(neulat.-griech.), eine Art
Stereoskop,
[* 2] mit dessen
Hilfe zwei beliebige, wenn nur in
Größe und Gesichtsstellung
einander entsprechende photographische
Porträte
[* 3] in eins verschmolzen werden können.
(neulat.), Einerleiheit, herrscht im weitern
Sinn zwischen
Begriffen, wenn sie miteinander vertauscht werden
können
(Wechselbegriffe), im engern
Sinn, wenn sie ein und derselbe
Begriff sind. Erstere Art der I. findet zwischen
Begriffen
statt, welche bei verschiedenem
Inhalt denselben
Umfang besitzen (z. B. gleichseitiges
Dreieck
[* 4] und gleichwinkeliges
Dreieck,
denn jedes
Dreieck der erstern ist zugleich eins der letztern Art). Die zweite Art der I. findet zwischen
Begriffen statt, deren
Inhalt und
Umfang derselbe ist.
Während die erstere Art nur zwischen gewissen (den sogen.
Wechsel-)
Begriffen, findet letztere bei jedem
Begriff ohne Ausnahme
statt, denn jeder
Begriff ist nach demDenkgesetz: A = A, welches darum principium identitatis heißt,
mit sich selbst identisch. Umgekehrt ist derselbe aber mit seinem Gegenteil nicht identisch, d. h.
von jedem A gilt, daß es nicht = non A sei, was man den
Satz (oder das
Denkgesetz) des
Widerspruchs (principium contradictionis)
nennt, welcher nichts andres als die
Umkehrung des Identitätsprinzips ist. Insofern bei gewissen philosophischen
Systemen behauptet wird, daß zwischen gewissen für fundamental gehaltenen
Gegensätzen, wie z. B.
Subjekt (Wahrnehmendes)
und
Objekt (Wahrgenommenes) oder
Denken (welches das
Wesen des
Geistes) und
Ausdehnung
[* 5] (welche das
Wesen der
Materie ausmacht),
I. herrsche, werden diese
Systeme selbst
(SchellingsNaturphilosophie,
SpinozasAlleinheitslehre) Identitätssysteme
genannt.
Auch bezeichnet man mit I. alles unfruchtbare
Denken und
Grübeln, namentlich über
politische und soziale Verhältnisse, wie bekanntlich
Napoleon I. die
Denker, welche seine
Politik kritisierten,
Ideologen zu nennen pflegte.
Bewegungen nennt
Carpenter diejenigen
Bewegungen, welche jemand unbewußt ausführt, während er sich
dieselben lebhaft vorstellt, und welche bei vielen unerklärlich scheinenden Vorgängen, z. B.
beim sogen.
Gedankenlesen (s. d.),
Tischrücken etc., eine
Rolle spielen.
(griech.), »Eigentümlichkeit«,
besonders einer
Sprache
[* 7] oder einer
Mundart, daher entweder s. v. w.
Dialekt, oder auch in der Bedeutung
der Sprechweise gebraucht. So spricht man von einem I. des gemeinen
Mannes im
Gegensatz zum I. des Gebildeten sowie von verschiedenen
Idiomen oder
Mundarten der deutschen, französischen, italienischen etc.
Sprache.
das »eigne oder eigentümliche (ursprüngliche)
Leiden«
[* 8] (Grundleiden) eines Körperteils, im
Gegensatz zur
Sympathie oder »Mitleidenschaft« andrer, von der Krankheitsursache
nicht unmittelbar betroffener Körperteile. IdiopathischeKrankheiten sind solche des ursprünglich von der Krankheitsursache
betroffenen
Organs (daher auch primäre
Krankheiten genannt), während sympathische
Krankheiten von der I. eines
andern, zuerst ergriffenen
Organs abhängen und ein
Symptom des Grundleidens darstellen, daher sie auch symptomatische (sekundäre)
Krankheiten genannt werden.
Wenn z. B. im Verlauf der epidemischen
Ohrspeicheldrüsenentzündung eine Anschwellung der
Hoden sich einstellt, so ist die
erstere ein idiopathisches, die Hodenanschwellung dagegen ein sympathisches oder symptomatisches
Leiden. Wenn aber im Verlauf
eines schweren
Typhus oder der
Cholera eine
Ohrspeicheldrüsenentzündung eintritt, so nennen wir letztere eine symptomatische;
oder wenn bei der
Hüftgelenkentzündung sich
Schmerzen im Hüftgelenk und gleichzeitig auch in dem übrigens ganz gesunden
Kniegelenk einstellen, so ist der Hüftgelenkschmerz ein idiopathischer, der Knieschmerz aber ein symptomatischer.
(griech.), von
Nägeli eingeführte Bezeichnung derjenigen protoplasmatischen
Substanz,
welche im
Gegensatz zu dem übrigen Bildungsplasma (Stereoplasma) die Eigenart und besondere Entwickelungsform eines bestimmten
organischen
Wesens repräsentiert.
(griech.), ursprünglich die »eigentümliche
Mischung« der Säfte des
Körpers, aus welcher sich, der
Ansicht der alten
Ärzte zufolge, das verschiedene Verhalten der einzelnen
Individuen im gesunden wie im kranken Zustand erklären sollte. Gegenwärtig versteht man unter I. die
eigentümliche Abneigung oder allgemein das eigentümliche Verhalten, welches manche
Personen gegen
Eindrücke zeigen, welche
der großen Mehrheit der
Menschen nicht ähnliche
Empfindungen oder
Reaktionen erregen. So gibt es
Menschen, welche in ganz abweichender
Weise sich gegen bestimmte
Speisen, Gerüche, Arzneien etc. verhalten.
Man kennt z. B.
Menschen, welche infolge des Genusses von
Erdbeeren oder von
KrebsenNesselsucht bekommen; andre können trotz
des Wohlgeschmacks gewisser
Speisen diese nicht genießen, ohne in heftiger
Weise zu erkranken.
Wieder andre zeigen Widerwillen
gegen gewisse
Farben,
Töne etc. (Miauen der
Katze:
[* 9]
Wallenstein,
Cäsar; Trompetenton:Mozart).
Gewisse körperliche
Zustände, wie z. B. die
Schwangerschaft, sind häufig durch I. gegen
Speisen, die sonst wohl gelitten waren, ausgezeichnet.
Die
Ursache der sogen. Idiosynkrasien ist unbekannt; jedenfalls liegt sie nicht in einer abweichenden
Mischung der Säfte, sondern wohl eher im
Nervensystem und zwar in einer nach gewissen
Richtungen hin abnorm
gesteigerten
Empfindlichkeit desselben. Hiermit mag es zusammenhängen, daß die Idiosynkrasien bei den reizbareren
Frauen
viel häufiger als bei Männern
¶
mehr
beobachtet werden. In der Regel sind die Idiosynkrasien angeboren; doch können sie auch, besonders infolge erschöpfender
Krankheiten, erworben werden, und in diesem Fall nähern sie sich dem Zustand der Hyperästhesie, d. h. einer krankhaft gesteigerten
Empfindlichkeit der Nerven.
[* 11]