des Geheimen Staats-, Hof- und Hausarchivs betraut. 1805 begleitete er den Fürsten Liechtenstein auf den Friedenskongreß zu Preßburg.
Während des Tiroler Aufstandes 1809, den er im Gefolge seines Gönners, des Erzherzogs Johann, mit vorbereiten half, war er Hofkommissar
in Tirol und harrte in der obersten Zivilverwaltung des Landes bis zum Waffenstillstand von Znaim aus. In
seinen frühern Wirkungskreis zurückgekehrt, widmete sich Hormayr historischen Arbeiten.
Die fortgesetzte Verbindung mit den der bayrischen Regierung in Tirol Abgeneigten und die Vorbereitung eines neuen Aufstandes
Anfang 1813 veranlaßten aber Metternich, Hormayr plötzlich verhaften und nach Munkács abführen zu lassen, wo er 13 Monate
in milder Haft gehalten wurde. Freigelassen, beschäftigte er sich wieder zu Wien mit litterarischen Arbeiten sowie mit ausgebreiteten
archivarischen Studien und wurde 1816 vom Kaiser zum Historiographen des Reichs und des kaiserlichen Hauses ernannt.
Da er aber Metternich wegen seiner Verhaftung unversöhnlich haßte, folgte er 1828 einem Ruf des Königs
Ludwig I. von Bayern nach München. Hier wurde er als Ministerialrat im Departement des Äußern angestellt. Seine geschichtlichen
Arbeiten oder »Denkwürdigkeiten«, wie er sie selbst gern nennt, sind von dieser Zeit an von Wichtigkeit, vor allen die »Lebensbilder
aus dem Befreiungskrieg« (2. Aufl., Jena 1845, 3 Bde.). In allen tritt an
die Stelle des frühern Lobes der härteste Tadel der österreichischen Politik, als deren Grundzüge Arglist, Jesuitismus, Undankbarkeit
aufgezeigt werden; um so mehr wird Bayern mit seinen Fürsten und seinem »urkräftigen, granit-treuen Volk« gepriesen. 1832 wurde
Hormayr bayrischer Ministerresident in Hannover und 1837 bei den Hansestädten in Bremen, wo er mit Duckwitz 1840 »Fragmente
über Deutschlands, insonderheit Bayerns, Welthandel« veröffentlichte.
Seit 1846 lebte er in München als Vorstand des Reichsarchivs bis zu seinem erfolgten Tod. Gewaltig in seinem Haß
wie in seiner Liebe, überschritt Hormayr leicht das Maß; Lüge und Verstellung aber waren ihm fremd. Von seinen
Schriften (mehr als 170 Bände) nennen wir noch: »Kritisch-diplomatische Beiträge zur Geschichte Tirols im Mittelalter« (Innsbr.
1802-1803, 2 Bde.; neue Aufl., Wien 1805);
»Geschichte der gefürsteten Grafschaft Tirol« (Tübing. 1806-1808, 2 Bde.);
»Historisch-statistisches
Archiv für Süddeutschland« (Wien 1808, 2 Bde.);
»Österreichischer Plutarch, oder Leben und Bildnisse aller Regenten
des österreichischen Kaiserstaats« (das. 1807-14, 20 Bde.);
»Archiv für Geschichte, Statistik, Litteratur und Kunst« (das. 1810-28, 18 Bde.);
»Taschenbuch für vaterländische Geschichte« (das.
1811-48, 38 Bde.);
»Das Heer von Innerösterreich im Kriege von 1809« (Altenb. 1817; 2. Aufl., Leipz.
1848);
»Geschichte Andreas Hofers« (das. 1811),
deren zweite Auflage unter dem Titel: »Das Land Tirol und
der Tiroler Krieg von 1809« (das. 1845, 2 Bde.)
erschien;
ferner: »Allgemeine Geschichte der neuesten Zeit, vom Tode Friedrichs d. Gr. bis zum zweiten Pariser Frieden« (Wien
1817-19, 3 Bde.; 2. Aufl. 1831);
»Wien, seine Geschichte und Denkwürdigkeiten« (das. 1823-24, 5 Bde.);
»Kleine historische Schriften und Gedächtnisreden« (Münch. 1832);
»Die goldene Chronik von Hohenschwangau«
(das. 1842);
»Anemonen aus dem Tagebuch eines alten Pilgermanns« (Jena 1845-47, 4 Bde.).
