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Münzen [* 2] zu ihrem Andenken schlagen mit der Inschrift: »Hugonotorum strages«; 8. Sept. feierte der Kardinal von Lothringen in Gegenwart des Papstes einen Dankgottesdienst für die Beseitigung aller Ketzer, die in Frankreich mit Einem Schlag erreicht worden. Der König Karl hatte erst nicht den Mut, sich als den Urheber des Pariser Blutbades zu bekennen, und wollte die Schuld auf die Guisen schieben; doch schon am dritten Tag nach der That, 26. Aug., gab er vor dem versammelten Parlament zu Paris [* 3] die Erklärung ab, er habe die Tötung Colignys und seiner Anhänger deshalb befohlen, weil sie hochverräterische Unternehmungen gegen ihn und sein Haus im Schilde geführt hätten.
Die über die Hugenotten verhängten Proskriptionen hatten jedoch nicht den gehofften Erfolg. Viele entkamen den Metzeleien und verteidigten sich von nun an mit dem Mute der Verzweiflung. In Montauban, La Châtre, Nîmes, La Rochelle und allenthalben, wo sich die Hugenotten stark genug fühlten, verschlossen sie den königlichen Truppen die Thore. La Châtre wurde von den Katholiken acht Monate lang vergeblich belagert. Ebenso versuchte der Herzog von Anjou vergeblich, La Rochelle, welches den eine bequeme Verbindung mit England sicherte, in seine Gewalt zu bekommen; neun Stürme schlugen die Belagerten siegreich zurück: und es endete dieser Kampf (vierter Hugenottenkrieg) endlich damit, daß auf die Nachricht von der Wahl des Herzogs von Anjou zum König von Polen den Hugenotten im Frieden vom Montauban, Nîmes und La Rochelle als Sicherheitsplätze zugestanden und in denselben freie Religionsübung gestattet wurde; im übrigen Frankreich sollten sie wenigstens wegen ihrer Glaubensmeinungen nicht verfolgt werden. Bald nach dem Abschluß des Friedens trat die Partei der »Politiker« aufs neue mit den Hugenotten in Verbindung, um ihre Hilfe zum Sturz der Herrschaft der Guisen zu gewinnen. Diese Verschwörung wurde jedoch verraten; der Herzog von Alençon, der sich an die Spitze der Politiker gestellt, und Heinrich von Navarra wurden in Vincennes verhaftet; Condé entging der Verhaftung durch die Flucht nach Straßburg, [* 4] wo er zu der protestantischen Kirche zurücktrat.
Unter Karls IX. Nachfolger Heinrich III. (seit 1574) begannen bald neue Feindseligkeiten gegen die Hugenotten (fünfter Hugenottenkrieg). Marschall d'Anville, der in Languedoc kommandierte, ging zu den über; Lanone eroberte mehrere feste Plätze, Montbrun breitete sich in der Dauphiné aus und schlug die Katholischen bei Gordes. Dazu entfloh der Herzog von Alençon, jetzt Herzog von Anjou, aus dem Gefängnis und trat wieder in Verbindung mit den Hugenotten. Ebenso entkam Heinrich von Navarra, trat zur reformierten Kirche zurück und stellte sich auf die Seite seiner Glaubensgenossen.
Condé drang jetzt mit einem bedeutenden deutschen Hilfskorps in Frankreich ein und vereinigte sich mit dem Herzog von Anjou, dem er den Oberbefehl überließ. Gegen diese 30,000 Mann protestantischer Truppen standen dem Herzog von Mayenne nur 18,000 königliche zu Gebote; er riet daher dem König zum Frieden, der auch 8. Mai zu Beaulieu abgeschlossen wurde. Die Hugenotten erlangten mehr Zugeständnisse als je zuvor. Mit Ausnahme von Paris und dessen Umkreis von zwei Meilen erhielten sie in ganz Frankreich freie Religionsübung, Zutritt zu allen Ämtern und acht neue Sicherheitsplätze zugesichert.
