zu beseitigenden Veränderungen führt, und die Behandlung hat bis jetzt nur in Ausnahmefällen gute
Resultate geliefert.
Den meisten Erfolg gewährt die Durchschneidung des Fesselnervs; die davon befürchteten
Folgen:
Brüche des Hufbeins, Ausschuhen
der Hufkapsel, kommen nicht so leicht vor, wie man annehmen zu müssen glaubte.
Stadt im bad.Kreis
[* 2]
Villingen, an der
Breg, 684 m ü. M., hat eine kath.
Pfarrkirche, ein
Rettungshaus, ein fürstlich Fürstenbergsches
Schloß (seit 1865 Landesspital),
Maschinen- und Uhrenfabrikation und (1885) 1750 Einw.
s. v. w. Dreiviertelbauer, s.
Bauer, ^[= # im weitesten Sinn jeder Landbewohner im Gegensatz zum Städter und zwar insbesondere ein solcher, ...] S. 462.
(Coxa, Ischium), bei den höhern
Wirbeltieren die das Hüftgelenk bildenden und umgebenden Körperteile, äußerlich
also die Gegend vom Vorderrand des
Hüftbeins bis zum Oberschenkel. Das Hüftgelenk (s. Tafel
»Bänder des
[* 4]
Menschen«),
die
Verbindung
des Gelenkkopfes des Oberschenkels mit der Gelenkhöhle oder
Pfanne des
Beckens, ist beim
Menschen, da in ihm die ganze
Last
des Oberkörpers ruht, ein sehr fest gebautes sogen.
Nußgelenk und gestattet so, noch mehr aber wegen
der vielen
Bänder, dem
Beine nicht die große Beweglichkeit, welche im
Schultergelenk der
Arm besitzt. Der völlige
Abschluß
des
Gelenks nach außen hin verhindert das Eindringen von
Luft zwischen Gelenkkopf und
Pfanne, so daß infolge des
Luftdrucks
das ganze
Bein auch nach Abtrennung derMuskeln,
[* 5]
Bänder etc. in der Schwebe gehalten wird. Im
Gelenk kann
der
Schenkel nach allen
Richtungen hin gedreht und gerollt werden. Die hierzu erforderlichen
Muskeln stammen vom
Becken und setzen
sich teils an die sogen.
Rollhügel (großer und kleiner
Trochanter, s. Tafel
»Skelett
[* 6] I«),
(Coxitis,Coxalgia, Coxarthrocace) kommt vorzugsweise im Kindesalter und überhaupt bei jüngern
Personen vor, nimmt fast immer einen langwierigen Verlauf, führt häufig zur Zerstörung oder Verödung des Hüftgelenks
und hat deshalb fast immer ein sehr ausgebildetes
Hinken zur
Folge. Die
Krankheit tritt bald nach einer bestimmten Veranlassung
auf, z. B. nach einem
Fall oder
Schlag auf die Hüftgegend, bald entwickelt sie sich äußerst schleichend
und beruht in den meisten
Fällen auf einer tuberkulösen Erkrankung der Gelenkhäute, welche den Schenkelkopf oder den Beckenknochen
mit betrifft oder von da auf das
Gelenk selbst übergeht.
Die Hüftgelenkentzündung gibt sich zu erkennen durch mehr oder weniger heftige
Schmerzen im Hüftgelenk, welche von dort
über die innere Schenkelfläche bis zum
Knie ausstrahlen. Häufig sind die
Schmerzen in dem übrigens gesunden Kniegelenk
viel lebhafter als in dem erkrankten Hüftgelenk, so daß man über den Sitz der
Krankheit leicht getäuscht werden kann.
Es ist aber hierbei bemerkenswert, daß die
Schmerzen im Hüftgelenk sich bei
Druck auf das
Gelenk oder
den großen
Rollhügel verschlimmern, während der Knieschmerz durch
Druck auf das
Knie nicht verändert wird.
Das Stehen und
Gehen ist sehr beschwerlich oder ganz unmöglich. Der
Kranke stützt sich dabei ausschließlich auf das gesunde
Bein, zieht die kranke
Hüfte in die
Höhe, beugt das
Knie und berührt den
Boden nur mit der Fußspitze:
die kranke Extremität ist scheinbar verkürzt. Wenn die Hüftgelenkentzündung nicht in den frühern Stadien Halt
macht und in
Heilung übergeht (welche in diesem
Fall eine vollständige sein kann), so erfahren die Gelenkenden im weitern
Verlauf schwere Veränderungen: der Knorpelüberzug wird zerstört, der entblößte
Knochen
[* 7] wird rauh,
stirbt teilweise ab, die Bruchstücke desselben bröckeln ab und mischen sich der im
Gelenk enthaltenen eiterigen oder jauchigen
Flüssigkeit bei, der ganze Schenkelkopf kann zerstört werden.
