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menschliche Fährte [* 2] dressiert, sie gehen, oft mit Stärkungsmitteln und wollenen Decken beladen, allein oder in Begleitung der Knechte und Geistlichen aus, um Verirrte, Halberfrorne, von Lawinen Verschüttete aufzusuchen und ihnen Hilfe zu bringen. Haben sie einen Unglücklichen gefunden, so eilen sie ins Hospiz zurück, um die Mönche herbeizuholen. Der Hund Barry hat auf solche Weise in zwölf Jahren mehr als 40 Menschen das Leben gerettet. Auch auf dem St. Gotthard, dem Simplon, der Grimsel, Furka etc. werden vorzügliche Hunde [* 3] mit äußerst feiner Witterung des Menschen gehalten, oft Neufundländer oder Bastarde von solchen. Zu Leonberg in Württemberg [* 4] hat man eine Kreuzung der Neufundländer- und Bernhardinerrasse vorgenommen und sehr schöne Tiere gezüchtet (Leonberger).
Hierher gehört auch der Pudel (C. f. aquaticus L., [* 1] Fig. 16), welcher geistig das Bedeutendste leistet, was ein Tier zu leisten vermag. Er besitzt einen wunderbaren Geruchssinn, vortreffliches Gehör [* 5] und feinen Geschmack, auch einen merkwürdigen Orts- und Zeitsinn, aber ein schwaches Gesicht. [* 6] Sein Gedächtnis macht ihn sehr gelehrig, und er wird zu den überraschendsten Dingen abgerichtet. Er ist höchst gutmütig und nicht leicht auf Menschen zu hetzen, beschützt daher auch seinen Herrn nicht. Er besitzt große Nachahmungssucht, schwimmt vortrefflich. Ein schöner Pudel muß ganz weiß oder ganz schwarz sein.
III. Zu den Hunden mit aufrecht stehenden Ohren gehören die Pinscher (C. f. terrarius Sm., [* 1] Fig. 11 u. 14). Die glatthaarigen Rattenpinscher sind den Dachshunden ähnlich, haben aber höhere und gerade Beine, einen starken Kopf mit langer, gerade abgestumpfter Schnauze, aufrechte, nur mit der Spitze überhängende Ohren und einen glatten, gekrümmt getragenen Schwanz. Sie sind sehr klug und munter, höchst mutig, jagdbegierig auf Ratten, Mäuse, Maulwürfe, für das Zimmer aber zu unruhig. In England züchtete man einen Bastard vom Pinscher und dem kleinen Bulldogg (Bullterrier, Bulldoggpinscher) und veranstaltet mit diesem große Rattenjagden, indem man die Hunde auf eine große Zahl gefangener Ratten in abgeschlossenen Räumen hetzt. Der sehr abweichende Affenpinscher [* 1] (Fig. 14) ist ungemein gestreckt gebaut, dreimal so lang wie hoch, mit sehr starkem Hals, hat langes, straffes Haar, [* 7] welches auch dick und verworren über das Gesicht fällt, zeichnet sich durch große Klugheit, Anhänglichkeit und Munterkeit aus, ist sehr tapfer und zur Ratten-, Kaninchen- und Wachteljagd verwendbar.