Noch in demselben Jahr aber gründete der Herzog von Guise einen katholischen Adelsverein, die Heilige Ligue, zur Verteidigung des katholischen Glaubens; der König stellte sich auf dem Reichstag zu Blois selbst an die Spitze dieses Bundes, und ein neuer Krieg (sechster Hugenottenkrieg) brach aus. Er dauerte nicht lange, nach kleinen Erfolgen lenkte König Heinrich III. ein. Er fürchtete allmählich die ehrgeizigen Pläne des Herzogs von Guise, welche dieser mit Hilfe der Ligue durchzusetzen hoffte, mehr als die Reformierten; so entschloß er sich im September 1577 auf Anraten des Parlamentspräsidenten de Thou zum Frieden von Poitiers oder von Bergerac, durch welchen den Hugenotten fast alle frühern Zugeständnisse erneuert wurden.
Das unter den Katholiken immer höher steigende Ansehen des gefürchteten Herzogs von Guise bewog die Königin-Mutter, mit Heinrich von Navarra in Unterhandlungen zu treten, welche eine noch weitere Ausdehnung [* 5] der Rechte der und die Überlassung von 14 neuen Sicherheitsplätzen an dieselben zur Folge hatten. Noch einmal gab es über die Ausführung des Friedens Konflikte, sogar eine kurze Waffenerhebung fand statt (siebenter Hugenottenkrieg). Aber der Herzog von Anjou vermittelte bald im November 1580 zu Fleix einen neuen Frieden.
Als nach dem Tode des Herzogs von Anjou Heinrich von Navarra die nächsten Ansprüche auf den Thron [* 6] hatte, erneuerte der Herzog von Guise, der die Krone nicht auf eines Ketzers Haupt kommen lassen wollte, die Heilige Ligue und verband sich mit dem spanischen Hof [* 7] und dem Papst zur Beseitigung Heinrichs von Navarra. Zunächst proklamierte die Ligue den alten Kardinal von Bourbon als Thronfolger und nötigte den König zu dem Edikt von Nemours, welches alle frühern Zugeständnisse an die Hugenotten zurücknahm, nur die katholische Religion in Frankreich für erlaubt erklärte und den Andersgläubigen gebot, binnen sechs, den reformierten Predigern, binnen einem Monat das Land zu verlassen.
Hierauf griffen 1586 die Hugenotten von neuem zu den Waffen [* 8] (achter Hugenottenkrieg, nach den drei Häuptern auch der »Krieg der drei Heinriche« genannt). Das protestantische Deutschland [* 9] unterstützte sie mit Truppen, England mit Geld. Am brachte Heinrich von Navarra den Katholischen bei Coutras eine blutige Niederlage bei. Anstatt nun aber sogleich gegen Paris zu ziehen, begab sich Heinrich nach Béarn, worauf die deutschen Hilfstruppen, die allein den Katholischen nicht gewachsen waren, mit Heinrich III. unterhandelten und nach Deutschland zurückmarschierten.
Der König wurde nun von dem Herzog von Guise durch Erhebung der Pariser Bürger (Tag der Barrikaden, gezwungen, das sogen. Unionsedikt von Rouen [* 10] zu publizieren, welches die Bestimmungen des Edikts von Nemours gegen die Ketzer erneuerte und jeden nichtkatholischen Fürsten vom Thron ausschloß. Die Ermordung Heinrichs von Guise auf dem Reichstag zu Blois und die Hinrichtung seines Bruders, des Kardinals Ludwig (24. Dez.), welche Heinrich III. befahl, um sich der übermächtigen Guisen zu entledigen, befreiten jedoch die Hugenotten von den Gefahren, mit denen sie jenes Edikt bedrohte. Aber diese Gewaltthat an den Häuptern der Ligue erregte gegen Heinrich III. einen Aufstand der Katholiken, der ihn nötigte, in das Lager [* 11] Heinrichs von Navarra zu flüchten. Er zog mit ihm vor Paris, wurde aber von dem Dominikanermönch Clément ermordet.
