finden besonders folgende Hornarten:
Gemeines Ochsenhorn bildet nur Sekundaware. Wertvoller sind die großen südamerikanischen
Hörner, welche an der
Spitze bis zu einem Drittel abwärts schwarz, übrigens weiß, in der
Masse sehr
fest, rein und durchscheinend sind und schöne
Beize annehmen. Die ungarischen
Hörner sind grau, grünlich, schwarz mit weiß
gemischt; die irischen, hellfarbig und fast bis zur
Spitzehohl, werden bei der Bearbeitung sehr durchsichtig.
Man sägt dann die massive
Spitze des Horns ab, legt das röhrenförmige
Stück einige
Tage in kaltes, dann einige
Stunden in
siedendes
Wasser, erhitzt es über
Feuer und schneidet es von einem Ende zum andern auf. Unter fortwährendem
Erwärmen läßt sich nun das Horn leicht auseinander biegen, worauf man die Hornplatten in einer Schraubenpresse
zwischen warmen Eisenplatten einem allmählich verstärkten
Druck aussetzt. Nach dem Einweichen in
Wasser gleichen diese Hornplatten
in ihrem Ansehen dem rohen und kommen in dieser Form in den
Handel.
Wünscht man aber eine größere
Durchsichtigkeit, so wird das über Kohlenfeuer erweicht, abgeschabt, von
Flecken und
Adern
soviel wie möglich gereinigt, dann abermals erst zwei
Tage in kaltem und einige
Stunden in heißem
Wasser erweicht, in geschmolzenen
Talg getaucht, zwischen erwärmte Eisenplatten geschichtet und unter einer Schraubenpresse einem
starken
Druck ausgesetzt. Die Hornplatten lassen sich auch spalten und durch
Kreissägen in dünne
Blätter zerteilen.
Zum
Löten schrägt man die zu vereinigenden
Enden ab, reibt sie mit
Schachtelhalm ab, stellt sie dann kurze Zeit in heißen
Alkohol, um das
Fett zu entkernen, und preßt sie nun zwischen den
Backen einer ziemlich stark erhitzten
kupfernen Lötzange in einem
Schraubstock
[* 11] allmählich stark zusammen. Während des
Pressens gießt man fortwährend etwas
Wasser
auf das Horn, bis die
Zange
[* 12] erkaltet ist, und schabt und poliert dann die Lötstelle ab.
GrößerePlatten erweicht man vor dem
Zusammenlöten in heißem
Wasser und preßt sie nach dem
Trocknen zwischen Kupferplatten unter
einer
Presse.
[* 13]
Längere Hornstäbe stellt man dar, indem man das von seiner massiven
Spitze befreite Horn in heißem
Wasser erweicht, auf der
Drehbank
[* 14] zu gleicher Wandstärke abdreht und nun auf einer
Maschine
[* 15] mit Schraubengang in einer
Spirale zu einem langen
Streifen aufschneidet. Die in
Wasser erweichte
Spirale wird zwischen erwärmten
Walzen zu einem geraden
Stab
[* 16] gestreckt,
letzterer in Metallröhren gebracht und, nachdem dieselben verschlossen wurden, so lange in
Wasser gesotten, bis er die Form
der
Röhren
[* 17] angenommen hat.
Der gehörig zubereitete
Stab wird in
Wasser oder
Öl gelegt und zu Peitschenstöcken, Reitgerten, Schirmgestellen
etc. benutzt. Zum
Polieren des Horns dient
Bimsstein,
Tripel,
Schachtelhalm etc. Die bei der Bearbeitung des Horns abfallenden
Hornspäne werden als
Dünger, als Streusand und in der Blutlaugensalzfabrikation angewandt; man kann sie aber auch wieder
zu einer
Masse vereinigen und Gegenstände vom Ansehen des Horns daraus fertigen
(Gießen
[* 18] des Horns).
Man preßt die befeuchteten Späne in einer erwärmten metallenen Form zu einem
Kuchen zusammen, raspelt diesen, preßt die
erhaltenen Späne abermals und wiederholt dies, bis man eine genügend dichte und feine
Masse erhalten hat. Diese wird dann
in ein feines
Pulver verwandelt und in erhitzten zweiteiligen messingenen
Formen unter starkem
Druck zu
Dosen,
Knöpfen etc. geformt.
Soll das Horn dauernd weich und elastisch bleiben, so weicht
man es zehn
Tage lang in einem
Bad von
[* 19] 1
Lit.
Wasser, 3L.Salpetersäure, 2L.Holzessig, 5 kg
Gerbsäure, 2 kg
Weinstein, 2,5 kg schwefelsaurem
Zinkoxyd, schneidet es zu und
bringt es vor dem
Polieren nochmals in dasselbe
Bad.