Papst von 514 bis 523, vereitelte durch seine Schroffheit die Versuche des oströmischen Kaisers Anastasios,
die Einheit der occidentalischen und der orientalischen
Kirche wiederherzustellen.
(Hormuz), Name von vier Königen von Persien, aus der Dynastie der Sassaniden:
1) I., 271-272;
2) Hormisdas II., 303-309;
3) Hormisdas III., 457-488;
4) Hormisdas IV., 579-591, Sohn Chosroes' I., ein tyrannischer, grausamer Herrscher, rief zahlreiche Aufstände hervor und wußte
das Reich weder gegen die Angriffe der Oströmer noch gegen die Einfälle der Skythen und Türken zu verteidigen;
er ward daher von den Edlen entsetzt, geblendet und endlich getötet.
(der), eine eigentümlich und reich mit Samt und Silberknöpfen verzierte Art Mütze in Gestalt einer runden Schachtel
ohne Boden, welche die Altenburger Jungfrauen von alters her bei Hochzeiten und Taufen tragen, ähnlich den
Brautkronen, wie sie sich noch in einigen Gegenden Niedersachsens, in Livland und Kurland erhalten haben.
(Harmosan), pers. Satrap von Susiana, ward 640 n. Chr. nach tapferer Verteidigung von Schuschter von den Arabern
gefangen genommen und nach Medina geschickt, wo Omar ihn zum Tod verurteilte, aber sich durch seine Geistesgegenwart
das Leben rettete (vgl. das Gedicht von Platen: »Harmosan«).
Er trat zum Islam über, wurde aber 644, weil er im Verdacht stand,
die Ermordung Omars angestiftet zu haben, von dessen Sohn Abdallah getötet.
der Auswuchs am Kopf der Rinder, Antilopen, Ziegen, Schafe, auch der Giraffe und des Rhinozeros;
im weitern Sinn ähnliche Gebilde am Körper andrer Tiere, z. B. mancher Käfer. Das echte Horn ist ein solider, aus verklebten
Borsten hervorgegangener Auswuchs beim Rhinozeros (Nashorn) ein hohler Überzug dagegen über Knochenzapfen bei den genannten
Wiederkäuern, die darum auch als hohlhörnig (Kavikornier) bezeichnet werden. Das Gehörn der Hirsche besteht
aus Knochensubstanz und gehört nicht hierher (s. Geweih), ebensowenig das Horn des Einhorns (Narwals), das vielmehr ein Stoßzahn
ist.
Bei den Vögeln tragen z. B. der Kasuar und viele Arten der Nashornvogel ein Horn auf dem Kopf oder dem Schnabel; auch der Sporn bei
Hühnervögeln etc. besteht aus Hornsubstanz. Letztere bildet auch die Schwielen (Sohlenballen), ferner
die Schuppen bei den Säugetieren (Schuppentiere etc.), Vögeln und Reptilien (Schildkröten, Schlangen etc.), nicht aber bei den
Fischen, sowie die Zungenstacheln bei den Katzenarten, die Hornzähne des Schnabeltiers, des Neunauges etc., die Barten des Walfisches,
die Platten auf der Zunge, im Gaumen und im Magen der Vögel und mancher Säugetiere.
Als krankhafte Erscheinungen sind hornartige Bildungen bei Pferden, Katzen, Wölfen, bei Gänsen, Enten und Hühnern zu betrachten.
Hierher gehören auch die Künsteleien bei Kapaunen, denen man die von den Füßen abgeschnittenen Sporen durch eine Wunde am
Kopf einpfropft, wo sie dann unter Umständen nicht nur einwachsen, sondern auch noch größer werden
sollen, als sie an den Füßen geworden wären. Das echte Horn wie auch die Haare, Barten (Fischbein), Federn, Nägel, Hufe und die
übrigen oben genannten aus Hornsubstanz bestehenden Bildungen setzen sich aus mächtigen Lagen von Oberhaut- (Epidermis-) Zellen
zusammen, die verhärtet und bis zur Unkenntlichkeit abgeplattet sind, sich jedoch durch Behandlung mit
Kalilauge wieder aufweichen und deutlich machen lassen. Beim Erwärmen wird die Masse weich und läßt sich schweißen; beim
Zerreiben entwickelt sich ein eigentümlicher Geruch, welcher wohl von einer Schwefelverbindung herrührt. Verdünntes Kali
löst unter Bildung von
mehr
Ammoniak den größten Teil des Horns auf; konzentrierte Essigsäure verwandelt es beim Kochen in eine Gallerte und löst eine
Substanz auf, die durch Ammoniak wieder gefällt wird. Mit verdünnter Schwefelsäure entstehen beim Kochen Leucin und Tyrosin.
