Die
gesetzgebende Gewalt wird von der
General Assembly (50
Senatoren, 100
Repräsentanten) ausgeübt, deren Mitglieder auf vier,
bez. zwei Jahre gewählt werden. Die
Richter werden für sechs Jahre vom
Volk gewählt. Die
Finanzen des
Staats befinden sich
jetzt in geordneten Zuständen. Die
Einnahmen des
Staatsschatzes erreichten 1884 die
Höhe von 3,621,388
Doll., und vom
Staat und den Lokalbehörden wurden
Steuern im Betrag von 13,391,976
Doll. erhoben. Die
Staatsschuld (1850 noch 13 Mill.
Doll.) war 1884 auf 4,876,608
Doll. gefallen, wird aber nur mit 2½ und 5 Proz. verzinst. Die öffentlichen
Anstalten des
Staats sind: ein Irrenhaus, eine Anstalt für Geistesschwache, eine
Blinden- und eine
Taubstummenanstalt, eine
Besserungsanstalt, ein
Asyl für gefallene
Frauenzimmer und 2
Zuchthäuser. Hauptstadt ist
Indianapolis. - Der
Name des
Staats rührt
von den ehemals dieses Land bewohnenden zahlreichen Indianerstämmen her. I. war ein Teil des großen
Ohiolandes und hatte bereits einzelne französische Pflanzer aus
Kanada, als es 1783 unter den
Schutz der
Union kam. Diese erwarb 1795 von
den
Indianern das Land am
Wabash, das bis 1811 teils durch Ankauf, teils durch
Eroberung erweitert wurde. 1805 wurde
Michigan, 1809
Illinois
von I. abgetrennt und letzteres 1816 als
Staat in die
Union aufgenommen.
allgemeine Bezeichnung der Ureinwohner
Amerikas (mit Ausnahme der
Eskimo), rührt von den spanischen Entdeckern
her, welche die
Neue Welt anfangs für einen Teil
Indiens ansahen und demgemäß die Eingebornen benannten.
Vom Standpunkt der einheimischen
Kultur zerfallen die I. in zwei Abteilungen. Die eine umfaßt die beiden Kulturvölker der
Mexikaner und
Peruaner, an welche sich die
VölkerZentralamerikas einerseits und die
VölkerKolumbiens anderseits anschließen,
die andre dagegen die übrigen
StämmeNord- u.
Südamerikas.
Sie alle zeigen Eine
Physiognomie, deren
Abweichungen sich in der
Regel aus lokalen
Ursachen erklären lassen. (Vgl.
Amerika,
[* 3] S. 475, u. die dort gegebene Tafel
»AmerikanischeVölker«.) Auch die Grundzüge ihres
Charakters sind
dieselben; durch ihre
Verschlossenheit und ihren
Ernst unterscheiden sie sich bestimmt von andern
Rassen und erinnern vielfach
an die
Malaien. Den
Schmerz ertragen sie mit einer ans Wunderbare grenzenden Selbstüberwindung, dabei ist aber der Grundzug
ihres
Temperaments cholerisch, und mit Lebhaftigkeit und Leidenschaftlichkeit geben sie sich
Affekten
(Liebe, Spielwut) hin.
Der I. ist tapfer, listig und grausam und genießt, gleich dem
Maori, auch von dem
Fleisch des getöteten
Feindes. In seinem Benehmen gegen andre gemessen und höflich,
ist er durch Vernachlässigung von
Formen leicht beleidigt und
verfehlt nicht, wenn sich die Gelegenheit bietet, sich dafür schwer zu rächen. Diese Charakterzüge finden sich ganz besonders
scharf ausgeprägt bei den nordamerikanischen Völkern, den sogen.
Rothäuten, auf welche wir hier allein
eingehen, während wir für die übrigen
oben genannten
Völker auf die betreffenden
Länder und
Stichwörter verweisen.
Die eine wohnt, etwa 32,000
Köpfe stark, zwischen dem
StillenOzean und der
Hudsonbai in
Alaska und
Britisch-Amerika und begreift
eine große Zahl von
Stämmen (Tinneh, Takkali, Strongbows, Hundsrippen, Gelbmesser,
Biber,
Hasen u. a.), alle durch ihren friedlichen
Charakter von den ehedem sehr wilden und räuberischen
Horden des
Südens verschieden. Diese letztern bewohnen,
17,000
Köpfe stark, das große Gebiet an der nördlichen
Grenze von
Mexiko
[* 4] zwischen den
Golfen von
Kalifornien und
Texas, doch
haben die Navajo und selbst die gefürchteten räuberischen
Apatschen bereits ziemliche Fortschritte in der
Zivilisation gemacht;
auch die
Lipani sind ruhiger geworden.
Östlich vom Mississippi, im O. und S. vom Meer begrenzt, wohnte der appalachische Volksstamm, die Tscherokesen, Tschikasa, Tschokta,
Alabama, Natchez u. a. Außerhalb dieser Gruppen steht eine lange Reihe verschiedener Völker. An der Nordwestküste sitzen die
Koloschen, Haidah, Nutka; das Oregongebiet von MountBrown und MountHooker bis zum Sacramentofluß beherbergte eine ganze Anzahl
von Stämmen, darunter die Flatbow und Flathead. Mitten unter den kalifornischen Völkern saß der Yumastamm,
und getrennt von den übrigen in Texas isoliert unter mexikanischen Völkern finden wir die Pueblo, Tonkawa, Kioway, Caddo
u. a.
