In der
Botanik bezeichnet man mit eine auf reichlicherer
Ernährung beruhende Vergrößerung von Pflanzenteilen über ihr gewöhnliches
Maß; sie wird bewirkt entweder durch übergroße Nahrungszufuhr aus dem
Boden bei starker Düngung oder durch Wegnahme gewisser
Teile der
Pflanze, wenn z. B. alle
Triebe bis auf einen oder einige weggeschnitten werden, infolgedessen
diese dann ihre
Stengel
[* 2] und ihre
Blätter riesenhaft vergrößern. Dasselbe tritt ein nach
Abtrieb von Sträuchern und
Bäumen
an den ersten Wurzelschößlingen, die sich an den
Stümpfen entwickeln.
Ebenso erzielen die
Gärtner durch Abkneipen junger
Früchte,
Blüten und Laubtriebe abnorm große
Früchte,
Trauben,
Blüten etc.
Auch an der unverletzten
Pflanze können gewisse Teile hypertrophisch und dadurch wirkliche
Mißbildungen
erzeugt werden. Die
Ursache davon liegt bald in einer
Hemmung der
Vegetation in irgend einem Pflanzenteil, infolgedessen an
andern Teilen eine erhöhte Vegetationsthätigkeit eintritt, oder sehr häufig auch in einer
Hemmung des absteigenden Saftstroms,
dessen Ansammlung an einer
Stelle zur Hypertrophie Veranlassung gibt, wie dies bei der Maserbildung, der Entstehung
von
Wasserreisern etc. der
Fall ist. Sehr häufig wird auch durch
Parasiten eine übermäßige Nahrungszufuhr nach den infizierten
Organen verursacht, welche eigentümliche Hypertrophien derselben zur
Folge hat; dahin gehören die durch manche
Schmarotzerpilze
bewirkten Anschwellungen,
Krümmungen, Drehungen und Verkrüppelungen und die von parasitischen
Tieren
hervorgebrachten
Gallen.
(griech., »in eins [zusammen]«;
auch ins
Englische
[* 10] übergegangen, spr. heif'n), die Zusammenziehung zweier
Wörter zu einem Kompositum
und das dabei gebräuchliche Bindezeichen (-).
(lat.
Somnus), in der griech.
Mythologie der Gott des
Schlafs, Sohn der
Nacht
(Nyx) und Zwillingsbruder des
Todes
(Thanatos), wohnt mit beiden im unterirdischen
Dunkel, von wo dieMutter ihre
Söhne allnächtlich mit sich
heraufführt. Hypnos schweift sanft und menschenfreundlich über Land und
Meer, ein milder Beruhiger aller
Kreatur und ihrer Sorgen
und Mühen, ein Spender lieblicher Traumbilder und darum ein
Freund des
Apollon
[* 12] und der
Musen,
[* 13] während sein
Bruder (wenigstens
ursprünglich) grausam und erbarmungslos erscheint (s.
Thanatos).
Die Traumgötter heißen seine
Söhne. In diesem
Sinn war die
Nacht mit ihren beiden
Söhnen auf dem
Kasten
des
Kypselos abgebildet. Im übrigen wird er gewöhnlich als kräftiger, lebhaft ausschreitender
Jüngling dargestellt, mit
Flügeln an der
Stirn und den gewöhnlichen
Attributen des Mohnzweigs und des Schlummerhorns, aus
dem er denSchlaf
auf die Ruhenden niederträufelt. Doch kommen auch andre Auffassungen vor, so die
Darstellung als geflügelter, bärtiger
Greis, der über den in seinem
Schoß liegenden
Endymion
[* 14] den
Schlaf ausgießt (in Sarkophagreliefs). Bekannt ist die
Episode der
Ilias (XIV), wo
Hera
[* 15] den Hypnos, den
Herrn über alle
Götter und
Menschen, durch große Versprechungen für ihren
Plan wider
Zeus
[* 16] gewinnt.
Vgl. Winnefeld, ein archäologischer
Versuch (Stuttg. 1887).
(griech.), der durch
narkotische Mittel hervorgebrachte
Schlaf. ^[= # (Somnus), derjenige physiologische Zustand, in welchem die Äußerungen des Bewußtseins zurücktret ...]
(griech.), ein von Ochorowicz angegebenes
Instrument, bestehend aus einem kleinen, der
Länge nach aufgeschlitzten,
magnetischen Stahlcylinder, der durch eigentümliche
Empfindungen in dem hineingesteckten Zeigefinger anzeigen soll,
ob einePerson leicht hypnotisierbar ist oder nicht.
Geßmann hat durch Vereinigung von vier Hufeisenmagneten in einen
Ring,
so daß die acht
Pole in regelmäßiger Abwechselung gegen einen engen
Raum (für den hineinzusteckenden
Finger) konvergieren,
ein angeblich noch empfindlicheres
Instrument hergestellt.