- Die Hörner der Tiere dienten den alten Völkern vornehmlich als Trinkgeschirre und Gefäße für Öl,
Wein und andre Flüssigkeiten. Als Blasinstrumente finden wir sie schon in den ältesten Zeiten im Gebrauch. Da das ein Zeichen
der Macht, Kraft und Würde war, so wurden Götter, Heroen etc. mit Hörnern dargestellt; so auf alten Münzen die Köpfe des Serapis,
des Ammon, des Dionysos, der Isis, ja sogar Alexanders d. Gr. und seiner Nachfolger. Selbst lebende Personen
trugen Hörner als Ehrenzeichen (Alexander). Die Hörner der Opfertiere wurden bei den Griechen, Römern und Juden vergoldet.
Technische Anwendung
finden besonders folgende Hornarten: Gemeines Ochsenhorn bildet nur Sekundaware. Wertvoller sind die großen südamerikanischen
Hörner, welche an der Spitze bis zu einem Drittel abwärts schwarz, übrigens weiß, in der Masse sehr
fest, rein und durchscheinend sind und schöne Beize annehmen. Die ungarischen Hörner sind grau, grünlich, schwarz mit weiß
gemischt; die irischen, hellfarbig und fast bis zur Spitze hohl, werden bei der Bearbeitung sehr durchsichtig.
Büffelhörner sind fester, von feinerer Masse, dunkelbraun oder schwärzlich, nehmen schöne Politur an
und kommen besonders aus Ungarn, Siebenbürgen, der Walachei, Italien, Spanien etc. in den Handel. Ziegen-, Widder- und Gemshörner
sind von geringerer Bedeutung. Die soliden Spitzen der Hörner werden besonders von den Drechslern, die Hohlstücke (Hornschroten)
von den Kammmachern verarbeitet. Das rohe Horn wird zunächst 2-6 Wochen in kaltes Wasser gelegt und dann
durch einen Schlag gegen ein Holzstück von dem Kern befreit.
Man sägt dann die massive Spitze des Horns ab, legt das röhrenförmige Stück einige Tage in kaltes, dann einige Stunden in
siedendes Wasser, erhitzt es über Feuer und schneidet es von einem Ende zum andern auf. Unter fortwährendem
Erwärmen läßt sich nun das Horn leicht auseinander biegen, worauf man die Hornplatten in einer Schraubenpresse
zwischen warmen Eisenplatten einem allmählich verstärkten Druck aussetzt. Nach dem Einweichen in Wasser gleichen diese Hornplatten
in ihrem Ansehen dem rohen und kommen in dieser Form in den Handel.
Wünscht man aber eine größere Durchsichtigkeit, so wird das über Kohlenfeuer erweicht, abgeschabt, von Flecken und Adern
soviel wie möglich gereinigt, dann abermals erst zwei Tage in kaltem und einige Stunden in heißem Wasser erweicht, in geschmolzenen
Talg getaucht, zwischen erwärmte Eisenplatten geschichtet und unter einer Schraubenpresse einem
starken Druck ausgesetzt. Die Hornplatten lassen sich auch spalten und durch Kreissägen in dünne Blätter zerteilen.
Zum Löten schrägt man die zu vereinigenden Enden ab, reibt sie mit Schachtelhalm ab, stellt sie dann kurze Zeit in heißen
Alkohol, um das Fett zu entkernen, und preßt sie nun zwischen den Backen einer ziemlich stark erhitzten
kupfernen Lötzange in einem Schraubstock allmählich stark zusammen. Während des Pressens gießt man fortwährend etwas Wasser
auf das Horn, bis die Zange erkaltet ist, und schabt und poliert dann die Lötstelle ab. Größere Platten erweicht man vor dem
Zusammenlöten in heißem Wasser und preßt sie nach dem Trocknen zwischen Kupferplatten unter
einer Presse.