Nunmehr war Heinrich von Navarra vermöge des Erbfolgerechts legitimer König von Frankreich, aber er hatte noch fünf Jahre zu kämpfen, ehe er von dem überwiegend katholischen Volk anerkannt wurde; ja, ¶
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er sah sich genötigt, zur katholischen Kirche überzutreten. Auch als König scheute er sich anfangs, seine katholischen Unterthanen durch Begünstigung der Reformierten vor den Kopf zu stoßen; lange zauderte er, den Hugenotten ihre Rechte durch ein neues Edikt gesetzeskräftig zu bestätigen; endlich, erließ er das Edikt von Nantes, [* 13] welches in 91 öffentlichen und 51 geheimen Artikeln die Rechte der Hugenotten teils bestätigte, teils erweiterte. Es war eine Wiederholung der frühern Friedensedikte von 1563, 1570, 1577, mit vollem Ernst auf eine definitive Befriedigung beider Religionsparteien gerichtet; es garantierte den Reformierten die freie Ausübung ihrer Religion in ganz Frankreich, einige Städte, wie z. B. Reims [* 14] und Soissons, ausgenommen, wo besondere Verträge Heinrichs mit den Katholiken die allgemeine Religionsfreiheit verhinderten; es gab ihnen ferner das Recht zum Abhalten von Synoden, bewilligte ihnen eine jährliche Staatsunterstützung von 45,000 Thlr. zur Unterhaltung ihrer Prediger, die Aufnahme ihrer Kranken und Armen in die öffentlichen Spitäler, eröffnete ihnen Zutritt zu allen Ämtern und Würden und räumte ihnen die Besetzung der Rechtskammern der Parlamente, welche die Streitigkeiten zwischen Katholiken und Protestanten entschieden (Chambres mi-parties), zur Hälfte ein; endlich sollten sie ihre Sicherheitsplätze noch acht Jahre lang behalten. Die Parlamente waren mit diesem Edikt sehr unzufrieden, es erhob sich eine lebhafte Agitation gegen dasselbe; aber König Heinrich blieb standhaft und setzte zuerst bei dem Pariser Parlament die Eintragung desselben in die Akten durch (Februar 1599).
Wiewohl Ludwig XIII., als er sich 1614 für volljährig erklärte, das Edikt von Nantes bestätigte, ließen sich die Hugenotten doch in ihrem Mißtrauen gegen den mit einer Spanierin vermählten König von dem nach politischer Macht strebenden Adel verleiten, die Empörung des Prinzen Heinrich II. von Condé zu unterstützen; sie beruhigten sich, als der Vertrag von Loudun ihnen ihre Rechte und Freiheiten von neuem garantierte. Allein schon 1617 bewog der Klerus den König zu einem Edikt, welches die katholische Religion in dem rein protestantischen Béarn wieder einführte und außerdem den Reformierten daselbst zumutete, alle seit 50 Jahren besessenen Kirchengüter wieder herauszugeben.
Als dasselbe nicht befolgt ward, zog 1620 der König selbst nach Béarn und setzte die Ausführung seines Edikts mit Gewalt durch. Die Reformierten sahen in diesem Verfahren eine Verletzung der eigenartigen Stellung Béarns, ein Attentat auf den Protestantismus; sie versammelten sich zu weiterer Beratung in La Rochelle, stellten die Prinzen von Rohan und Soubise an ihre Spitze, und im Mai 1621 begann der Krieg von neuem. Mehrere feste Plätze wurden von den untüchtigen Befehlshabern der Hugenotten ohne Widerstand an die Königlichen übergeben; nur St.-Jean d'Angely, welches Soubise verteidigte, und Nérac wurden erst nach harter Belagerung überliefert.
Den starken Platz Montauban, welchen der Marquis La Force verteidigte, belagerte der König ebenfalls lange vergeblich. Im nächsten Feldzug fielen aber wieder einige Städte teils durch Verrat, teils durch die Untüchtigkeit der Unterbefehlshaber der Hugenotten in seine Hände. Gleichwohl erhielten letztere im Frieden von Montpellier [* 15] eine allgemeine Amnestie und die Rückgabe der eingezogenen Güter zugesichert; nur sollte ihnen fernerhin nicht gestattet sein, ohne vorher eingeholte Genehmigung seitens des Königs ihre Versammlungen zu halten. Da jedoch der Hof mehrere Friedensbedingungen nicht hielt, so suchten die Hugenotten ihr Recht mit Gewalt durchzusetzen.
