Name einer von der Äbtissin Herrad von Landsperg im Elsaß in dem
letzten Drittel des 12. Jahrh. verfaßten
Encyklopädie alles Wissenswerten, welche, mit
Zeichnungen versehen,
von den
Nonnen bei der Kinderlehre gebraucht wurde. Diese wegen der
Zeichnungen für die Sittengeschichte wichtige
Handschrift
ist 1870 bei der Belagerung von
Straßburg
[* 11] verbrannt, doch ist ein Teil der
Zeichnungen durch früher genommene
Kopien erhalten
worden.
Vgl. Hortus deliciarum
Engelhard, Herrad von Landsperg (Stuttg. 1818, mit 12 Kupfertafeln).
3)
Michael, ungar. Geschichtschreiber, geb. zu
Szentes im
CsongráderKomitat, besuchte das
Gymnasium zu
Szegedin, studierte
darauf im geistlichen
Seminar zu
WaitzenTheologie und wirkte als
Kaplan an mehreren
Orten, nahm aber, wegen
seiner liberalen Denkweise mit seinen Vorgesetzten zerfallen, 1841 eine Erzieherstelle in dem
Haus des
Grafen Erdödy zu
Wien
[* 20] an. 1844 wurde er zum
Professor der ungarischen
Sprache und Litteratur am Theresianum daselbst, 1847 zum
Propst zu
Hatvan, 1848 aber
vom Kultusminister
Eötvös zum
Bischof von
Csanád und zum Mitglied der Magnatentafel ernannt.
Als Titularbischof und
Präsident der historisch-philosophischen
Klasse der ungarischen
Akademie und der
UngarischenHistorischenGesellschaft war Horváth einer der bedeutendsten ungarischen
Historiker und schrieb die vollständigste Geschichte
Ungarns. Seine bedeutendsten Werke außer vielen kleinern und größern historischen Abhandlungen sind: »Geschichte der
Ungarn
bis zum Jahr 1823« (3. Aufl.,
Pest 1873, 8 Bde.);
»Fünfundzwanzig Jahre aus der Geschichte
Ungarns, 1823-48« (2. Aufl., das.
1868; deutsch, Leipz. 1867, 2 Bde.)
sowie »Geschichte des Unabhängigkeitskriegs inUngarn 1848 und 1849« (2. Aufl.,
Pest 1872, 3 Bde.).
Als solcher wurde er zu der sogen. Judexkurialkonferenz berufen, die 1861 in
Pest tagte. 1863 wurde er
Mitdirektor des ersten ungarischen Bodenkreditinstituts und 1867 als eins der hervorragendsten Mitglieder der
Deák-Partei
zum Justizminister ernannt, in welcher
Stellung er, von andern
Reformen abgesehen, die Leibesstrafen abschaffte und die neuen
Urbarialgesetze durchführte. Am gab er seine
Dimission, weil das Munizipalgesetz nicht so ausgeführt wurde, wie
er es wünschte, und
weil er seinen Justizorganisationsentwurf bezüglich der
Gerichte erster
Instanz wegen der Uneinigkeit,
die damals im ungarischen
Ministerium herrschte, nicht durchbringen konnte.
Bald darauf
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mehr
wurde er Präsident der Ungarischen Allgemeinen Bodenkreditaktiengesellschaft. Horváth war vielseitig schriftstellerisch thätig,
hat aber seine Schriften nicht gesammelt. 1861 wurde er zum korrespondierenden Mitglied, später zum Ehrenmitglied der ungarischen
Akademie gewählt.