Längere Hornstäbe stellt man dar, indem man das von seiner massiven Spitze befreite Horn in heißem Wasser erweicht, auf der
Drehbank zu gleicher Wandstärke abdreht und nun auf einer Maschine mit Schraubengang in einer Spirale zu einem langen Streifen
aufschneidet. Die in Wasser erweichte Spirale wird zwischen erwärmten Walzen zu einem geraden Stab gestreckt,
letzterer in Metallröhren gebracht und, nachdem dieselben verschlossen wurden, so lange in Wasser gesotten, bis er die Form
der Röhren angenommen hat.
Der gehörig zubereitete Stab wird in Wasser oder Öl gelegt und zu Peitschenstöcken, Reitgerten, Schirmgestellen
etc. benutzt. Zum Polieren des Horns dient Bimsstein, Tripel, Schachtelhalm etc. Die bei der Bearbeitung des Horns abfallenden
Hornspäne werden als Dünger, als Streusand und in der Blutlaugensalzfabrikation angewandt; man kann sie aber auch wieder
zu einer Masse vereinigen und Gegenstände vom Ansehen des Horns daraus fertigen (Gießen des Horns).
Man preßt die befeuchteten Späne in einer erwärmten metallenen Form zu einem Kuchen zusammen, raspelt diesen, preßt die
erhaltenen Späne abermals und wiederholt dies, bis man eine genügend dichte und feine Masse erhalten hat. Diese wird dann
in ein feines Pulver verwandelt und in erhitzten zweiteiligen messingenen Formen unter starkem Druck zu
Dosen, Knöpfen etc. geformt. Soll das Horn dauernd weich und elastisch bleiben, so weicht man es zehn Tage lang in einem Bad von 1 Lit.
Wasser, 3L. Salpetersäure, 2L. Holzessig, 5 kg Gerbsäure, 2 kg Weinstein, 2,5 kg schwefelsaurem Zinkoxyd, schneidet es zu und
bringt es vor dem Polieren nochmals in dasselbe Bad.
Zum Beizen und Färben des Horns werden verschiedene Methoden angegeben. Um schwarz zu färben, legt man das Horn in eine kalt
bereitete Lösung von 120 g Quecksilber in 120 g Salpetersäure und 500 g Wasser, spült es nach zwölf Stunden gut ab
und bringt es dann auf 1-2 Stunden in eine Lösung von 15 g Schwefelleber in 500 g Wasser, worauf die Gegenstände gut abgewaschen
werden müssen. Die Farbe sitzt sehr fest, liegt aber nur auf der Oberfläche. Um Horn dem Schildpatt ähnlich zu machen, legt
man es einige Stunden in ein Bad aus 1 Teil Salpetersäure und 3 Teilen Wasser von 30-38° C., bedeckt es dann
stellenweise mit einem Brei aus 2 Teilen Soda, 1 Teil gebranntem Kalk und 1 Teil Mennige, spült es nach 10-15 Minuten ab, trocknet
das Horn durch Aufdrücken eines Tuches und legt es in ein Bad aus 4 Teilen Rotholzabkochung von 10° B. und 1 Teil
Ätznatronlauge von 20° B., spült es dann ab und trocknet und poliert es nach 12-16 Stunden. Um dem ein metallartiges Ansehen
zu geben, taucht man es in Chlorzink (gelb), chromsaures Zinkoxyd (grün), Chlorkupfer (schwarz), chromsaures Kupferoxyd (braun);
Jodkalium, auf diesen Farben angebracht, verwandelt sie in Rot. Die eingetauchten Gegenstände werden bei
68° C. getrocknet und dann mit Musivgold abgerieben.
Vgl. Kühn, Handbuch für Kammmacher, Horn- und Beinarbeiter (2. Aufl.,
Weim. 1864);
Seliger, Technische Bibliothek für Drechsler (Münch. 1853);
Schmidt, Beizen, Schleifen und Polieren des Holzes, Horns,
der Knochen etc. (6. Aufl., Weim.
1878);
Andes, Die Bearbeitung des Horns etc. (Wien 1885).
