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des Wildes benutzt, indem man mit seiner Hilfe ausmachte, in welchem Distrikt ein bestimmter Hirsch, [* 2] auf den man jagen wollte, steckte. Ein guter Leithund mußte alle Fährten, auf die er gearbeitet war, »anfallen« und »zeichnen« und auf denselben so lange nachziehen, bis er davon »abgetragen« wurde, indem man ihn mit beiden Händen um den Leib hinter den Vorderläufen faßte, aufhob und gegen den Wind abwendete.
4) Otterhund, hauptsächlich in England als besondere Rasse gezüchtet, stammt von dem südenglischen Jagdhund (Southern Hound) ab, welcher früher besonders zur Parforcejagd in sumpfigen Gegenden benutzt wurde, den man aber später durch schnellere Hunde [* 3] zu ersetzen suchte. Er besitzt einen großen, ziemlich breiten Kopf, dunkle Augen, dünne und flach am Kopf anliegende Behänge, einen kräftigen, gut gerippten Leib mit schrägen, muskelkräftigen Schultern, gerade, starke und unregelmäßig unter dem Leib stehende Läufe mit großen, das Schwimmen erleichternden Zehen, eine lange und hoch getragene Rute und sehr harte, das Wasser abhaltende Behaarung von grauer oder rehgrauer Färbung. Zur Vertilgung der der Fischzucht sehr schädlichen Fischottern werden die Flüsse [* 4] mit einer aus diesen Hunden gebildeten Meute abgesucht.
5) Parforcehund (s. Tafel II), von mittlerer Größe, gestrecktem Leib, mit langen Behängen, halbgekrümmter, feiner Rute und muskulösen, gerade gestellten Läufen. Er ist meist weiß und schwarz, doch auch gelbbraun u. grau, meist geplattet oder gefleckt. Das Haar [* 5] ist gewöhnlich kurz, doch finden sich auch rauhhaarige Hunde. Zu den Parforcehunden, welche, zu einer Meute vereinigt, das Wild so anhaltend jagen, daß es sich endlich ermattet vor denselben stellt, gehörten auch die Foxhunde für die Parforcejagd auf Füchse. Die Parforcehunde müssen nur auf die Wildart jagen, auf welche sie eingejagt sind, und dürfen die Fährte, [* 6] auf welche sie angelegt sind, nicht verlassen, um auf Fährten andrer Stücke, welche die des eingejagten Stückes kreuzen, fortzustürmen.
6) Retriever (»Wiederbringer«, s. Tafel II), der Apportierhund der Engländer, ist durch Kreuzung des Setters mit dem Labradorhund erst in neuerer Zeit entstanden, wird aber in England jetzt bereits in reiner Rasse gezüchtet. Es gibt woll- und kraushaarige, doch müssen beide, wenn sie als besonders rein geschätzt werden sollen, rein schwarz sein; indes kommen auch dunkelbraun gefärbte Hunde vor, denen die reine Abstammung nicht abgesprochen werden kann. Bei den kraushaarigen Hunden soll die Rasse durch Kreuzung vom Labradorhund mit dem Wasserspaniel erzielt sein.
Der Apportierhund muß kräftig genug sein, um mit einem Hasen über nicht zu hohe Hecken und Mauern springen zu können, er darf das Wild nicht quetschen, und er erfordert eine sehr sorgfältige Dressur. Da auch andre Hunde, namentlich die deutschen Vorstehhunde, sich zum Apportieren abrichten und gebrauchen lassen, so ist es wenigstens in Deutschland [* 7] allgemein üblich, diese hierzu zu verwenden, und dadurch wird der Retriever für den deutschen Jäger entbehrlich.
7) Saufinder, für die Jagd auf Schwarzwild bestimmte Hunde, Hirtenhunde oder Kreuzungen von diesen mit Schweißhunden, Hühnerhunden und Teckeln. Es eignen sich zu Saufindern besonders solche Hunde, welche durch Schweinetreiber und Schweinehirten gehalten werden und deshalb an zahme Schweine [* 8] gewöhnt sind. Sie müssen jedoch beherzt und nicht zu stark sein, weil sich vor großen Hunden die Sauen nicht leicht stellen und solche auch, wenn sie zu hitzig sind, von Keilern zu schanden geschlagen werden.