Allen diesen Stämmen sind neben den bereits oben erwähnten physischen und psychischen Charakterzügen gewisse Lebensformen
und Anschauungen gemein. In ihrer Bemalung des Gesichts mit schreienden Farben, dem Ausputz ihrer Haare
[* 8] und
ihrer aus Fellen bereiteten Kleidung mit allerlei Zierat prägt sich eine eigentümliche Mischung des Pomphaften und Phantastischen
aus. Der vorzüglichste Schmuck des Indianers sind aber die Wampums, Arm- und Halsbänder aus farbigen Perlen, welche aus kleinen
Muscheln
[* 9] verfertigt werden.
Die Nahrung war vorzugsweise eine animalische und zwar in gekochtem Zustand; wilde Früchte, aber auch die
durch Ackerbau gewonnenen dienten als Ergänzung. Dabei verstand es der I. nicht, die Tiere in seinen Dienst zu ziehen, wiewohl
Büffel und RenntierAnlaß zur Zähmung und Züchtung geboten hätten; selbst das Pferd,
[* 17] welches ihm heute so wichtige Dienste
[* 18] leistet, wird von ihm wild eingefangen. Gänzlich mangelte der Feldbau nur auf den Hudsonbaigebieten östlich
von den Felsengebirgen bei den meisten Athabasken.
Auf diese folgten südlich die ackerbauenden Algonkin, von denen wiederum die noch südlichern Irokesen durch ihre Bergbauten
am Eriesee sowie in Michigan und Indiana durch die sorgsame Anlage
ihrer Felder sich günstig abhoben. Je weiter man von N. nach
S. vordrang, desto gesitteter traf man im Durchschnitt die I. Bei den Appalachen stießen die Spanier auf »Tempel«,
[* 19] die etwas
Besseres gewesen zu sein scheinen als die »Medizinhütten« der nördlichen
Rothäute. Bei den Seminolen fanden die Spanier befestigte Flöße, und wirkliche Brücken
[* 20] werden in Georgia erwähnt. Es kann
daher nichts Überraschendes haben, wenn in Florida Reste alter Straßen entdeckt wurden.
Endlich waren die Ansätze zur Stadtbildung vorhanden und zwar am Nordgestade des Mexikanischen Golfs, wo die Bevölkerung
[* 21] sich
zu verdichten begann. Fernando de Soto schildert 1540 Mavila, das heutige Mobile, als von einer hölzernen, mit Lehm beworfenen
und mit Türmen besetzten Mauer umgürtet. Innerhalb derselben standen 80 große Häuser oder Kasernenbauten,
die je 1000 Köpfen Obdach gewährten, und von deren flachen Dächern herab die Spanier beschossen wurden.
Ansätze zu höherer Gesittung waren also bei der Entdeckung der Neuen Welt auch bei den Indianern vorhanden, und nur das störende
Eingreifen der Europäer verhinderte deren Entfaltung, die unter dem Einfluß der Kulturstaaten Mittelamerikas
sicher hätte stattfinden können. Genußmittel waren den Indianern fast gar nicht bekannt. BerauschendeGetränke waren vor
Ankunft der Weißen nicht vorhanden, doch war die Sitte des Rauchens schon vor der Einführung des Tabaks einheimisch.
Bei den Mandanern finden sich den sogen. russischen ganz ähnliche Schwitzbäder.
Die Frau nimmt eine sehr untergeordnete Stellung ein; während der Mann sich nur um Jagd und Krieg bekümmert, ist es Sache der
Frau, für alle übrigen Bedürfnisse zu sorgen. Gewöhnlich nimmt ein Mann so viel Frauen, als er ernähren kann. Die Heirat
ist ein reines Kaufgeschäft. In die Ehe treten die sehr früh reifenden Mädchen schon mit 11-12 Jahren;
sie welken daher schnell. Die Erbfolge findet in der Linie des Weibes statt; dem Verstorbenen folgt nicht der Sohn, sondern
der Bruder der Mutter. Mehrere Familien sind zu einem Dorf unter einem Häuptling vereinigt, eine Vereinigung
mehrerer Dörfer zu einem Stamm findet jedoch nur zu Kriegszeiten statt, immer aber ist die Vereinigung eine sehr lose, und
die Stellung des Häuptlings beruht auf seinen persönlichen Eigenschaften. Jede Sippe hat ihren Namen und ihr Sinnbild, meist
ein einem Tier entlehntes Sinnbild, Totem bei den Algonkin genannt.
Die Religion der I. erscheint als ein wunderbares Gemisch von Glaubensmeinungen, Lehren
[* 22] und Gebräuchen.
Allgemein ist der Glaube an einen großen Geist, den Schöpfer alles Seienden, den man sich aber entweder als zu abstrakt verschwommen
oder als zu menschlich vorstellt, und dem man höchst selten Verehrung darbringt. Eine desto größere erhalten
böse Geister, welche den Menschen stets schaden können, die Schutzgeister, welche über des einzelnen Geschicke wachen, die
Seelen der Abgeschiedenen.
Man suchte sie durch Opfer (bei den Irokesen auch von Menschen) günstig zu stimmen. Das zukünftige Leben dachte man sich als
eine unmittelbare Fortsetzung des jetzigen; daher gab man den Toten ihre Lieblingsgeräte sowie einige
Speisen mit ins Grab. Zu den Verrichtungen, mit denen man das Wohlgefallen der Götter zu erringen glaubt, gehören die Tänze
(Bären-, Büffel-, Hunde-, Adlertanz), welche hier ein rein gottesdienstlicher Akt sind. Als ein Seitenstück derselben erscheinen
die oft furchtbaren Peinigungen (Aufhängen an Stricken, welche durch die durchbohrten
¶