(ital. Corno, franz. Cor, engl. Horn), das bekannte, durch Weichheit des Tons vor allen andern ausgezeichnete Blechblasinstrument,
entweder als Naturinstrument (Naturhorn, Waldhorn, Corno
mehr
di caccia, Cor de chasse, French horn) oder (in neuerer Zeit fast ausnahmslos) mit Ventilen, Cylindern, Pistons, d. h. einem
Mechanismus, welcher die Schallröhre durch Einschaltung kleiner »Bogen« verlängert und dadurch die Naturskala verschiebt
(Ventilhorn). Das Wald- oder Naturhorn hat eine Röhre ohne Tonlöcher; die Verschiedenheit der Töne wird, abgesehen von
den Ventilen, allein mittels der Lippenstellung und der Art des Anblasens (Ansatz) bewirkt. Es ist ein sogen. Halbinstrument,
d. h. so eng mensuriert, daß der tiefste Eigenton nicht anspricht, sondern sogleich in die
Oktave überschlägt; obgleich die Schallröhre mehr als 16 Fuß lang ist (im Kreis gewunden), so ist doch der
tiefste Ton des C-Horns das große C. Man schreibt seltsamerweise diejenigen Töne des Horns, welche man im Baßschlüssel notiert,
eine Oktave tiefer, als man sie im Violinschlüssel notieren würde, so daß: ^[img] identisch sind.
Während in der Tiefe der Umfang stets durch denselben Ton der Naturskala begrenzt wird (dem zweiten Ton
der Reihe, vgl. Obertöne), bestimmt in der Höhe die wirkliche Tonhöhe die Grenze für den Orchestergebrauch (c' cis' d'').
Die Skala der Naturtöne des Horns weist nach der Tiefe hin immer größere Lücken auf; diese werden zum Teil ausgefüllt durch
gestopfte Töne, da jeder Naturton um einen halben, zur Not auch um einen ganzen Ton vertieft werden kann
dadurch, daß der Bläser die Hand in die Stürze schiebt.
Stopftöne haben im Vergleich mit den natürlichen, weich und voll tönenden einen gepreßten, dumpfen Klang und machen daher
eine völlig gleichmäßig gefärbte chromatische Skala über den ganzen Umfang des Instruments unmöglich,
wenn sie auch, im einzelnen und für besondern Effekt angewendet, von sehr charakteristischer Wirkung sind. Die um einen Ganzton
vertieften (sozusagen »doppelt gestopften«) Töne sind rauh und schlecht, unsicher in der Ansprache, so: b d' f' und as'.
Die Töne a und des', dreifach gestopft, sind nicht zu brauchen. Die Einführung der Ventile beseitigt
die Notwendigkeit, gestopfte Töne zu gebrauchen, beläßt aber die Möglichkeit ihrer Anwendung; der Komponist kann sie auch
von Ventilinstrumenten fordern. Man unterscheidet im Orchester erstes und zweites Horn, bei stärkerer Besetzung Gruppen zu je
zwei Hörnern, von denen eins als erstes, das andre als zweites Horn behandelt wird. Das erste
Horn gebietet über die höchsten, das zweite über die tiefsten Töne, jenes hat ein engeres Mundstück als dieses.
Ein Mittelding, dem die höchsten wie die tiefsten Töne schwer werden, aber ein großer mittlerer Umfang zu Gebote steht, ist
das von französischen Hornvirtuosen in Aufnahme gebrachte Cor mixte. Zu bemerken ist, daß das Ventilhorn
sich in der Klangfarbe nicht unerheblich vom Waldhorn unterscheidet; der eigentümliche, elegische Ton des Horns ist bei ihm
etwas verwischt. Erfunden wurde das Waldhorn gegen 1680 in Paris, von wo aus es Graf Spörken kurz darauf in Böhmen einführte;
doch ist die Erfindung wahrscheinlich nur die Verbesserung eines bereits vorhandenen Instruments, der von
Prätorius angeführten sogen. Jägertrompete.