Flockhaarige, schwache, aber nicht niederläufige Hunde sind vorzuziehen, weil sie weniger leicht geschlagen werden, auch bei Schnee [* 9] weniger ermüden und besser aushalten. Gute Finder müssen »leinenführig« und »rein« sein, d. h. am Riemen dem Jäger auf der linken Seite folgen und nur an Sauen, an diesen aber anhaltend jagen; sie dürfen ferner nicht »weidelaut« sein, d. h. sie müssen nur dann Laut geben (bellen),
wenn sie an Sauen herangekommen sind, diese »äugen« und dicht an ihnen jagen. Sobald sich die Sauen vor dem Finder zur Wehr setzen (stellen),
bleibt der sie angreifende Hund fast auf einer Stelle, er ist dann »standlaut« oder stellt. Der Jäger kann sich dann vorsichtig heranschleichen und das Schwein [* 10] vor dem Finder schießen.
ein schwerer Hatzhund, meist aus dem Geschlecht der Doggen, bei denen man in neuerer Zeit die Ulmer und dänischen Doggen deshalb unter dem Namen »deutsche Dogge« zusammengefaßt hat, weil die Unterschiede unwesentlich sind und die Veredelung der Rasse vorzugsweise in Deutschland stattgefunden hat. Der Kopf ist mäßig lang, mit stark ausgebildeten Backenmuskeln und einer Falte am Mundwinkel. Die Ohren sind mittelgroß, hoch angesetzt, spitz zulaufend und aufgerichtet.
Der Hals ist lang, kräftig, leicht gebogen, die Brust breit, der Rücken lang, in der Nierengegend gewölbt, die Rute mäßig lang, kaum über die Sprunggelenke herabreichend, breit und stark an der Wurzel, [* 11] aber nach der Spitze leicht und schlank auslaufend, mit schwacher Krümmung. Diese oft bis fast 1 m großen Hunde sind entweder geflammt (gestriemt) mit goldbrauner, gelber, schieferbrauner Grundfarbe und schwarzen oder dunkeln, unregelmäßigen Querstreifen; dann gefleckt (Tigerdoggen) mit weißer oder silbergrauer Grundfarbe und unregelmäßigen, zerrissenen und verteilten Flecken, endlich einfarbig gelb, schiefer- und aschgrau, bisweilen mit schwärzlichem Anflug an Maul, Augen und Rückenstrang.
Außer den Doggen verwendet man auch Hunde andrer Art, die aber stark und kräftig genug sein müssen, um die Sauen festzuhalten (zu decken). Wenn durch die Finder Sauen aufgespürt und gestellt werden, hetzt man zwei Packer zu, welche das Schwein an den Gehören festhalten (decken) sollen. Inzwischen kann entweder der die Hunde führende Rüdemann heranspringen, um das gedeckte Schwein mit der Saufeder abzufangen, oder es kann dies, nachdem das Schwein noch durch Aufheben der Hinterläufe ausgehoben ist, durch den Jagdherrn erfolgen.
Bei der Sauhatz auf der Streif umstellt man einen zu treibenden Distrikt mit Hatzen hinter Schweinen und hetzt mit der am nächsten befindlichen Hatz, wenn die Sauen herausgebrochen sind, wobei die Jäger beritten sein müssen. Früher legte man, um wertvolle Hunde besser dagegen zu sichern, daß sie von Keilern nicht schwerverletzt (»geschlagen«) werden konnten, denselben Hundepanzer an, d. h. man bekleidete sie mit Panzerjacken, die aus grober Leinwand mit eingenähten Fischbeinstreifen gefertigt waren und die Blatt, [* 12] Leib und Keulen bedeckten und schützten. Der Panzer hindert aber die gepanzerten Hunde am schnellen Laufen und an raschen Wendungen, weshalb er jetzt nicht mehr gebraucht wird.