(griech.), ein schlafähnlicher Zustand, welcher bei den meisten
Menschen durch anhaltendes, gespanntes
Richten derAufmerksamkeit, besonders des
Blickes, auf einen Gegenstand von nicht aufregender
Beschaffenheit erzeugt werden kann.
Ähnliche Zustände wußten bereits die alten indischen
Fakire oder religiösen Ekstatiker durch
Konzentration ihres
Blickes (auf den
Nabel) oder ihrer
Gedanken zu erzeugen; der durch gewisse
Striche erzeugte magnetische
Schlaf (s.
Magnetische Kuren)
[* 19] stellt eine analoge
Erscheinung dar: aber erst der englische Wundarzt
JamesBraid (gest. 1860 in
Manchester)
[* 20] machte denselben
seit dem Jahr 1841 zum Gegenstand eines genauern, wissenschaftlichen
Studiums, schrieb eine ganze
Reihe
von Werken über denselben und legte ihm obigen
Namen bei.
Gleichwohl gerieten seine erschöpfenden
Beobachtungen fast in völlige Vergessenheit, bis in neuerer Zeit die sehr auffallenden
öffentlichen Schaustellungen eines dänischen
Kaufmanns,
Hansen, das
Interesse für diesen Zustand von neuem wachriefen und
eine Anzahl von Untersuchungen durch
Weinhold, Heidenhain,Berger,
Preyer und andre Physiologen veranlaßten,
welche die Braidschen
Erfahrungen vollkommen bestätigten. Nach der Vorschrift
Braids wird der am leichtesten hervorgerufen,
indem man die zu dem
Experiment dienende
Person längere Zeit auf einen in einiger
Entfernung angebrachten glänzenden Gegenstand,
ein Stückchen poliertes
Metall, einen kleinen, funkelnden
Spiegel
[* 21] od. dgl., unverwandt
hinblicken läßt. Sie wird
¶
mehr
dadurch bald hypnotisch und bietet eine Reihe von Erscheinungen dar, die höchst merkwürdig sind. Man kann sie im allgemeinen
dahin charakterisieren, daß die Thätigkeit des bewußten Denkens und Wollens, der Vernunft, eingeschläfert ist, während
die Sinnesthätigkeiten und ohne Zweifel auch ein ihnen spezieller zugehörendes Gebiet des Denkorgans fortfahren, zu funktionieren
und in beständiger Wechselwirkung mit der Außenwelt zu bleiben. Durch das offene oder halbgeschlossene Auge,
[* 23] durch das Ohr,
[* 24] Gefühl, Geruchs- und Geschmacksorgan werden allerlei Eindrücke aufgenommen, ohne zum Bewußtsein zu kommen, weshalb mit den
höhern Graden des Hypnotismus vollständige Schmerzlosigkeit verbunden ist; selbst tiefe Nadelstiche u.
dgl. werden nicht empfunden.
Gleichwohl bringen diese Eindrücke bestimmte dunkle Vorstellungen hervor, deren sich der Hypnotisierte später überhaupt
nicht oder höchstens wie aus einem Traum erinnern kann, durch deren Vermittelung er jedoch zu dem vollkommenen Sklaven eines
fremden Willens gemacht werden kann. Befehle, bestimmte Thätigkeiten auszuführen, oder zugeflüsterte Ideen, die zu solchen
führen, werden aufgenommen und befolgt, und vor allem werden sicht- oder hörbare Thätigkeiten, die
man dem Hypnotisierten vormacht, willenlos nachgeahmt.
Geht der Experimentator vor ihm her, kniet er nieder, tanzt er etc., so wird der Hypnotische
dies alles nachahmen, vorausgesetzt, daß er diese Thätigkeiten sehen oder hören kann. Selbst eine rohe Kartoffel
oder ein StückAsa foetida werden, in den Mund gesteckt, von ihm verzehrt, wenn er zugleich hörbare Kaubewegungen vernimmt
und die Idee erweckt wird, es sei eine Birne od. dgl., da der schlechte Geschmack oder Geruch nicht zum Bewußtsein kommt. Selbst
die Hervorrufung eines automatischen Nachsprechens vorgesagter Worte gelang Berger und Weinhold, wenn sie
zugleich einen leisen Reiz in der Nackengegend ausübten und damit wahrscheinlich gewisse Nervenstränge reizten, die mit
den Sprachwerkzeugen in Verbindung stehen. Es ist somit bei solchen Personen der Nachahmungstrieb in einem Grad lebendig, wie
wir ihn sonst nur bei ganz kleinen Kindern und gewissen Tieren zu finden gewohnt sind, eine Thatsache, auf
deren psychologische und philosophische Bedeutung besonders E. Krause hingewiesen hat. Es wird dadurch offenbar, daß die
Nachahmung eine Art Fundamentalphänomen der psychischen Mechanik ist, sofern durch die Thätigkeit fremder Personen erregte
Vorstellungen sofort, und ohne zum klaren Bewußtsein zu gelangen, dieselben Thätigkeiten hervorrufen, natürlich
nur, soweit sie zu den dem Individuum geläufigen gehören.