Zuerst wurde es wohl, wie auch der Name Waldhorn andeutet, bei Jagden zum Signalgeben gebraucht; mit der Zeit kam es dann in
die Militärmusik und (im ersten Viertel des 18. Jahrh.) in die Oper. Die ersten Hörner standen in Es, wie
die Trompete; nach und nach kamen die G-, B- und
F-Hörner auf. Mit Hilfe von Satzstücken oder Krummbogen, d. h. rund gebogenen
Röhren von Messingblech, welche dem Instrument gleich unterhalb des Mundstücks angeschoben wurden und seine Röhre um so viel
verlängerten wie zur Vertiefung der Skala um einen ganzen oder halben Ton nötig war, stellte man die
andern Stimmungen her.
Diese in betreff der Tonreinheit noch sehr mangelhafte Einrichtung wurde verdrängt durch das 1748 von Hampel in Dresden erfundene
Inventionshorn, das so konstruiert ist, daß man zu verschiedenen Tonarten nur eines einzigen Horns bedarf, indem man
größere oder kleinere Satzstücke, deren Länge von den Grundtönen der verschiedenen Tonarten abhängt, in die Mitte der
Röhre einschieben und somit das Instrument in verschiedene Tonarten stimmen kann. Seine Vollendung in Bezug auf Spielgeläufigkeit
erhielt aber das Horn erst durch die von Stölzel in Breslau 1814 erfundenen Ventile (vgl. Pistons).
Das Ventilhorn (corno cromatico) bringt alle Töne der chromatischen Skala hervor und zwar offen, ohne Beihilfe des Stopfens,
indem die Anwendung eines oder mehrerer seiner Ventile etwa ein F-Horn in ein E-, Es- oder D-Horn umwandelt und die Tonstufen dieser
Stimmungen alsdann zur chromatischen Skala sich ergänzen. Stölzel selbst brachte zwei Ventile an, deren
eins den Ton um einen halben, das andre um einen ganzen Ton, beide zugleich angewendet um eine kleine Terz erniedrigen; C. A.
Müller in Mainz fügte 1830 noch ein drittes Ventil hinzu, welches, allein angewendet, den Ton um anderthalb, mit dem ersten
zugleich gebraucht, um zwei ganze Töne erniedrigt, wodurch dann eine vollständige chromatische Skala
ermöglicht war.
Übrigens werden sie jetzt in verschiedenen Größen und mit immer größerer Vollkommenheit angefertigt. Die meisten Verbesserungen
rühren von Červeny in Königgrätz her, welcher auch die Tonwechselmaschine erfand, vermittelst welcher man ohne Aufsetzen
von Bogen nur durch Drehen eines Zeigers auf einem mit den chromatischen Tonstufen bezeichneten Zifferblatt
die Stimmung des Instruments sofort beliebig verändern kann. Ein ganz neues System der Ventile (Pistons independants) erfand
in neuerer Zeit Ad. Sax in Paris, bei welchem durch die Ventile die Schallröhre nicht verlängert, sondern verkürzt wird und
statt dreier Ventile sechs angebracht sind.
Die Ventilhörner in F sind die gebräuchlichsten, demnächst die in E und Es.
Notiert wird auch für das Ventilhorn stets in C dur. Das Posthorn unterscheidet sich von dem gewöhnlichen Waldhorn nur durch
die kleinern Dimensionen, also eine höhere Tonlage, aber auch durch geringern Tonumfang und geringere Rundung und
Reinheit des Klanges. Das Horn ist als Soloinstrument sehr beliebt, und wenn auch reisende Hornvirtuosen heute ziemlich rar
sind, so finden sich doch mehr oder weniger lange Hornsoli in Orchesterwerken und Opern sehr häufig. Aus der nicht gerade
reichen Litteratur für Horn sei Schumanns Quadrupelkonzert für vier Hörner (Op. 86) hervorgehoben. Ausgezeichnete
Hornschulen schrieben Domnich, Duvernoy, Dauprat u. Gumpert.
1) Stadt im Fürstentum Lippe, am Fuß des Teutoburger Waldes, hat ein Amtsgericht, bedeutende Sandsteinbrüche und
(1885) 1872 meist evangelische Einwohner. In der Nähe die
mehr
Externsteine (s. d.). - 2) Stadt in Niederösterreich, unfern der Station Sigmundsherberg-Horn der Franz Josephs-Bahn, von Ringmauern
umschlossen, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein Real- und Obergymnasium mit Konvikt,
Sparkasse (2,8 Mill. Gulden Einlagen), Piaristenkollegium, ein gräflich Hoyos-Sprinzensteinsches Schloß mit Park und (1880) 2214 Einw. -
3) Dorf im Hamburger Gebiet, mit dem bekannten Rauhen Hause (s. d.) und (1885) 3363 Einw.
