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drei deutsche Schweißhundrassen, die des hannöverschen Jägerhofs, die Harzer und die Sollinger Rasse, welche sich hauptsächlich durch die Färbung unterscheiden. Diese ist graubraun, an Maul, Augen und Behang schwarzbraun gebrannt, häufig auch rotbraun und rotgelb, braun und schwärzlich geflammt und gestriemt, mit dunklerm Rückenstreifen; das Haar [* 2] ist meist dicht und kurz. Der Hund ist von mittlerer Größe, mit breiter Brust, muskulös und proportioniert gebaut, hat langen Behang und lange, bis auf die Mitte der Fußwurzel hinabreichende Rute, die schräg abwärts wenig gekrümmt getragen wird.
Die stark ausgebildeten und scharf vorspringenden Augenbrauen sowie die breit überfallenden Lippen mit stark ausgeprägter Falte am Mundwinkel geben ihm ein ernstes Ansehen. Der Schweißhund verfolgt am Riemen die Schweißfährte eines angeschossenen Stückes und wird, wenn er den Jäger zu dem Schweißbett geführt hat, an das aufstehende Stück gehetzt, um es so lange zu verfolgen, bis es sich stellt und vom Jäger erlegt werden kann. Der Schweißhund muß »führig« gemacht, d. h. daran gewöhnt werden, am Riemen ruhig an der linken Seite des Jägers zu folgen, er darf beim Anblick des Wildes nicht Laut geben, und damit er dem Jäger beim Anschleichen des Wildes nicht hinderlich wird, muß er sich »ablegen« lassen, d. h. an einem ihm angewiesenen Ort stillliegen bleiben, wenn der Jäger sich entfernt. Eine besonders geschätzte Eigenschaft besteht darin, daß der Hund »tot verbellt«, d. h. Standlaut gibt, wenn er das Stück verendet findet.
10) Vorstehhund (Hühnerhund, s. Taf. II), dient zum Jagen der Rebhühner, Wachteln, Schnepfen etc., auch wohl der Hasen und bleibt vor dem gefundenen Wild stehen, bis der Jäger herankommt. Die deutschen Vorstehhunde zerfallen in drei Rassen, die glatthaarigen, flockhaarigen und stichelhaarigen. Sie haben eine langsamere Suche, apportieren aber das erlegte Wild und eignen sich daher auch für den Jagdbetrieb des deutschen Jägers mehr und werden in neuerer Zeit wieder rein gezüchtet. Die englischen Hunde [* 3] sind leichter und schwächer, da solche nur zur Suche und zum Vorstehen, aber nicht zum Apportieren des Wildes gebraucht werden, zu welchem Zweck dort die Jäger einen besondern Apporteur (Retriever, s. 6) mit führen.
Man unterscheidet zwei Hauptrassen, den kurzhaarigen Pointer und den flockhaarigen Setter. Die Setter zerfallen wieder in drei Formen, welche sich im wesentlichen nur durch die Farbe und Behaarung unterscheiden und sämtlich vom Spaniol, der größten Form der Wachtelhunde, herstammen. Der Gordon Setter ist der stärkste, mit langem, schwarzem Haar und lohfarbenen Abzeichen an den Extremitäten, der englische Setter ist etwas schwächer, vorherrschend weiß mit gelben, braunen oder schwarzen Flecken, der irische Setter ist dunkel rostrot, fast ohne Abzeichen, bisweilen mit einem schmalen weißen Streifen an Brust oder Stirn.
Weniger bekannt und verbreitet sind bei uns die französischen Vorstehhunde, welche als kurzhaarige (Braques), langhaarige (Espagnols) und kraus- und stichelhaarige (Griffons) unterschieden werden. Ein guter Hühnerhund muß mit hoher Nase [* 4] in Zickzacklinien das Terrain vor dem ihm folgenden Jäger absuchen, fest vorstehen und sicher apportieren, er muß ferner hasenrein sein, d. h. sich von einem vor ihm aufstehenden Hasen abrufen lassen. Hunde, welche tief am Boden suchen und schnüffeln, haben eine schlechte Nase, finden das Wild schwer und rücken ihm deshalb oft so nahe, daß es aufsteht, bevor der Hund zum Vorstehen kommt.
