(neulat.-griech.), eine Art Stereoskop, mit dessen Hilfe zwei beliebige, wenn nur in Größe und Gesichtsstellung
einander entsprechende photographische Porträte in eins verschmolzen werden können.
Während des bekannten Tichborne-Prozesses
reisten zahlreiche Agenten mit Hunderten solcher Instrumente im Land umher, um damit die Identität des Prätendenten mit dem
verschollenen Baronet zu beweisen.
(neulat.), Einerleiheit, herrscht im weitern Sinn zwischen Begriffen, wenn sie miteinander vertauscht werden
können (Wechselbegriffe), im engern Sinn, wenn sie ein und derselbe Begriff sind. Erstere Art der I. findet zwischen Begriffen
statt, welche bei verschiedenem Inhalt denselben Umfang besitzen (z. B. gleichseitiges Dreieck und gleichwinkeliges Dreieck,
denn jedes Dreieck der erstern ist zugleich eins der letztern Art). Die zweite Art der I. findet zwischen
Begriffen statt, deren Inhalt und Umfang derselbe ist.
Während die erstere Art nur zwischen gewissen (den sogen. Wechsel-) Begriffen, findet letztere bei jedem Begriff ohne Ausnahme
statt, denn jeder Begriff ist nach dem Denkgesetz: A = A, welches darum principium identitatis heißt,
mit sich selbst identisch. Umgekehrt ist derselbe aber mit seinem Gegenteil nicht identisch, d. h.
von jedem A gilt, daß es nicht = non A sei, was man den Satz (oder das Denkgesetz) des Widerspruchs (principium contradictionis)
nennt, welcher nichts andres als die Umkehrung des Identitätsprinzips ist. Insofern bei gewissen philosophischen
Systemen behauptet wird, daß zwischen gewissen für fundamental gehaltenen Gegensätzen, wie z. B. Subjekt (Wahrnehmendes)
und Objekt (Wahrgenommenes) oder Denken (welches das Wesen des Geistes) und Ausdehnung (welche das Wesen der Materie ausmacht),
I. herrsche, werden diese Systeme selbst (Schellings Naturphilosophie, Spinozas Alleinheitslehre) Identitätssysteme
genannt.
bei französischen Philosophen eine erweiterte Form der
Metaphysik, die eklektisch auch die Grundzüge der Anthropologie, allgemeinen Grammatik und Logik in sich aufgenommen hat.
Die
wichtigsten Vertreter derselben sind Destutt de Tracy (»Les éléments d'idéologie«, Par.
1801-15, 5 Bde.), Royer-Collard und Cousin.
Auch bezeichnet man mit I. alles unfruchtbare Denken und Grübeln, namentlich über
politische und soziale Verhältnisse, wie bekanntlich Napoleon I. die Denker, welche seine Politik kritisierten,
Ideologen zu nennen pflegte.
Bewegungen nennt Carpenter diejenigen Bewegungen, welche jemand unbewußt ausführt, während er sich
dieselben lebhaft vorstellt, und welche bei vielen unerklärlich scheinenden Vorgängen, z. B.
beim sogen. Gedankenlesen (s. d.), Tischrücken etc., eine Rolle spielen.
(griech.), »Eigentümlichkeit«,
besonders einer Sprache oder einer Mundart, daher entweder s. v. w. Dialekt, oder auch in der Bedeutung
der Sprechweise gebraucht. So spricht man von einem I. des gemeinen Mannes im Gegensatz zum I. des Gebildeten sowie von verschiedenen
Idiomen oder Mundarten der deutschen, französischen, italienischen etc. Sprache.
das »eigne oder eigentümliche (ursprüngliche) Leiden« (Grundleiden) eines Körperteils, im
Gegensatz zur Sympathie oder »Mitleidenschaft« andrer, von der Krankheitsursache
nicht unmittelbar betroffener Körperteile. Idiopathische Krankheiten sind solche des ursprünglich von der Krankheitsursache
betroffenen Organs (daher auch primäre Krankheiten genannt), während sympathische Krankheiten von der I. eines
andern, zuerst ergriffenen Organs abhängen und ein Symptom des Grundleidens darstellen, daher sie auch symptomatische (sekundäre)
Krankheiten genannt werden.
Wenn z. B. im Verlauf der epidemischen Ohrspeicheldrüsenentzündung eine Anschwellung der Hoden sich einstellt, so ist die
erstere ein idiopathisches, die Hodenanschwellung dagegen ein sympathisches oder symptomatisches Leiden. Wenn aber im Verlauf
eines schweren Typhus oder der Cholera eine Ohrspeicheldrüsenentzündung eintritt, so nennen wir letztere eine symptomatische;
oder wenn bei der Hüftgelenkentzündung sich Schmerzen im Hüftgelenk und gleichzeitig auch in dem übrigens ganz gesunden
Kniegelenk einstellen, so ist der Hüftgelenkschmerz ein idiopathischer, der Knieschmerz aber ein symptomatischer.
(griech.), von Nägeli eingeführte Bezeichnung derjenigen protoplasmatischen Substanz,
welche im Gegensatz zu dem übrigen Bildungsplasma (Stereoplasma) die Eigenart und besondere Entwickelungsform eines bestimmten
organischen Wesens repräsentiert.
(griech.), ursprünglich die »eigentümliche
Mischung« der Säfte des Körpers, aus welcher sich, der Ansicht der alten Ärzte zufolge, das verschiedene Verhalten der einzelnen
Individuen im gesunden wie im kranken Zustand erklären sollte. Gegenwärtig versteht man unter I. die
eigentümliche Abneigung oder allgemein das eigentümliche Verhalten, welches manche Personen gegen Eindrücke zeigen, welche
der großen Mehrheit der Menschen nicht ähnliche Empfindungen oder Reaktionen erregen. So gibt es Menschen, welche in ganz abweichender
Weise sich gegen bestimmte Speisen, Gerüche, Arzneien etc. verhalten.
Man kennt z. B. Menschen, welche infolge des Genusses von Erdbeeren oder von Krebsen Nesselsucht bekommen; andre können trotz
des Wohlgeschmacks gewisser Speisen diese nicht genießen, ohne in heftiger Weise zu erkranken. Wieder andre zeigen Widerwillen
gegen gewisse Farben, Töne etc. (Miauen der Katze: Wallenstein, Cäsar; Trompetenton: Mozart). Gewisse körperliche
Zustände, wie z. B. die Schwangerschaft, sind häufig durch I. gegen Speisen, die sonst wohl gelitten waren, ausgezeichnet.
Die Ursache der sogen. Idiosynkrasien ist unbekannt; jedenfalls liegt sie nicht in einer abweichenden
Mischung der Säfte, sondern wohl eher im Nervensystem und zwar in einer nach gewissen Richtungen hin abnorm
gesteigerten Empfindlichkeit desselben. Hiermit mag es zusammenhängen, daß die Idiosynkrasien bei den reizbareren Frauen
viel häufiger als bei Männern
mehr
beobachtet werden. In der Regel sind die Idiosynkrasien angeboren; doch können sie auch, besonders infolge erschöpfender
Krankheiten, erworben werden, und in diesem Fall nähern sie sich dem Zustand der Hyperästhesie, d. h. einer krankhaft gesteigerten
Empfindlichkeit der Nerven.