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Jäger und seine Stola im Volksglauben das wirksamste Mittel gegen den Biß toller Hunde. [* 2] Am 3. Nov., dem Tag seiner Erhebung (Hubertustag), war und ist es noch Sitte an fürstlichen Höfen, große Jagdfeste (Hubertusjagden) zu veranstalten.
Jäger und seine Stola im Volksglauben das wirksamste Mittel gegen den Biß toller Hunde. [* 2] Am 3. Nov., dem Tag seiner Erhebung (Hubertustag), war und ist es noch Sitte an fürstlichen Höfen, große Jagdfeste (Hubertusjagden) zu veranstalten.
s. Thale. ^[= # Dorf im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Aschersleben, an der Bode und der Linie Magdeburg- ...]
(Hubertsburg), Jagdschloß in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, [* 3] Amtshauptmannschaft Oschatz, [* 4] unmittelbar beim Dorf Wermsdorf, 1721-24 vom Prinzen Friedrich August, spätern König August III. von Polen, mit großer Pracht erbaut, war lange Zeit hindurch der Schauplatz der glänzendsten Jagdfeste, wurde jedoch im Siebenjährigen Krieg zur Vergeltung der Zerstörung Charlottenburgs von den Preußen [* 5] verwüstet und von Friedrich II. dem Major Guichard (Quintus Icilius) zum Geschenk gemacht, der es an einen Berliner [* 6] Juden verkaufte.
Einen berühmten Namen erhielt Hubertusburg durch den daselbst geschlossenen Frieden, welcher dem Siebenjährigen Krieg (s. d.) ein Ende machte. Später wiederhergestellt, diente das Schloß zum Teil als Getreidemagazin, zum Teil wurde es zu einer Steingutfabrik umgewandelt. Gegenwärtig (seit 1840) enthält es ein Landesgefängnis zur Absitzung längerer Gefängnisstrafen, eine Landeskranken- und Versorgungsanstalt, eine Irrenanstalt für unheilbare Geisteskranke und eine Anstalt für blödsinnige Kinder.
Vgl. Riemer, Das Schloß Hubertusburg sonst und jetzt (Oschatz 1881).
der älteste und dem Rang nach erste Orden [* 7] Bayerns, 1444 von Gerhard V., Herzog von Jülich und Geldern, gestiftet, von dessen Sohn Wilhelm 1476 mit den ersten Statuten versehen, führte anfangs den Namen »Orden vom Horn«, weil die goldene Ritterkette aus lauter kleinen Jagdhörnern zusammengesetzt war. Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz erneute ihn 1708 und erklärte sich zum Großmeister desselben. Kurfürst Maximilian IV. Joseph bestätigte ihn und gab ihm die noch bestehenden Statuten, wonach die Zahl der fürstlichen Ritter unbestimmt sein, er nur aus einer Klasse bestehen, jedoch nie mehr als zwölf gräfliche und freiherrliche Kapitulare und einen Ordensgroßkomtur zählen soll.
Der Hubertusorden hat zwölf Kommenden, aus deren Einkünften der Statthalter (erste Beamte nach dem Großmeister) 4000, die ersten drei Ritter 600, die nächsten 300 Gulden beziehen. Die Dekoration besteht aus einem weiß emaillierten goldenen Kreuz [* 8] mit acht Spitzen und goldenen Kugeln; in den Winkeln des Kreuzes je drei goldene Strahlen, über dem Kreuz eine Krone. Auf dem Avers des grünen Mittelschildes ist in Gold [* 9] die Bekehrung des heil. Hubertus abgebildet mit der gotischen Umschrift: »In traw vast«, d. h. in Treue fest.
Der Revers zeigt den Reichsapfel mit Kreuz und die Umschrift: »In memoriam recuperatae dignitatis avitae. 1708«. Die Dekoration wird an ponceaurotem Band [* 10] mit grüner Einfassung von links nach rechts, bei festlichen Gelegenheiten an einer goldenen Kette aus 42 Gliedern, die abwechselnd ein Viereck [* 11] mit der Bekehrungsgeschichte und die verschlungenen Buchstaben T. V. bilden, getragen. Auf der Brust tragen die Ritter einen silbernen Stern mit Strahlen, auf dem sich ein goldenes, aus roten und weißen Quadraten zusammengesetztes Kreuz mit der Devise befindet; bei besondern Gelegenheiten noch ein kleines Kreuz und kleine Kette im Knopfloch. Tag des feierlichen Kapitels ist der 12. Oktober, zu welchem die Ritter in besonderer Festkleidung in altspanischem Kostüm [* 12] erscheinen.