11) Windhund, wird auf der Hetzjagd zum Greifen der Hasen und Füchse gebraucht. Besonders in England wird auf Züchtung reiner Rasse viel Fleiß verwendet. Der Windhund ist unter allen Hunden der schnellste, er vermag einen Hasen, dagegen kein Reh, [* 5] welches einen irgend beträchtlichen Vorsprung hat, einzuholen und erreicht leicht einen Fuchs, [* 6] selbst wenn dieser auf weiterer Entfernung angehetzt wird. Das Geruchsorgan (die Nase) ist schlecht, und daher jagt der Windhund ausschließlich aufs Auge, [* 7] er kann dem Wild nicht folgen und verliert dasselbe, sobald er es nicht mehr sieht. Man kann daher nur auf großen, ebenen und freien Feldern, nach Beendigung der Ernte [* 8] und auf solchen Revieren hetzen, auf denen es nicht viel Hasen gibt, weil sonst die Hunde bei der Verfolgung des angehetzten mehrere aufstoßen und von dem erstern abkommen. Ein Hund, welcher die andern von dem gefangenen Wild abhält, heißt ein Retter, der, welcher einen Hasen allein einholen und fangen kann, ein Solofänger.
[Züchtung von Rassehunden.]
In neuerer Zeit hat man sich mehr als früher bemüht, die verschiedenen Hunderassen zu sichten und rein weiterzuzüchten (Hundesport). Besonders in England ist die rationelle Züchtung von Rassehunden seit vielen Jahren betrieben und namentlich durch den Kennel-Klub in London [* 9] gefördert worden. Die dort erzielten guten Resultate gaben dann die Anregung zu ähnlichen Bestrebungen in Deutschland. [* 10] Es wurden Vereine gegründet, und zur Prüfung der Leistungen von Jagdhunden konstituierten sich verschiedene Klubs, wie der Prüfungsklub für Dachs- u. Hühnerhunde in Berlin, [* 11] der Norddeutsche Hetzklub u. a. Die Vereine stellen die charakteristischen Kennzeichen der Rassen fest, sie veranstalten Ausstellungen, halten Preissuchen ab und führen ein Hundestammbuch (s. unten, Litteratur), um die Abstammung der Hunde festzustellen und den Züchtern geeignetes Zuchtmaterial zuzuführen.
Der erstern Aufgabe hat sich namentlich der Verein Hannover [* 12] unterzogen, und Horn hat in seinem »Handbuch des Hundesports« die offiziellen Rassekennzeichen angegeben. Von dem Verein »Hektor« (Berlin) ist ein Reglement für Ausstellungen ausgearbeitet worden. Die Prüfung der Hunde bietet besondere Schwierigkeiten dar; am häufigsten veranstaltet man Prüfungen für Hühner-, Dachs- und Schweißhunde, und der »Verein zur Züchtung reiner Hunderassen in Süddeutschland« hat ständige Prüfungskommissionen eingesetzt, nach deren Zeugnis die Eintragung in das Hundestammbuch erfolgt.
Der Hund stand schon im Altertum in hohem Ansehen und wurde in mehreren Rassen gezüchtet;
auf den ägyptischen Denkmälern aus der Zeit von 3400 bis 2100 v. Chr. sind verschiedene Hunderassen dargestellt, von denen die meisten den Windspielen verwandt sind;
später tritt eine Art Parforcehund auf sowie ein unserm Dachshund sehr ähnliches Tier;
auf einem assyrischen Denkmal fand sich das Bild einer ungeheuern Dogge etc. Auch in Europa [* 13] reicht der Hund in die vorhistorische Zeit, wie die Funde aus der Steinzeit [* 14] beweisen.
