Wohl mit Unrecht ist behauptet worden, daß der I. auch gegen
Arsenik,
Sublimat und
Blausäure giftfest sei. Der I.
paart sich im April und Mai; nach sieben
Wochen wirft das Weibchen in einem wohl ausgefütterten
Lager
[* 9] 3-6, selten mehr
Junge,
welche im zweiten
Sommer fortpflanzungsfähig werden. Zum
Winter schleppt er
Stroh,
Heu,
Laub und
Moos zusammen, indem er sich
darauf wälzt und es auf seine
Stacheln spießt, und bereitet aus diesen Materialien einen wirren
Haufen,
in welchem er bis März einen sehr tiefen
Winterschlaf hält. Er ist leicht zähmbar und zur Mäusejagd zu benutzen sowie
zur Vertilgung der
Küchenschaben.
Sein bisamartiger
Geruch und das beständige nächtliche Poltern machen ihn aber zu einem lästigen Hausgenossen. Seine Hauptfeinde
sind
Füchse und
Uhus.
SeinFleisch wird von
Zigeunern gegessen, früher war es in
Spanien
[* 10] während der
Fasten
gebräuchlich; man benutzte sonst auch mehrere Teile des Igels als
Arzneimittel. Den alten
Römern diente die Stachelhaut des
Igels zum
Karden der wollenen
Tücher und als
Hechel. Das nützliche
Tier sollte überall geschont werden, ist
aber infolge abergläubischer
Vorstellungen manchen Verfolgungen ausgesetzt.
volkstümliche Bezeichnung der gevierten oder runden
Haufen der Pikeniere gegen Reiterangriffe, wobei die langen
Spieße, mit dem
Schuh in die
Erde gestemmt, allseitig nach außen gefällt wurden;
Dorf im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis
Trier,
[* 11] an der
Mosel und an der
LinieKarthaus-Wasserbillig der Preußischen
Staatsbahn, hat (1885) 457 kath. Einwohner. Dabei die
IgelerSäule, ein 21½ m hohes, aus rötlichem
Sandstein
gebautes und mit vielen
Reliefs bedecktes altrömisches Grabdenkmal der
Familie der Secundiner, das schönste Römermonument
diesseit der
Alpen.
[* 12] Das
Dach,
[* 13] welches die Form einer steilen, in geschwungener
Linie ausgeschweiften
Pyramide zeigt, wird von
einer Art
Kapitäl gekrönt, das an den vier
Ecken mit menschlichen Gestalten geziert ist, und auf welchem
eine von kleinen Sphinxgestalten getragene
Kugel ruht.
(schwedische, farcierte
Lende, falscher
Hase,
[* 14] Alliancebraten, ungarisches
Rebhuhn), ein aus einer Mischung
von gehacktem
Rind-,
Kalb- und Schweinefleisch hergestellter
Braten, dem man die Form einer gebratenen
Lende gibt.
(Straubfuß), ein zuweilen nach sehr bösartiger oder unzweckmäßig behandelter
Mauke zurückbleibender Krankheitszustand
an den
Füßen der
Pferde,
[* 15] welcher in einer schwieligen Verdickung der
Haut
[* 16] am
Fessel, selbst bis über das Fesselgelenk hinaus,
besteht. Auf der verdickten
Haut stehen die
Haare
[* 17] igelborstenartig empor; es bilden sich auch oft oberflächliche
Risse oder
Geschwüre, die
eine rötliche oder gelbliche, klebrige
Flüssigkeit absondern. Behufs der
Heilung werden die geschwürigen
Stellen täglich einigemal mit
Bleiwasser oder mit
Kalkwasser oder, bei übelriechender
Absonderung, mit einer 2proz. Karbolsäurelösung
befeuchtet; die Verdickung der
Haut wird am sichersten durch einen zweckmäßigen Druckverband (festes Bandagieren) beseitigt.
Dorf im meiningischen
Kreise
[* 18]
Sonneberg,
[* 19] das höchste in Norddeutschland, 835 m ü. M., auf dem
Thüringer Wald,
hat 4 Fischperlenfabriken, eine Kartonagenfabrik, Sandsteinbrüche und (1885) 758 evang.
Einwohner.