Unter der Führung von Soubise siegte ihre Flotte 1625 über zwei königliche Flotten, die Richelieu gegen Rochefort gesandt hatte, wurde dagegen im September von Montgomery gänzlich geschlagen. Durch die Vermittelung der Engländer und Holländer kam hierauf ein neuer Friede zu stande. Die Hugenotten brachen jedoch den Frieden bald wieder und wurden vom König von England im Juli 1627 mit einer Flotte unterstützt. Diese englische Flotte leistete nicht viel; auch konnte der Herzog von Rohan La Rochelle nicht zu Hilfe kommen, da er von dem Prinzen von Condé in Languedoc beschäftigt wurde. Am 10. Aug. begann die Belagerung von La Rochelle. Am 8. Nov. mußten die Engländer die Insel Ré räumen, und die im Mai sowie im September 1628 erscheinenden neuen englischen Hilfsflotten mußten unverrichteter Sache wieder absegeln. Am ergab sich endlich die Stadt.
Dem Fall dieser stärksten Schutzwehr der Hugenotten folgte bald der der andern, weniger bedeutenden nach. Im Süden sah sich der Herzog von Rohan genötigt, den Vertrag von Alais einzugehen, worin die Schleifung der Festungswerke von Castres, Montauban, Nîmes und Usez ausbedungen, dagegen den Hugenotten Amnestie und freie Religionsübung gewährt wurde. Mit dem Verlust ihrer Sicherheitsplätze waren aber die Hugenotten so gut wie wehrlos gemacht; die Erfüllung der andern Friedensbedingungen war ganz in die Willkür des Königs gegeben.
Richelieu, dem es nur um Vernichtung der partikulären Privilegien und der Macht des Adels sowie um Herstellung einer alles umfassenden Regierungsgewalt zu thun war, ließ allerdings die Religionsfreiheit der Hugenotten unbeschränkt, und ebenso verfuhr nach ihm auch Mazarin. Die Hugenotten wurden zu Staatsämtern zugelassen und zeigten sich als tüchtige Bürger. Die Regierung Ludwigs XIV. folgte anfangs denselben Grundsätzen. Aber als der König sich in seinem spätern Lebensalter der Frömmelei zuwandte, bewirkte der Einfluß der Frau v. Maintenon und seines Beichtvaters La Chaise, daß den Hugenotten seit 1681 die bis dahin genossene Rechtsgleichheit mit den Katholiken nach und nach wieder entzogen wurde; ja, nach Colberts Tod 1683 unterlagen sie neuen Bedrückungen.
Die Regierung betrieb ihre Bekehrung mit Mitteln der Gewalt. Militärische Einquartierungen überzogen diejenigen, die widerstrebten. Es wurden Dragoner ausgeschickt, um die Hugenotten durch gewaltsame Verfolgung in den Schoß der katholischen Kirche zurückzuführen (Dragonaden, s. d.) Viele wurden ermordet; andern wurden ihre Kinder mit Gewalt entrissen, um im katholischen Glauben erzogen zu werden. Viele protestantische Kirchen wurden niedergerissen, die protestantischen Prediger aber auf die Galeeren gebracht oder, oft auf grausame Weise, ermordet. Endlich ließ sich Ludwig XIV. zur Aufhebung des Edikts von Nantes bewegen. Eine große Anzahl von Hugenotten floh trotz der Besetzung der Grenzen [* 16] mit Militär nach der Schweiz, [* 17] nach Deutschland, den Niederlanden und England. Im ganzen verließen etwa 200,000 gewerbfleißige Menschen Frankreich (»Refugiés«, s. d.). Im Ausland wurden sie wegen ihrer Kunstfertigkeit in Gewerben gut aufgenommen und trugen viel zur Hebung [* 18] der Industrie in ihrer neuen Heimat bei.
Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes wurden aber noch strengere Maßregeln gegen die Hugenotten ergriffen: die Ehen derselben wurden für ¶