Illuminatenorden, welcher sich seit von Ingolstadt aus meist über das katholische Deutschland verbreitete und sich
zuerst Perfektibilistenorden nannte. Der Stifter desselben war Adam Weishaupt (s. d.), Professor des kanonischen Rechts zu Ingolstadt
und heftiger Gegner der Jesuiten. Der Verein sollte, gleichsam als eine Legion Priester für Weisheit und
Tugend, die Vernunft zur Herrschaft erheben und zwar durch Beförderung religiöser und politischer Aufklärung auf deistischer
Grundlage im Gegensatz zum kirchlichen Dogmenglauben und Kultus.
Ein weiterer Zweck des Ordens, der jedoch nur den leitenden Mitgliedern bekannt sein durfte, bestand in der Bekämpfung des
monarchischen Prinzips und der Förderung republikanischer Propaganda. Dabei nahm Weishaupt die Verfassung
und die gesellschaftlichen Formen der Jesuiten zum Vorbild für den Verein und machte den Mitgliedern desselben unbedingten
Gehorsam gegen die Obern, eine Art Ohrenbeichte, eifriges Bemühen, einflußreiche Männer für die Vereinssache zu gewinnen,
monatliche Berichte über ihre eignen sittlichen Fortschritte und gegenseitige Überwachung zur Pflicht.
Jedes Mitglied hatte einen altklassischen Ordensnamen. Die Mitglieder wurden in drei verschiedene Klassen eingereiht. Durch
diese seine Verwandtschaft mit dem Freimaurerorden sowie durch Knigges Bemühungen gewann der Orden weite Verbreitung auch außerhalb
Deutschlands und zählte in seiner Blütezeit über 2000 Mitglieder, darunter selbst Fürsten, wie die Herzöge Karl August von
Weimar, Ernst und August von Gotha, Ferdinand von Braunschweig, den Koadjutor Dalberg u. a., nach Perthes (»Das deutsche Staatsleben
vor der Revolution«, S. 262) auch Goethe und Herder. Entzweiung der Häupter Weishaupt und Knigge versetzten aber dem Orden, der
als höchst staatsgefährlich verdächtigt wurde, den Todesstoß, noch ehe er auf Betreiben der Jesuiten
durch Verordnung des Kurfürsten Karl Theodor von Bayern und nochmals aufgehoben ward.
Vgl. Kluckhohn in der
»Allgemeinen Zeitung« 1874; Findel, Geschichte der Freimauerei (5. Aufl., Leipz. 1883).
(lat.), mit Licht versehen, erleuchten (besonders Häuser etc. bei feierlichen Gelegenheiten);
auch s. v. w.
kolorieren (Bilder, Landkarten), namentlich von der Thätigkeit der alten Miniatur- und Briefmaler, welche
Malereien in Handschriften ausführten sowie Holzschnitte kolorierten und auch Illuminatoren oder Illuministen genannt wurden;
(lat.), Täuschung, auch s. v. w. Sinnestäuschung; im ästhetischen Sinn täuschende Nachahmung der Natur in
den Künsten. Dieselbe ist nicht nur gestattet, sondern unerläßlich, solange der Schein eben nur für
Schein, dagegen nach Kants kräftigem Ausdruck »Betrug«, sobald er für Wirklichkeit ausgegeben wird. »Der Schein darf nie die
Wirklichkeit erreichen, und siegt Natur, so muß die Kunst entweichen.« Bei theatralischen Vorstellungen ist die I. (nach Goethe)
dahin zu beschränken, daß der Gedanke an Kunst immer lebhaft bleibe und durch das geschickte Spiel nur
eine Art von selbstbewußter Täuschung hervorgebracht werde.
(lat., »Erleuchtung, Erklärung, Verschönerung, Verherrlichung«) wird jetzt fast ausschließlich für
die bildliche Erläuterung, den bildlichen Schmuck eines gedruckten Buches gebraucht. Die Buchillustration in diesem Sinne, nämlich
durch Holzschnitte, Kupferstiche, Radierungen, Bunt- und Lichtdrucke, farbige und getönte
Heliogravüren,
Zinkotypien etc., entspricht der alten Buchmalerei oder Miniatur (s. d.) wie die gedruckten Bücher den geschriebenen und hängt
auf das engste mit der Buchdruckerkunst (s. d., S. 548) zusammen, welcher der Druck von Holztafeln vorausging.
Die von solchen Tafeln gedruckten Bücher (Blockbücher, s. d.) bieten wesentlich Bilder mit wenigem erläuternden
Text, waren auch zunächst für »Ungelehrte«, d. h.
Leute, welche nicht lesen können, berechnet. Nach Erfindung des Letterndrucks stellte sich das umgekehrte Verhältnis wieder
her, wie es zwischen dem Text und den Zeichnungen in den Handschriften bestanden hatte; man erläuterte den Text durch bildnisartige
Darstellungen der Verfasser, z. B. der Evangelisten, durch Szenen aus dem Erzählten und zierte ihn mit reich ornamentierten,
häufig auch als Rahmen für Figürliches benutzten Anfangsbuchstaben (Initialen), mit Kopf- und Randleisten, mit Arabesken u.
dgl. am Schluß eines Abschnitts (Finalstock, cul de lampe).