Die Kapselmembran erleidet an ihrer Innenfläche eine
Verschwärung; äußerlich am
Gelenk bilden sich
Abscesse und
Fistelgänge, welche durch die
Haut
[* 8] aufbrechen und
Jauche und
Eiter austreten lassen. Dabei stellt sich
Fieber, meist von dem
Charakter des hektischen
Fiebers, ein; der Kranke magert ab, wird elend und schwach und geht häufig an Erschöpfung, oft auch
infolge von Jauchevergiftung des
Bluts und ähnlichen Zuständen zu
Grunde. Der durch die
Entzündung zerstörte
Schenkelkopf verläßt nicht selten die
Pfanne und nimmt seine
Stellung gewöhnlich auf dem
Rücken des
Darmbeins, worauf die
kranke Extremität verkürzt, nach innen gedreht und im
Knie etwas gebogen erscheint.
Wenn der Kranke nicht dem
Fieber und der Erschöpfung unterliegt, so können sich die kranken Knochenpartien
allmählich abstoßen und durch die
Fisteln nach außen hervortreten; dann läßt die
Eiterung allmählich nach, zuletzt können
sich die
Fisteln schließen, das
Fieber schwindet, und es erfolgt
Heilung; aber vollständig ist die letztere keineswegs. Sie
erfolgt vielmehr entweder so, daß der Schenkelkopf mit der
Pfanne zu einem
Knochen verschmilzt und jede
Bewegung im Hüftgelenk für immer unmöglich wird, oder daß sich der meist nach hinten verrenkte Schenkelkopf auf dem
Darmbein eine neue
Pfanne bildet, der
Schenkel also zwar beweglich bleibt, aber die
Stellung des
Schenkels eine fehlerhafte ist
und bleibt, das kranke
Bein verkürzt bleibt, das
Becken schief gestellt ist, eine ausgleichende
Krümmung
der
Wirbelsäule, kurz, eine total veränderte
Haltung des
Körpers und ein stark hinkender
Gang
[* 9] eintritt.
Die Behandlung der Hüftgelenkentzündung erfordert vor allen
Dingen strenge
Ruhe des kranken
Gelenks. Der Kranke muß im
Bett
[* 10] liegen und durch einen
festen
Verband
[* 11]
(Gipsverband) jede
Bewegung im Hüftgelenk ausgeschlossen werden. Kommt es zur Zerstörung
des
Gelenks, so ist die Hauptaufgabe, um allgemeine
Tuberkulose zu verhüten, die kranken Teile durch
Resektion zu entfernen,
eine
Operation, welche in neuerer Zeit ungemein häufig und mit sehr guten Erfolgen für die Brauchbarkeit des
Beins ausgeführt
wird.
Das
Verdienst um diesen Teil der
Chirurgie gebührtVolkmann und König. Die größte Sorgfalt muß auf
Bekämpfung des
Fiebers und auf die
Erhaltung eines guten Kräftezustandes gerichtet werden. Der Kranke wird sich, sobald er
das
Bett verlassen darf, anfänglich der Krücken bedienen müssen; später reicht aber die Unterstützung des kranken
Fußes
durch eine erhöhte
Sohle am
Stiefel aus, um die
Verkürzung der kranken Extremität und ihren störenden
Einfluß auf den
Gang auszugleichen. Die Hüftgelenkentzündung alter Leute (Malum senile coxae), s.
Gelenkentzündung (5).
Das Gebiß ist durchweg zum Kauen von pflanzlicher Nahrung eingerichtet, daher sind die Backenzähne stark entwickelt und mit
eigentümlichen Faltungen und Höckern versehen, während die Schneidezähne oft fehlen und zwischen ihnen und dem ersten
Backenzahn (wenigstens bei den lebenden Formen) eine Lücke bleibt. Der Darmkanal ist besonders bei den
nur auf Pflanzenkost angewiesenen Huftieren sehr lang, etwas kürzer bei den Omnivoren; im einzelnen weist namentlich der
Magen
[* 14] große Verschiedenheiten auf.
Überhaupt weichen die zahlreichen Familien der Huftiere ungemein weit voneinander ab und haben sich auch durch die
neuern paläontologischen Forschungen, welche viele zwischen ihnen bestehende Lücken ausfüllten, noch nicht in sichern Zusammenhang
miteinander bringen lassen. Die ältesten Huftiere haben zweifellos mit fünf Zehen an jedem Fuß den Boden berührt, was bei den
lebenden nicht mehr der Fall ist. Allmählich, wie sich das besonders deutlich am Pferd
[* 15] nachweisen läßt,
hat die Zahl der Zehen sich verringert, und zugleich ist entweder die mittelste (3.) oder diese mit der folgenden (4.) zusammen
zum Träger
[* 16] des Beins geworden, während die übrigen etwa noch vorhandenen Zehen als sogen. Afterklauen nicht mehr den Boden
erreichen (Ausnahme: die Flußpferde, s. unten).