9) Schweißhund (s. Tafel II), früher, als es noch mehr Hochwild gab, gezüchtet, wurde mit dem Verfall der Hochwildjagd selten, erhielt sich aber doch rein bei einzelnen Jägern. Erst in neuerer Zeit wird demselben wieder mehr Sorgfalt zugewandt. Man unterscheidet ¶
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drei deutsche Schweißhundrassen, die des hannöverschen Jägerhofs, die Harzer und die Sollinger Rasse, welche sich hauptsächlich durch die Färbung unterscheiden. Diese ist graubraun, an Maul, Augen und Behang schwarzbraun gebrannt, häufig auch rotbraun und rotgelb, braun und schwärzlich geflammt und gestriemt, mit dunklerm Rückenstreifen; das Haar ist meist dicht und kurz. Der Hund ist von mittlerer Größe, mit breiter Brust, muskulös und proportioniert gebaut, hat langen Behang und lange, bis auf die Mitte der Fußwurzel hinabreichende Rute, die schräg abwärts wenig gekrümmt getragen wird.
Die stark ausgebildeten und scharf vorspringenden Augenbrauen sowie die breit überfallenden Lippen mit stark ausgeprägter Falte am Mundwinkel geben ihm ein ernstes Ansehen. Der Schweißhund verfolgt am Riemen die Schweißfährte eines angeschossenen Stückes und wird, wenn er den Jäger zu dem Schweißbett geführt hat, an das aufstehende Stück gehetzt, um es so lange zu verfolgen, bis es sich stellt und vom Jäger erlegt werden kann. Der Schweißhund muß »führig« gemacht, d. h. daran gewöhnt werden, am Riemen ruhig an der linken Seite des Jägers zu folgen, er darf beim Anblick des Wildes nicht Laut geben, und damit er dem Jäger beim Anschleichen des Wildes nicht hinderlich wird, muß er sich »ablegen« lassen, d. h. an einem ihm angewiesenen Ort stillliegen bleiben, wenn der Jäger sich entfernt. Eine besonders geschätzte Eigenschaft besteht darin, daß der Hund »tot verbellt«, d. h. Standlaut gibt, wenn er das Stück verendet findet.
10) Vorstehhund (Hühnerhund, s. Taf. II), dient zum Jagen der Rebhühner, Wachteln, Schnepfen etc., auch wohl der Hasen und bleibt vor dem gefundenen Wild stehen, bis der Jäger herankommt. Die deutschen Vorstehhunde zerfallen in drei Rassen, die glatthaarigen, flockhaarigen und stichelhaarigen. Sie haben eine langsamere Suche, apportieren aber das erlegte Wild und eignen sich daher auch für den Jagdbetrieb des deutschen Jägers mehr und werden in neuerer Zeit wieder rein gezüchtet. Die englischen Hunde sind leichter und schwächer, da solche nur zur Suche und zum Vorstehen, aber nicht zum Apportieren des Wildes gebraucht werden, zu welchem Zweck dort die Jäger einen besondern Apporteur (Retriever, s. 6) mit führen.
Man unterscheidet zwei Hauptrassen, den kurzhaarigen Pointer und den flockhaarigen Setter. Die Setter zerfallen wieder in drei Formen, welche sich im wesentlichen nur durch die Farbe und Behaarung unterscheiden und sämtlich vom Spaniol, der größten Form der Wachtelhunde, herstammen. Der Gordon Setter ist der stärkste, mit langem, schwarzem Haar und lohfarbenen Abzeichen an den Extremitäten, der englische Setter ist etwas schwächer, vorherrschend weiß mit gelben, braunen oder schwarzen Flecken, der irische Setter ist dunkel rostrot, fast ohne Abzeichen, bisweilen mit einem schmalen weißen Streifen an Brust oder Stirn.
Weniger bekannt und verbreitet sind bei uns die französischen Vorstehhunde, welche als kurzhaarige (Braques), langhaarige (Espagnols) und kraus- und stichelhaarige (Griffons) unterschieden werden. Ein guter Hühnerhund muß mit hoher Nase [* 14] in Zickzacklinien das Terrain vor dem ihm folgenden Jäger absuchen, fest vorstehen und sicher apportieren, er muß ferner hasenrein sein, d. h. sich von einem vor ihm aufstehenden Hasen abrufen lassen. Hunde, welche tief am Boden suchen und schnüffeln, haben eine schlechte Nase, finden das Wild schwer und rücken ihm deshalb oft so nahe, daß es aufsteht, bevor der Hund zum Vorstehen kommt.