1) Gustav Karlsson, Graf von Björneborg, schwed. Feldherr im Dreißigjährigen Kriege, geb. zu Örbyhus
in Upland, studierte in Rostock, Jena und Tübingen und nahm nach seiner Rückkehr 1612 Kriegsdienste. Er focht zuerst gegen die
Russen, unterhandelte 1619 die Heirat Gustav Adolfs mit Marie Eleonore von Brandenburg, eroberte 1625 Dorpat, 1630 Kolberg und befehligte
dann beim Vordringen Gustav Adolfs gegen Frankfurt a. O. die eine Hälfte des schwedischen Heers.
In der Schlacht bei Breitenfeld 1631 führte er den linken Flügel, kommandierte dann siegreich in Franken
und nahm auch an dem Gefecht am Lech teil. In der Schlacht bei Lützen 1632 erhielt er den Auftrag, den geschlagenen Flügel des
Feindes zu verfolgen. Nach dem Tode des Königs war er Befehlshaber der schwedischen Truppen unter Bernhard von Weimar; in der
gegen seinen Rat geschlagenen Schlacht von Nördlingen gefangen genommen, ward Horn erst 1642 ausgewechselt,
leitete dann 1644 die Expedition gegen Dänemark und zwang die Dänen zum Frieden, wurde endlich Reichsmarschall und Gouverneur
von Livland und Schonen und starb in Skara.
2) Franz Christoph, Romandichter und Litterarhistoriker, geb. zu Braunschweig, studierte in Jena
und Leipzig Philosophie und Geschichte, wurde 1803 Lehrer am Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin, 1805 am Lyceum zu Bremen, kehrte 1809 nach
Berlin zurück, wo er privatisierte und Vorlesungen über Shakespeare und deutsche Litteraturgeschichte hielt. Er starb daselbst.
Seine Romane, wie: »Guiscardo, der Dichter« (Leipz.
1801, neue Aufl. 1817),
»Der Einsame« (das. 1801),
»Otto« (Brem. 1810),
»Kampf und Sieg« (das. 1811),
»Liebe und Ehe« (Berl. 1819)
etc., und »Novellen« (das. 1819-20, 2 Bde.),
unter denen der »Ewige Jude« am bekanntesten wurde, waren nicht ohne Phantasie, aber süßlich und schwächlich in der Ausführung,
so daß sie mit Recht rasch vergessen wurden. Etwas größern Wert beanspruchen seine litterarhistorischen Arbeiten, z. B.
»Umrisse zur Geschichte und Kritik der schönen Litteratur Deutschlands während der Jahre
1790 bis 1818" (Berl. 1819, 2. Aufl. 1821); »Die
Poesie und Beredsamkeit der Deutschen von Luthers Zeit bis zur Gegenwart« (das. 1822-29, 4 Bde.);
»Shakespeares Schauspiele erläutert« (das. 1823-1831, 5 Bde.).
G. Schwab und F. Förster gaben eine Auswahl aus seinem Nachlaß unter dem Titel: »Psyche« (Leipz. 1841, 3 Bde.)
heraus.
3) Heinrich Moritz, Dichter und Novellist, geb. zu Chemnitz, studierte die Rechte in Leipzig, lebte dann als Gerichtsassessor
erst in seiner Vaterstadt, darauf zu Zittau in der Lausitz, wo er starb. Die durch Rob. Schumanns geniale Musik bekannt
gewordene lyrisch-epische Dichtung »Die Pilgerfahrt der Rose« (Leipz. 1851, 4. Aufl. 1882) war sein erstes Werk.
Auch andre erzählende Dichtungen, wie »Die Lilie vom See« (Leipz. 1854) und »Magdala« (das. 1855, 2. Aufl.