Man trennt hiernach meist die Huftiere in Paarzeher (Artiodactyla) und Unpaarzeher (Perissodactyla); doch ist
der Name schlecht gewählt (weil es sowohl Paarzeher mit unpaaren Zehen als Unpaarzeher mit paarigen Zehen gibt) und darf nur
auf die Anzahl der Hauptzehen bezogen werden. Von lebenden Huftieren kennt man gegen 60 Gattungen mit etwa 260 Arten; von
ausgestorbenen werden namentlich in Nordamerika
[* 17] noch immer sehr wichtige Formen, die vielfach sogar zur Ausstellung neuer FamilienAnlaß geben, gefunden.
1. Familie. Lophiodonten (Lophiodontia). Nur fossil sowohl in Europa
[* 18] (im Eocän) als in Nordamerika (im Miocän) gefunden. Sie
bilden zum Teil (Lophiodon) die Vorläufer der heutigen Tapire, führen aber zum Teil (Pliolophus) auch zu andern, nicht mehr
lebenden Gruppen hin. Füße noch fünfzehig, jedoch die dritte Zehe am stärksten entwickelt. Wichtige
Gattungen: Lophiodon, Coryphodon, von der Größe eines Stiers, und Pliolophus, beide mit vollständigem Gebiß (44 Zähne);
[* 19]
letztere
Gattung vielleicht die Stammform für die Paläotherinen nach der einen und die Paarzeher nach der andern Richtung hin.
FossileTapire sind nämlich in Europa sowohl als in Nordamerika gefunden worden und scheinen vom
alten Kontinent in den neuen gewandert zu sein; als ältesten Vorfahren nimmt man Lophiodon (s. oben) in Anspruch und kennt
auch eine Zwischenform, Tapiravus.
4. Familie. Nashörner (Nasicornia). Die lebenden Nashörner treten mit allen drei Zehen auf; von den Schneidezähnen
fallen regelmäßig einige aus, Eckzähne fehlen; auf dem Nasenrücken und der Stirn bei den lebenden Vertretern
ein Horn oder
zwei Hörner hintereinander, bei einzelnen fossilen nebeneinander. Hierher die ausgestorbenen tertiären Geschlechter Aceratherium
und Amynodon, ohne Horn und mit vier Zehen an den Vorder-, drei an den Hinterfüßen, Colonoceras und Diceratherium,
mit zwei Hörnern nebeneinander, ferner mehr denn 20 Arten fossiler echter Nashörner aus Europa, Asien
[* 23] und Nordamerika (s. Tafeln
»Tertiärformation
[* 24] II« und »Diluvium«)
[* 25] und endlich die noch lebende Gattung Rhinoceros, mit 9 Arten, aus Afrika
[* 26] und Ostindien.
S. Nashorn.
6. Familie. Bunodonten (Bunodontia). Mit Höckerzähnen. Nur fossil. Hierher die Vorläufer der Schweine
[* 28] und Flußpferde nebst
zahlreichen völlig ausgestorbenen Nebenlinien, darunter Tiere von der Größe eines Hasen (Hyracotherium, aus dem Eocän) bis
zu der eines Flußpferdes (Perchoerus). Für die Flußpferde ergibt sich die ziemlich sichergestellte Reihe
Entelodon und Elotherium aus dem untern Miocän von Frankreich, Choeromorus, Hexaprotodon und Hippopotamus, für die Schweine
eine doppelte, nämlich für die amerikanischen Eohyus und Helohyus aus dem Eocän, Perchoerus und Thinohyus aus dem Miocän,
Dicotyles, für die altweltlichen dagegen Choeropotamus aus dem Eocän, Bothriodon und Hyopotamus aus dem
Miocän, Sus.
7. Familie. Flußpferde (Hippopotamidae) oder Plumptiere (Obesa). Gestalt plump;
Nur die eine lebende Art Hippopotamus amphibius, das Flußpferd (s. d.), in allen
großen FlüssenAfrikas. Die fossilen Flußpferde erstreckten sich durch Indien und ganz Europa bis nach
England hin; ein Teil der 8 bekannt gewordenen Arten wird, da er statt 4 Schneidezähne 6 hat, zur Gattung Hexaprotodon zusammengefaßt.