Jagdschloß im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, [* 13] Kreis [* 14] Angermünde, liegt in der wildreichen Schorfheide, an der Westseite des Werbelliner Sees.
1) Johann, deutscher Pädagog und Schriftsteller, geb. zu Türchau bei Zittau, [* 15] studierte seit 1689 in Leipzig und habilitierte sich schon 1691 daselbst für Geographie und Geschichte. Im J. 1694 wurde er Rektor des Gymnasiums in Merseburg [* 16] und 1711 Rektor des Johanneums in Hamburg, [* 17] wo er starb. Seine Schriften über Geographie und Geschichte wirkten zu ihrer Zeit anregend. Seine »Kurzen Fragen aus der alten und neuen Geographie« (zuerst 1693) erlebten 36 Auflagen und wurden in viele Sprachen übersetzt.
Ein besonderes Verdienst um den geographischen Unterricht erwarb er sich durch die von ihm in Verbindung mit Homann in Nürnberg [* 18] veranstalteten Schulatlanten und Landkarten. [* 19] Er war auch Mitherausgeber des für die damalige Zeit wertvollen »Realen Staats-, Zeitungs- und Konversations-Lexikons« (Leipz. 1704). Seine »Zweimal 52 auserlesenen biblischen Historien« (zuerst Leipz. 1714; in 107. Aufl. von Lindner für unsre Zeit verbessert, 1859) begründeten in den Schulen Deutschlands [* 20] erst allgemein den schon von J. Gesenius angestrebten gesonderten Unterricht in der biblischen Geschichte. - Sein Sohn Johann, gest. als Advokat in Hamburg, wirkte als Schriftsteller im Geist seines Vaters fort.
2) Julius, Maler, geb. zu Öls [* 21] in Schlesien, [* 22] besuchte seit 1821 die Kunstakademie zu Berlin, [* 23] wurde 1823 Schüler W. Schadows und folgte diesem 1826 nach Düsseldorf. [* 24] Im J. 1828 trat er mit einem Fischer nach Goethes Ballade hervor, woran besonders die Schönheit der Formen und des Ausdrucks gefiel. Zu gleicher Zeit erschien das Bild: Roland, die Prinzessin Isabella aus der Räuberhöhle befreiend (gestochen von J. Keller). Während seines Aufenthalts in Italien [* 25] malte er die Ruth, ihre Schwiegermutter Noemi in die Fremde begleitend (1830, Berliner Nationalgalerie).
Für den Berliner Kunstverein entstand 1832 Simson, die Säulen [* 26] einreißend. 1834 ging er wieder nach Düsseldorf, von wo er 1839 an die Kunstakademie nach Dresden [* 27] berufen wurde. Seit 1841 Professor an derselben, entfaltete er eine umfangreiche Lehrthätigkeit 1871 wurde er Direktor der Gemäldegalerie und starb in Loschwitz bei Dresden, nachdem er kurz vorher in den Ruhestand getreten war. Von seinen übrigen Werken aus der ersten Periode sind noch zu nennen: Christus und die Evangelisten (1835, Kirche zu Meseritz), Hiob und seine Freunde (Städelsches Institut zu Frankfurt), [* 28] das Liebespaar des Hohenliedes, Christuskind auf Wolken (Nationalgalerie zu Berlin), die Schutzengel (ebendaselbst), Felicitas und der Schlaf aus Tiecks »Octavianus« (Museum zu Breslau). [* 29]
Für den Römersaal zu Frankfurt malte er Friedrich III., für die Stadtkirche zu Meißen [* 30] einen Christus, für die Marktkirche in Halle [* 31] a. Sein großes Altarbild: »Sehet die Lilien [* 32] auf dem Feld«, nach der Bergpredigt. In Dresden entstanden: das goldene Zeitalter (Dresdener Galerie, eine Wiederholung in der Berliner Nationalgalerie);
ein großes Bild aus der Apokalypse: die Hure Babylon auf dem siebenköpfigen Drachen auf Wolken, während der Engel des Herrn dem Evangelisten die Vision deutet (1852, Petersburg); [* 33]