Bei uns sieht man meist hochbeinigere Affenpinscher. Die Haushunde im engern Sinn haben einen etwas gedrungenen, ziemlich dicken Leib, ziemlich kurzen, dicken Hals, länglichen Kopf, nicht sehr lange, ziemlich stark verschmälerte, zugespitzte Schnauze, mittelhohe, dicke, starke Füße, nicht sehr dünnen, oft buschigen, ziemlich langen Schwanz, kurze, zugespitzte, mittellang behaarte Ohren und zottige, lange, grobe Behaarung auf dem übrigen Körper. Hierher gehört der Haushund (C. f. domesticus L.), ein starker, ausdauernder Hund, ausgezeichnet durch Klugheit, Wachsamkeit, Treue, Mut. Weit verbreitet ist der Fleischerhund, mit langem, magerm Kopf, platter Stirn, mäßig langen, herabhängenden Ohren und anliegendem Haar. Er ist sehr verständig, mutig, stark und seinem Herrn ergeben. Man benutzt ihn zur Jagd des Wolfs und des wilden Schweins, aber auch als Hofhund und zur Bewachung andrer Tiere. Eine besondere Art ist der schlank gebaute, dürrleibige, hochbeinige Schäferhund [* 1] (Fig. 8), mit spitziger Schnauze, überhängenden Ohrenspitzen und mittellanger Rute. Er ist der verständige, ernste, unverdrossene, genügsame, äußerst wachsame Wächter der Herden und einer der nützlichsten aller Hunde. Ihm steht der Spitz [* 1] (Fig. 9) oder Pommer zur Seite, ein kleiner, kräftig und untersetzt gebauter Hund mit spitzem Kopf und spitzer Schnauze, kurzen Beinen, langem Schwanz, mäßig großen Ohren und dichtem, weißem, gelbem, fuchsrotem, grauem, seltener schwarzem Pelz. Er ist sehr munter, unwandelbar treu und wachsam, der Freund der Fuhrleute und sehr brauchbar als Wächter von Haus und Hof. [* 8]
Oft wird er durch Heftigkeit, Reizbarkeit, Bissigkeit und vieles Kläffen lästig; sein lautes Wesen ist aber nur der Ausdruck seiner Geschäftigkeit, mit welcher er seine Schutzbefohlenen zu sichern sucht. Im Norden [* 9] spielt als wichtigstes Haustier der Eskimohund (C. f. borealis L.) eine große Rolle. Er hat ein wolfähnliches Ansehen, ist meist größer als der Schäferhund, mit dickem Pelz, und bekundet eine gewisse Ungebundenheit. Indes führt er meist ein sehr beschwerliches Leben und ist in manchen Gegenden das einzige Zug- und Lasttier. Die Existenz des Eskimo ist mehr oder weniger abhängig von seinen Hunden. Diese durchlaufen auf ebener Bahn zwei Meilen in einer Stunde, ihrer 6-8 ziehen einen Schlitten mit 5-6 Personen und laufen in einem Tag 8-10 Meilen. Ebenso sind sie auf der Jagd trefflich zu gebrauchen.
Jagdhunde.
1) Bracken, Hunde von mittlerer Größe, schlankem Bau, weiß, braun oder gelb, weiß und schwarz gefleckt, werden in wildarmen Gegenden benutzt, das Wild aufzuspüren, laut und anhaltend zu jagen und den vorstehenden Jägern zuzutreiben, bis sie abgerufen und an die Koppel genommen werden. Die Brackenjagd beginnt im Oktober oder später und wird gewöhnlich mit 4-5 Hunden betrieben. Die Hunde suchen mit niedriger Nase [* 10] und »geben Hals«, wenn sie Wild finden und auf dessen warmer Fährte jagen.
Solche Hunde, die außerdem laut werden, sind »weidelaut« und nicht tauglich. Sobald ein Hund Laut gibt, müssen die andern herzueilen (»beischlagen«) und mit jenem zusammen das Wild vor die Schützen treiben. Ist das Wild angeschossen, so muß der Jäger rasch folgen, damit die Hunde dasselbe, wenn sie es gefangen haben, nicht »anschneiden«. Um indes die Hunde eifriger zu machen, gibt man ihnen das Gescheide des geschossenen Hasen und macht sie dadurch »genossen«. Die Brackenjagd ist sehr alt und schon im Nibelungenlied beschrieben.
2) Dachshunde (Canis familiaris vertagus, [* 1] Fig. 10), kleine, krumm- und niederläufige Hunde, die hervorragenden Mut, Schneidigkeit und Bissigkeit besitzen. Eigentliche Dressur ist bei ihrem Eigensinn und ihrer Widerhaarigkeit nicht anwendbar; sie lassen sich mehr durch gütige und freundliche Behandlung als durch Strenge ausbilden. Sie sind meist schwarz mit gelben Extremitäten, seltener weiß, braun, gelb und grau, teils gleichfarbig, teils gefleckt. Meist sind sie kurzhaarig, doch auch, obwohl selten, flockhaarig; man findet ihr Gestell bereits unverkennbar auf einem Monument Thotmes' III., also etwa 2000 Jahre v. Chr., abgebildet. Man unterscheidet Erd- und Jaghunde (Basset), Typen, von denen die erstern zum Fuchs- und Dachsgraben mehr in Deutschland, [* 11] die letztern, welche in ähnlicher Weise wie die Bracken benutzt werden, mehr in England vorkommen.
