(griech.-lat.), die durch die Gleichzeitigkeit oder unmittelbare Aufeinanderfolge
bewirkte unwillkürliche, aber dauerhafte Verknüpfung der
Vorstellungen untereinander im
Bewußtsein. Dieselbe erfolgt jedesmal,
sobald mehrere
Vorstellungen zugleich im
Bewußtsein gegenwärtig oder sobald beim Eintreten der folgenden die frühere noch
nicht gänzlich verschwunden ist. Die empirische
Psychologie begnügt sich mit Konstatierung dieser
Thatsache;
die rationale sucht sie durch die Einfachheit der
Seele als notwendig zu begründen.
Das Dauernde des Zusammenhanges zeigt sich darin, daß er für längere oder kürzere Zeit bleibt, wenn auch die
Vorstellungen
in
Bewußtlosigkeit versunken sind. Daß aber die
Kombination nicht aufgelöst wird durch dasjenige Gebundensein der
Vorstellungen,
welches man Vergessen nennt, erhellt daraus, daß, sobald eine der zusammenhängenden
Vorstellungen ins
Bewußtsein zurückkehrt, sie die andre, die assoziierte, nach sich zieht und zu dem
Grade der
Klarheit erhebt, als sie es nach
ihrer eignen
Intensität und nach ihrem
Verhältnis zu entgegenstehenden hemmenden
Vorstellungen vermag.
Diese Art der Wiedererweckung einer
Vorstellung aus dem psychischen
Schlaf heißt mittelbare
Reproduktion,
weil es dazu einer selbst erst reproduzierten
Vorstellung bedarf,
und sie ist immer die
Folge einer früher eingegangenen I.
Für die I. ist der
Inhalt der
Vorstellungen außerwesentlich. Es verbinden sich ebensowohl ähnliche und nahezu gleiche wie
kontrastierende und entgegengesetzte
Vorstellungen untereinander nach den
Gesetzen der Gleichzeitigkeit
und der unmittelbaren Aufeinanderfolge.
Ungewohntes, unserm bisherigen Gedankenkreis Fremdartiges eignet man sich mit Mühe an, weil dafür im
Bewußtsein zu wenig Anknüpfungspunkte vorhanden sind. Je mehr sich Hindernisse für eine I. darbieten, desto öfter
müssen
Vorstellungen im
Bewußtsein zusammengeführt werden, damit die erlangte
Verbindung zu stande komme. Erst durch wiederholte
Übung wird eine Fertigkeit im Verbinden erlangt. Die Dauerhaftigkeit und Sicherheit der I. wird dadurch
verbürgt, daß eine
Vorstellung nicht auf eine einzige
Weise, sondern von vielen Seiten her an andre angeheftet worden ist.
Dabei ist die große
Einseitigkeit der I. zu beachten. Wo nicht ausdrücklich die
Glieder
[* 3] beim
Ablaufen der I. umgekehrt worden
sind, so daß bei der
Reproduktion das eine ebenso leicht auf das andre folgt, wie es dem andern vorangeht,
da läuft wohl die I. in der einen
Richtung ab, aber in der andern, in welcher sie nicht gebildet worden ist, stockt sie oder
kommt gar nicht zu stande. Die I. ist für die individuelle Gestaltung des Bewußtseinsinhalts von höchster Wichtigkeit,
da der größere Teil unsrer
Vorstellungen,
Urteile und Schlußfolgerungen bei mangelnder
Aufmerksamkeit durch ganz zufällige
Ideenverknüpfungen gelenkt wie gestört werden kann. Auf die
Rolle, welche derselben
bei der ästhetischen
Schätzung zufallen
kann, hat
Fechner aufmerksam gemacht. Um die Beachtung der I., auf welcher der
Witz, die
Phantasie, das
Gedächtnis, selbst
Sprache
[* 4] und
Schrift beruhen, haben sich namentlich die englischen Empiriker und die französischen Sensualisten
(Locke,
Hume,
Condillac)
Verdienste erworben.
in der
Lehre
[* 5] der
Geisteskrankheiten (s. d.) der aufs äußerste beschleunigte
Ablauf
[* 6] geistiger Vorgänge,
wie er bei krankhaften Erregungszuständen des
Gehirns, besonders in der
Manie, beobachtet wird.
Von seinen
Schriften sind hervorzuheben: »Historische Untersuchungen über die astronomischen
Beobachtungen der Alten« (Leipz.
1806);
»Über den Ursprung und die Bedeutung der Sternnamen« (Berl.
1809);
»Handbuch der mathematischen und technischen
Chronologie« (das. 1825-26, 2 Bde.;
neu bearbeitet als »Lehrbuch der
Chronologie«, das. 1831; neuer
Abdruck, Bresl. 1883);
Auch machte er sich bekannt durch zwei mit Nolte herausgegebene Handbücher der englischen und französischen Litteratur,
die zahlreiche
Auflagen erlebten.