Karl V. in San Yuste, Friedrichs d. Gr. letzte Tage in Sanssouci, Amor im Winter, Magdalena vor dem Leichnam Christi, der Jesusknabe im Tempel, [* 34] die Disputation Luthers mit Eck (Dresdener Gemäldegalerie), ¶
Stephanus vor dem Hohen Rat, Hagar mit Ismael u. der (1869 verbrannte) Vorhang für das Dresdener Hoftheater (von seinem Sohn Eduard Hübner, geb. 1842, für Leipzig wiederholt). Hübners Bilder sind von anmutiger Form und Farbengebung. Sie spiegeln die Entwickelung der Düsseldorfer Schule von den sentimental-romantischen Anfängen bis zur historischen Auffassung wider, fesseln jedoch mehr durch Sorgfalt der Ausführung als durch Genialität und Kraft [* 36] der Darstellung. Hübner war auch schriftstellerisch thätig. Sein Katalog der Dresdener Galerie (5. Aufl. 1880) enthält eine schätzenswerte historisch-kritische Einleitung. Er gab ferner heraus: »Bilderbrevier der Dresdener Galerie« (2. Aufl., Dresd. 1857; zweite Folge 1859);
eine Übersetzung ausgewählter Sonette Petrarcas (Berl. 1868) und eine Sammlung eigner Gedichte »Helldunkel«, Braunschw. 1871;
zweite Folge 1876). - Sein Sohn Hans, geb. starb als ordentlicher Professor der Chemie in Göttingen. [* 37]
3) Joseph Alexander, Freiherr von, österreich. Diplomat, geb. zu Wien, [* 38] führte ursprünglich den Namen Hafenbredl, den er später mit Hübner vertauschte, studierte daselbst und ward seit 1833 in Metternichs Staatskanzlei beschäftigt. 1837 ging er als Gesandtschaftsattaché nach Paris, [* 39] 1841 als Gesandtschaftssekretär nach Lissabon, [* 40] und 1844 wurde er Generalkonsul in Leipzig. 1848 mit der diplomatischen Korrespondenz des Erzherzogs Rainer betraut, wurde er bei dem Aufstand in Mailand [* 41] gefangen genommen und eine Zeitlang als Geisel zurückbehalten.
Gegen einen andern Gefangenen ausgewechselt, begleitete er die kaiserliche Familie auf ihrer Flucht von Schönbrunn nach Olmütz.
[* 42] Die wichtigen Staatsakten, welche sich auf die Abdankung Kaiser Ferdinands bezogen, wurden von Hübner gearbeitet, welcher überhaupt
zu den in die Ereignisse des Thronwechsels eingeweihtesten Personen zählte. Im Monat März 1849 ging er in
außerordentlicher Mission nach Wien und bald darauf als Gesandter nach Paris, wo er entscheidenden Einfluß auf die österreichische
Politik im russischen Krieg von 1854 gewann sowie Österreich
[* 43] bei den Friede
nskonferenzen 1856 vertrat.
Die beabsichtigte Aktion Napoleons in Bezug auf Italien durchschaute er aber kaum rechtzeitig, und durch den bekannten ihm zu teil gewordenen Neujahrsempfang 1859 ward die österreichische Regierung sehr überrascht. Nach dem Krieg von 1859 erhielt Hübner im Ministerium Goluchowski 21. Aug. das Portefeuille des Polizeiministers, welches er jedoch schon 22. Okt. niederlegte. Von Ende September 1865 bis November 1867 bekleidete er den Botschafterposten in Rom. [* 44] Seit 1879 ist Hübner konservatives Mitglied des Herrenhauses. Auch widmete er sich litterarischen Arbeiten; seine Geschichte des Papstes Sixtus V. (»Sixte-Quint. D'après des correspondances diplomatiques inédites etc.«, Par. 1870, 3 Bde.; neue Ausg. 1883, 2 Bde.; deutsche Ausg., Leipz. 1871, 2 Bde.) und seine ebenfalls zuerst in französischer und englischer Sprache [* 45] erschienenen Reisebeschreibungen: »Ein Spaziergang um die Welt« (1873; 5. Aufl., Leipz. 1885) und »Durch das britische Reich 1883-84« (das. 1886) fanden viel Beifall.