Für diese Illustrationen wurde durchweg der Holzschnitt verwendet, weil allein dieser Zweig der graphischen
Kunst die Einfügung der Bilder in den Letternsatz und den Druck mit diesem zugleich auf der Buchdruckpresse gestattete. Auf
diese Weise untrennbar mit der Holzschneidekunst verwachsen, erlebte die I. mit dieser Blütezeit und Verfall. Den höchsten
künstlerischen Aufschwung nahm sie im Reformationszeitalter, in welchem sie zugleich ein wichtiges Mittel
der Agitation und der Polemik für alle Parteien wurde.
Hauptwerke in Deutschland sind: »Der Schatzbehalter« (1491) und Hartmann Schedels »Chronik« (1493),
beide in Nürnberg erschienen
und mit zahlreichen Holzschnitten nach Michael Wohlgemuth, Dürers Lehrmeister;
Dürers »Apokalypse« (1498);
Hans Schäufeleins
»Speculum passionis dom. n. J. Chr.« (1507) und Bilder zum »Theuerdank«;
Burgkmairs Bilder zu den »Predigten
Gaylers von Kaisersberg«, zum »Weißkunig«, zu Thomas Murners »Schelmenzunft« u. a. Hans Holbein lieferte zahlreiche Illustrationen
zur Bibel, Titelblätter und eine Fülle der reizendsten Initialen.
Auch Lukas Cranach und die Kleinmeister waren vielfach für
die Buchillustration thätig; einen besondern Zweig derselben bildeten die kunstvoll ausgeführten Buchdruckerwappen
oder Signete. Die glänzendste Leistung der frühsten italienischen I. sind die Holzschnitte zur »Hypnerotomachia Poliphili«
(Vened. 1499); im Anfang des 16. Jahrh. war vorzüglich Zoan Andrea thätig. Als ältestes original-französisches Illustrationswerk
betrachtet man »Le procès de Bélial« (Lyon 1481). In der Zeit des Verfalles des Holzschnitts wurde dieser
immer mehr auf die I. der wohlfeilsten Volkslitteratur beschränkt, während künstlerischen Tendenzen der Kupferstich diente;
gestochene Vignetten wurden im vorigen Jahrhundert auf ganz dünnes Papier gedruckt und dann in den Text eingeklebt oder auch
in die leer gelassenen Stellen desselben eingedruckt, so daß ein solcher Druckbogen zweimal durch die
Presse gehen mußte.
Die englischen »Pfennigmagazine« (seit 1832), die Vorläufer der heutigen illustrierten Zeitungen, und die Bestrebungen des
Deutschen Gubitz riefen den Sinn für Holzschnittillustration in der ersten Hälfte unsers Jahrhunderts wieder wach, und durch
das Auftreten Ludwig Richters (Zeichnungen für O. Wigands Volksbücherausgaben, dann zu Musäus' Volksmärchen,
zu Kinderbüchern etc.) und Adolf Menzels (zu Kuglers »Leben Friedrichs d. Gr.«) in Deutschland, Horace Vernets, Bellangés, Raffets
(»Leben Napoleons«, »Die Soldaten des Kaiserreichs« etc.),
mehr
Tony Johannots (»Don Quichotte« etc.),
Grandvilles u. a. in Frankreich, die Zeichner des Londoner »Punch« etc. wurde dieser Bewegung
wieder eine künstlerische Richtung gegeben (s. Holzschneidekunst). Seit der Mitte der 40er Jahre hat durch die Gründung großer
und kleiner illustrierter Wochenblätter an allen Orten und durch die Bildung von Holzschnittschulen in
allen Kunststädten das Illustrationswesen eine ungeheure Ausdehnung gewonnen, welche buchhändlerische Spekulation ins Krankhafte
gesteigert hat, so daß die I. nicht mehr zur Erläuterung des Textes dient, sondern der Endzweck geworden ist.
Die illustrierten Zeitungen und die sogen. »Prachtwerke«
leiten uns allmählich wieder zu dem Ausgangspunkt zurück, indem sie das Bild zur Hauptsache machen,
welches ohne Gefahr von dem »begleitenden« Text ganz losgelöst werden kann, und daß sie vielfach, anstatt das geschriebene
Wort zu verdeutlichen und zu versinnlichen, der müßigen, gedankenlosen Schaulust Vorschub leisten. Die namhaftesten
illustrierten Zeitungen Deutschlands sind: die von J. J. Weber in Leipzig begründete »Illustrierte Zeitung« (seit
1843),
die »Fliegenden Blätter« (Münch., Braun u. Schneider, seit 1845),
»Die Gartenlaube« (Leipz., von E. Keil begründet, seit
1853),
»Über Land und Meer« (Stuttg., 1858 von E. Hallberger begründet),
»Daheim« (Leipz., seit 1864 von Velhagen u.
Klasing hrsg.),
»Schorers Familienblatt« (Berl., seit 1880),
die Wiener »Deutsche illustrierte Zeitung« (seit 1873),
die Berliner »Deutsche illustrierte Zeitung« (seit
1880); daneben »Westermanns Illustrierte deutsche Monatshefte« (Braunschw., seit 1856) und Speemanns
Monatsschrift »Vom Fels zum Meer« (Stuttg., seit 1881).
Vgl. Jackson, The pictorial press, its origin and progress (Lond. 1884).