3) Leithund, früher der Stolz des hirschgerechten Jägers, jetzt wohl ausgestorben, war dem deutschen Schweißhund ähnlich gebaut u. wurde zum Bestätigen ¶
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des Wildes benutzt, indem man mit seiner Hilfe ausmachte, in welchem Distrikt ein bestimmter Hirsch, [* 13] auf den man jagen wollte, steckte. Ein guter Leithund mußte alle Fährten, auf die er gearbeitet war, »anfallen« und »zeichnen« und auf denselben so lange nachziehen, bis er davon »abgetragen« wurde, indem man ihn mit beiden Händen um den Leib hinter den Vorderläufen faßte, aufhob und gegen den Wind abwendete.
4) Otterhund, hauptsächlich in England als besondere Rasse gezüchtet, stammt von dem südenglischen Jagdhund (Southern Hound) ab, welcher früher besonders zur Parforcejagd in sumpfigen Gegenden benutzt wurde, den man aber später durch schnellere Hunde zu ersetzen suchte. Er besitzt einen großen, ziemlich breiten Kopf, dunkle Augen, dünne und flach am Kopf anliegende Behänge, einen kräftigen, gut gerippten Leib mit schrägen, muskelkräftigen Schultern, gerade, starke und unregelmäßig unter dem Leib stehende Läufe mit großen, das Schwimmen erleichternden Zehen, eine lange und hoch getragene Rute und sehr harte, das Wasser abhaltende Behaarung von grauer oder rehgrauer Färbung. Zur Vertilgung der der Fischzucht sehr schädlichen Fischottern werden die Flüsse [* 14] mit einer aus diesen Hunden gebildeten Meute abgesucht.
5) Parforcehund (s. Tafel II), von mittlerer Größe, gestrecktem Leib, mit langen Behängen, halbgekrümmter, feiner Rute und muskulösen, gerade gestellten Läufen. Er ist meist weiß und schwarz, doch auch gelbbraun u. grau, meist geplattet oder gefleckt. Das Haar ist gewöhnlich kurz, doch finden sich auch rauhhaarige Hunde. Zu den Parforcehunden, welche, zu einer Meute vereinigt, das Wild so anhaltend jagen, daß es sich endlich ermattet vor denselben stellt, gehörten auch die Foxhunde für die Parforcejagd auf Füchse. Die Parforcehunde müssen nur auf die Wildart jagen, auf welche sie eingejagt sind, und dürfen die Fährte, auf welche sie angelegt sind, nicht verlassen, um auf Fährten andrer Stücke, welche die des eingejagten Stückes kreuzen, fortzustürmen.
6) Retriever (»Wiederbringer«, s. Tafel II), der Apportierhund der Engländer, ist durch Kreuzung des Setters mit dem Labradorhund erst in neuerer Zeit entstanden, wird aber in England jetzt bereits in reiner Rasse gezüchtet. Es gibt woll- und kraushaarige, doch müssen beide, wenn sie als besonders rein geschätzt werden sollen, rein schwarz sein; indes kommen auch dunkelbraun gefärbte Hunde vor, denen die reine Abstammung nicht abgesprochen werden kann. Bei den kraushaarigen Hunden soll die Rasse durch Kreuzung vom Labradorhund mit dem Wasserspaniel erzielt sein.
Der Apportierhund muß kräftig genug sein, um mit einem Hasen über nicht zu hohe Hecken und Mauern springen zu können, er darf das Wild nicht quetschen, und er erfordert eine sehr sorgfältige Dressur. Da auch andre Hunde, namentlich die deutschen Vorstehhunde, sich zum Apportieren abrichten und gebrauchen lassen, so ist es wenigstens in Deutschland allgemein üblich, diese hierzu zu verwenden, und dadurch wird der Retriever für den deutschen Jäger entbehrlich.
7) Saufinder, für die Jagd auf Schwarzwild bestimmte Hunde, Hirtenhunde oder Kreuzungen von diesen mit Schweißhunden, Hühnerhunden und Teckeln. Es eignen sich zu Saufindern besonders solche Hunde, welche durch Schweinetreiber und Schweinehirten gehalten werden und deshalb an zahme Schweine [* 15] gewöhnt sind. Sie müssen jedoch beherzt und nicht zu stark sein, weil sich vor großen Hunden die Sauen nicht leicht stellen und solche auch, wenn sie zu hitzig sind, von Keilern zu schanden geschlagen werden.