4) Karl, Maler, geb. zu Königsberg, [* 46] wo er seine künstlerischen Studien bei Professor J. Wolf begann, die er von 1837 bis 1841 auf der Düsseldorfer Akademie bei Schadow und Sohn fortsetzte. Seitdem blieb er in Düsseldorf ansässig. Er gehörte zu den Gründern des Vereins Düsseldorfer Künstler und des Vereins Malkasten. 1874 unternahm er eine Reise nach den Vereinigten Staaten [* 47] von Nordamerika. [* 48] Als Künstler machte er sich durch seine in die Ideen des Zeitgeistes einschlagenden sozialistischen Tendenzbilder einen gefeierten Namen.
Unter seiner allzu großen Produktivität litt jedoch häufig die Feinheit in Zeichnung und Durchführung; indessen sind seine Gemälde stets gut komponiert und mitunter von ergreifender Wirkung. Hervorzuheben sind: die schlesischen Weber (1845), das Jagdrecht (Berlin, Galerie Ravené, lithographiert von Wildt), die Auswanderer (1846, im Museum zu Christiania, [* 49] lithographiert von Wildt), die Auspfändung (1847, im Museum zu Königsberg, lithographiert von Wildt), Rettung aus Feuersgefahr (1853, sein größtes und bedeutendstes Bild), die Waisenkinder, des jungen Seemanns Rückkehr, die Zwillinge, die Witwe, die Sünderin an der Kirchthür (1867, Nationalgalerie zu Berlin). Er starb in Düsseldorf.
5) Otto, Statistiker und Volkswirt, geb. zu Leipzig, war ursprünglich für den Kaufmannsstand bestimmt, wandte sich zuerst in Paris und London [* 50] den wirtschaftlichen Studien zu und gehörte seit 1842 zu den thätigsten Gliedern der deutschen Freihandelspartei. Nach einigen Jahren von der Dampfschiffahrtsgesellschaft des Österreichischen Lloyd zum Bevollmächtigten ernannt, betrieb er die Verhandlungen wegen Durchfuhr der englisch-ostindischen Überlandpost und des damit verbundenen Verkehrs durch Deutschland, [* 51] zu welchem Zweck er mit allen beteiligten kontinentalen Eisenbahnen Verträge abschloß.
Beim Ausbruch der Bewegung von 1848 ward er von Österreich in den Fünfzigerausschuß gewählt; die Verhandlungen über seinen Eintritt in den österreichischen Staatsdienst zerschlugen sich aber, und Ende 1849 wurde er seiner deutschen Gesinnung wegen aus Österreich ausgewiesen. Hübner siedelte nach Berlin über und gründete daselbst das »Statistische Zentralarchiv«, welches von allen Regierungen der Welt statistische Mitteilungen erhielt. Von seinen zahlreichen übrigen statistischen Arbeiten ist namentlich sein Werk »Die Banken« (Leipz. 1854, 2 Bde.) zu erwähnen. Am bekanntesten ist Hübners »Statistische Tafel aller Länder« (zuerst Leipz. 1851; seitdem jährlich erscheinend, jetzt bearbeitet von Juraschek). 1862 gründete er die erste Hypothekenbank in Preußen unter der Firma Preußische Hypothekenversicherungs-Gesellschaft, welcher er bis zu seinem Tod vorstand.
6) Emil, namhafter Philolog, Sohn von Hübner 2), geb. zu Düsseldorf, auf dem Vitzthumschen Gymnasium in Dresden gebildet, studierte seit 1851 in Berlin und Bonn, [* 52] reiste zu wissenschaftlichen Zwecken 1855-57 in Italien, habilitierte sich 1859 zu Berlin und wurde daselbst 1863 außerordentlicher, 1870 ordentlicher Professor der klassischen Philologie; inzwischen hatte er für das »Corpus inscriptionum latinarum« 1860-61 Spanien [* 53] und Portugal, 1866-1867 England, Schottland und Irland bereist. Hübner hat sich besonders um Archäologie und lateinische Epigraphik verdient gemacht. Er veröffentlichte zuerst: »Epigraphische Reiseberichte aus Spanien und Portugal« (Berl. 1861) und »Die antiken Bildwerke in Madrid« [* 54] (das. 1862). Sodann lieferte er für das »Corpus inscriptionum latinarum« die Indices des 1. Bandes (Berl. 1863),
Bd. 2 (»Inscriptiones Hispaniae«, das. 1869) und Bd. 7 (»Inscriptiones Britanniae«, das. 1873). Im Anschluß daran erschienen: »Inscriptiones Hispaniae christianae« (Berl. 1871);
»Inscriptiones Britanniae christianae« (das. 1876);
»Exempla scripturae epigraphicae latinae a ¶