Zum
Beizen und
Färben des Horns werden verschiedene
Methoden angegeben. Um schwarz zu färben, legt man das Horn in eine kalt
bereitete
Lösung von 120 g
Quecksilber in 120 g
Salpetersäure und 500 g
Wasser, spült es nach zwölf
Stunden gut ab
und bringt es dann auf 1-2
Stunden in eine
Lösung von 15 g
Schwefelleber in 500 g
Wasser, worauf die Gegenstände gut abgewaschen
werden müssen. Die
Farbe sitzt sehr fest, liegt aber nur auf der Oberfläche. Um Horn dem
Schildpatt ähnlich zu machen, legt
man es einige
Stunden in ein
Bad aus 1 Teil
Salpetersäure und 3 Teilen
Wasser von 30-38° C.,
bedeckt es dann
stellenweise mit einem Brei aus 2 Teilen
Soda, 1 Teil gebranntem
Kalk und 1 Teil
Mennige, spült es nach 10-15
Minuten ab, trocknet
das Horn durch Aufdrücken eines
Tuches und legt es in einBad aus 4 Teilen Rotholzabkochung von 10°
B. und 1 Teil
Ätznatronlauge von 20° B., spült es dann ab und trocknet und poliert es nach 12-16
Stunden. Um dem ein metallartiges Ansehen
zu geben, taucht
man es in
Chlorzink (gelb), chromsaures
Zinkoxyd (grün),
Chlorkupfer (schwarz), chromsaures
Kupferoxyd (braun);
Jodkalium, auf diesen
Farben angebracht, verwandelt sie in
Rot. Die eingetauchten Gegenstände werden bei
68° C. getrocknet und dann mit
Musivgold abgerieben.
Vgl.
Kühn, Handbuch für Kammmacher, Horn- und Beinarbeiter (2. Aufl.,
Weim. 1864);
(ital.
Corno, franz.
Cor, engl. Horn), das bekannte, durch Weichheit des
Tons vor allen andern ausgezeichnete Blechblasinstrument,
entweder als Naturinstrument (Naturhorn,
Waldhorn,
Corno¶
mehr
di caccia, Cor de chasse, French horn) oder (in neuerer Zeit fast ausnahmslos) mit Ventilen, Cylindern, Pistons, d. h. einem
Mechanismus, welcher die Schallröhre durch Einschaltung kleiner »Bogen«
[* 23] verlängert und dadurch die Naturskala verschiebt
(Ventilhorn). Das Wald- oder Naturhorn hat eine Röhre ohne Tonlöcher; die Verschiedenheit der Töne wird, abgesehen von
den Ventilen, allein mittels der Lippenstellung und der Art des Anblasens (Ansatz) bewirkt. Es ist ein sogen. Halbinstrument,
d. h. so eng mensuriert, daß der tiefste Eigenton nicht anspricht, sondern sogleich in die
Oktave überschlägt; obgleich die Schallröhre mehr als 16 Fuß lang ist (im Kreis
[* 24] gewunden), so ist doch der
tiefste Ton des C-Horns das große C. Man schreibt seltsamerweise diejenigen Töne des Horns, welche man im Baßschlüssel notiert,
eine Oktave tiefer, als man sie im Violinschlüssel notieren würde, so daß: ^[img] identisch sind.
Während in der Tiefe der Umfang stets durch denselben Ton der Naturskala begrenzt wird (dem zweiten Ton
der Reihe, vgl. Obertöne),
[* 25] bestimmt in der Höhe die wirkliche Tonhöhe die Grenze für den Orchestergebrauch (c' cis' d'').
Die Skala der Naturtöne des Horns weist nach der Tiefe hin immer größere Lücken auf; diese werden zum Teil ausgefüllt durch
gestopfte Töne, da jeder Naturton um einen halben, zur Not auch um einen ganzen Ton vertieft werden kann
dadurch, daß der Bläser die Hand
[* 26] in die Stürze schiebt.
Stopftöne haben im Vergleich mit den natürlichen, weich und voll tönenden einen gepreßten, dumpfen Klang und machen daher
eine völlig gleichmäßig gefärbte chromatische Skala über den ganzen Umfang des Instruments unmöglich,
wenn sie auch, im einzelnen und für besondern Effekt angewendet, von sehr charakteristischer Wirkung sind. Die um einen Ganzton
vertieften (sozusagen »doppelt gestopften«) Töne sind rauh und schlecht, unsicher in der Ansprache, so: b d' f' und as'.
Die Töne a und des', dreifach gestopft, sind nicht zu brauchen. Die Einführung der Ventile beseitigt
die Notwendigkeit, gestopfte Töne zu gebrauchen, beläßt aber die Möglichkeit ihrer Anwendung; der Komponist kann sie auch
von Ventilinstrumenten fordern. Man unterscheidet im Orchester erstes und zweites Horn, bei stärkerer Besetzung Gruppen zu je
zwei Hörnern, von denen eins als erstes, das andre als zweites Horn behandelt wird. Das erste
Horn gebietet über die höchsten, das zweite über die tiefsten Töne, jenes hat ein engeres Mundstück als dieses.
