gliedmaßen, der
Brust und des
Rückens gezogen sind) zur
Abhärtung gegen
Schmerz wie als
Opfer für den großen
Geist.
Daher auch die Gleichgültigkeit des Indianers
gegen die
Leiden
[* 2] andrer und die Qualen, welchen
er den besiegten Feind
unterwirft. Eine große
Rolle spielen die »Medizinmänner«, welche
Dürre vertreiben,
Regen herablocken,
Krankheiten heilen und das
Wild bannen.
Alle I. zeichnen sich aus durch natürliche Redegabe und poetischen
Ausdruck; auch besitzen
sie
Gesänge, unter welchen die bedeutendsten das Andenken tapferer Häuptlinge feiern.
Von der frühern Eigentümlichkeit ist inzwischen durch unausgesetzte Berührung mit den Weißen viel verloren gegangen; gegenwärtig befinden sich die I. mit Ausnahme weniger Tausende im fernen Westen in einem Übergangsstadium. An ihrer Zivilisierung und Bekehrung haben spanische Missionäre in Florida, französische Jesuiten in Kanada, englische Puritaner in Neuengland und deutsche Herrnhuter in Pennsylvanien seit langer Zeit gearbeitet, und gegenwärtig bestehen in den Vereinigten Staaten [* 3] 75, in Kanada 53 protestantische Missionsstationen, welche zusammen aber nur 16,338 Christen um sich versammeln konnten. Im übrigen ist die Behandlung, welche die I. seitens der Weißen erfahren haben, eine schmähliche gewesen.
In den Kriegen zwischen den beiden Rassen mußten die I. natürlich unterliegen, und so wurden sie schließlich auf abgegrenzte, ihnen gewährleistete Gebiete (die sogen. Reservationen) beschränkt; aber oft genug sind sie aus den garantierten Besitzungen mit Gewalt wieder vertrieben worden. Die im Interesse der I. vom Kongreß gegebenen Gesetze kamen selten zur Geltung, und 1825 wurde unter dem Präsidenten Monroe der Beschluß gefaßt, die im O. des Mississippi wohnenden I. nach dem Westen zu verpflanzen.
Doch fügten sich die Seminolen in Florida nicht ohne harten Kampf; ja, die Tscherokesen in Georgia, welche dort blühende Dörfer gegründet und Handwerke betrieben, wichen erst 1838 nach langer Mißhandlung, und nachdem Truppen gegen sie aufgeboten worden waren. Es ist daher natürlich, daß die Zahl der I. seit ihrer Berührung mit den Europäern bedeutend abgenommen hat; manche Stämme sind ganz ausgestorben, andre sehr zusammengeschmolzen. Doch erscheinen die vielfach verbreiteten Berichte über das Aussterben der I. sehr übertrieben.
Sehr groß kann ihre Zahl nie gewesen sein, da, wie Mallery nachweist, nur die Ufer der Flüsse [* 4] und Seen und die Meeresgestade, nie aber die Prärien vor Einführung des Pferdes von ihnen bewohnt waren. Daß ein ansehnlicher Teil durch Vermischungen (vgl. Bois-Brulés) an die Weißen verloren ging, ist sicher. Gerland schätzt sämtliche I. für das Jahr 1600 auf 729,250 Individuen (220,000 für die östlichen, 309,000 für die westlichen Vereinigten Staaten, je 40,000 für Kalifornien und Alaska, 12,000 für Britisch-Amerika). Nach den neuesten Ermittelungen beläuft sich ihre Zahl gegenwärtig auf ca. 475,000 Seelen, denn man zählte in den
Vereinigten Staaten ohne Alaska (1883) | 331,972 |
Alaska (1880) | 11,774 |
Kanada (1883) | 131,137 |
Von den 331,972 Indianern
der
Union lebten auf den Agenturen 246,177, nicht unter
Agenten standen 19,388,
und von zivilisierten Indianern
wurden 1880 gezählt: 66,407. Zu den 60 »Agenturen«
gehören 57 Mill.
Hektar Land, die für die ausschließliche Benutzung der I. reserviert sind, von denen aber nur 7 Mill.
Hektar kulturfähig
und 84,109
Hektar wirklich kultiviert sind. Das Land liegt in kleinern
Parzellen östlich
vom
Mississippi in
New York,
Nordcarolina,
Michigan und
Wisconsin, in großen zusammenhängenden
Komplexen in fast allen
Staaten
des
Westens.
Überall ist die stetige Zunahme des bebauten Areals, der Ernteerträge und des Viehstandes bemerkenswert, der Zivilisationsprozeß würde aber noch vollständiger und schneller sein, wenn sich nicht unter die bessern Elemente der weißen Bevölkerung [* 5] sehr viel schlechte, für die I. verderbliche mischten, so daß einige Stämme dem zwar durch strenge Gesetze verbotenen, aber dennoch eingeschmuggelten Branntwein und den ebenfalls importierten schmählichen Krankheiten sicher erliegen müssen. In neuester Zeit haben die I. der Vereinigten Staaten in K. Schurz einen kräftigen Anwalt gefunden.
Vgl. Catlin, Letters and notes on the North American Indians (neue Ausg., Lond. 1876; deutsch von Berghaus: »Die I. Nordamerikas«, Brüssel [* 6] 1848);
Drake, History of the Indians (11. Aufl., Bost. 1852);
Heckewelder, History, manners and customs of the Indian nations (neue Ausg., New York 1876; deutsch, Götting. 1821);
J. T. Irving, Sketches of the American Indians (Lond. 1835);
Mackenney, Sketches of travel among the Indian tribes (2. Aufl., das. 1846);
Schoolcraft, History of the Indian tribes (Philad. 1851-54, 5 Bde.);
Waitz, Die I. Nordamerikas (Leipz. 1865);
Derselbe, Anthropologie der Naturvölker, Bd. 3 u. 4, (das. 1862-64);
Foster, Prehistoric races of the United States (Chicago 1873);
Jones, Antiquities of the Southern Indians (New York 1873);
Bancroft, The native races of the Pacific states of North America (das. 1875, 5 Bde.);
Dall und Gibbs, Contributions to North American ethnology (Washingt. 1877 ff.);
Powers, Contributions to North American ethnology, Bd. 3 (das. 1878);
Mallery, The former and present number of our Indians (»Proceed. of Americ. Assoc. for the advancement of science«, Bd. 24, 1877);
die Jahresberichte des Commissioner of Indian affairs; Emerson, Indian myths (Bost. 1884).