man bei der hierbei erzeugten Temperaturerniedrigung den
Taupunkt erreicht, so wird die
Luft, welche die Silberoberfläche
berührt, mit Wasserdampf gesättigt sein. Bei der geringsten weitern Abkühlung wird ein Betauen oder
Beschlagen der versilberten
Fläche stattfinden. In diesem
Augenblick wird das
Thermometer
[* 2] abgelesen, und die so gefundene
Temperatur ist die des
Taupunktes. Das dem
Taupunkt entsprechende Druckmaximum des Wasserdampfes gibt ebenso wie beim Danielschen Hygrometer den Dampfdruck
für den
Augenblick der
Beobachtung, und dieser
Druck, dividiert durch
den derLufttemperatur entsprechenden Maximaldruck, gibt
die relative
Feuchtigkeit der
Luft. Hierbei ergibt sich der Vorteil, daß der
Aspirator
[* 3] sehr weit vom
Instrument entfernt
sein und der Beobachter die Thermometerangaben mit einem
Fernrohr
[* 4] ablesen kann. Ein dritter derartiger
Apparat, der sich durch
größere
Billigkeit und leichtere Handhabung auszeichnet, ist
Lambrechts (in
Göttingen)
[* 5] Taupunktspiegel.
Eine andre
Methode, den Feuchtigkeitsgehalt der
Luft zu bestimmen, besteht in der Anwendung des
Psychrometers. Dies von
August
angegebene
Instrument besteht aus zwei
Thermometern, die gleichzeitig beobachtet werden müssen, und von
denen das eine an der
Kugel mit einem feinen Leinwandläppchen umgeben ist, welches in ein untergestelltes
Gefäß
[* 6] mit
Wasser
herabhängt, so daß die
Hülle dieser Thermometerkugel stets befeuchtet ist. Das
Wasser verdunstet von dem Leinwandläppchen
desto schneller, je trockner die
Luft ist, und dem entsprechend wird die durch die
Verdunstung hervorgerufene
Temperaturerniedrigung des sogen. feuchten
Thermometers bald stärker, bald schwächer sein.
Aus dem Unterschied der durch die beiden
Thermometer angezeigten
Temperaturen sowie aus der durch das trockne
Thermometer angezeigten
Lufttemperatur und dem Barometerstand im Zeitpunkt der
Beobachtung kann auf den Feuchtigkeitszustand der
Luft geschlossen werden. Um denselben ohne zeitraubende Rechnungen ableiten zu können, sind Psychrometertafeln zusammengestellt,
aus denen sowohl die absolute als auch die relative Luftfeuchtigkeit unmittelbar aus den beobachteten
Größen abgelesen werden
kann. Die verbreitetsten sind von
Suhle und von
Jelinek herausgegeben. In Bezug auf die Psychrometerbeobachtungen selbst ist
noch hervorzuheben, daß bei der
Aufstellung des
Instruments für einen genügenden Luftwechsel gesorgt sein muß, weil die
Beobachtungen unrichtige
Resultate liefern, wenn die
Thermometer von einer stagnierenden Luftmasse umgeben sind.
Durch die Volumhygrometer wird der
Raum bestimmt, welchen der in einem bestimmten
VolumenLuft enthaltene Wasserdampf unter
dem
Druck der
Atmosphäre einnehmen würde, und aus seinem
Volumen kann dann auch sein
Gewicht berechnet
werden.
AlleInstrumente dieser Art basieren auf der
Thatsache, daß, wenn in ein geschlossenes
Gefäß eine stark hygroskopische
Flüssigkeit, wie z. B.
Schwefelsäure,
[* 7] gebracht wird, diese den Wasserdampf absorbiert und dadurch die
Luft eine Verkleinerung
des
Volumens erfährt, welche groß genug ist, um gemessen werden zu können (Schwackhöfer).
Statt der Veränderung im
Volumen kann auch die Veränderung des
Druckes gemessen und daraus der
Druck des ursprünglich vorhanden
gewesenen Wasserdampfes ermittelt werden
(Edelmann und Rüdorff).