[* 20] (tschech. Jihlava), Stadt mit eignem Gemeindestatut in
Mähren,
[* 21] liegt 519 m ü. M., unweit der böhmischen
Grenze,
an der
Iglawa, über welche eine 16 m hohe, 30 m lange steinerne
Brücke
[* 22] mit einem einzigen
Bogen
[* 23] führt, und an der Österreichischen
Nordwestbahn, von welcher hier die
Böhmische Transversalbahn nach
Wessely und
Tabor (noch im
Bau) ausläuft.
I. ist nach
Brünn
[* 24] die größte Stadt
Mährens, hat drei Vorstädte:
Frauen-,
Pirnitzer und Spitalvorstadt, einen großen Marktplatz
mit 2
Springbrunnen und einer Mariensäule.
Die bemerkenswertesten Gebäude sind: die St. Jakobskirche (mit einer 6440 kg schweren
Glocke), die sehr
alte
Minoriten-, die Ignazkirche, die
Kirche St.
Johann am
Hügel (799 gegründet), die 1875 erbaute protestantische
Kirche, der
alte Frauenthorturm etc. I. hat mit der
Garnison von 771 Mann (1880) 22,378 meist kath. Einwohner (darunter
fünf Sechstel Deutsche).
[* 25] Die
Industrie der Stadt erstreckt sich von alters her vor allem auf die
Tuch-
und Schafwollwarenerzeugung mit Spinnerei und
Appretur (zusammen über 500 Unternehmer, in der Umgebung von I. daneben mehrere
große Schafwollwarenfabriken).
Außerdem hat I. eine ärarische Tabaksfabrik, Dampfmühlen, Bierbrauerei,
[* 26]
Leder-,
Thon- und Glasindustrie etc. Auch treibt
es ansehnlichen
Handel mit
Getreide,
[* 27]
Flachs,
Wolle und
Tuch sowie mit
Bauholz aus der waldreichen Umgebung.
I. ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft (für die Umgebung), eines Kreisgerichts, einer Finanzbezirksdirektion und hat ein
Obergymnasium, eine Landesoberrealschule, einen Minoritenkonvent, eine
Sparkasse, 2
Spitäler u. 3 Armenversorgungshäuser.
Auf dem nahen
FranzKarls-Berg befinden sich Parkanlagen. - I. (slaw.
Iglawa, Jihlawa, mutmaßlich nach dem gleichnamigen
Fluß
benannt) wird schon 1174 als Sitz eines
Kastellans oder Präfektus angeführt und war ein Sitz der mährischen
Teilfürsten des Přemyslidenhauses.
Für seine Bedeutung als alter Bergort spricht das um 1247-48 verliehene Stadt- und
Bergrecht, welch letzteres weithin mustergültig
ward und I. zum Oberhof in Bergsachen stempelte. Zu dieser Bedeutung gelangte der deutsche Kolonistenort
Stadt- oder Neu-I. seit dem
Schluß des 12. Jahrh., während
Alt-I. verfiel. 1328 litt der Bergbetrieb durch ein großes
Erdbeben,
[* 28] 1376 durch
große Wasserflut. In der Hussitenzeit wehrten sich die katholischen Deutschbürger mutvoll gegen den Ansturm der
Hussiten,
doch verfiel seither das Bergwesen. Hier ward der Iglauer
Vergleich abgeschlossen, worin
KaiserSiegmund die
Prager Kompaktaten beschwor und als König von
Böhmen anerkannt ward.
In denTagen¶
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König GeorgPodiebrads (1458-71) erscheint I. im kathol. Deutschstädtebund Mährens. Vor der Stadt bezeichnet ein Granitmonument
den Ort, wo Ferdinand I. 1527 den böhmischen Ständen den Eid leistete, ein andres die mährische Grenze. Um 1562 kann I. als
ganz protestantisch gelten und blieb es bis 1623, von welcher Zeit die starke Auswanderung protestantischer
Bürgersfamilien und die Rekatholisierung der Stadt anhebt. Nach der Schlacht von Jankau (1645) fiel I. den Schweden
[* 30] unter Torstensson
in die Hände und konnte von den Kaiserlichen erst 1647 nach harter Belagerung wieder genommen werden; 1742 ward die Stadt
von den Sachsen
[* 31] unter Rochau genommen; 1805 fand hier ein Gefecht zwischen den Österreichern unter dem
ErzherzogFerdinand und den Bayern
[* 32] unter Wrede statt, wobei letztere weichen mußten.
Vgl. d'Elvert, Geschichte und Beschreibung
der Stadt I. (Brünn 1850);
K. Werner, Geschichte der Iglauer Tuchmacherzunft (Leipz. 1861).