1870),
hatten vorübergehenden Erfolg. Weniger
erfreulich sind das Idyll »Die Dorfgroßmutter« (Leipz. 1856)
und die »Neuen Dichtungen« (Prag 1858) mit ihren versifizierten Kriminalgeschichten. Das Gebiet des Romans betrat Horn mit den
Erzählungen: »Auf dem Schloß und im Thal« (Prag 1858, 2 Bde.),
»Die Dämonen« (das. 1862, 2 Bde.),
»Der zerrissene Dreiklang« (Leipz. 1867, 2 Bde.)
u. a. Noch erschien: »Aus goldener Kinderzeit« (Leipz.
1862). Im anspruchslosen Lied und Bild entwickelte eine tiefe Innigkeit, welche seinen größern Versuchen und Anläufen fehlte.
4) Uffo Daniel, Dichter, geb. zu Trautenau in Böhmen, studierte zu Prag und Wien die Rechte, zugleich
sein poetisches Talent in Gedichten und dramatischen Arbeiten versuchend, machte dann größere Reisen nach Italien, Frankreich,
Ungarn, Norddeutschland und Belgien und lebte seit 1846 in Dresden, von wo er 1848 auf die Kunde von der in Prag ausgebrochenen
tschechischen Bewegung dorthin eilte. Er trat als Redner für die deutsch-konstitutionelle Partei auf,
obwohl er früher der tschechischen Sache nicht abhold gewesen war, wie sein Trauerspiel »König Ottokar« (4. Aufl., Prag 1859)
beweist, und nahm dann am schleswig-holsteinischen Feldzug bis zu Ende teil, worüber er in der Schrift »Von Idstedt bis zu
Ende« (Hamb. 1851) berichtete. Seitdem lebte er, litterarisch beschäftigt,
in seiner Vaterstadt und starb daselbst. Von seinen novellistischen Arbeiten sind hervorzuheben: »Böhmische Dörfer«
(Leipz. 1847, 2 Bde.),
treue Bilder aus dem böhmischen Volksleben;
»Aus drei Jahrhunderten« (das. 1851, 2. Aufl. 1853) und
»Bunte Kiesel« (Prag 1859);
von seinen dramatischen Dichtungen noch das Preislustspiel »Die Vormundschaft«
und das einaktige Drama »Camoens im Exil« (Wien 1839).
Auch veröffentlichte er »Gedichte« (Leipz.
1847). Horn gehörte zu den begabtesten österreichischen Dichtern neuerer Zeit, ohne es doch zu einer hervorragenden
Leistung von bleibendem Wert gebracht zu haben.
5) August, Komponist, geb. zu Freiberg in Sachsen, Schüler des Leipziger Konservatoriums, lebt in
Leipzig und hat sich namentlich durch wertvolle Arrangements klassischer Werke vorteilhaft bekannt gemacht. Unter seinen eignen
Kompositionen haben eine Operette: »Die Nachbarn«, Männerchöre (von denen ein Doppelchor mit einem Preis ausgezeichnet wurde)
und zahlreiche einstimmige Lieder Beifall gefunden.
6) Eduard, ungar. Nationalökonom und Politiker, geb. zu Waag-Neustadt von jüdischen Eltern,
betrat frühzeitig die journalistische Laufbahn, besonders als Verfechter der Judenemanzipation, der auch sein erstes Werk:
»Zur Judenfrage in Ungarn« (Ofen 1847),
gewidmet war. Nachdem er 1848 die Wochenschrift »Der ungarische Israelit«
als Organ der jüdisch-religiösen Reformbewegung gegründet, schloß er sich 1848-49 dem ungarischen Aufstand
an und begab sich nach dessen Unterdrückung 1850 nach Leipzig und 1851 nach Brüssel. Aus seinen Studien der belgischen Zustände
gingen hier die beiden Werke: »Statistisches Gemälde des Königreichs Belgien« (Dessau 1853) und »Bevölkerungswissenschaftliche
Studien aus Belgien« (Leipz. 1854) hervor. Als Korrespondent für deutsche Blätter ging er 1855 zur Weltausstellung
nach Paris, wo er eine Anstellung am »Journal des Débats« als Redakteur des nationalökonomischen Teils erhielt. 1869 nach Ungarn
zurückgekehrt, wurde er 1875 zum Staatssekretär im Ministerium für Handel und Gewerbe ernannt, starb aber bald darauf
mehr
7) W. O. von, Pseudonym des Volksschriftstellers Ph. Fr. W. Örtel (s. d.).