Koppe, Die Messung
des Feuchtigkeitsgehalts der
Luft mit besonderer Berücksichtigung des neuen Prozenthygrometers mit Justiervorrichtung (Zürich
[* 10] 1878).
Feuchtigkeit, das
Wasser, welches die
Körper, die einen mit größerer, die andern mit geringerer
Begierde,
aus der
Luft aufsaugen, ohne sich chemisch damit zu verbinden.
Körper, welche dies thun, nennt man hygroskopisch. Dieselben
sind an freier
Luft, welche stets Wasserdampf enthält, niemals völlig trocken, und wenn man sie bei
erhöhter
Temperatur oder in einer künstlich getrocknetem
Luft vollständig trocknet, so nehmen sie an freier
Luft alsbald
wieder
Feuchtigkeit auf und zwar um so mehr und um so schneller, je größer die relative
Feuchtigkeit der
Luft ist.
Wird die
Luft bei Witterungswechsel erheblich trockner, so verlieren auch die hygroskopischen
KörperFeuchtigkeit,
sie setzen sich stets mit dem relativen Feuchtigkeitsgehalt der
Luft ins
Gleichgewicht,
[* 12] und der Zustand, den man lufttrocken
nennt, bezeichnet also je nach der
Natur des betreffenden
Körpers, der
Beschaffenheit der
Luft und der
Temperatur einen sehr
verschiedenen Feuchtigkeitsgehalt. In gewissemGrad sind wohl alle
Körper hygroskopisch, selbst
Metall
und
Glas
[* 13] verdichten auf ihrer Oberfläche eine wägbare
MengeFeuchtigkeit.
Sehr auffallend ist die Hygroskopizität bei manchen
Salzen, die, wie das
Chlorcalcium, in kurzer Zeit so viel
Wasser aus der
Luft aufnehmen, daß sie sich darin vollständig auflösen können: sie zerfließen an derLuft.
AndreKörper
erleiden durch die aufgenommene
Feuchtigkeit eine Volumvergrößerung, wie z. B. das menschliche
Haar,
[* 14] welches seine
Kräuselung
verliert und sich so stark verlängert, daß
man es zum
Messen des Feuchtigkeitsgehalts der
Luft benutzen kann.
Die
Darmsaiten der musikalischen
Instrumente verlängern sich in der feuchten
Luft des gefüllten Konzertsaals so
stark, daß die
Instrumente umgestimmt werden müssen.
Gleich dem
Haar und dem
Darm
[* 15] sind die meisten organisierten
Substanzen
stark hygroskopisch.
Holz,
[* 16]
Stärkemehl,
Baumwolle,
[* 17]
Leinen, vor allem
Federn,
Wolle und
Seide
[* 18] nehmen eine große
MengeFeuchtigkeit
auf und können bei einem Wassergehalt von 10-20 Proz. noch völlig trocken erscheinen. Man kommt
in der
Praxis in die
Lage, wenn man diese
Körper nach dem
Gewicht kauft, statt derselben eine mehr oder weniger bedeutende
MengeWasser zu bezahlen. Um der hieraus sich ergebenden Unreellität zu begegnen, sind »Konditionierungsanstalten«
begründet worden, in welchen der Feuchtigkeitsgehalt der betreffenden
Ware amtlich festgestellt wird.
Auch
Flüssigkeiten sind hygroskopisch und
Alkohol z. B. in so hohem
Grade, daß es sehr schwer hält, ihn
völlig wasserfrei zu erhalten. Die starke Hygroskopizität der konzentrierten
Schwefelsäure benutzt man zum Austrocknen
der
Luft, und wenn man z. B. unter einer Glasglocke ein flaches
Gefäß mit konzentrierter
Schwefelsäure aufstellt und auf
einem
Dreifuß ein Schälchen mit einer Salzlösung, so entzieht die
Säure letzterer allmählich das
Wasser,
die
Lösung verdampft, u. das
Salz
[* 19] kristallisiert.
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