11) Windhund, wird auf der Hetzjagd zum Greifen der Hasen und Füchse gebraucht. Besonders in England wird auf Züchtung reiner Rasse viel Fleiß verwendet. Der Windhund ist unter allen Hunden der schnellste, er vermag einen Hasen, dagegen kein Reh, [* 15] welches einen irgend beträchtlichen Vorsprung hat, einzuholen und erreicht leicht einen Fuchs, [* 16] selbst wenn dieser auf weiterer Entfernung angehetzt wird. Das Geruchsorgan (die Nase) ist schlecht, und daher jagt der Windhund ausschließlich aufs Auge, [* 17] er kann dem Wild nicht folgen und verliert dasselbe, sobald er es nicht mehr sieht. Man kann daher nur auf großen, ebenen und freien Feldern, nach Beendigung der Ernte [* 18] und auf solchen Revieren hetzen, auf denen es nicht viel Hasen gibt, weil sonst die Hunde bei der Verfolgung des angehetzten mehrere aufstoßen und von dem erstern abkommen. Ein Hund, welcher die andern von dem gefangenen Wild abhält, heißt ein Retter, der, welcher einen Hasen allein einholen und fangen kann, ein Solofänger.
[Züchtung von Rassehunden.]
In neuerer Zeit hat man sich mehr als früher bemüht, die verschiedenen Hunderassen zu sichten und rein weiterzuzüchten (Hundesport). Besonders in England ist die rationelle Züchtung von Rassehunden seit vielen Jahren betrieben und namentlich durch den Kennel-Klub in London [* 19] gefördert worden. Die dort erzielten guten Resultate gaben dann die Anregung zu ähnlichen Bestrebungen in Deutschland. Es wurden Vereine gegründet, und zur Prüfung der Leistungen von Jagdhunden konstituierten sich verschiedene Klubs, wie der Prüfungsklub für Dachs- u. Hühnerhunde in Berlin, [* 20] der Norddeutsche Hetzklub u. a. Die Vereine stellen die charakteristischen Kennzeichen der Rassen fest, sie veranstalten Ausstellungen, halten Preissuchen ab und führen ein Hundestammbuch (s. unten, Litteratur), um die Abstammung der Hunde festzustellen und den Züchtern geeignetes Zuchtmaterial zuzuführen.
Der erstern Aufgabe hat sich namentlich der Verein Hannover [* 21] unterzogen, und Horn hat in seinem »Handbuch des Hundesports« die offiziellen Rassekennzeichen angegeben. Von dem Verein »Hektor« (Berlin) ist ein Reglement für Ausstellungen ausgearbeitet worden. Die Prüfung der Hunde bietet besondere Schwierigkeiten dar; am häufigsten veranstaltet man Prüfungen für Hühner-, Dachs- und Schweißhunde, und der »Verein zur Züchtung reiner Hunderassen in Süddeutschland« hat ständige Prüfungskommissionen eingesetzt, nach deren Zeugnis die Eintragung in das Hundestammbuch erfolgt.
Der Hund stand schon im Altertum in hohem Ansehen und wurde in mehreren Rassen gezüchtet;
auf den ägyptischen Denkmälern aus der Zeit von 3400 bis 2100 v. Chr. sind verschiedene Hunderassen dargestellt, von denen die meisten den Windspielen verwandt sind;
später tritt eine Art Parforcehund auf sowie ein unserm Dachshund sehr ähnliches Tier;
auf einem assyrischen Denkmal fand sich das Bild einer ungeheuern Dogge etc. Auch in Europa [* 22] reicht der Hund in die vorhistorische Zeit, wie die Funde aus der Steinzeit [* 23] beweisen.
Ebenso ist der Hund in Amerika [* 24] seit uralter Zeit Haustier. Die Indianer von Janja und Huanca verehrten vor ihrer Bekehrung zum Sonnendienst die Hunde, ihre Priester bliesen auf kunstvoll skelettierten Hundeköpfen, und Hundemumien fanden sich in den peruanischen Grabmälern der ältesten Zeit. In der alten griechischen und römischen Litteratur wird der Hund oft erwähnt; man hielt die Tiere, wie bei uns, teils für die Jagd, teils zur Bewachung des Hauses, teils zur ¶