Ein Mittelding, dem die höchsten wie die tiefsten Töne schwer werden, aber ein großer mittlerer Umfang zu Gebote steht, ist
das von französischen Hornvirtuosen in Aufnahme gebrachte Cor mixte. Zu bemerken ist, daß das Ventilhorn
sich in der Klangfarbe nicht unerheblich vom Waldhorn unterscheidet; der eigentümliche, elegische Ton des Horns ist bei ihm
etwas verwischt. Erfunden wurde das Waldhorn gegen 1680 in Paris,
[* 27] von wo aus es GrafSpörken kurz darauf in Böhmen
[* 28] einführte;
doch ist die Erfindung wahrscheinlich nur die Verbesserung eines bereits vorhandenen Instruments, der von
Prätorius angeführten sogen. Jägertrompete.
Zuerst wurde es wohl, wie auch der NameWaldhorn andeutet, bei Jagden zum Signalgeben gebraucht; mit der Zeit kam es dann in
die Militärmusik und (im ersten Viertel des 18. Jahrh.) in die Oper. Die ersten Hörner standen in Es, wie
die Trompete; nach und nach kamen die G-, B- undF-Hörner auf. Mit Hilfe von Satzstücken oder Krummbogen, d. h. rund gebogenen
Röhren von Messingblech, welche dem Instrument gleich unterhalb des Mundstücks angeschoben wurden und seine Röhre um so viel
verlängerten wie zur Vertiefung der Skala um einen ganzen oder halben Ton nötig war, stellte man die
andern Stimmungen her.
Diese in betreff der Tonreinheit noch sehr mangelhafte Einrichtung wurde verdrängt durch das 1748 von Hampel in Dresden
[* 29] erfundene
Inventionshorn, das so konstruiert ist, daß man zu verschiedenen Tonarten nur eines einzigen Horns bedarf, indem man
größere oder kleinere Satzstücke, deren Länge von den Grundtönen der verschiedenen Tonarten abhängt, in die Mitte der
Röhre einschieben und somit das Instrument in verschiedene Tonarten stimmen kann. Seine Vollendung in Bezug auf Spielgeläufigkeit
erhielt aber das Horn erst durch die von Stölzel in Breslau
[* 30] 1814 erfundenen Ventile (vgl. Pistons).
Das Ventilhorn (corno cromatico) bringt alle Töne der chromatischen Skala hervor und zwar offen, ohne Beihilfe des Stopfens,
indem die Anwendung eines oder mehrerer seiner Ventile etwa ein F-Horn in ein E-, Es- oder D-Horn umwandelt und die Tonstufen dieser
Stimmungen alsdann zur chromatischen Skala sich ergänzen. Stölzel selbst brachte zwei Ventile an, deren
eins den Ton um einen halben, das andre um einen ganzen Ton, beide zugleich angewendet um eine kleine Terz erniedrigen; C. A.
Müller in Mainz
[* 31] fügte 1830 noch ein drittes Ventil
[* 32] hinzu, welches, allein angewendet, den Ton um anderthalb, mit dem ersten
zugleich gebraucht, um zwei ganze Töne erniedrigt, wodurch dann eine vollständige chromatische Skala
ermöglicht war.
Übrigens werden sie jetzt in verschiedenen Größen und mit immer größerer Vollkommenheit angefertigt. Die meisten Verbesserungen
rühren von Červeny in Königgrätz
[* 33] her, welcher auch die Tonwechselmaschine erfand, vermittelst welcher man ohne Aufsetzen
von Bogen nur durch Drehen eines Zeigers auf einem mit den chromatischen Tonstufen bezeichneten Zifferblatt
die Stimmung des Instruments sofort beliebig verändern kann. Ein ganz neues System der Ventile (Pistons independants) erfand
in neuerer ZeitAd. Sax in Paris, bei welchem durch die Ventile die Schallröhre nicht verlängert, sondern verkürzt wird und
statt dreier Ventile sechs angebracht sind.
Die Ventilhörner in F sind die gebräuchlichsten, demnächst die in E und Es.
Notiert wird auch für das Ventilhorn stets in C dur. Das Posthorn unterscheidet sich von dem gewöhnlichen Waldhorn nur durch
die kleinern Dimensionen, also eine höhere Tonlage, aber auch durch geringern Tonumfang und geringere Rundung und
Reinheit des Klanges. Das Horn ist als Soloinstrument sehr beliebt, und wenn auch reisende Hornvirtuosen heute ziemlich rar
sind, so finden sich doch mehr oder weniger lange Hornsoli in Orchesterwerken und Opern sehr häufig. Aus der nicht gerade
reichen Litteratur für Horn sei Schumanns Quadrupelkonzert für vier Hörner (Op. 86) hervorgehoben. Ausgezeichnete
Hornschulen schrieben Domnich, Duvernoy, Dauprat u. Gumpert.