Flockhaarige, schwache, aber nicht niederläufige Hunde sind vorzuziehen, weil sie weniger leicht geschlagen werden, auch bei Schnee [* 16] weniger ermüden und besser aushalten. Gute Finder müssen »leinenführig« und »rein« sein, d. h. am Riemen dem Jäger auf der linken Seite folgen und nur an Sauen, an diesen aber anhaltend jagen; sie dürfen ferner nicht »weidelaut« sein, d. h. sie müssen nur dann Laut geben (bellen),
wenn sie an Sauen herangekommen sind, diese »äugen« und dicht an ihnen jagen. Sobald sich die Sauen vor dem Finder zur Wehr setzen (stellen),
bleibt der sie angreifende Hund fast auf einer Stelle, er ist dann »standlaut« oder stellt. Der Jäger kann sich dann vorsichtig heranschleichen und das Schwein [* 17] vor dem Finder schießen.
ein schwerer Hatzhund, meist aus dem Geschlecht der Doggen, bei denen man in neuerer Zeit die Ulmer und dänischen Doggen deshalb unter dem Namen »deutsche Dogge« zusammengefaßt hat, weil die Unterschiede unwesentlich sind und die Veredelung der Rasse vorzugsweise in Deutschland stattgefunden hat. Der Kopf ist mäßig lang, mit stark ausgebildeten Backenmuskeln und einer Falte am Mundwinkel. Die Ohren sind mittelgroß, hoch angesetzt, spitz zulaufend und aufgerichtet.
Der Hals ist lang, kräftig, leicht gebogen, die Brust breit, der Rücken lang, in der Nierengegend gewölbt, die Rute mäßig lang, kaum über die Sprunggelenke herabreichend, breit und stark an der Wurzel, [* 18] aber nach der Spitze leicht und schlank auslaufend, mit schwacher Krümmung. Diese oft bis fast 1 m großen Hunde sind entweder geflammt (gestriemt) mit goldbrauner, gelber, schieferbrauner Grundfarbe und schwarzen oder dunkeln, unregelmäßigen Querstreifen; dann gefleckt (Tigerdoggen) mit weißer oder silbergrauer Grundfarbe und unregelmäßigen, zerrissenen und verteilten Flecken, endlich einfarbig gelb, schiefer- und aschgrau, bisweilen mit schwärzlichem Anflug an Maul, Augen und Rückenstrang.
Außer den Doggen verwendet man auch Hunde andrer Art, die aber stark und kräftig genug sein müssen, um die Sauen festzuhalten (zu decken). Wenn durch die Finder Sauen aufgespürt und gestellt werden, hetzt man zwei Packer zu, welche das Schwein an den Gehören festhalten (decken) sollen. Inzwischen kann entweder der die Hunde führende Rüdemann heranspringen, um das gedeckte Schwein mit der Saufeder abzufangen, oder es kann dies, nachdem das Schwein noch durch Aufheben der Hinterläufe ausgehoben ist, durch den Jagdherrn erfolgen.
Bei der Sauhatz auf der Streif umstellt man einen zu treibenden Distrikt mit Hatzen hinter Schweinen und hetzt mit der am nächsten befindlichen Hatz, wenn die Sauen herausgebrochen sind, wobei die Jäger beritten sein müssen. Früher legte man, um wertvolle Hunde besser dagegen zu sichern, daß sie von Keilern nicht schwerverletzt (»geschlagen«) werden konnten, denselben Hundepanzer an, d. h. man bekleidete sie mit Panzerjacken, die aus grober Leinwand mit eingenähten Fischbeinstreifen gefertigt waren und die Blatt, [* 19] Leib und Keulen bedeckten und schützten. Der Panzer hindert aber die gepanzerten Hunde am schnellen Laufen und an raschen Wendungen, weshalb er jetzt nicht mehr gebraucht wird.
9) Schweißhund (s. Tafel II), früher, als es noch mehr Hochwild gab, gezüchtet, wurde mit dem Verfall der Hochwildjagd selten, erhielt sich aber doch rein bei einzelnen Jägern. Erst in neuerer Zeit wird demselben wieder mehr Sorgfalt zugewandt. Man unterscheidet ¶