Ebenso ist der Hund in Amerika [* 15] seit uralter Zeit Haustier. Die Indianer von Janja und Huanca verehrten vor ihrer Bekehrung zum Sonnendienst die Hunde, ihre Priester bliesen auf kunstvoll skelettierten Hundeköpfen, und Hundemumien fanden sich in den peruanischen Grabmälern der ältesten Zeit. In der alten griechischen und römischen Litteratur wird der Hund oft erwähnt; man hielt die Tiere, wie bei uns, teils für die Jagd, teils zur Bewachung des Hauses, teils zur ¶
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Unterhaltung. Unter den Jagdhunden nahmen bei den Griechen die lakonischen die erste Stelle ein, sodann die molossischen Doggen, große, starke Tiere von schöner Rasse, die daher auch von der Kunst häufig dargestellt worden sind. Sokrates schwur beim Hund, Homer besingt den Hund des Odysseus. Bei den Spartanern wurden dem Gotte des Kriegs Hunde geopfert; bei den Römern waren sie den Faunen und Laren geweiht. Auch die Ägypter benutzten die Hunde zu Jagd. Von den Juden wurde der Hund verachtet. In großem Ansehen dagegen stand derselbe, obschon er kein heiliges Tier war, bei den alten Deutschen: ein Pferd [* 17] galt 6, ein Leithund aber 12 Schilling. Er galt für geistersichtig, indem er die Geister und Götter erkannte, bevor sie dem menschlichen Auge sichtbar wurden, und sie durch seine Stimme ankündigte. Nach dem Sieg über die Cimbern hatten die Römer [* 18] noch einen harten Kampf mit den Hunden zu bestehen, welche das Gepäck bewachten. In der christlichen Symbolik ist der Hund das Sinnbild der Treue (besonders der ehelichen) sowie der Wachsamkeit gegen die Ketzerei, aber auch bisweilen der Gefräßigkeit. Als Sinnbild der Treue findet er sich häufig auf Grabdenkmälern unter den Füßen der dargestellten [* 16] Figur.
[Litteratur.]
Brehm, Illustriertes Tierleben, Bd. 1 (2. Aufl., Leipz. 1876);
Weiß, Der Hund, seine Eigenschaften, Zucht und Behandlung (Stuttg. 1852);
Smith, The natural history of dogs (Edinb. 1839-1840, 2 Bde.);
Fitzinger, Der und seine Rassen (Tübing. 1876);
Ehrencreutz, Vollständige Anleitung zum Erziehen und Dressieren der Hunde (Ulm [* 19] 1855);
v. Thüngen, Der Jagdhund, seine Züchtung, Erziehung, Wartung, Dressur und Führung (6. Aufl., Weim. 1881);
Leo, Der Hund, seine Züchtung, Aufzucht und Pflege (Stuttg. 1875);
Oswald, Der Vorstehhund in seinem vollen Wert (6. Aufl., Rudolst. 1886);
Nolde, Galerie edler Hunderassen (Leipz. 1876);
Derselbe, Der Hühner- oder Vorstehhund in seinen verschiedenen Rassen (das. 1876);
Hering, Handbuch für Hundeliebhaber (2. Aufl., Stuttg. 1882);
Specht, Hunderassen (Zeichnungen, das. 1876);
Lunze, Die Hundezucht im Lichte der Darwinschen Theorie (Berl. 1877);
Jeitteles, Die Stammväter unsrer Hunderassen (Wien [* 20] 1877);
Adolf und Karl Müller, Der und seine Jagd (Frankf. 1879);
Horn, Handbuch des Hundesports (Wien 1882);
Shaw, Illustriertes Buch vom Hund (deutsch von Schmiedeberg, Leipz. 1883);
Bungartz, Kynos; Handbuch zur Beurteilung der Rassenreinheit des Hundes (Stuttg. 1884);
Derselbe, Deutscher Hundesport (Minden [* 21] 1886);
Schmiedeberg, Der deutsche Vorstehhund (Leipz. 1884);
Corneli, Die deutschen Vorstehhunde (Berl. 1884);
Derselbe, Der Dachshund (das. 1885);
Drömer, Der Schweißhund (Oranienb. 1886);
das vom Verein zur Veredelung der Hunderassen für Deutschland herausgegebene »Deutsche [* 22] Hundestammbuch« (bis jetzt 6 Tle., Hannov. 1885);
»Österreichisches Hundestammbuch« (Wien 1884).
Zeitschriften: »Der Hund, Organ für Züchter und Liebhaber«, (hrsg. von v. Schmiedeberg, Blasewitz);
»Der Hundesport« (Münch. 1886 ff.).