Mit dieser Ausschaltung der bewußten Geistesthätigkeit kontrastiert auffallend die Leistungsfähigkeit der einzelnen Sinnesorgane
in diesem Zustand. Durch die Versuche von Braid, Preyer und andern Physiologen kann es für ausgemacht gelten, daß der Haut-,
Gesichts-, Gehörs- und Geruchssinn hierbei sogar eine beträchtliche Steigerung über das gewöhnliche
Maß erfahren können, obwohl diese Steigerung dem Individuum selbst nicht klar bewußt wird, sondern sich nur in dessen Benehmen
gegen die Umgebung verrät.
Damit in verständlichem Zusammenhang scheint es zu stehen, daß die Muskelthätigkeit durch leise, wiederholte Striche in
eine solche Überreizung versetzt werden kann, daß dauernde Kontraktion, Muskelstarre und Starrkrampf hervorgerufen
werden. Die Glieder
[* 25] bleiben dabei biegsam und behalten die Richtung, die man ihnen gibt, solange der Hypnotismus andauert. Vielleicht
hängt es auch mit
derselben Überempfindlichkeit zusammen, daß gewisse leichte Eindrücke, z. B. ein Anhauchen oder sanftes
Hinwegstreichen über das Gesicht,
[* 26] am schnellsten zum Erwachen aus diesem Zustand führen.
Anderseits können aber von solchen Erregungen üble Nachwirkungen auf das Nervensystem zurückbleiben, weshalb solche Versuche
von Laien nicht angestellt werden sollten, zumal sich die Empfänglichkeit für den Hypnotismus mit jedem Versuch zu steigern scheint
und leicht zu einer krankhaften Nervendisposition führen kann. Unter gewissen Umständen, z. B.
bei. Krampfzuständen, kann nach den ErfahrungenBraids auch Heilung durch solche erregende Manipulationen
herbeigeführt werden, was die sogen. Magnetischen Kuren (s. d.) wieder in einzelnen Fällen zu Ehren bringen würde.
Das Wesen und die Erklärung des Hypnotismus glaubte Braid wohl mit Recht in einer vorübergehenden totalen Ermüdung oder Lähmung eines
Gehirnteils durch die lange Fixierung der Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Sinneseindruck suchen zu
sollen. Gleich den optischen Eindrücken, kann ein gleichmäßig fortdauerndes Geräusch oder die bloße Konzentration der Gedanken
auf die Striche eines Magnetiseurs, ja bei empfänglichen Personen schon die bloße Überzeugung, daß sie zur Zeit aus der
Ferne »magnetisiert« werden, wirken. Da die neuere
Psychologie den Sitz der bewußten Thätigkeit des Gehirns in den Ganglienzellen
[* 27] der grauen Substanz der Gehirnrinde sucht,
so hat man vermutet, daß diese im besondern der Gegenstand jener vorübergehenden Lähmung oder Thätigkeitsausschaltung
würden.
Jedenfalls bleiben andre Gehirnteile der Hypnotisierten in vollster Thätigkeit, namentlich die Organe der Sinnesempfindungen,
Bewegungskontrolle, des Gleichgewichts etc.; ja, es scheint aus zahlreichen Versuchen hervorzugehen, daß man sogar nur die
eine Hälfte des Gehirns durch Beschränkung des anhaltenden Sinneseindrucks auf eine Seite hypnotisieren kann, wodurch sehr
merkwürdige Erscheinungen halbseitiger Unempfindlichkeit etc. hervorgerufen werden könnten.
Man darf bei alledem nicht vergessen, daß das Bewußtsein vielfach nur eine Begleiterscheinung der Körperthätigkeiten
ist und verschwindet, wenn wir die betreffende Thätigkeit durch Übung vollkommen unserm Nervenapparat eingeprägt haben,
um dann ohne Bewußtsein gehen, tanzen, schreiben und alle Handfertigkeiten ausüben zu können. Umgekehrt rufen Körperzustände
bestimmte Vorstellungen hervor, und es wird behauptet, daß die künstlichen Stellungen, welche man Hypnotischen
erteilt, analoge Traumvorstellungen: Niederknieen z. B. andächtige Gefühle, erzeugen.
Auf diese Weise kann man demnach auch die Traumvorstellungen, die gewöhnlich nicht die Schwelle des Bewußtseins überschreiten,
den Hypnotischen gewissermaßen soufflieren, und dadurch erklären sich manche Erscheinungen des sogen. magnetischen Schlafs,
wie denn das ganze Gebiet dieser dunkeln Erscheinungen des Nervenlebens durch das Studium des Hypnotismus, welcher
eins der Hauptphänomene desselben bildet, bedeutend an Verständlichkeit gewonnen hat.