Doch sind fossile
Formen in
Europa
[* 5] (Merycotherium) und sehr zahlreich in
Nordamerika
[* 6]
(Auchenia, Procamelus, Homocamelus) gefunden worden und
lassen sich bis zum miocänen Poëbrotherium, das zur
Familie der
Selenodonten (s.
oben) gehört, rückwärts verfolgen. Hiernach
haben sich die
Kamele von
Nordamerika aus über die
Erde verbreitet, sind aber an ihrem Ursprungsort ganz ausgestorben und leben
nur noch in weit voneinander entfernten Gegenden fort.
(Lendenlahmheit), Sammelname für verschiedene krankhafte Zustände in dem obern Teil der Hintergliedmaßen
(bei den
Haustieren), welche Lahmgehen veranlassen. Es gehören hierzu außer unvollständigen
Verrenkungen und
Verstauchungen,
Dehnungen und Zerrungen von
Muskeln
[* 22] Rheumatismen und andre entzündliche Reizungen bedingende Krankheitsvorgänge und -Zustände,
welche das Hüftgelenk und dessen Umgebung betroffen haben. In vielen
Fällen ist die
Ursache einer Lahmheit
in einer derartigen, oft nur schwer oder gar nicht genauer zu bestimmenden
Abnormität zu suchen; ebenso häufig dient der
Name, aber ohne rechten
Grund, zur
Erklärung einer mehr oder weniger schwierig erkennbaren
Ursache des Lahmgehens auf dem Hinterfuß.
Die
Erscheinungen der Hüftlahmheit sind sehr verschieden und meist recht wenig charakteristisch;
man sucht den
Grund der Lahmheit in der
Hüfte und den dort gelegenen Teilen, wenn die
Tiere mit der
Sohle des
Hufs fest auftreten,
bei der Schrittbewegung kurz vorwärts treten und den Unterschenkel gleichsam nachschleppen, wenn in den untern Teilen der
GliedmaßenAbnormitäten nicht bestehen und in unmittelbarer oder weiterer Umgebung des Hüftgelenks vermehrte
Wärme
[* 23] und
Schmerz sich kundgeben. Aus dem Gesagten geht zur Genüge hervor, daß die Behandlung auf die Erreichung sehr verschiedener
Ziele gerichtet sein muß; ein großer Teil der althergebrachten
Mittel, vom kalten
Wasser bis zu scharfen
Salben, Eiterbändern
und
Brennen, verdankt wesentlich dem Umstand seinen
Ruf, daß mit der Zeit zum Teil die die Lahmheit bedingenden
Krankheitszustände zur Ausgleichung gelangen.
(Neuralgīa ischiadĭca,
Ischĭas postĭca), ein
Nervenschmerz, der sich in der
Regel in der Gegend von dem
Gesäß bis zur Kniekehle und in die
Waden, von da längs des
Wadenbeins bis zum äußern
Knöchel, zur
Ferse
und zum äußern Fußrand, jedoch selten in der ganzen
Ausdehnung
[* 24] des Verlaufs des ischiadischen Nervs bemerklich macht. Zuweilen
sitzen die
Schmerzen in der Fußsohle. Das Übel ist bald einseitig, bald beiderseitig, wird aber auch
in diesem
Fall meist nur einseitig empfunden.
In der
Regel bildet es sich allmählich aus. Eigentümlich ist auch diesem
Leiden,
[* 25] wie allen
Neuralgien, deren hervorragendes
und fast einziges
Symptom der
Schmerz ist, daß dieser letztere in Anfällen mit längern oder kürzern
Pausen auftritt, wobei
jedoch auch in diesen der kranke Teil nicht ganz schmerzlos ist, das
Bein vielmehr stets in halber
Krümmung
gehalten und so unterstützt wird. An den
Stellen, wo man den
Nerv an den unterliegenden
Knochen
[* 26] andrücken kann, wie z. B.
in der Kniekehle, hinter dem
Rollhügel, am
Knöchel etc.,
ist er schmerzhaft.
Zuweilen entstehen Muskelkrämpfe, besonders in den
Waden und in der Fußsohle, auch allgemeines Muskelzittern.
Dabei ist die
Temperatur des
Beins nicht verändert, auch keine Geschwulst zu bemerken. Bei längerm Bestehen der
Krankheit
magert das
Bein ab, aber nur infolge des Nichtgebrauchs desselben. Über die
Ursachen der
Ischias ist man noch im
Dunkeln. Meist
wird eine
Erkältung als
Ursache angenommen. Das
Alter von 20-60
Jahren ist dem Übel, wie überhaupt den
Neuralgien, am meisten unterworfen.
Tödlich wird die
Krankheit eigentlich nie; doch kann ein längeres Andauern derselben, öftere Wiederkehr etc.
die
Ernährung und das Wohlbefinden des Betreffenden stören. Die Behandlung hat sich zumeist nach derUrsache
zu richten. Bei frischem und plötzlichem Auftreten ist es geraten, die Kranken mit entsprechender
Lagerung des
Beins im
Bett
[* 27] zu halten. Anfänglich thun kalte
Umschläge die besten
Dienste,
[* 28] auch Schröpfköpfe und
Blutegel
[* 29] leisten öfters Ersprießliches.
Später sind Hautreize, narkotische oder beruhigende oder reizende
Einreibungen, namentlich mit
Chloroform, Veratrinsalbe etc.,
auch innerlich
beruhigende Mittel, besonders aber das
Morphium in Gestalt von subkutanen
Einspritzungen
empfohlen. Zur Nachkur eignen sich warme
Bäder, namentlich
Wiesbaden,
[* 30]
Wildbad,
Gastein,
Baden,
[* 31]
Aachen
[* 32] etc. Wie bei allen
Neuralgien,
so wird auch beim Hüftweh von dem
Wechsel des Aufenthaltsorts
¶
mehr
viel für die Heilung der Krankheit zu erwarten sein. Auch von der Anwendung des galvanischen Stroms auf den kranken Hüftnerv
hat man häufig den besten Erfolg gesehen. Eine neue Art der Behandlung datiert seit Einführung der Nervendehnung durch Nußbaum (1880), welche anfänglich glänzende Erfolge gerade bei dem Hüftweh aufzuweisen hatte,
seitdem aber wieder verlassen ist.