Ein weiterer
Zweck des
Ordens, der jedoch nur den leitenden Mitgliedern bekannt sein durfte, bestand in der Bekämpfung des
monarchischen
Prinzips und der
Förderung republikanischerPropaganda. Dabei nahm
Weishaupt die
Verfassung
und die gesellschaftlichen
Formen der
Jesuiten zum Vorbild für den
Verein und machte den Mitgliedern desselben unbedingten
Gehorsam gegen die Obern, eine Art
Ohrenbeichte, eifriges Bemühen, einflußreiche
Männer für die Vereinssache zu gewinnen,
monatliche
Berichte über ihre eignen sittlichen Fortschritte und gegenseitige Überwachung zurPflicht.
(lat.), Täuschung, auch s. v. w.
Sinnestäuschung; im ästhetischen
Sinn täuschende
Nachahmung der
Natur in
den
Künsten. Dieselbe ist nicht nur gestattet, sondern unerläßlich, solange der
Schein eben
nur fürSchein, dagegen nach
Kants kräftigem
Ausdruck
»Betrug«, sobald er für Wirklichkeit ausgegeben wird. »Der
Schein darf nie die
Wirklichkeit erreichen, und siegt
Natur, so muß die
Kunst entweichen.« Bei theatralischen
Vorstellungen ist die I. (nach
Goethe)
dahin zu beschränken, daß der
Gedanke an
Kunst immer lebhaft bleibe und durch das geschickte
Spiel nur
eine Art von selbstbewußter Täuschung hervorgebracht werde.
(lat.,
»Erleuchtung,
Erklärung, Verschönerung, Verherrlichung«) wird jetzt fast ausschließlich für
die bildliche
Erläuterung, den bildlichen
Schmuck eines gedruckten
Buches gebraucht. Die Buchillustration in diesem
Sinne, nämlich
durch
Holzschnitte, Kupferstiche,
Radierungen,
Bunt- und
Lichtdrucke, farbige und getönte
Heliogravüren,
Zinkotypien etc., entspricht der alten Buchmalerei oder
Miniatur (s. d.) wie die gedruckten
Bücher den geschriebenen und hängt
auf das engste mit der
Buchdruckerkunst (s. d., S. 548) zusammen, welcher der
Druck von Holztafeln vorausging.
Die von solchen Tafeln gedruckten
Bücher
(Blockbücher, s. d.) bieten wesentlich
Bilder mit wenigem erläuternden
Text, waren auch zunächst für »Ungelehrte«, d. h.
Leute, welche nicht lesen können, berechnet. Nach
Erfindung des Letterndrucks stellte sich das umgekehrte
Verhältnis wieder
her, wie es zwischen dem
Text und den
Zeichnungen in den
Handschriften bestanden hatte; man erläuterte den
Text durch bildnisartige
Darstellungen der Verfasser, z. B. der
Evangelisten, durch
Szenen aus dem Erzählten und zierte ihn mit reich ornamentierten,
häufig auch als
Rahmen für
Figürliches benutzten Anfangsbuchstaben
(Initialen), mit
Kopf- und
Randleisten, mit
Arabesken u.
dgl. am
Schluß eines
Abschnitts (Finalstock, cul de lampe).
Für diese Illustrationen wurde durchweg der
Holzschnitt verwendet, weil allein dieser
Zweig der graphischen
Kunst die Einfügung der
Bilder in den Letternsatz und den
Druck mit diesem zugleich auf der
Buchdruckpresse gestattete. Auf
diese
Weise untrennbar mit der
Holzschneidekunst verwachsen, erlebte die I. mit dieser
Blütezeit und
Verfall. Den höchsten
künstlerischen Aufschwung nahm sie im Reformationszeitalter, in welchem sie zugleich ein wichtiges
Mittel
der
Agitation und der
Polemik für alle
Parteien wurde.
Auch
LukasCranach und die
Kleinmeister waren vielfach für
die Buchillustration thätig; einen besondern
Zweig derselben bildeten die kunstvoll ausgeführten
Buchdruckerwappen
[* 16] oder
Signete. Die glänzendste Leistung der frühsten italienischen I. sind die
Holzschnitte zur »Hypnerotomachia Poliphili«
(Vened. 1499); im Anfang des 16. Jahrh. war vorzüglich Zoan
Andrea thätig. Als ältestes original-französisches Illustrationswerk
betrachtet man »Le
[* 17] procès de
Bélial«
(Lyon
[* 18] 1481). In der Zeit des
Verfalles des
Holzschnitts wurde dieser
immer mehr auf die I. der wohlfeilsten Volkslitteratur beschränkt, während künstlerischen
Tendenzen der Kupferstich diente;
gestochene
Vignetten wurden im vorigen
Jahrhundert auf ganz dünnes
Papier gedruckt und dann in den
Text eingeklebt oder auch
in die leer gelassenen
Stellen desselben eingedruckt, so daß ein solcher Druckbogen zweimal durch die
Presse
[* 19] gehen mußte.
Grandvilles u. a. in Frankreich, die Zeichner des Londoner »Punch« etc. wurde dieser Bewegung
wieder eine künstlerische Richtung gegeben (s. Holzschneidekunst). Seit der Mitte der 40er Jahre hat durch die Gründung großer
und kleiner illustrierter Wochenblätter an allen Orten und durch die Bildung von Holzschnittschulen in
allen Kunststädten das Illustrationswesen eine ungeheure Ausdehnung
[* 21] gewonnen, welche buchhändlerische Spekulation ins Krankhafte
gesteigert hat, so daß die I. nicht mehr zur Erläuterung des Textes dient, sondern der Endzweck geworden ist.
Die illustrierten Zeitungen und die sogen. »Prachtwerke«
leiten uns allmählich wieder zu dem Ausgangspunkt zurück, indem sie das Bild zur Hauptsache machen,
welches ohne Gefahr von dem »begleitenden« Text ganz losgelöst werden kann, und daß sie vielfach, anstatt das geschriebene
Wort zu verdeutlichen und zu versinnlichen, der müßigen, gedankenlosen Schaulust Vorschub leisten. Die namhaftesten
illustrierten ZeitungenDeutschlands sind: die von J. J.Weber in Leipzig
[* 22] begründete »Illustrierte Zeitung« (seit
1843),
die Berliner
[* 24] »Deutsche illustrierte Zeitung« (seit
1880); daneben »Westermanns Illustrierte deutsche Monatshefte« (Braunschw., seit 1856) und Speemanns
Monatsschrift »Vom Fels zum Meer« (Stuttg., seit 1881).
Vgl. Jackson, The pictorial press, its origin and progress (Lond. 1884).